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Das KZ Aussenlager Saulgau war ein Aussenlager des KZ Dachau und bestand von August 1943 bis April 1945 in der oberschwabischen Stadt Saulgau im heutigen Baden Wurttemberg KZ AussenlagerSaulgau Baden Wurttemberg KZ AussenlagerSaulgauLage KZ Aussenlager Saulgau in Baden Wurttemberg Die etwa 400 Haftlinge des Aussenlagers das von dem Unternehmen Luftschiffbau Zeppelin unterhalten wurde produzierten Einzelteile des Aggregats 4 einer Rakete die unter der Propagandabezeichnung Vergeltungswaffe 2 bekannt wurde Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Entstehung des Aussenlagers 1 2 Haftlinge Wachmannschaft und Haftbedingungen 1 2 1 Bekannte Haftlinge 1 3 Endphase als Lazarettlager 2 Nach der Befreiung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEntstehung des Aussenlagers Bearbeiten Das Aussenlager Saulgau entstand ab August 1943 im Zuge der Verlagerung kriegswichtiger Betriebe aus Friedrichshafen einem Zentrum der Rustungsindustrie des nationalsozialistischen Deutschen Reiches Die Entscheidung zur Verlagerung der Rustungsproduktion fiel vermutlich im zweiten Quartal 1943 und durfte durch einen britischen Luftangriff am 21 Juni 1943 beschleunigt worden sein bei dem auch die Zeppelinwerke in Friedrichshafen getroffen wurden Die Zeppelinwerke produzierten Einzelteile des Aggregats 4 seit Juni 1943 auch unter dem Einsatz von KZ Haftlingen die im dortigen Aussenlager untergebracht waren Als neuer Standort fur die Produktion von Einzelteilen fur das Aggregat 4 wurde das knapp 50 Kilometer nordlich von Friedrichshafen gelegene landlich gepragte Saulgau ausgewahlt Die dort ansassige Erntemaschinenfabrik Bautz hatte 1942 die Binderhalle eine Produktionshalle fur Bindemaher errichtet die fur die Produktion der Raketenteile geeignet erschien Die Firmenleitung von Bautz wandte sich anfanglich gegen die Umwidmung ihres Betriebes gab dann aber dem Druck von Gestapo ihres eigenen Aufsichtsratsvorsitzenden ortlicher NSDAP Funktionare sowie der Zeppelinwerke nach 1 Aus Sicht des nationalsozialistischen Regimes war die Produktionsverlagerung nach Saulgau erfolgreich Die Nutzung der Fabrik in Saulgau zur Raketenproduktion entging der britischen Luftaufklarung bis Kriegsende kam es zu keinen Luftangriffen auf Saulgau Im August 1943 wurden die ersten 50 Haftlinge vom Aussenlager Friedrichshafen nach Saulgau verlegt Zunachst mit Umbauarbeiten in der Binderhalle von Bautz beschaftigt wurden die Haftlinge wenige Wochen spater zum Bau des Aussenlagers in Saulgau eingesetzt Das auf eine Kapazitat von 600 Haftlingen ausgelegte Lager wurde in unmittelbarer Nachbarschaft zum Werksgelande von Bautz zwischen zwei Ausfallstrassen errichtet Auf einem rechteckigen Gelande entstanden vier Baracken als Unterkunfte fur die Haftlinge eine Kuchenbaracke eine Waschkuche sowie ein Kohlenlager Das Lager war mit doppeltem zeitweise elektrisch geladenem Stacheldraht umzaunt In den vier Ecken befanden sich 4 5 Meter hohe Wachturme auf denen sich standig bewaffnete Posten aufhielten Ausserhalb des Lagers entstand eine Baracke fur die Wachmannschaft der SS Der Aufbau des Lagers war im Dezember 1943 beendet Haftlinge Wachmannschaft und Haftbedingungen Bearbeiten In der Produktionsphase zwischen Januar 1944 und Marz 1945 befanden sich etwa 350 bis 430 KZ Haftlinge in Saulgau Einer Aufstellung vom 13 Januar 1945 zufolge waren von den 433 Haftlingen 364 aus politischen Grunden in Schutzhaft 34 Haftlinge wurden von der SS als Asoziale klassifiziert und weitere 35 als Kriminelle Ein Drittel der