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Jonathan Stewart Vickers CC 29 Oktober 1926 in Prince Albert Saskatchewan 10 Juli 2015 in Ontario 1 war ein kanadischer Opernsanger Heldentenor Er galt in den 1960er und 1970er Jahren als einer der international gefragtesten Sanger seines Fachs Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Privates 2 Bedeutung und Rezeption 3 Diskografie Auswahl 4 Literatur 5 Horbeispiele 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenJon Vickers wurde in eine musikalische Familie hineingeboren Als sechstes von acht Kindern des Lehrers und Laienpredigers William Vickers und Myrle geb Mossip 2 sang er bereits als Kind in den Gottesdiensten seines Vaters 2 Vickers machte zunachst eine kaufmannischen Lehre und arbeitete im Einzelhandel 3 bevor er sieben Jahre lang sein Gesangsstudium am Royal Conservatory of Music in Toronto bei George Lambert und Herman Geiger Torel absolvierte Im Jahr 1954 debutierte er beim Toronto Opera Festival als Herzog von Mantua in Rigoletto mit der Canadian Opera Company wo er bis 1956 auftrat 4 5 In dieser Zeit wirkte er uberwiegend als Oratoriensanger und sang ausserdem beim kanadischen Rundfunk und im Fernsehen unter anderem Cavaradossi in Tosca und Manrico in Il trovatore Rollen die er spater nie auf der Buhne darstellte 4 1957 hatte er sein Debut am Londoner Royal Opera House als Aneas in Les Troyens 6 1958 sang er in der vielbeachteten Produktion von Luchino Visconti die Titelpartie in Don Carlos an der Seite von Tito Gobbi Boris Christow unter der Leitung von Carlo Marie Giulini 2 Weitere Rollen in London waren die Titelpartien in Otello und Peter Grimes sowie Radames in Aida Riccardo in Un ballo in maschera Florestan in Fidelio Don Jose in Carmen Giasone in Medea Canio in Pagliacci Laca Klemen in Jenufa Samson in Samson et Dalila Auch sang er in Wagner Opern Siegmund in der Walkure Tristan und Parsifal Seine letzte Vorstellung gab er an diesem Opernhaus im Februar 1985 als Samson in Handels gleichnamigem Oratorium 6 Nach seinem Londoner Debut wurde er weltbekannt An der New Yorker Metropolitan Opera Met war er erstmals im Januar 1960 als Canio zu horen Bis zu seiner letzten Vorstellung an diesem Haus im April 1987 absolvierte er dort uber 280 Auftritte in 17 Partien 7 unter anderem als Otello Aneas Peter Grimes Siegmund Parsifal sowie als Erik im Fliegenden Hollander German in Pique Dame und Don Alvaro in La Forza del Destino Mit diesem Ensemble wirkte er zudem bei einigen Tournee Vorstellungen und bei Gala Konzerten mit 8 Regelmassige Gastspiele fuhrten ihn ab 1959 an die Wiener Staatsoper als Radames Andrea Chenier Don Jose Don Carlos Florestan Otello Tristan Parsifal Siegmund und Canio 9 die Mailander Scala als Canio Peter Grimes Siegmund Florestan Giasone 10 sowie an die Grand Opera Paris die Chicago Opera und die San Francisco Opera 11 In Medea sang er an der Seite von Maria Callas in der legendaren Auffuhrung an der Dallas Opera im Jahr 1958 sowie 1959 am Royal Opera House und 1961 1962 an der Mailander Scala 12 13 Bei den Bayreuther Festspielen gastierte er im Jahr 1958 als Siegmund und 1964 als Parsifal beide Produktionen unter der musikalischen Leitung von Hans Knappertsbusch 11 Trotz seines grossen Erfolges als Wagnersanger weigerte er sich aufgrund seiner