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Dieser Artikel befasst sich mit dem Regisseur Luchino Visconti Zum Stadtherrn von Mailand siehe Luchino Visconti Regent Luchino Visconti 2 November 1906 als Conte Don Luchino Visconti di Modrone in Mailand 17 Marz 1976 in Rom war ein italienischer Theater Opern und Filmregisseur sowie Drehbuchautor Luchino ViscontiEr gilt als einer der bedeutendsten Regisseure des europaischen Kinos Der aus einer italienischen Adelsfamilie stammende Visconti zahlte in den 1940er Jahren zu den Mitbegrundern des Italienischen Neorealismus Spater widmeten sich seine Filme vor allem Themen wie Schonheit Dekadenz Tod 1 und europaischer Geschichte insbesondere der Verfall des europaischen Adels und Burgertums wurde wiederholt in seinen Filmen aufgegriffen 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 1 1 Kindheit und Jugend 1 2 Karriere 2 Privates 3 Politische Haltungen 4 Filmografie 5 Opernproduktionen Auswahl 6 Auszeichnungen 7 Literatur 8 Dokumentarfilm 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenKindheit und Jugend Bearbeiten Luchino Visconti war der dritte Sohn das vierte von sieben Kindern des Grafen Giuseppe Visconti di Modrone 1879 1941 der 1937 zum ersten Herzog von Grazzano Visconti erhoben wurde Die Grafen Visconti di Modrone in Primogenitur seit 1813 durch Napoleon I Herzoge von Modrone sind ein jungerer Seitenzweig der 1447 erloschenen Herzoge von Mailand aus dem Hause Visconti Seine Mutter war die vermogende Industriellenerbin Carla Erba 1880 1939 aus einer Mailander Chemiedynastie Visconti wuchs im Mailander Familiensitz dem Palazzo Visconti di Modrone in der Via Cerva sowie auf dem Landsitz der Familie Schloss Grazzano Visconti bei Vigolzone auf Nach der Trennung der Eltern Anfang der 1920er Jahre zog seine Mutter mit den jungeren Kindern ihn eingeschlossen in ein eigenes Palais in der Via Marsala in Mailand sowie in die Villa Erba in Cernobbio am Comer See um Der Vater erbaute sich als Kammerherr von Konig Viktor Emanuel III auch ein Haus in Rom in der Via Salaria gegenuber der koniglichen Villa Savoia das Luchino spater erbte und jahrzehntelang bewohnte Luchino selbst spielte Cello 3 und teilte die Leidenschaft seines Vaters fur Oper und Theater Arturo Toscanini gehorte zu den Freunden des Hauses die Familie besass eine eigene Mietloge im Teatro alla Scala und der Palazzo Visconti verfugte uber ein kleines Haustheater an dessen Auffuhrungen die Kinder mitwirkten Uber die Lekture von Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit fand Visconti zur Literatur die Verfilmung dieser Romanfolge blieb spater ein lebenslanges Projekt das er nicht mehr realisieren konnte nbsp Palazzo Visconti di Modrone in Mailand nbsp Schloss Grazzano Visconti nbsp Villa Erba am Comer SeeKarriere Bearbeiten Luchino Visconti besuchte nach der Schule die Kavallerieschule in Pinerolo 4 widmete sich mit Leidenschaft der Zucht von Rennpferden ging 1936 nach Paris und begann seine Karriere als Assistent von Jean Renoir Nach einer kurzen Amerikareise auf der er auch Hollywood besuchte kehrte er nach Italien zuruck um 1939 erneut als Renoirs Assistent am Film La Tosca zu arbeiten Die Produktion musste kriegsbedingt unterbrochen werden sie wurde spater durch den deutschen Regisseur Carl Koch beendet Zusammen mit Roberto Rossellini trat Visconti dem salotto von Vittorio Mussolini bei dem Sohn von Benito Mussolini und seinerzeit nationaler Kulturzensor wo er vermutlich auch auf Federico Fellini traf Mit Gianni Puccini Antonio Pietrangeli und Giuseppe De Santis schrieb er das Drehbuch zu seinem ersten