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Ein Shinshoku japanisch 神職 ʃinʃokɯ Gottesdiener oder Kan nushi 神主 Gottlicher Meister ist ein shintōistischer Priester in Japan Die Bezeichnung deckt alle Range ab die Shintō Priester innehaben konnen Frauen als Shintō Priesterinnen werden Guji 宮司 Oberste Priesterin genannt was auch ein Rangtitel unter mannlichen Priestern ist 1 2 Ein Shinshoku in traditioneller Tracht mit dem Rang eines Kan nushi er tragt hier einen Kanmuri Hut Inhaltsverzeichnis 1 Aufgaben 2 Ausbildung und Karriere 3 Tracht 4 Geschichte 5 Shinshoku in der modernen Subkultur 6 Siehe auch 7 Literatur 8 EinzelnachweiseAufgaben BearbeitenJe nachdem welchen Rang ein Shinshoku innehat ubernimmt er unterschiedliche Amter und fuhrt verschiedene Rituale und Zeremonien aus Unter Shintō Priestern lautet die Rangfolge absteigend Kan nushi 神主 Gottlicher Meister Guji 宮司 Senior Priester oder Oberpriester Negi 禰宜 Junior Priester oder Assistierender Priester Shishō 祠掌 Schrein Diener Im Unterschied zu christlichen Priestern besteht ihre wichtigste Aufgabe aber nicht im Predigen oder in moralischer Erbauung der Gemeinde sondern im Vollziehen von religiosen Zeremonien und im symbolischen Vermitteln zwischen Gottern und Ahnengeistern und den Menschen 3 4 Zu den wichtigsten Ritualen und Zeremonien eines jeden Shinshoku gehoren unter anderem im Folgenden eine kleine Auswahl Harai 祓 Reinigung Exorzismus Eine haufige und wichtige Zeremonie bei der der Shinshoku einen heiligen Wedel schwingt und schuttelt oder bestimmte Gegenstande Gebaude und oder Menschen beruhrt um sie symbolisch zu reinigen und von bosen Geistern zu befreien Jichinsai 地鎮祭 Wegbereitung Eine Segnungs und Reinigungszeremonie die den Boden weiht auf dem ein Haus Tempel oder Schrein errichtet werden soll Sie soll bose Geister abschrecken und Gluck beim Bauen und Einzug bescheren Shichi go san 七五三 Sieben Funf Drei Feier Eine besondere Zeremonie bei der Jungen im Alter von drei und funf sowie Madchen im Alter von sieben Jahren gesegnet werden vergleichbar mit einer westlichen Kommunionfeier Sakumyōbo 策命文 Wurdigung Spezielle Gebete und Verse werden rezitiert die bei einer Beerdigung den Verstorbenen segnen und seine Seele erlosen sollen Norito 祝詞 Feierliche Worte Gebete und Litaneien die meist bei Einweihungen Eroffnungen zu Festlichkeiten oder auch bei Trauungen gesprochen werden 3 Ausbildung und Karriere BearbeitenDen korrekten Ablauf von Ritualen und Zeremonien sowie Auswahl und Vortrag der richtigen Gebete und Segens und Bannspruche mussen Shinshoku wahrend einer langjahrigen Ausbildung erlernen Diese Ausbildung dauert zwischen sieben und neun Jahren und findet an speziellen Priesterschulen statt Die Prufungen und Abschlusse werden von der Priestervereinigung Jinja Honchō 神社本庁 Hauptsitz der Shintō Schreine in Tokio geleitet und uberwacht Dabei konnen folgende Abschlussklassen und Range erworben werden in aufsteigender Abfolge Gonseikai 権正階 Seikai 正階 Meikai 明階 Jōkai 浄階 Nur mit der Abschlussklasse Jōkai kann ein Priester ein Kan nushi werden Shinshoku konnen aber auch in ihren Rangen fallen 3 4 Shinshoku durfen heiraten und eine Familie grunden im Gegensatz zu katholischen Priestern beispielsweise ihr Einkommen beziehen sie aus den Spenden von Glaubigen Seit 1945 untersagt die japanische Regierung die finanzielle Unterstutzung religioser Institutionen aus Staatskassen 5 Auch Frauen konnen und durfen Priesterinnen werden fur sie gelten dieselben Bedingungen Trotz dieser Moglichkeit sind shintoistische Priesterinnen eher selten Meistens haben sie diese Rolle einschliesslich der Amter von ihrem Ehemann oder Bruder geerbt seltener von ihrem Vater 2 Tracht BearbeitenDie Tracht die fur Shinshoku ublich ist wird streng nach Rang und Amt reglementiert Die klassische Tracht eines Shinshoku besteht im Groben aus einer prachtvoll bestickten Kariginu 狩衣 wortl Jagdrobe mit Eri 襟 uber einem nicht minder prachtigen Furisode mit weit herabhangenden Armeln Die Beinbekleidung besteht aus einem Hakama Hosenrock 袴 Farbe und Stickmuster der Tracht sind von Rang und zeremoniellem Anlass abhangig Als Kopfbedeckung tragen sie einen sogenannten Tate eboshi 立烏帽子 einen kleinen dosenformigen Hut Kan nuchi schmucken sich mit einem Kanmuri 冠 Krone oder mit einem sogenannten Torikabuto 