religiosen Uberzeugung den Tannhauser zu singen 2 14 Zwar studierte er diese Rolle ein da er in den 1970er Jahren sowohl am Royal Opera House als auch an der Met dafur vorgesehen war zog sich jedoch davon zuruck 5 Wegen der Darstellung des Siegfried in der Gotterdammerung war er mit Herbert von Karajan im Gesprach allerdings wurde dies nicht umgesetzt 15 Unter Karajans Leitung war er bei den Salzburger Festspielen 1966 und 1967 als Don Jose in Carmen und von 1970 bis 1972 als Otello zu horen und trat ausserdem von 1967 bis 1973 mehrfach bei den Osterfestspielen in Die Walkure Tristan und Isolde und Fidelio auf 12 16 Vickers galt als einer der Lieblingssanger Karajans 4 Zu Vickers Repertoire zahlten auch die Tenor Partie in Beethovens 9 Sinfonie und Mahlers Das Lied von der Erde Ausserdem wirkte als Oratorien und Liedsanger dabei interpretierte er unter anderem Franz Schuberts Winterreise 4 Schumanns Dichterliebe und Dvoraks Zigeunerlieder 17 1988 beendete er seine Buhnenlaufbahn 4 Vickers Wirken wurde durch zahlreiche Ton und Filmaufnahmen dokumentiert sowohl in Live Aufnahmen als auch in Studioaufnahmen Fur seine ausdrucksstarken Wagner Interpretationen erhielt er 2002 den Anton Seidl Award der Wagner Society of New York 18 Jon Vickers starb 2015 im Alter von 88 Jahren nach langerer Alzheimer Erkrankung 14 Privates Bearbeiten Vickers war seit 1953 mit der Lehrerin Henrietta Outerbridge 1991 verheiratet 2 aus der Ehe stammten funf Kinder Nach dem Tod seiner Frau heiratete er im Jahr 1993 Judith Stewart 2 Bedeutung und Rezeption BearbeitenVickers galt als herausragender dramatischer Tenor und als einer der bedeutendsten Heldentenore der zweiten Halfte des zwanzigsten Jahrhunderts Seine Stimme besass ein kraftvolles Volumen mit einem etwas kehligen Timbre und wurde als nicht immer schon dafur aber als dramatisch und emotional ausdrucksstark mit besonderer Intensitat sowie wahrhaftig im Sinne des Werkes beschrieben und wurde auch als Jahrhundertstimme bezeichnet 3 4 Er ist ein schwieriger Mensch Uber jede Rolle macht er sich viele Gedanken auf der Buhne aber wirkt er ungeheuer imposant Seine grossen Rollen Tristan Othello kront er durch eine einzigartige musikalische Phrasierung Mag sie auch eigenwillig sein sie ist immer wohldurchdacht Bei so vielen Sangern geht die Musik immer in ein und dieselbe Richtung bei Vickers fallt sie stets individuell aus ist jedes Mal etwas Besonderes Herbert von Karajan 4 Wie Callas vermittelt auch Vickers Singen weniger schone Erlebnisse als schmerzliche Erfahrungen Leid Erfahrungen Hat man ihn als Jose als Aeneas als Florestan als Othello oder Tristan gehort so bewahrt die Erinnerung nicht einzelne schone Tone oder Klange sondern ein Bild von grosster Eindringlichkeit In seinem Singen steckt eine Kraft der Evokation ja der Beschworung die einzigartig ist und vokale Schwachen nebensachlich macht Jurgen Kesting 4 Ob Siegmund oder Tristan Vickers vermochte nicht nur den Wagemut und Stolz dieser Figuren horbar zu machen sondern vor allem auch ihre Menschlichkeit Dass es ihm gelang alle Wagner schen Orchesterwogen zu durchdringen dann aber im Pianissimo der Liebesduette auch sensibel zu phrasieren hie und da den Stimmklang in atherische Regionen zuruckzunehmen sicherte ihm die Liebe des Publikums und das Wohlwollen von