Film als Regisseur Besessenheit 1943 ein Werk das eine neue Stilrichtung den Neorealismus begrundete der dem italienischen Nachkriegsfilm wesentliche Impulse gab 1948 schrieb und inszenierte er Die Erde bebt nach dem Roman I Malavoglia von Giovanni Verga Visconti hatte wahrend seiner Pariser Zeit Sympathie fur den Kommunismus entwickelt Er wurde 1944 wegen Widerstandstatigkeiten gegen den Faschismus verhaftet In dem Film Der Leopard 1963 thematisierte er das Vergehen einer alten Gesellschaftsordnung und das Aufgehen moderner Zeiten Der 68er Bewegung stand er ablehnend gegenuber nbsp Visconti am Set des Films Tod in Venedig 1971 mit Sergio Garfagnoli und Bjorn AndresenMit der Abkehr vom Neorealismus gelang Visconti in seinen Filmen der 1960er Jahre eine unverwechselbare Bildsprache Bedingt durch die einmalige Mischung aus adeliger Herkunft politisch kommunistischer Uberzeugung und brillanter Gesellschaftsanalyse schuf er neben Der Leopard 1963 mit Die Verdammten 1969 Tod in Venedig 1971 und Ludwig II 1972 Meisterwerke der Filmgeschichte Nachdem Visconti von den Folgen eines schweren Schlaganfalls 27 Juli 1972 genesen war gelang ihm noch die Realisierung von zwei Filmen In Gewalt und Leidenschaft 1974 analysierte er das von faschistischen Tendenzen gepragte Italien der zeitgenossischen Gegenwart Mit seinem letzten Film Die Unschuld 1976 brachte er den Roman L innocente von Gabriele D Annunzio auf die Leinwand Er handelt vom ewigen Spiel zwischen Mann und Frau sowie zwischen Gut und Bose Visconti war ebenso ein gefeierter Theaterregisseur In den Jahren 1946 bis 1960 realisierte er viele Auffuhrungen der Rina Morelli Paolo Stoppa Kompanie mit Vittorio Gassman und bis in die 1970er Jahre war er fur das Sprechtheater tatig Bedeutend war auch seine Tatigkeit als Opernregisseur die ihn u a an die Mailander Scala die Wiener Staatsoper und die Londoner Covent Garden Opera fuhrte wo er vor allem Opern von Giuseppe Verdi in Szene setzte darunter 1953 eine beruhmte Traviata an der Scala Dirigent Carlo Maria Giulini deren Wiederaufnahme mit Maria Callas 1955 gefeiert wurde 1957 eine Anna Bolena ebenfalls mit Callas oder 1966 der vielgelobte Falstaff Dirigent Leonard Bernstein an der Wiener Staatsoper aber auch Werke von Wolfgang Amadeus Mozart Giacomo Puccini oder Richard Strauss Die kirchliche Trauerfeier fur Visconti fand am 19 Marz 1976 in Sant Ignazio di Loyola in Campo Marzio in Rom statt Neben der Familie Visconti waren der italienische Staatsprasident Giovanni Leone sowie die Schauspieler Burt Lancaster 5 Claudia Cardinale Laura Antonelli Vittorio Gassman und Helmut Berger anwesend Die Urne wurde vermutlich in der Familiengruft der Schlosskapelle von Grazzano Visconti beigesetzt Privates BearbeitenEine 1935 geschlossene Verlobung mit Prinzessin Irma zu Windisch Graetz stiess bei deren Vater auf Bedenken worauf Visconti sie wieder loste 6 Visconti war homosexuell Er fuhrte dann ab 1936 eine dreijahrige diskrete Beziehung mit dem Fotografen Horst P Horst 7 Spater scheute er sich nicht sich mit seinen Freunden und Begleitern in der Offentlichkeit zu zeigen wie etwa mit dem Regisseur Franco Zeffirelli und dem deutschen Schauspieler Udo Kier Viscontis letzter langerer Lebensgefahrte war ab 1964 der osterreichische Schauspieler Helmut Berger Sein Neffe Eriprando Visconti arbeitete ebenfalls als Filmregisseur u a Una spirale di nebbia 8 Sein Neffe Giovanni Gastel war Fotograf 9 Der Filmregisseur Ferdinando Cito Filomarino ist sein Grossneffe 10 Mit Konig Ludwig II von Bayern uber den Visconti 1973 seinen Film Ludwig II drehte war Visconti entfernt verwandt