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Dieser Artikel befasst sich mit dem Tropenmediziner Claus Schilling Zum Informatiker siehe Klaus Schilling Claus Karl Schilling auch Klaus geschrieben 5 Juli 1871 in Munchen 28 Mai 1946 in Landsberg am Lech war ein deutscher Tropenmediziner und Malariaforscher Nach Menschenversuchen in seiner Forschungsstation im Konzentrationslager Dachau mit mehreren hundert Opfern wurde er 1946 hingerichtet Claus Karl Schilling 1945 in amerikanischer Internierung Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 QuellenLeben BearbeitenClaus Schilling studierte bei Robert Koch in Berlin und befasste sich seit 1898 mit der Erforschung und Bekampfung der Malaria Zuvor war er ab 1896 fur wenige Jahre als Hausarzt am German Hospital in London tatig gewesen 1 Nach seiner Arbeit als Kolonialarzt in Togo und Deutsch Ostafrika fungierte er ab 1905 als Direktor der tropenmedizinischen Abteilung am Robert Koch Institut Diese Funktion bekleidete er bis zu seiner Emeritierung als Professor 1936 2 Von ihm stammen Beitrage zu Tropenkrankheiten zum Handbuch der inneren Medizin Band 1 in der 1 und 2 Auflage 1911 bzw 1925 Seit den 1920er Jahren beschaftigte sich Schilling mit serologischen Experimenten an Psychiatriepatienten italienischer Heilanstalten und in Berlin In Rom traf Schilling im November 1941 auf den Reichsgesundheitsfuhrer Leonardo Conti der ihn auf Geheiss von Heinrich Himmler damit betraute seine Experimente zur Findung eines Heilmittels gegen die Malaria im KZ Dachau fortzusetzen Ab Februar 1942 als uber 70 Jahriger 3 begann der von Ferdinand Sauerbruch unterstutzte Schilling von der DFG geforderte Forschungen im Konzentrationslager Dachau 4 An uber 1000 5 Haftlingen fuhrte er menschenverachtende Versuche durch indem er da die menschliche Malaria nicht auf Tiere ubertragbar ist menschlichen Probanden z B den katholischen Priester Fritz Keller infizierten Stechmucken aussetzte beziehungsweise einen lebende Krankheitserreger enthaltenden Extrakt aus deren Speicheldrusen einspritzen liess um eine immunisierende Wirkung zu bewirken 6 und einen Impfstoff gegen die Malaria zu entwickeln Auch das synthetische Malariamedikament Boehringer 2516 testete Schilling an Haftlingen Diese nannten ihn Blutschilling 7 Opfer seiner Experimente wurden zu Beginn vor allem polnische Geistliche spater dann auch inhaftierte Italiener und Russen Etwa 30 Personen starben unmittelbar an den Folgen der Versuche etwa 300 bis 400 wurden spater Opfer der Nachwirkungen Die Versuche wurden erst am 5 April 1945 auf Himmlers Anordnung 3 hin eingestellt 8 Schillings Assistenzarzte waren zunachst Rudolf Brachtel und von April 1943 bis Mitte 1944 Kurt Plotner 2 nbsp Claus Schilling wahrend seiner Aussage am 15 November 1945 als Angeklagter im Dachau HauptprozessSchilling wurde nach der Befreiung des Konzentrationslagers mit 39 weiteren Angeklagten am 15 November 1945 im Dachau Hauptprozess angeklagt In diesem ersten Dachauer Prozess wurde er am 13 Dezember 1945 zum Tode verurteilt Beim Urteil wurden als individuelle Exzesstaten bei Schilling die Verantwortung fur pseudomedizinische Experimente mit Malariaerregern an mehr als 1000 Haftlingen sowie die eigenstandige Durchfuhrung von Malariaexperimenten an Haftlingen die dadurch zum Teil den Tod fanden berucksichtigt 9 In einer personlichen Erklarung vom 31 Dezember 1945 fuhrte der Nobelpreistrager und Geheimrat Heinrich Wieland aus er habe den Eindruck dass er Schilling als echter Forscher sein wissenschaftliches Ziel mit aller Leidenschaft verfolge Er hat mir