Haftlinge stammte aus der Sowjetunion ein Viertel waren deutsche Staatsangehorige ein Funftel kam aus Polen 48 Haftlinge waren Funktionshaftlinge die von der SS als Aufseher im Arbeitseinsatz oder zu anderen Kontroll Ordnungs und Verwaltungsaufgaben gegenuber Mitgefangenen eingesetzt wurden 2 Die Wachmannschaft bestand aus maximal 30 SS Angehorigen von denen vermutlich 40 Volksdeutsche waren Zudem waren vier Wachhunde vorhanden Schutzhaftlagerfuhrer war SS Obersturmfuhrer Georg Grunberg der die gleiche Funktion auch im Aussenlager Friedrichshafen und spater im KZ Aussenlager Uberlingen Aufkirch ausubte und nur tageweise in Saulgau anwesend war Hans Nikol Sengenberger war als Oberscharfuhrer Lagerfuhrer Sengenbergers Fuhrungsstil war nach spateren Haftlingsaussagen von personlichen Schikanen und Einschuchterungen gekennzeichnet in der Lagerhierarchie forderte er die kriminellen Haftlinge 3 Am 1 Dezember 1944 wurde Sengenberger durch den SS Hauptsturmfuhrer Ludwig Geiss abgelost zuvor Lagerkommandant im KZ Aussenlager Germering 4 Geiss wird von Haftlingen als Ausnahmeerscheinung in der SS geschildert und als korrekt mitfuhlend hochanstandig und human charakterisiert 5 Beim Eintreffen in Saulgau verbot er den Wachmannschaften jegliche Brutalitat und Schikane in der Folgezeit kaufte er zusatzliche Lebensmittel ein und besorgte Medikamente fur die Haftlinge Als Lageraltester die hochste Position die ein Haftling erreichen konnte fungierte ein 1911 geborener Uhrmacher der nach mehreren Vorstrafen 1935 wegen Diebstahls zu funf Jahren Zuchthaus verurteilt worden war und ab 1940 als krimineller Haftling im KZ Dachau inhaftiert war Dort war er Versuchsperson bei den Malariaversuchen des KZ Arztes Claus Schilling Als Lageraltester genoss er besondere Vorrechte wie ein eigenes geraumiges Zimmer Gedeckt von der SS konnte der Lageralteste in Saulgau ein brutales Regime etablieren in Berichten der Haftlinge wird er fur viele Falle der Anordnung von Prugelstrafe verantwortlich gemacht 6 nbsp Stadtmuseum Bad Saulgau V2 Halbschale wohl aus der Produktion 1945In Saulgau wurden Teile der beiden Treibstofftanks und die sogenannten Halbschalen des Aggregats 4 produziert Zwei Halbschalen dienten zur Aussenverkleidung des Mittelstucks des Aggregats 4 In der Binderhalle arbeiteten gleichermassen Zivilbeschaftigte wie auch KZ Haftlinge unter Aufsicht von Industriemeistern der Firma Bautz Die Friedrichshafener Zeppelinwerke behielten die Produktionsverantwortung Von Januar bis Ende September 1944 wurden 1179 Halbschalen produziert insgesamt durfte fur etwa die Halfte der V2 Raketen Halbschalen aus Saulgau verwandt worden sein 7 Die in Saulgau produzierten Raketenteile wurde per Bahn in das KZ Dora Mittelbau transportiert wo die Endmontage des Aggregats 4 erfolgte Einer Liste vom 13 Januar 1945 zufolge wurden 372 KZ Haftlinge bei der Produktion eingesetzt hiervon waren 213 Hilfsarbeiter und 159 Facharbeiter uberwiegend aus metallverarbeitenden Berufen 8 Auch wahrend der elfstundigen Schichten in der Binderhalle wurden die Haftlinge von Kapos und Wachposten geschlagen oder unter dem Einsatz von Wachhunden misshandelt der Produktionsleiter ohrfeigte die Gefangenen oder verweigerte ihnen die Zwischenmahlzeit 9 Materialmangel unterbrach zeitweise die Produktion der Raketenteile In diesen Zeiten wurden die Haftlinge fur andere Arbeiten eingesetzt insbesondere bei Bauarbeiten fur die Stadt Saulgau aber auch bei der Suche nach Blindgangern nach Luftangriffen im Umland von Saulgau Zeitzeugeninterviews zufolge war den Einheimischen die Rustungsproduktion