Die letzten gemeinsamen Vorfahren die sie sich teilten waren Margarete von Bayern und Federico I Gonzaga die Mitte des 15 Jahrhunderts lebten Damit war Visconti ein Neffe 13 Grades von Ludwig II 11 Politische Haltungen BearbeitenNach dem Krieg trat Visconti offentlich fur die Kommunistische Partei Italiens ein Der Konflikt der sich aus dieser Weltanschauung und seiner Herkunft aus einem bedeutenden Adelsgeschlecht Italiens ergab ist in seinen Werken spurbar Er selbst finanziell immer unabhangig traditionell erzogen und umfassend gebildet betrachtete sich einer vergangenen Welt der des 19 Jahrhunderts zugehorig Visconti stand den Protesten von 1968 feindlich gegenuber Seiner Ansicht nach suchten die Demonstranten Veranderung um der Zerstorung willen ohne etwas Neues aufzubauen Angewidert blickte er auf die Jugendlichen in ihrer Begeisterung ihren Wutausbruchen Partys und Tumulten ihren abstrakten Reden ihrem wirren Jonglieren mit Mao Marx und Che Guevara Sie sahen ihn als Symbol der Reaktion als Mitglied der Mandarinkaste Der aufkommende linksradikale Terrorismus in Italien machte ihm Angst und liess ihn den Aufstieg eines neuen Faschismus furchten 12 Sein vorletzter Film Gewalt und Leidenschaft 1974 setzt sich mit dem unruhigen politischen Klima im Italien der 1970er Jahre auseinander und zeigt politische Radikalisierungen auf welche die Hauptfigur des von Burt Lancaster gespielten bildungsburgerlichen Professors nur uberfordert reagieren kann Filmografie Bearbeiten1943 Besessenheit Ossessione 1945 Tage des Ruhms Giorni di Gloria Dokumentarfilm 1948 Die Erde bebt La Terra trema 1951 Notizen uber einen Vorfall in der Chronik Appunti su un fatto di cronaca Dokumentarfilm 1951 Bellissima 1953 Wir Frauen Siamo donne Episodenfilm Episode Anna Magnani 1954 Sehnsucht Senso 1957 Weisse Nachte Le notti bianche 1960 Rocco und seine Bruder Rocco e i suoi fratelli 1961 Dommage qu elle soit une putain Fernsehfilm 1962 Boccaccio 70 Episodenfilm Episode Il lavoro Der Job 1963 Der Leopard Il Gattopardo 1965 Sandra Die Triebhafte Vaghe stelle dell Orsa 1967 Der Fremde Lo Straniero 1967 Hexen von heute Le streghe Episodenfilm Episode Hexen verbrennt man lebendig 1969 Die Verdammten La caduta degli dei 1970 Auf der Suche nach Tadzio Alla ricerca di Tadzio Dokumentarfilm 1971 Tod in Venedig Morte a Venezia 1973 Ludwig II Ludwig 1974 Gewalt und Leidenschaft Gruppo di famiglia in un interno 1976 Die Unschuld L Innocente Opernproduktionen Auswahl Bearbeiten1965 Don Carlos Schiller Verdi Teatro dell Opera di Roma 1966 Falstaff Shakespeare Verdi Wiener Staatsoper 1966 Der Rosenkavalier Hofmannsthal Strauss Royal Opera House Covent Garden London 1967 La traviata Dumas d J Verdi Royal Opera House Covent Garden London 1969 Simone Boccanegra Wiener StaatsoperAuszeichnungen BearbeitenIm Laufe seiner Karriere ist Visconti mit zahlreichen Filmpreisen ausgezeichnet worden zu den bedeutendsten Ehrungen gehoren Oscar 1970 Nominierung in der Kategorie Bestes Originaldrehbuch fur Die Verdammten Internationale Filmfestspiele von Cannes Festival 1963 Goldene Palme fur Der Leopard Festival 1971 Prix du 25e Anniversaire du Festival International du Film fur Tod in Venedig und fur sein Lebenswerk Internationale Filmfestspiele von Venedig 1965 Goldener Lowe fur Sandra David di Donatello 1971 In der Kategorie Bester Regisseur fur Tod in Venedig 1973 In der Kategorie Bester Regisseur fur Ludwig II Nastro d Argento der italienischen Filmjournalisten Vereinigung 1961 In der Kategorie Regie des besten Films fur Rocco und seine Bruder 1970 In der Kategorie Regie des besten Films fur Die