gegenuber kein Hehl daraus gemacht dass fur ihn die Zusammenarbeit mit Instanzen der Partei deren ausgesprochener Gegner er war ein schweres Opfer bedeute das er jedoch der Sache zuliebe bringen musse Fur Schilling gab es unter anderem Gnadengesuche von Kollegen des Robert Koch Instituts und des Bernhard Nocht Instituts In den Gnadengesuchen fur Schilling wurde ausdrucklich auf sein wissenschaftliches Renommee seine Verdienste fur die Wissenschaft seine unpolitische Einstellung und sein tadelloses Verhalten hingewiesen Schilling sei so wird in einigen Gnadengesuchen ausgefuhrt leidenschaftlicher Forscher der den Tod von Probanden bei Versuchsreihen nicht vorsatzlich eingeplant habe sondern im Gegenteil das Leben von Menschen habe retten wollen 10 Die Todesstrafe wurde am 28 Mai 1946 durch den Strang im Kriegsverbrechergefangnis Landsberg vollstreckt 11 Literatur BearbeitenMarion Hulverscheidt Die Beteiligung von Mitarbeitern des Robert Koch Instituts an Verbrechen gegen die Menschlichkeit Tropenmedizinische Menschenversuche im Nationalsozialismus in Dies Hrsg Infektion und Institution Zur Wissenschaftsgeschichte des Robert Koch Instituts im Nationalsozialismus Gottingen 2009 S 147 168 ISBN 978 3835305076 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 S 535 Ernst Klee Auschwitz die NS Medizin und ihre Opfer 3 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 1997 ISBN 3 596 14906 1 Holger Lessing Der erste Dachauer Prozess 1945 46 Nomos Baden Baden 1993 ISBN 3 7890 2933 5 Case No 000 50 2 US vs Martin Gottfried Weiss et al Tried 13 Dec 45 PDF Datei 39 0 MB englisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Claus Schilling Sammlung von Bildern Literatur von und uber Claus Schilling im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Barbara Distel Wolfgang Benz Das Konzentrationslager Dachau 1933 bis 1945Quellen Bearbeiten Jurgen Puschel Die Geschichte des German Hospital in London 1845 bis 1948 Studien zur Geschichte des Krankenhauswesens 14 Munster 1980 S 135 a b Ernst Klee Auschwitz die NS Medizin und ihre Opfer Frankfurt am Main 1997 S 117f a b Barbara Distel Wolfgang Benz Das Konzentrationslager Dachau 1933 bis 1945 online archivierte Webseite Stand 2005 Ernst Klee Deutsche Medizin im Dritten Reich Karrieren vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 10 039310 4 S 179 Aufstellung der Versuchspersonen Malariaversuchsstation im KL Dachau ITS Arolsen Archiv der KZ Gedenkstatte Dachau Nr 5793 Ernst Klee Deutsche Medizin im Dritten Reich Karrieren vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 10 039310 4 S 179 Christian Frieling Priester aus dem Bistum Munster im KZ Aschendorff Verlag Munster 1992 ISBN 3 402 05427 2 S 77 Archiv der KZ Gedenkstatte Dachau Nr 3297 Holger Lessing Der erste Dachauer Prozess 1945 46 Baden Baden 1993 S 320 Michael Bryant Die US amerikanischen Militargerichtsprozesse gegen SS Personal Arzte und Kapos des KZ Dachau 1945 1948 In Ludwig Eiber Robert Sigel Hrsg Dachauer Prozesse NS Verbrechen vor amerikanischen Militargerichten in Dachau 1945 1948 Gottingen 2007 S 115f Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Frankfurt am Main 2007 S 535Normdaten Person GND 117643165 lobid OGND AKS LCCN n2013031850 VIAF 84801576 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schilling ClausALTERNATIVNAMEN KlausKURZBESCHREIBUNG deutscher Tropenmediziner und im KZ Dachau tatigGEBURTSDATUM 5 Juli 1871GEBURTSORT MunchenSTERBEDATUM 28 Mai 1946STERBEORT Landsberg am Lech Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Claus Schilling amp oldid 232085123