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Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Das Aussenlager Kottern Weidach war vom 1 Oktober 1943 bis zum 27 April 1945 eines der 169 Aussenlager des Konzentrationslagers Dachau im Stadtteil Kottern der Stadt Kempten Allgau spater im Ortsteil Weidach der Gemeinde Durach In den beiden KZ Aussenlagern zwang die SS die im Mittel 750 teilweise 1000 KZ Haftlinge zur Arbeit fur die Messerschmitt AG unzahlige uberlebten dies nicht 1 KZ AussenlagerKottern Weidach Kempten Allgau KZ AussenlagerKottern WeidachLage des ehemaligen KZ Aussenlagers auf dem Stadtgebiet Kempten Allgau Zusatzlich gab es in Kempten ein weiteres KZ Aussenlager Kempten Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungshintergrund 2 Errichtung und Betrieb des Lagers 3 Typhus unzumutbare Hygiene Tod 4 Raumung 5 Juristische Aufarbeitung 6 Nachkriegszeit 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEntstehungshintergrund Bearbeiten nbsp Die Messerschmitt AG produzierte damals in den Gebauden der Spinnerei und Weberei Kottern Im Sommer 1943 musste die Textilfabrik Spinnerei und Weberei Kottern 47 69885 10 31926 einen Teil ihrer Gebaude zur Produktion von kriegswichtigen Jagdflugzeugteilen an die Messerschmitt AG abgeben Weil fur die Fertigung viele Arbeitskrafte benotigt wurden und die Produktion eine hohe Prioritat besass wurden am 1 Oktober 1943 etwa 100 Haftlinge nach Kempten verlegt uberwiegend Italiener Niederlander und Jugoslawen unter ihnen auch der polnische Pfadfinder Tadeusz Biernacki 2 Sie wurden kurzfristig im Gasthaus Zum Stiefel in der Ludwigstrasse in Kottern untergebracht mussten aber bald in die Fabrik selbst umziehen wo eine Produktionshalle als Schlafsaal benutzt wurde Einige Raume waren fur die Wachmannschaft reserviert In den nicht beschlagnahmten Fabrikteilen der Spinnerei Weberei Kottern lief die Textilproduktion ganz normal weiter Errichtung und Betrieb des Lagers BearbeitenEtwa zeitgleich mit dem Eintreffen der ersten Gefangenen wurde mit dem Bau des eigentlichen Lagers begonnen das die Haftlinge selbst bauen mussten und welches etwa im Fruhjahr 1944 bezogen wurde jedoch bis Kriegsende nie richtig fertiggestellt wurde Auf 16 000 m wurden vier Holzbaracken als Unterkunfte fur die Haftlinge sowie mehrere gemauerte Gebaude fur die Wachmannschaft errichtet Dieses KZ Aussenlager Kottern 47 696964 10 326676 Koordinaten 47 41 49 1 N 10 19 36 O befand sich etwa einen Kilometer von der Produktionsstatte der Messerschmitt AG entfernt auf einem freien Feld an der Verbindungsstrasse zwischen Weidach und Durach Umgeben wurde das Lager von einem Starkstromzaun Nachts beleuchteten Scheinwerfer von den Wachturmen aus das umliegende Gelande taghell Im Lager Kottern Weidach befanden sich im Durchschnitt 750 aber auch uber 1000 Gefangene Diese stark variierende Belegung orientierte sich am schwankenden Arbeitskraftebedarf der Messerschmitt AG Von der Arbeit an den Flugzeugteilen waren nur Strafkommandos ausgenommen die zur Arbeit in Kiesgruben eingesetzt wurden Ein Teil der Haftlinge war auch bei Kemper Panzer amp Kriegsfahrzeugbau eingesetzt 3 Das Aussenlager Weidach wurde von etwa 30 bis 40 SS Mannern sowie von einigen Hunden bewacht die vor allem zur Bewachung der Haftlinge auf dem taglichen Marsch zur Arbeitsstatte und zuruck eingesetzt wurden Lagerkommandant war zu Beginn der SS Hauptscharfuhrer Fritz Wilhelm der jedoch aufgrund seines ubermassigen Alkoholkonsums und seiner sehr unmenschlichen Art mit den fur die Kriegsproduktion wichtigen Haftlingen umzugehen bald durch SS Hauptscharfuhrer