Verdammten 1972 In der Kategorie Regie des besten Films fur Tod in Venedig 1975 In der Kategorie Regie des besten Films fur Gewalt und Leidenschaft1963 wurde Visconti mit dem Antonio Feltrinelli Preis ausgezeichnet Literatur BearbeitenHenry Bacon Visconti Explorations of Beauty and Decay Cambridge University Press 1998Jorn Glasenapp Hrsg Luchino Visconti Film Konzepte Bd 48 edition text kritik Munchen 2017 ISBN 978 3 86916 640 7 Genealogisches Handbuch des Adels Band 50 Furstliche Hauser IX S 466 1971 C A Starke Verlag Limburg ISBN 3 7980 0750 0 Klaus Geitel Hrsg Luchino Visconti Munchen u Wien Hanser 1985 ISBN 978 3 446 14511 5 Christoph Kammertons Luchino Visconti in Elisabeth Schmierer Hrsg Lexikon der Oper Band 2 Laaber Laaber 2002 ISBN 978 3 89007 524 2 S 761 762 Fokus Viscontis operbezogenes bzw szenisch musikalisches Interesse Bernd Kiefer Luchino Visconti 1906 1976 In Thomas Koebner Hrsg Filmregisseure Biographien Werkbeschreibungen Filmographien 3 aktualisierte und erweiterte Auflage Reclam Stuttgart 2008 ISBN 978 3 15 010662 4 S 788 795 Laurence Schifano Luchino Visconti Furst des Films Gernsbach Katz 1988 ISBN 978 3 925825 15 6Dokumentarfilm BearbeitenLuchino Visconti vom Film besessen OT Luchino Visconti Entre verite et passion Dokumentarfilm Frankreich 2015 58 24 Min Buch und Regie Elisabeth Kapnist und Christian Dumais Lvowski Produktion arte France Bel Air Media INA Avrotos ORF Erstsendung 11 Dezember 2016 bei arte Inhaltsangabe von ARD Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Luchino Visconti Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Luchino Visconti Portal italienisch Literatur von und uber Luchino Visconti im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Luchino Visconti in der Internet Movie Database englisch Visconti Biographie Memento vom 17 Januar 2013 im Internet Archive In arte 22 April 2004 Einzelnachweise Bearbeiten Luchino Visconti In KINO kino de abgerufen am 15 Marz 2018 programm ARD de ARD Play Out Center Potsdam Potsdam Germany Luchino Visconti vom Film besessen Abgerufen am 15 Marz 2018 Luchino Visconti Munzinger Biographie Abgerufen am 5 Januar 2022 Luchino Visconti Munzinger Biographie Abgerufen am 5 Januar 2022 Luchino Visconti Biography In www luchinovisconti net Archiviert vom Original am 16 Februar 2020 abgerufen am 2 Juli 2016 Laurence Schifano Luchino Visconti S 141 150 Laurence Schifano Luchino Visconti S 152 156 Die Nonne von Monza kino de Starfotograf Giovanni Gastel portratiert B Tech Sondermodelle von Alfa Romeo Giulia Alfa Romeo Stelvio und Alfa Romeo Giulietta In media stellantis com 13 September 2018 abgerufen am 15 Marz 2019 Er ist der Neffe von Meisterregisseur Luchino Visconti 1906 1976 der mit Klassikern wie Der Leopard oder Tod in Venedig Kinogeschichte geschrieben hat Simone Spaventa L esordio del nipote di Visconti Ma allo zio preferivo De Palma La Repubblica 2 Dezember 2015 abgerufen am 11 Juli 2022 Family tree of Luchino Visconti di Modrone Abgerufen am 15 Marz 2021 englisch L Schifano Luchino Visconti Furst des Films biography German translation 1988 S 412 415Normdaten Person GND 118627228 lobid OGND AKS LCCN n79039716 NDL 00459794 VIAF 49237034 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Visconti LuchinoALTERNATIVNAMEN Visconti von Modrone Luchino Graf vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG italienischer Schriftsteller Theater und FilmregisseurGEBURTSDATUM 2 November 1906GEBURTSORT Mailand ItalienSTERBEDATUM 17 Marz 1976STERBEORT Rom Italien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luchino Visconti amp oldid 237990540