bekannt Die KZ Haftlinge transportierten Raketenteile auf Handwagen durch Saulgau da die Teile zur Sicherung gegen Luftangriffe dezentral gelagert wurden Das Aussenlager war nicht von einer Mauer umgeben so dass von zwei Ausfallstrassen Einsichtmoglichkeiten auch auf den Appellplatz bestanden Appelle dauerten bis zu drei Stunden unter standigem Strammstehen auch bei Dauerregen oder hochsommerlichen Temperaturen 10 Zwei Frauen aus Saulgau unterhielten tote Briefkasten mit deren Hilfe KZ Haftlinge Nachrichten an ihre Angehorigen senden konnten ohne dass diese der Postzensur unterlagen 11 Aus den erhaltenen Unterlagen uber das Aussenlager Saulgau lasst sich kein klares Bild uber Fluchtversuche von Haftlingen gewinnen Vermutlich gab es etwa zehn zum Teil erfolgreiche Fluchtversuche Ubereinstimmenden Zeitzeugenberichten zufolge stoberte 1944 eine Menschenmenge aus Landwirten Volkssturm Frauen und Schulern einen entflohenen Haftling in einem Wald bei Boos auf Der Haftling entzog sich seiner Festnahme durch Suizid zuvor war er durch einen aus der Menge abgefeuerten Schuss am Fuss verletzt worden 12 Die Ernahrung der Haftlinge war von Eintonigkeit zu knappen Portionen und minderwertigen teilweise angefaulten Nahrungsmitteln gekennzeichnet Das Fruhstuck bestand aus 200 Gramm Brot pro Haftling und Tee in der Binderhalle gab es vormittags eine Brotzeit mit etwas Wurst und Margarine das Mittagessen war in der Regel eine Steckrubensuppe zum Abendessen gab es abwechselnd Suppe oder ein kaltes Vesper Aus Hunger nahmen Haftlinge Zugriff auf das Futter der Wachhunde oder Kartoffellieferungen die fur die Betriebskuche von Bautz bestimmt waren Angestellte von Bautz versuchten auf teilweise illegalem Wege den Haftlingen zusatzliche Nahrungsmittel zukommen zu lassen 13 Trotz besserer sanitaren Verhaltnissen als in anderen Konzentrationslagern gelang es in Saulgau nicht die Lause und Wanzenplage in den Haftlingsbaracken unter Kontrolle zu bringen Bis Marz 1945 starben sechs Haftlinge in Saulgau Todesursache waren Krankheiten oder Arbeitsunfalle 1 Im Vergleich zu den Aussenlagern Friedrichshafen und Uberlingen Aufkirch aber auch in denen des Unternehmens Wuste an der Schwabischen Alb gelten die Haftbedingungen in Saulgau als etwas gunstiger Als Ursache wird die Bedeutung gesehen die das nationalsozialistische Regime den Vergeltungswaffen beimass Der Stellenwert den das Regime der neuen Waffe einraumte verlangte einen schnellen und ungestorten Produktionsablauf Haftlingsausfalle durch Krankheit oder hohe Todesraten hatten die Kontinuitat der Fertigung erheblich gestort Die wenigen Todesfalle wahrend der Produktionsphase bestatigen dies Nicht ein besonders menschliches Verhalten der SS bedingte die etwas gunstigeren Umstande in Saulgau sondern die ungestorte Ausbeutung der Haftlinge fur den raschen Kriegseinsatz des Aggregats 4 gab dafur den Ausschlag 14 Bekannte Haftlinge Bearbeiten nbsp Stadtmuseum Bad Saulgau Haftlingsanzug von Dr Ivan Matijasic der rote Winkel weist ihn als politischen Haftling aus Ivan Matijasic wurde 1916 in Kroatien geboren Weil er jugoslawischen Partisanen arztliche Hilfe geleistet hatte wurde er im Herbst 1943 in seiner Heimatstadt Pazin verhaftet und kam uber Triest am 16 Januar 1944 in das KZ Dachau und im Juni nach Saulgau Hier trat er die Nachfolge des verstorbenen Haftlingsarztes an Vielen Haftlingen konnte er das Leben retten Nach der Befreiung des Lagers am 23 April 1945 wurde Dr Matijasic zum Chefarzt des Saulgauer Kreiskrankenhauses ernannt Im August desselben Jahres kehrte er in seine kroatische