Georg Deffner ersetzt wurde Georg Deffner war zuvor Lagerkommandant des KZ Aussenlagers Kempten Im Februar 1945 wurde dieser an das KZ Aussenlager Kaufering IV Hurlach versetzt und an seine Stelle trat SS Hauptscharfuhrer Edmund Zdrojewski welcher zuvor im KZ Mauthausen eingesetzt war und ab 1943 stellvertretender Lagerfuhrer des Zwangsarbeiterlagers im KZ Krakau Plaszow fur Juden war Die weitere Lagermannschaft bestand alles aus Mitgliedern der SS sowie gegen Kriegsende auch aus nicht mehr fronttauglichen Luftwaffensoldaten Typhus unzumutbare Hygiene Tod BearbeitenIm Lager starben in den zwei Jahren des Bestehens insgesamt 17 Menschen die meisten davon an Typhus wobei hier nicht sicher ist ob die von den Bewachern angegebene Todesursache den Tatsachen entspricht Die relativ niedrigen Sterbezahlen bei der hohen Gefangenenanzahl lassen sich darauf zuruckfuhren dass Kranke nicht mehr arbeitsfahige Haftlinge in das Hauptlager nach Dachau abtransportiert wurden Allein fur den 7 September 1944 ist beispielsweise ein Transport von 87 Haftlingen in das Stammlager dokumentiert Die Hygienebedingungen im Lager mussen sehr schlecht gewesen sein da das Gelande sich die ganze Zeit seiner Existenz im Bau befand Der franzosische Haftling Louis Terrenoire 1908 1992 spater unter Charles de Gaulle Minister zitierte in seinem Buch Sursitaires de la mort lente aus Aufzeichnungen Hildebert Chaintreuil uber die Verhaltnisse im Lager Kottern Weidach 4 So wurden geplante Latrinen und sanitare Anlagen erst kurz vor Kriegsende errichtet vermutlich um die Zustande gegenuber den Alliierten etwas zu beschonigen Die Kuche des Lagers Kottern Weidach befand sich einige hundert Meter ausserhalb des Lagers in einem privaten Bauernhof nahe dem Bach Durach Der Haftling Louis Terrenoire berichtet von verwanzten und verlausten Schlafsalen sowie sehr kalten Wintern im hochgelegenen Allgau in den Holzbaracken Als gesichert gilt dass die Bedingungen noch schlechter waren als im KZ Aussenlager Kempten Nur die Wachmannschaften hatten gemauerte Unterkunfte Im Winter 1944 1945 jedoch war ein Abtransport der Erkrankten aufgrund des allgemeinen Kohlemangels nicht mehr moglich Daraufhin wurden die Toten auf einer Wiese im Weiler Fahls der Gemeinde Durach begraben da eine Bestattung auf dem kirchlichen Friedhof der Gemeinde untersagt war 5 Die Anweisung aus Dachau die der Leiter des Lagers Weidach dem Burgermeister damals uberbrachte lautete Kein Grabhugel kein Blumenschmuck und kein Kreuz durfen die Beerdigungsstellen kennzeichnen auch darf kein Geistlicher und keine Zivilperson bei der Beerdigung mitwirken Die notigen Arbeiten werden alle von Lagerinsassen ausgefuhrt Diese Grabstatte durfte keinesfalls offentlich als Friedhof gekennzeichnet sein so z B durch Kreuze oder ahnliches sondern musste nach aussen unauffallig wirken Erst nach dem Krieg wurde dieser KZ Friedhof geweiht Am 19 Juli 1944 war das Messerschmitt Werk Ziel eines Luftangriffs US amerikanischer Jagdbomber Die Haftlinge wurden in den Baracken eingesperrt und waren so moglichen Fehleinschlagen schutzlos ausgeliefert Der Angriff erfolgte allerdings zielgenau Teile der Produktionsstatten wurden zerstort das Lager mit den Haftlingen blieb unbeschadigt Raumung BearbeitenAm 26 April 1945 kamen US amerikanische und franzosische Panzerverbande ins Allgau Der Lagerkommandant Zdrojewski befahl fur die etwa 600 gehfahigen Lagerinsassen den sofortigen Aufbruch ungefahr 50 Kranke und Verwaltungsangestellte blieben zuruck Einen Tag spater wurde das fast leerstehende Lager befreit die gefluchteten Kommandanten mit