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Das Konzentrationslager Nohra befand sich auf dem Flugplatz Weimar Nohra bei Nohra in Thuringen Das thuringische Innenministerium unter NS Fuhrung richtete es am 3 Marz 1933 als das erste offiziell eingerichtete Konzentrationslager im NS Staat fur bis zu 220 Haftlinge ein Es wurde bis zum 12 April 1933 betrieben Direkter Nachfolger als KZ wurde das dreissig Kilometer entfernte KZ Bad Sulza und ab Juli 1937 das Konzentrationslager Buchenwald Inhaltsverzeichnis 1 Grundung 2 Betrieb 3 Schliessung 4 Weitere Verwendung 5 Haftlinge 6 Archivalien 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGrundung BearbeitenIn Thuringen war die NSDAP bereits seit 1930 an der Regierung beteiligt Nach dem Reichstagsbrand am 27 Februar 1933 wurden im Land Thuringen innerhalb kurzester Zeit mehrere Hundert Kommunisten verhaftet Die Amts und Landgerichtsgefangnisse waren sofort uberfullt Um Abhilfe zu schaffen entschied der Thuringer Innenminister Wilhelm Frick ab 3 Marz 1933 ein Konzentrationslager in der 1928 gegrundeten militarisch orientierten Heimatschule Mitteldeutschland e V einzurichten deren Lehrkrafte aus der nahegelegenen Deutschen Heimatschule in Bad Berka kamen 1 Die Heimatschule in Nohra befand sich auf dem ehemaligen Flugplatz Sie bestand aus zwei Gebauden die durch einen Flachbau verbunden waren Im linken Haus war der Freiwillige Arbeitsdienst untergebracht im rechten befanden sich im Erdgeschoss die Verwaltung und der grosse Speisesaal der Schule Das erste Geschoss war fur die Wehrsportlager des Stahlhelms reserviert Daruber wurde das Konzentrationslager eingerichtet Unterteilt war es in drei grosse Sale ausgestattet nur mit Stroh und Decken Der Mangel an Toiletten und Waschgelegenheiten fuhrte zu katastrophalen hygienischen Zustanden Zeitweise war das Lager vollig uberfullt Mehrere Hilfspolizisten bewachten die Saalturen da die Heimatschule nicht durch Stacheldraht Zaun oder Mauern von der Aussenwelt isoliert war Zunachst wurde Nohra als Sammellager bezeichnet Der Begriff Konzentrationslager fur Nohra taucht erstmals am 8 Marz 1933 in einer Zeitung auf Betrieb BearbeitenVerantwortlich fur die Bewachung und Fuhrung des Lagers war das Thuringer Innenministerium Die Wachmannschaft setzte sich aus Hilfspolizisten ausgewahlten Heimatschulern verstarkt von SA und Stahlhelm Mitgliedern zusammen Die Vorgesetzten der Heimatschule fungierten gleichzeitig als Fuhrungskrafte der Wachmannschaft im Konzentrationslager Nohra Das Ministerium des Innern richtete in der Schule eine Polizeidienststelle ein die Vernehmungen Uberfuhrungen in andere Haftanstalten und Entlassungen der Haftlinge vornahm Der namentlich nicht bekannte verantwortliche Leiter der Polizeidienststelle in der Heimatschule Mitteldeutschland kann als der Fuhrer des Konzentrationslagers Nohra angesehen werden Am ersten Tag dem 3 Marz 1933 kamen etwa 100 Haftlinge direkt aus Landgerichtsgefangnissen der Kaserne der Schutzpolizei in Weimar oder uber das Landgerichtsgefangnis in Weimar nach Nohra Viele stammten aus thuringischen Industriestandorten die traditionell als rote Hochburgen galten Am zweiten Tag erhohte sich der Bestand auf 170 Um den 12 Marz 1933 hatte das Lager seine Hochstbelegung mit etwa 220 Haftlingen Noch im Marz 1933 kam es zu umfangreichen Entlassungen Am 31 Marz 1933 hatte das Konzentrationslager noch ca 60 Haftlinge Den Entlassungen standen nur wenige Neueinlieferungen gegenuber Durchschnittlich lebten in Nohra 95 Haftlinge In Nohra waren ausschliesslich Kommunisten aus dem Freistaat Thuringen interniert Funf der zehn thuringischen KPD Landtagsabgeordneten sassen dort ein Fritz Gabler Richard Eyermann Rudolf Arnold Erich Scharf und Leander Krober Ein grosser Teil der kommunistischen Stadtrate und andere kommunistische Funktionare Thuringens wie die KPD Ortsvorsitzenden die Kassierer Angehorige des Roten Frontkampferbundes und Aktive der Roten Hilfe wurden ebenfalls nach Nohra verbracht Auch einige Frauen waren in der Heimatschule kurzzeitig inhaftiert Im KZ Nohra arbeiteten die Haftlinge nicht Sie hielten sich den ganzen Tag in den Schlafsalen auf Unterbrochen wurde diese Eintonigkeit