Dirigenten wie Sir Georg Solti oder Herbert von Karajan der Vickers in Salzburg auch als Florestan in Fidelio und vor allem im spater verfilmten Otello prasentierte Die Presse 14 Diskografie Auswahl BearbeitenFidelio Ludwig van Beethoven Christa Ludwig John Vickers Walter Berry Gottlob Frick Ingeborg Hallstein u a Philharmonia Orchester und Chor Dirigent Otto Klemperer Aufnahme 1962 Christa Ludwig Gundula Janowitz Jon Vickers Walter Berry u a Chor und Orchester der Wiener Staatsoper Dirigent Herbert von Karajan Helen Donath Helga Dernesch Jon Vickers Karl Ridderbusch Zoltan Kelemen u a Chor der Deutschen Oper Berlin Berliner Philharmoniker Dirigent Herbert von Karajan Aufnahme 1970 Les Troyens Hector Berlioz Jon Vickers Josephine Veasey Berit Lindholm u a Chor und Orchester Royal Opera House London Dirigent Colin Davis Philipps 1970 Carmen Georges Bizet Mirella Freni Jon Vickers Kostas Paskalis u a Chor und Orchester der Pariser Oper Dirigent Rafael Fruhbeck de Burgos EMI 1970 Peter Grimes Benjamin Britten Jon Vickers Heather Harper Jonathan Summers u a Chor und Orchester Royal Opera House Dirigent Colin Davis Philips 1978 Medea Luigi Cherubini Maria Callas Teresa Berganza Elisabeth Carron Jon Vickers Nicola Zaccaria u a Chor und Orchester der Dallas Opera Dirigent Nicola Rescigno Aufnahme 1958 Maria Callas Jon Vickers Fiorenza Cossotto Nicola Zaccaria Joan Carlyle u a Chor und Orchester Royal Opera House Dirigent Nicola Rescigno Live Aufnahme 1959 Maria Callas Jon Vickers Nicolai Ghiaurov Giulietta Simionato u a Chor und Orchester des Teatro alla Scala Dirigent Thomas Schippers Aufnahme 1961 The Dream of Gerontius Edward Elgar Jon Vickers Constance Shacklock Marian Nowakowski Orchestra Sinfonica di Roma della RAI Dirigent John Barbirolli Aufnahme 1957 Messiah G F Handel Jennifer Vyvyan Monica Sinclair Jon Vickers Giorgio Tozzi Royal Philharmonic Orchestra und Chor Dirigent Thomas Beecham Aufnahme 1959 Pagliacci Ruggero Leoncavallo Jon vickers Joan Carlyle Cornell MacNeil Jose Nait u a Chor und Orchester des Teatro Colon Dirigent Bruno Bartoletti Aufnahme 1968 Samson et Dalila Camille Saint Saens Rita Gorr Jon Vickers Ernest Blanc u a Orchester der Pariser Oper Dirigent Georges Pretre EMI classics 1963 Aida Verdi Leontyne Price Rita Gorr Jon Vickers Robert Merrill u a Chor und Orchester der Oper Rom Dirigent Georg Solti Aufnahme 1962 Messa da Requiem Verdi Montserrat Caballe Fiorenza Cossotto Jon Vickers Ruggero Raimondi New Philharmonia Chor und Orchester Dirigent John Barbirolli Angel Records 1979 Otello Giuseppe Verdi Jon Vickers Leonie Rysanek Tito Gobbi u a Chor und Orchester der Oper Rom Dirigent Tullio Serafin Aufnahme 1960 Jon Vickers Mirella Freni Peter Glossop u a Chor der Deutschen Oper Berlin Berliner Philharmoniker Dirigent Herbert von Karajan Aufnahme 1973 auch als DVD erhaltlich Die Walkure Richard Wagner Jon Vickers Leonie Rysanek Josef Greindl Astrid Varney u a Orchester der Bayreuther Festspiele Dirigent Hans Knappertsbusch Aufnahme von 1958 Birgit Nilsson Gre Brouwenstijn Rita Gorr Jon Vickers u a London Symphony Orchestra Dirigent Erich Leinsdorf Aufnahme 1961 Regine Crespin Gundula Janowitz Josephine Veasey Jon Vickers Thomas Steward u a Berliner Philharmoniker Dirigent Herbert von Karajan Aufnahme Salzburg 1967 Birgit Nilsson