Heimat zuruck 15 Endphase als Lazarettlager Bearbeiten Die Verlegung von 151 Haftlingen von Saulgau in das Aussenlager Uberlingen Aufkirch am 25 Februar 1945 fuhrte zu einem Ruckgang der in Saulgau produzierten Raketenteile Endgultig eingestellt wurde die Produktion am 30 Marz Am 4 April sollten 254 Haftlinge per Zug in das KZ Dora Mittelbau verlegt werden Wegen Luftangriffen wurde dieser Zug ins KZ Dachau umgeleitet wo er am 8 April ankam Viele Haftlinge aus Saulgau nahmen an den Todesmarschen von Dachau Richtung Tirol teil einigen gelang dabei die Flucht Am 5 April traf in Saulgau ein Transport von 214 schwerkranken Haftlingen aus dem Aussenlager Uberlingen Aufkirch ein Die Haftlinge waren dort beim Bau eines unterirdischen Stollensystems eingesetzt worden in das Friedrichshafener Rustungsbetriebe verlegt werden sollten Arbeitsunfalle mangelhafte Ernahrung und katastrophale hygienische Verhaltnisse fuhrten in Uberlingen zu zahlreichen Toten und einem hohen Krankenstand Bei der Ankunft in Saulgau waren die Haftlinge aus Uberlingen vollkommen abgemagert fast verhungert abgerissen und vollig verlaust Die meisten von ihnen konnten kaum gehen 16 Zwei Haftlinge waren wahrend der Zugfahrt in Guterwagen gestorben etliche andere unterkuhlt Die in Saulgau verbliebenen Haftlinge brachte die Gehunfahigen auf Schubkarren und Pritschenwagen ins Aussenlager und pflegte sie in den folgenden zwei Wochen Der Mangel an Medikamenten Heizmaterial und sauberer Kleidung erschwerte die Behandlung der Haftlinge aus Uberlingen Bis zum 22 April starben 20 Haftlinge des Transports 17 Nach der Befreiung BearbeitenAm 22 April 1945 befreiten Verbande der 1 Franzosischen Armee Saulgau ohne auf wesentlichen organisierten deutschen Widerstand zu stossen Kurz zuvor hatte Lagerfuhrer Geiss eine Evakuierung der gehfahigen Haftlinge angeordnet Der Marsch nach Friedrichshafen wurde kurz ausserhalb von Saulgau abgebrochen die Haftlinge kehrten ins Aussenlager zuruck Die SS Wachmannschaft floh vor Eintreffen der franzosischen Streitkrafte in Zivilkleidung ebenso verliess ein Teil der Haftlinge uberwiegend deutscher Nationalitat das Lager Am 23 April beschlagnahmte die franzosische Armee das Saulgauer Krankenhaus fur die erkrankten KZ Haftlinge vorlaufiger Chefarzt wurde der bisherige Haftlingsarzt Bis Ende August 1945 starben weitere 17 der befreiten Haftlinge an den Folgen der Haft Auf dem Saulgauer Friedhof wurden insgesamt 35 Haftlinge bestattet 1946 errichtete die Stadt an den Grabern ein Holzkreuz mit der Inschrift Hier ruhen 35 Opfer des Faschismus 1945 Schon vor dem Einmarsch der franzosischen Truppen kam es zu Plunderungen in Saulgau an denen sich sowohl Deutsche als auch KZ Haftlinge befreite Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter spater auch franzosische Soldaten beteiligten Entgegen der Darstellung in alterer ortsgeschichtlicher Literatur ist der Anteil der KZ Haftlinge an den Plunderungen gering ihnen werden 26 von 535 gemeldeten Plunderungsfallen zugeschrieben 18 Der uberwiegende Teil der KZ Haftlinge durfte bis September 1945 Saulgau verlassen haben Einige Haftlinge liessen sich vorubergehend oder endgultig in Saulgau nieder Die vier Haftlingsbaracken des Aussenlagers wurden am 28 April 1945 auf Veranlassung des Haftlingsarztes und genehmigt von den franzosischen Behorden wegen Seuchengefahr niedergebrannt Die Kuchenbaracke des Aussenlagers ging im Juli 1950 vermutlich durch Blitzschlag in Flammen auf Auf dem Gelande des Aussenlagers entstand 1968 ein Einkaufszentrum dabei wurden die noch vorhandene Waschkuche sowie