鳥兜 Vogelhelm einem eigentumlichen hohen Spitzhut Als Schuhwerk dienen ihm schwarz lackierte Schuhe die Asagutsu 浅沓 genannt werden Seltener werden Geta 下駄 getragen 3 4 Zu den klassischen Utensilien und Reliquien die ein Shinshoku mit sich fuhrt und benutzt gehoren unter anderem der Haraigushi 御幣 Reinigungswedel ein Holzstab mit zwolf und mehr zickzack formig gefalteten Papierstreifen am oberen Ende der Shaku 笏 Szepter ein verziertes Holzszepter dessen Form und Gestalt an ein schmales Brett oder Lineal erinnert Es ist 36 cm lang 6 cm breit und 2 cm dick der Ōgi 扇 Belufter ein grosser meist prachtvoll bestickter Faltfacher ein Rosenkranz aus speziellen Gebetsperlen die Magatama 勾玉 genannt werden Diese Utensilien kommen bei Zeremonien und Ritualen aller Art zum Einsatz 3 4 nbsp nbsp nbsp nbsp Haraigushi Wedel Asagutsu Schuhe Ōgi Facher Magatama RosenkranzGeschichte BearbeitenDer Beruf des Shinshoku geht auf den Schamanismus der Yayoi Zeit im 3 Jahrhundert n Chr zuruck der mit dem Buddhismus und dem Konfuzianismus zunachst ko existierte Beide Religionen waren im 6 Jahrhundert wahrend der Kofun Zeit aus China eingefuhrt worden Der Begriff Kan nushi erscheint erstmals in den beruhmten Werken Kojiki 古事記 Aufzeichnung alter Geschehnisse aus dem Jahr 712 Nara Zeit und Nihonshoki 日本書 Chronik Japans in einzelnen Schriften aus dem Jahr 720 ebenfalls Nara Zeit Zu dieser Zeit wurde Frauen eher die Fahigkeit zugesprochen schamanisch tatig zu sein und in Japan spielten Frauen im Shinto Glauben eine herausragende Rolle Im ausgehenden 9 Jahrhundert trug der beruhmte Monch und Begrunder des japanischen Shingon shu Kukai 空海 dafur Sorge dass Shintoismus und Buddhismus miteinander verschmolzen In dieser Zeit waren die meisten Shintō Priester selbst glaubige Buddhisten Dies fuhrte allerdings nach und nach dazu dass die Aufgaben archaischer Shintō Priester im offentlichen Leben auf Orakeltum und verwaltungstechnische Aufgaben reduziert wurden Gleichzeitig dominierte im japanischen Priestertum die Lehre des Yoshida Shintō Im spaten 18 Jahrhundert entstand schliesslich eine Denkrichtung die bemuht war den Shintō von allen fremden das heisst indischen und chinesischen Ideen zu reinigen und zu seinem Ursprung zuruckzufuhren Im Laufe der Zeit erwuchs daraus eine zunachst stille aber bald erbitterte Fehde die um 1868 endete Shintō wurde zur eigenstandigen Staatsreligion erhoben und Shinshoku erfuhren eine neue Blute 4 2 6 Shinshoku in der modernen Subkultur BearbeitenShinshoku und Kan nushi werden in modernen Medien eher selten prasentiert und wenn dann uberwiegend in eher bescheidenen Neben oder Hintergrundrollen Nur wenige Mangaka und Anime Serien gehen naher auf Shinshoku ein Viel bekannter weil deutlich haufiger und detaillierter vertreten sind ihre buddhistischen Gegenstucke wie zum Beispiel Yamabushi und Zen Priester Weibliche Shintō Priester kommen so gut wie nie vor 2 6 Siehe auch BearbeitenMiko Jungfrauliche Angestellte eines Shintō Schreins die Priestern und Priesterinnen assistiert Literatur BearbeitenStuart Picken Essentials of Shinto An Analytical Guide to Principal Teachings Greenwood Press Westport Conn 1994 ISBN 9780313369797 Brian Bocking A Popular Dictionary of Shinto NTC Publishing Group Lincolnwood 2005 Neuauflage ISBN 9781135797393 D P Martinez Jan Van Bremen Ceremony and Ritual in Japan Religious Practices in an Industrialized Society Routledge London New York 2013 Neuauflage ISBN 9781134818549 Haruko K Okano Die Stellung der Frau im Shinto eine religionsphanomenologische und soziologische Untersuchung Harrassowitz Wiesbaden 1976 ISBN 9783447017473 Helen Hardacre Shinto A History Oxford University Press New York 2017 ISBN 9780190621711 Einzelnachweise Bearbeiten Stuart Picken Essentials of Shinto Westport Conn 1994 S 189 191 a b c d Haruko K Okano Die Stellung der Frau im Shinto Wiesbaden 1976 S 83 91 a b c d e Brian Bocking A Popular Dictionary of Shinto Lincolnwood 2005 Neuauflage S 8 10 68 152 154 a b c d e D P Martinez Jan Van Bremen Ceremony and Ritual in Japan London New York 2013 Neuauflage S 7 9 166 168 175 Hintergrundinformationen zu Shinshoku auf britannica com englisch a b Helen Hardacre Shinto A History New York 2017 S 538 546 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Shinshoku amp oldid 235141167