und Isolation nur durch Vernehmungen und die anfangs taglichen Zugange Die Haftlinge hatten keine Verbindung zur Aussenwelt Ehemalige Haftlinge erwahnen in ihren Erinnerungsberichten Misshandlungen durch das Wachpersonal Die angebliche Schutzhaft in Thuringen war eine polizeiliche Sicherungsverwahrung folglich waren die kommunistischen Gefangenen Polizeihaftlinge Daraus ergab sich das Recht an der Reichstagswahl teilnehmen zu durfen Die Haftlinge im Konzentrationslager Nohra wahlten am 5 Marz im gleichen Wahllokal wie die Einwohner von Nohra Alle Haftlinge gaben der Kommunistischen Partei Deutschlands KPD ihre Stimme Dadurch erhielt die KPD in Nohra 172 Stimmen wahrend es wenige Monate zuvor bei den Kommunalwahlen im Dezember 1932 zehn waren Schliessung BearbeitenDas Konzentrationslager Nohra war eines der ersten das wieder geschlossen wurde es existierte nur bis zum 12 April 1933 Bis dahin hatten etwa 250 Menschen das Lager durchlaufen Die letzten 32 Haftlinge wurden an diesem Tag in das Landesgefangnis Ichtershausen bei Arnstadt gebracht in dem bereits eine Schutzhaftabteilung bestand Damit war das Konzentrationslager Nohra aufgelost Bis September 1933 wurden fast alle ehemaligen Nohra Haftlinge aus Ichtershausen entlassen Einige blieben in Ichtershausen bis das KZ Bad Sulza eroffnet wurde unter ihnen die beiden Landtagsabgeordneten Richard Eyermann Bad Salzungen und Leander Krober Meuselwitz die in Bad Sulza die Haftlingsnummern 23 und 24 erhielten Weitere Verwendung Bearbeiten1935 errichtete die Luftwaffe einen Lehrflugplatz auf dem Gelande spater baute sie neue Flugzeughallen und Kasernen Nach dem Krieg nahm die Rote Armee den Platz in Besitz Etwa 1970 riss sie einige Gebaude ab darunter auch das Gebaude in dem das Konzentrationslager Nohra untergebracht gewesen war 1988 brachte die SED Kreisleitung Weimar eine Gedenktafel in Nohra an Sie trug die Aufschrift In dieser Gemeinde haben die imperialistischen Machthaber im Marz 1933 das erste faschistische Konzentrationslager in Thuringen eingerichtet Im Jahre 1990 wurde die Tafel auf Gemeinderatsbeschluss abgehangt Sie steht heute auf dem Dachboden des Burgermeisteramtes Nichts weist mehr auf den Standort des ersten Konzentrationslagers im nationalsozialistischen Deutschland hin Als baulichen Rest gibt es an der Bundesstrasse 7 das Gasthaus Zum Kommandanten als Kommandantenhaus des ehemaligen Flugplatzes Haftlinge BearbeitenHaftlinge waren verhaftete KPD Fuhrer Landtagsabgeordnete Kommunisten und andere Regimegegner wie Rudolf Arnold Eisenach Johannes Enke Buttstadt Richard Eyermann Bad Salzungen Fritz Gabler Sekretar der KPD Ostthuringen Gustav Huhn Gemeinderat Lauscha Leander Krober Meuselwitz Max Leipold Gemeinderat Lauscha RFB Karl Muller Huttengrund Franz Muller Deck Gemeinderat Lauscha Vors KPD OG Paul Greiner Pachter Gemeinderat Lauscha Archivalien BearbeitenIn erster Linie befinden sich Akten zum Konzentrationslager Nohra im thuringischen Hauptstaatsarchiv Weimar Weitere Quellen sind die VdN Akten dort in den Staatsarchiven in Rudolstadt Meiningen und Greiz sowie im Bundesarchiv Berlin Literatur BearbeitenKlaus Drobisch Gunther Wieland System der NS Konzentrationslager 1933 1939 Akademie Verlag Berlin 1993 ISBN 3 05 000823 7 Udo Wohlfeld Peter Franz Das Netz Die Konzentrationslager in Thuringen 1933 1937 Hrsg von der Geschichtswerkstatt Weimar Apolda jetzt Prager Haus Apolda e V in der Reihe gesucht 2000 Jens Christian Wagner Nohra Thuringens erstes KZ In Moderne und Provinz Weimarer Republik in Thuringen 1918 1933 Mitteldeutscher Verlag Halle 2022 ISBN 978 3 96311 627 8 S 208 212 Weblinks BearbeitenKatrin Zeiss Die Spur nach Buchenwald in taz Magazin Nr 6987 vom 22 Februar 2003 Jens Christian Wagner Nohra Das erste KZ in Thuringen und im Deutschen Reich bei mdr de vom 3 Marz 2023Einzelnachweise Bearbeiten Bettina Irina Reimers Heimatschule Mitteldeutschland e V in Die neue Richtung der Erwachsenenbildung in Thuringen 1919 1933 Dissertation Tubingen 2000 S 155 f Online 50 967083333333 11 242602056944 Koordinaten 50 58 N 11 15 O Normdaten Korperschaft GND 4685783 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title KZ Nohra amp oldid 235811151