die Fundamente der Baracken beseitigt Die franzosischen Besatzungsbehorden transportierten zwischen Juli und September 1946 knapp 300 der bei Kriegsende in Saulgau verbliebenen Halbschalen per Zug nach Puteaux bei Paris Gut 100 der von den Haftlingen produzierten Halbschalen verblieben in der Gegend von Saulgau und wurden unter anderem in der Landwirtschaft oder in Kleingarten verwandt beispielsweise als Witterungsschutz fur Holzstapel oder als Dach von Gartenlauben In den 1990er Jahren wurden Halbschalen an Museen abgegeben Die juristische Aufarbeitung der Konzentrationslagerverbrechen erfolgte in der amerikanischen Besatzungszone in den Dachauer Prozessen In Dachau wurden sieben Angehorige des Saulgauer Wachpersonals angeklagt darunter Lagerfuhrer Sengenberger Sengenberger wurde zu einer Haftstrafe von funf Jahren verurteilt die anderen Angeklagten erhielten Freiheitsstrafen zwischen 18 Monaten und drei Jahren 19 Vom Tribunal General de Rastatt dem Militargericht fur die franzosische Besatzungszone wurden drei weitere in Saulgau tatige SS Mitglieder zu Freiheitsstrafen zwischen funf und neun Jahren verurteilt Die deutsche Justiz leitete 1970 ein Ermittlungsverfahren gegen Angehorige der Wachmannschaft des Aussenlagers Friedrichshafen ein 1973 trennte die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklarung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg das Ermittlungsverfahren zum Saulgauer Aussenlager vom Friedrichshafener Verfahren ab Zu beiden Aussenlagern wurden insgesamt 70 Zeugen vernommen fast ausschliesslich Funktionshaftlinge und SS Angehorige Das Ermittlungsverfahren zu Saulgau wurde im Oktober 1975 eingestellt da sich keine Hinweise auf Totungsverbrechen ergeben hatten Funf ehemalige Saulgauer KZ Haftlinge darunter der Lageralteste waren 1951 Angeklagte in einem Prozess vor dem Landgericht Ravensburg Den insgesamt 17 Angeklagten wurde die Beteiligung an 47 Einbruchsdiebstahlen mit einer Beute von 100 000 DM innerhalb von vier Jahren vorgeworfen Der Lageralteste wurde am 25 Juni 1951 zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt Bei der Urteilsfindung berucksichtigte das Gericht die wirtschaftliche Not der Nachkriegszeit sowie die Lebenssituation der ehemaligen Haftlinge die sich nach der Befreiung vergeblich um einen Wiedereinstieg in ein normales Leben bemuht hatten Die ausfuhrliche Berichterstattung in den regionalen Medien uber den bis dahin grossten Prozess der Nachkriegszeit in Oberschwaben machte die Existenz eines Aussenlagers in Saulgau erstmals einer breiten Offentlichkeit bekannt Das dabei vermittelte Bild der KZ Haftlinge bestimmte teilweise noch Anfang der 1990er Jahre deren offentliche Wahrnehmung 20 Bis 2019 stand auf diesem Gelande des Lagers ein Einkaufszentrum Das Gelande wurde von der Firma Claas Bad Saulgau gekauft dem Nachfolger der Bautz AG Am Rande des Parkplatzes erinnert ein Denkmal an die Opfer nbsp Denkmal an der Altshauser StrasseZur Erinnerung an das KONZENTRATIONSLAGER DACHAU AUSSENLAGER SAULGAU 1943 1945 Auf diesem Gelande befand sich von 1943 1945 eines der 163 Aussenlager des KZ Dachau Nach Luftangriffen auf Friedrichshafen wurde die Produktion von Teilen der sogenannten Vergeltungswaffe V2 nach Saulgau verlegt und das Lager eingerichtet Zeitweise uber 400 Haftlinge die in Holzbaracken untergebracht waren wurden ab August 1943 bei der Fertigung eingesetzt Insgesamt 43 Gefangene fielen hier der nationalsozialistischen Kriegspolitik zum Opfer davon allein 37 in Folge eines Haftlingstransports von Uberlingen nach Saulgau im April 1945 Mit dem