den 600 Haftlingen wurden knapp 20 Kilometer weiter in der Nahe von Nesselwang von amerikanischen Panzern eingeholt Die Haftlinge wurden dann zunachst bei Privatpersonen in Gaststatten oder Pfarrheimen untergebracht bis sie in die Freiheit entlassen wurden Juristische Aufarbeitung BearbeitenSS Hauptscharfuhrer Georg Deffner wurde am 11 Februar 1947 von einem US amerikanischen Militargericht in Dachau zu drei Jahren Gefangnis aufgrund seiner Tatigkeit in Konzentrationslagern verurteilt 6 In den 1970er Jahren begann schliesslich die deutsche Justiz Ermittlungen zu NS Verbrechen im Aussenlager Kottern Weidach Diese wurden ohne Anklageerhebung eingestellt Haftlinge hatten von den Taten gehort waren meist jedoch keine direkten Zeugen Die ermittelten Mitglieder der KZ Wachmannschaft bestritten die Totungen 1 Nachkriegszeit Bearbeiten nbsp Denkmal der Pfarrei St Josef Durach Weidach 2012 Uber das Gelande der ursprunglichen Grabstatte fuhrt heute die Bundesautobahn 7 zwischen der Anschlussstelle Betzigau und dem Autobahndreieck Allgau Die sterblichen Uberreste wurden nach einer Zwischenumbettung auf den Friedhof in Durach 1960 schliesslich auf den KZ Friedhof Flossenburg umgebettet 5 dabei wurden 13 Leichen gefunden Das Gelande blieb lange ungenutzt teilweise wurden die Baracken in Nachkriegsnot als privater Wohnraum benutzt Erst in den letzten Jahren wurde das Gelande durch Reihen und Einfamilienhauser der Wohnsiedlung Weidach neu bebaut die den neuen Ortskern des Ortsteils Weidach ausmachen sollen 1 Seit 1995 erinnert ein Denkmal 47 69788 10 324431 der Pfarrei Weidach an das KZ Aussenlager des Konzentrationslagers 1 Siehe auch BearbeitenKZ Aussenlagerkomplex Schwaben Messerschmitt Literatur BearbeitenAugenzeugenberichte Otto Kohlhofer in Christa Willmitzer Peter Willmitzer Deckname Betti Gerber Vom Widerstand in Neuhausen zur KZ Gedenkstatte Dachau Otto Kohlhofer 1915 1988 Allitera Verlag Munchen 2006 171 S ISBN 3 86520 183 0 Louis Terrenoire zitiert Hildebert Chaintreuil Sursitaires de la mort lente Dem schleichenden Tod entkommen Sprache franzosisch Editions Seghers Paris 1976 OCLC 3514393 S 142ff Daniela Di Benedetto Friedrich Peterhans Grazia Prontera Venanzio Gibillini Warum gefangen Erinnerungen an die Deportation 1944 1945 utzverlag April 2019 132 Seiten ISBN 3 8316 4757 7 ISBN 978 3 8316 4757 6 Kapitel Kottern S 62 71 Erich Kunter Max Wittmann Weltreise nach Dachau Kulturaufbau Verlag Stuttgart 1946 OCLC 14440638Darstellungen Edith Raim Kottern In Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 2 Fruhe Lager Dachau Emslandlager C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 52962 3 S 376 378 Markus Naumann in Allgauer Geschichtsfreund Nr 109 Im Land der Lager die Aussenlager Kempten und Kottern Weidach des KZ Dachau Kempten 2009 S 117 154 ISBN 978 3 9810073 5 0 ISSN 0178 6199 Markus Naumann Kempten im Zweiten Weltkrieg Aussenkommandos des Konzentrationslagers Dachau in Kempten und Kottern Weidach Kempten 1988 Markus Naumann Spuren im Wald Messerschmitt Werkzeugbau Kottern und das KZ Aussenlager in Fischen Ein Beitrag zur Rustungsindustrie und Zwangsarbeit im oberen Allgau wahrend des Zweiten Weltkriegs Allgauer Forschungen zur Archaologie und Geschichte 3 Likias Verlag Friedberg 2017 ISBN 978 3 9817006 6 4 Gernot Romer Fur die Vergessenen KZ Aussenlager in Schwaben Schwaben in Konzentrationslagern Presse Druck und Verlags GmbH Augsburg 1984 ISBN 978 3 89639 047 9 Gernot Romer Kempten Helmuth Sachse KG in Encyclopedia of camps and ghettos 1933 1945 1 A Early camps youth camps and concentration camps and subcamps