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Das Kapuzinerkloster Worms war eine Grundung der Gegenreformation und wurde nach der Annexion von Worms durch Frankreich 1802 aufgelost Kloster Blick nach Osten im Hintergrund der Klostergarten links der Chor der Liebfrauenkirche Zeichnung von Peter Hamman Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Ausgangslage 1 2 Grundung 1 3 Aufbau 1 4 Ende 2 Organisation 3 Literatur 4 Anmerkungen 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAusgangslage Bearbeiten Die Stadt Worms war in der Reformation uberwiegend lutherisch geworden Lediglich ein unmittelbar mit dem Bistum Worms verbundener Personenkreis blieb romisch katholisch und befand sich nun in der Minderheit Im Zuge des Dreissigjahrigen Kriegs besetzten spanische Truppen die auf katholischer Seite kampften die Stadt Das nutzte die romisch katholische Minderheit in der Stadt um hier die Sache der Gegenreformation zu fordern Eine der darauf zielenden Massnahmen war eine Niederlassung des Kapuzinerordens zu grunden Schon seit 1624 hatte Bischof Georg Friedrich von Greiffenclau zu Vollrads in der Angelegenheit mit dem Orden verhandelt 1 Grundung Bearbeiten 1629 Bischof war inzwischen Georg Anton von Rodenstein kamen die ersten vier Kapuziner nach Worms und wurden zunachst in einem Stiftshaus des Liebfrauenstifts in der nordlichen Vorstadt untergebracht Um keinen Konflikt mit dem lutherischen Magistrat zu provozieren wurden die Monche zunachst als Kaplane des Bischofs ausgegeben Sie ubernahmen in der Stadt und in Ortschaften des unmittelbaren Umlands eine Reihe von Predigtauftragen und seelsorgerischen Aufgaben Bald kristallisierte sich eine enge ortliche Bindung an die Liebfrauenkirche heraus wo sie auch gottesdienstliche Pflichten ubernahmen 2 Am 14 November 1631 erteilte Bischof Georg Anton von Rodenstein die Genehmigung zur Niederlassung des Ordens in Worms die offizielle Grundung des Klosters in Worms 3 Schon wenige Wochen spater besetzten im Dezember 1631 schwedische lutherische Truppen die Stadt Nahezu der komplette romisch katholische Klerus floh Nur wenige es gibt unterschiedliche Angaben zwei oder funf Kleriker sollen geblieben sein darunter auch Kapuziner Der Bischof erteilte ihnen daraufhin den Predigtauftrag im Dom um das romisch katholische Leben aufrechtzuerhalten Die schwedische Besatzung versuchte genau das Gegenteil zu erreichen und stellte die Kapuziner 1632 unter Hausarrest Pater Kilian begab sich daraufhin heimlich zum Dom und blieb dort um weiter den Gottesdienst sicherzustellen bevor die Schweden den Dom noch im gleichen Jahr zur lutherischen Pfarrkirche umwidmeten Anm 1 Das Ansinnen des lutherischen Magistrats den romisch katholischen Gottesdienst in der Stadt ganz zu verbieten konnten die Kapuziner aber abwehren Da die Schweden die Vorstadt aus militarischen Grunden raumen wollten mussten die Kapuziner in das Haus des Propstes des Andreasstiftes in der Stadt umziehen 4 Aufbau Bearbeiten nbsp Erhaltener Ostflugel des Klosters von 1757 58 spater Weingut ValckenbergNach der Schlacht bei Nordlingen hielten die Schweden Worms noch einige Monate mussten sich aber 1635 zuruckziehen Es folgte wieder eine romisch katholische