Einmarsch der Franzosen am 22 April 1945 wurde das Lager aufgelost und die verbliebenen 239 Gefangenen befreit Bronzetafel beim DenkmalLiteratur BearbeitenAlbert Knoll Saulgau In Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 2 Fruhe Lager Dachau Emslandlager C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 52962 3 S 477 481 Georg Metzler Geheime Kommandosache Raketenrustung in Oberschwaben Das Aussenlager Saulgau und die V 2 1943 1945 Eppe Bergatreute 1996 ISBN 3 89089 053 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons KZ Aussenlager Saulgau Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b Knoll Saulgau S 477 Zahlenangaben bei Knoll Saulgau S 479 Metzler Kommandosache S 77 f Metzler Kommandosache S 141 f Evelyn Zegenhagen Early Camps Youth Camps and Concentration Camps and Subcamps under the SS Business Administration Main Office WVHA Enzyklopadie In United States Holocaust Memorial Museum Hrsg Encyclopedia of Camps and Ghettos 1933 1945 I A Indiana University Press Bloomington USA 2009 ISBN 978 0 253 35328 3 S 478 englisch Metzler Kommandosache S 143 Metzler Kommandosache S 115 f Zahlenangaben bei Knoll Saulgau S 478 Metzler Kommandosache S 198 ff Metzler Kommandosache S 191f Metzler Kommandosache S 145 ff Zahlenangaben bei Knoll Saulgau S 479 f Metzler Kommandosache S 146 Metzler Kommandosache S 158 Metzler Kommandosache S 166 f Metzler Kommandosache S 150 ff Metzler Kommandosache S 148 f Informationstafel 2811 in der KZ Gedenkstatte Dachau August 2013 Aussage im Ermittlungsverfahren der Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklarung nationalsozialistischer Verbrechen zitiert bei Metzler Kommandosache S 215 Metzler Kommandosache S 216 f Metzler Kommandosache S 228 Metzler Kommandosache S 248 Zum Verfahren gegen Sengenberger siehe auch Eintrag Memento vom 25 September 2015 im Internet Archive Justiz und NS Verbrechen Diese Einschatzung bei Metzler Kommandosache S 252 169 Aussenlager und kommandos des KZ DachauAussenlagerkomplexeDeutschland Allach Hauptlager Munchen Allach BMW Aussenlager Karlsfeld OT RothschwaigeAllgau Aussenlager Kempten Kottern Fischen Blaichach KaufbeurenBodensee Hauptlager Friedrichshafen Aussenlager Uberlingen Aufkirch SaulgauKaufering Landsberg Hauptlager Kaufering I Landsberg Aussenlager Kaufering II Igling III Kaufering IV Hurlach V Utting VI Turkheim VII Erpfting VIII Seestall IX Obermeitingen X Utting XI StadtwaldhofMuhldorf Hauptlager Muhldorf Mettenheim M 1 Aussenlager Muhldorf Ampfing Waldlager V VI Muhldorf Mittergars Muhldorf Thalham Aussenkommando Muhldorf ZangbergSchwaben Hauptlager Augsburg Pfersee Aussenlager Gablingen Horgau BaumenheimDeutschland Munchen Aussenlager Agfa Kamerawerke Neuaubing Dornier Riem OT SS Reit amp Fahrschule Aussenkommando Bombensuche 30 Munchner AussenkommandosOberbayern Aussenlager Eching Germering Gendorf Landsberg Landshut Neufahrn Ottobrunn Stephanskirchen Trostberg Aussenkommando Hausham Ingolstadt Rosenheim Sudelfeld SS Berghaus Sudelfeld Luftwaffe Weitere AussenkommandosSchwaben Aussenlager Augsburg Kriegshaber Augsburg Haunstetten Burgau Lauingen Riederloh Aussenkommando Oberstdorf Birgsau Schlachters Weitere AussenkommandosOsterreich Aussenlager Mauthausen Weisssee Aussenkommando Fischhorn Hallein Lochau Salzburg Polizeidirektion Salzburg Bombensuche St Lambrecht Weitere Aussenkommandos 48 009295 9 504257 Koordinaten 48 0 33 N 9 30 15 O Normdaten Korperschaft GND 4447830 6 lobid OGND AKS LCCN n97105066 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title KZ Aussenlager Saulgau amp oldid 220229740