under the SS Business Administration Main Office WVHA part A Indiana Univ Press Bloomington 2009 859 S ISBN 978 0 253 35328 3 ISBN 978 0 253 35428 0 S 492 496Weblinks Bearbeiten nbsp Commons KZ Aussenlager Kottern Weidach Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag Kottern von Edith Raim in Le camp de Dachau Kottern mit Angaben zu KZ Inhaftierten in Kottern franzosisch z T spanisch online auf martinez quirce fr dachau Abgerufen am 10 Oktober 2020 Eintrag Weidach und Eintrag Kottern in Arolsen Archives International Center on Nazi Persecution UNESCO Weltdokumentenerbe uber International Tracing Service ITS Bad Arolsen online unter collections arolsen archives org Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Edith Raim Fruhe Lager Dachau Emslandlager In Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Band 2 C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 52962 3 Kottern S 376 378 Fur eine Zeit Dachauer Plakatserie erinnert an den KZ Uberlebenden Tadeusz Biernacki Suddeutsche Zeitung Dachau 8 Juli 2020 Gernot Romer Kempten Helmuth Sachse KG in Encyclopedia of camps and ghettos 1933 1945 1 A Early camps youth camps and concentration camps and subcamps under the SS Business Administration Main Office WVHA part A Indiana Univ Press Bloomington 2009 ISBN 9780253353283 ISBN 9780253354280 Louis Terrenoire Sursitaires de la mort lente Editions Seghers Paris 1976 OCLC 3514393 S 142ff a b Ulrike Puvogel Martin Stankowski Gedenkstatten fur die Opfer des Nationalsozialismus Eine Dokumentation Bundeszentrale fur politische Bildung Verlag Edition Hentrich Berlin Bonn 1995 ISBN 3 89331 208 0 S 154 Deputy Judge Advocate s office 7708 War crime group European command APO 407 United States United States v Georg Deffner Case No 000 50 2 65 Original Hrsg Jewish Virtual Library Dachau 16 September 1947 englisch 5 S jewishvirtuallibrary org PDF 790 kB abgerufen am 24 September 2021 dachau war crimes trials The Dachau Trials Dachau Cases 1945 1947 169 Aussenlager und kommandos des KZ DachauAussenlagerkomplexeDeutschland Allach Hauptlager Munchen Allach BMW Aussenlager Karlsfeld OT RothschwaigeAllgau Aussenlager Kempten Kottern Fischen Blaichach KaufbeurenBodensee Hauptlager Friedrichshafen Aussenlager Uberlingen Aufkirch SaulgauKaufering Landsberg Hauptlager Kaufering I Landsberg Aussenlager Kaufering II Igling III Kaufering IV Hurlach V Utting VI Turkheim VII Erpfting VIII Seestall IX Obermeitingen X Utting XI StadtwaldhofMuhldorf Hauptlager Muhldorf Mettenheim M 1 Aussenlager Muhldorf Ampfing Waldlager V VI Muhldorf Mittergars Muhldorf Thalham Aussenkommando Muhldorf ZangbergSchwaben Hauptlager Augsburg Pfersee Aussenlager Gablingen Horgau BaumenheimDeutschland Munchen Aussenlager Agfa Kamerawerke Neuaubing Dornier Riem OT SS Reit amp Fahrschule Aussenkommando Bombensuche 30 Munchner AussenkommandosOberbayern Aussenlager Eching Germering Gendorf Landsberg Landshut Neufahrn Ottobrunn Stephanskirchen Trostberg Aussenkommando Hausham Ingolstadt Rosenheim Sudelfeld SS Berghaus Sudelfeld Luftwaffe Weitere AussenkommandosSchwaben Aussenlager Augsburg Kriegshaber Augsburg Haunstetten Burgau Lauingen Riederloh Aussenkommando Oberstdorf Birgsau Schlachters Weitere AussenkommandosOsterreich Aussenlager Mauthausen Weisssee Aussenkommando Fischhorn Hallein Lochau Salzburg Polizeidirektion Salzburg Bombensuche St Lambrecht Weitere Aussenkommandos Normdaten Korperschaft GND 7523613 8 lobid OGND AKS LCCN no2019015508 VIAF 241896498 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title KZ Aussenlager Kottern Weidach amp oldid 226981537