Besatzung der Bischof kehrte aus dem Exil zuruck und die Kapuziner wurden wieder gefordert Sie erhielten vom Bischof 1637 die ehemalige Pfarrkirche St Amandus zugeteilt 5 der fur den Klosterbau auch angrenzendes Gelande kaufte Die Kirche lag etwas sudlich der Liebfrauenkirche war allerdings ebenso wie alle Gebaude auf den gekauften angrenzenden Grundstucken Ruine die Pfarrrechte waren in die Liebfrauenkirche ubertragen worden Nach wie vor herrschte Krieg die wirtschaftliche Lage war desastros und fur einen Klosterneubau kein Geld vorhanden 6 Um das Liebfrauenstift war es ahnlich schlecht bestellt auch wenn dessen Kirche erhalten geblieben war So kam es 1642 zwischen beiden Einrichtungen zu einer Abmachung dass den Kapuzinern zwei am Kreuzgang der Stiftskirche gelegene und nicht mehr besetzte Stiftsherrenhauser und die dort gelegene Jodokuskapelle als Ordenskirche zur Nutzung uberlassen wurden wofur sie Gottesdienste in der Stiftskirche ubernahmen Der Bischof und 1645 auch der Papst stimmten dieser Regelung zu 7 Der Rat der Stadt wollte das 1649 8 noch mit dem Hinweis auf die Normaljahr Regelung verhindern was misslang 1650 schloss er mit den Kapuzinern ein Abkommen das den status quo festschrieb 9 In der Folge wurden die ubernommenen Gebaude zu einem Kloster ausgebaut 10 1651 hatte der Konvent 12 Mitglieder Einbruche in der Zahl der Konventualen gab es vor allem wahrend der Pest 1666 und in der Folge des Pfalzischen Erbfolgekrieges 11 Im Pfalzischen Erbfolgekrieg brannten Truppen Konig Ludwigs XIV die Stadt Worms 1689 nieder Das Kapuzinerkloster blieb davon weitgehend verschont weil es als Quartier fur franzosische Offiziere diente 1692 war das Gelande Teil eines Schlachtfeldes in einem Kampf zwischen Reichstruppen und franzosischem Militar wobei das Kapuzinerkloster und die Jodokuskapelle beschadigt wurden 12 Der Magistrat der Stadt versuchte weiter den Auf und Ausbau des Klosters zu behindern was letztendlich aber ohne Erfolg blieb 1707 waren die Schaden beseitigt und der Konvent hatte 15 Mitglieder 1753 wurde es hatte Streitigkeiten gegeben das Abkommen mit dem Liebfrauenstift erneuert 13 1757 58 wurden die alten Klostergebaude abgerissen und das Kloster neu errichtet 14 Immerhin wurden damals 21 Klosterzellen eingebaut 15 geplant wurde ursprunglich wohl noch grosser Anm 2 Es handelte sich um eine Vierflugelanlage die sich um einen geschlossenen Innenhof gruppierte 16 Auch jetzt versuchte der Magistrat auch diesmal vergeblich das Vorhaben zu verhindern Finanziert wurde der Neubau uberwiegend von der Ordensprovinz und der bischoflichen Rentkammer In einem uberwiegend evangelischen Umfeld war das Geschaft eines romisch katholischen Bettelordens nicht besonders eintraglich Fur die zweite Halfte des 18 Jahrhunderts sind die Quellen zum Kapuzinerkloster sparlich 17 Den Kapuzinern oblag die Seelsorge fur die Pfarrgemeinde St Amandus Diese war nach der Reformation und der Stadtzerstorung 1689 nur sehr klein die kleinste in ganz Worms Zunachst waren es nur 40 Gemeindeglieder Ende des 18 Jahrhunderts waren es 70 18 Daruber hinaus waren sie in den Gemeinden Abenheim Herrnsheim Neuhausen Rheindurkheim und Horchheim aktiv 19 Ende Bearbeiten Nachdem 1792 