Leonie Rysanek Jon Vickers Thomas Stewart Orchester der Metropolitan Opera Dirigent Berislav Klobucar Tristan und Isolde Richard Wagner Jon Vickers Helga Dernesch Christa Ludwig Walter Berry Karl Ridderbusch Berliner Philharmoniker Dirigent Herbert von Karajan EMI 1972 Birgit Nilsson Jon Vickers Ruth Hesse Bengt Rundgren Walter Berry Orchestre National de France Dirigent Karl Bohm Live Aufnahme 1973 Birgit Nilsson Jon Vickers Grace Hoffman Franz Crass Ricardo Yost u a Orchester des Teatro Colon Dirigent Horst Stein Live Aufnahme 1971 Literatur BearbeitenJeannie Williams Jon Vickers A Hero s Life Mit einem Vorwort von Birgit Nilsson Northeastern University Press Boston 1999 ISBN 1555534082 Horbeispiele BearbeitenAufnahmen Video bei Operaonvideo com Io l ho perduta MP3 419 kB Verdi Don Carlos Tullio Serafin 1961 Weblinks BearbeitenJon Vickers in der Internet Movie Database englisch Jon Vickers bei Discogs Jon Vickers bei AllMusic englisch Interview mit Jon Vickers auf bruceduffie com englisch Im Portrat Der Heldentenor Jon Vickers auf WDR 3 TonArt Download Singing on Singers Jon Vickers Dokumentation mit Tonbeispielen und Interview bei Hampsong Foundation englisch Einzelnachweise Bearbeiten J Heffernan Jon Vickers 88 Heroic Canadian Tenor Has Died In operanews com Metropolitan Opera Guild 11 Juli 2015 abgerufen am 12 Juli 2015 englisch a b c d e f Jon Vickers obituary In The Guardian 12 Juli 2015 abgerufen am 28 September 2021 englisch a b WDR 3 TonArt Im Portrat Der Heldentenor Jon Vickers Archiviert vom Original am 14 November 2016 abgerufen am 28 September 2021 a b c d e f g h oe1 orf at Jon Vickers ist 80 Abgerufen am 28 September 2021 a b Naxos Records Jon Vickers Abgerufen am 26 September 2021 englisch a b Royal Opera House Performance Database The Metropolitan Opera MOoD Detail Page Jon Vickers Abgerufen am 27 September 2021 englisch Metropolitan Opera Association Suche Jon Vickers in The Metropolitan Opera Archives Met Opera Database Abgerufen am 27 September 2021 englisch Spielplanarchiv der Wiener Staatsoper Vorstellungen mit Jon Vickers Abgerufen am 28 September 2021 Jon Vickers im Archiv beim Teatro alla Scala a b Auffuhrungsdatenbank Jon Vickers In Bayreuther Festspiele Abgerufen am 27 September 2021 a b Spielplansuche Jon Vickers In Salzburger Festspiele Archiv Abgerufen am 27 September 2021 Ricerca Archivio La Scala Abgerufen am 28 September 2021 a b c Die Presse Nachruf Jon Vickers der tenorale Lowe mit den samtweichen Pfoten 13 Juli 2015 abgerufen am 28 September 2021 Jeannie Williams Jon Vickers A Hero s Life UPNE 2007 ISBN 978 1 55553 674 9 google de abgerufen am 10 Oktober 2021 Suche Jon Vickers im Archiv der Osterfestspiele Salzburg siehe Tonaufnahmen von Jon Vickers bei Discogs Wagner Society of New York Anton Seidl Award Abgerufen am 28 September 2021 englisch Normdaten Person GND 121979865 lobid OGND AKS LCCN n82153049 VIAF 369145550336996660003 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Vickers JonALTERNATIVNAMEN Vickers Jonathan Stewart vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG kanadischer Opernsanger Heldentenor GEBURTSDATUM 29 Oktober 1926GEBURTSORT Prince Albert SaskatchewanSTERBEDATUM 10 Juli 2015STERBEORT Ontario Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jon Vickers amp oldid 225195149