franzosische Truppen erstmals im Rahmen der Revolutionskriege Worms besetzten floh ein Teil des Konvents Einige Monche leisteten gleichwohl spater den Eid auf die franzosische Verfassung Am 9 Juni 1802 wurde das Kloster Worms war inzwischen von Frankreich annektiert mit einem Konsularbeschluss Arrete des Consuls im rechtlichen Sinne eine Verordnung sakularisiert und formal aufgelost 20 Das Kloster bewohnten damals noch neun Monche die zwischen 53 und 73 Jahre alt waren Einige blieben in Worms einige gingen auf das rechte Rheinufer 21 Den einzig materiell wertvollen Besitz des Klosters stellte dessen Weingarten da auf dem die Trauben fur die Liebfrauenmilch wuchsen Er wurde zusammen mit dem baulich ruinosen Kloster und dem Kreuzgang der Liebfrauenkirche von dem Mainzer Karl Christian Parcus 1803 fur 2000 Gulden ersteigert Er liess bis 1809 Kreuzgang Jodokuskapelle und weitgehend auch das Kapuzinerkloster selbst abbrechen und erweiterte den Weingarten auf dieses Gelande Nur der Ostflugel des Klosters blieb erhalten und diente seitdem als Weingut Dieses Gebaude ist der einzig erhaltene bauliche Rest des Klosters 22 Organisation BearbeitenDas Wormser Kapuzinerkloster gehorte zunachst zur Kolnisch Rheinischen Provinz des Ordens und dort zur oberen sudlichen Kustodie Nach der Teilung der Provinz 1668 gehorte das Kloster zur Rheinischen Provinz und hier zur pfalzischen Kustodie Geleitet wurde das Kloster seit 1632 von einem Guardian Nur in der Zeit nach der Stadtzerstorung war der Konvent offenbar so klein dass dieses Amt bis ins Jahr 1700 nicht besetzt war 23 Literatur BearbeitenEugen Kranzbuhler Verschwundene Wormser Bauten Krautersche Buchhandlung Worms 1905 S 94 97 Fritz Reuter Die Kapuziner in Worms Gerold Bonnen Hg Liebfrauen Worms 1298 1998 700 Jahre Stift 100 Jahre Pfarrei Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte Bd 86 1998 ISBN 978 3 929135 18 3 S 135 165 Peter Schmidt und Matthias Untermann Worms St Jodocus Kapuzinerkloster In Jurgen Keddigkeit Matthias Untermann Sabine Klapp Charlotte Lagemann Hans Ammerich Hg Pfalzisches Klosterlexikon Handbuch der pfalzischen Kloster Stifte und Kommenden Band 5 Beitrage zur pfalzischen Geschichte Band 26 5 Institut fur pfalzische Geschichte und Volkskunde Kaiserslautern 2019 ISBN 978 3 927754 86 7 S 1000 1019 Anmerkungen Bearbeiten 1632 bis 1635 bestand am Dom eine lutherische Pfarrstelle Schmidt Untermann S 1002 Dieses grossere Projekt sollte 70 Klosterzellen umfassen Kranzbuhler S 96 Einzelnachweise Bearbeiten Schmidt Untermann S 1001 Schmidt Untermann S 1001 Schmidt Untermann S 1002 Schmidt Untermann S 1002 Kranzbuhler S 94 Schmidt Untermann S 1002 Schmidt Untermann S 1003 Kranzbuhler S 95 Schmidt Untermann S 1003 Schmidt Untermann S 1013f Schmidt Untermann S 1006 Schmidt Untermann S 1003f Schmidt Untermann S 1004 Schmidt Untermann S 1004 1014 1016 Schmidt Untermann S 1006 Schmidt Untermann S 1010 Schmidt Untermann S 1004f Reuter S 156 Reuter S 156 159 Schmidt Untermann S 1004 Reuter S 161 Schmidt Untermann S 1004 1008 1012 Schmidt Untermann S 1005f 49 63841 8 36898 Koordinaten 49 38 18 3 N 8 22 8 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kapuzinerkloster Worms amp oldid 239321939