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Johann Winter von Andernach auch Johannes Wint h er von Andernach geboren als Johann Winter latinisiert Ioannes Guintherius Andernacus Antunnacensis 1505 in Andernach 4 Oktober 1574 in Strassburg war ein deutscher Mediziner Arzt Anatom Universitatsprofessor kaiserlicher und pfalzgraflicher Leibarzt Humanist Ubersetzer antiker meist medizinischer Werke wie der des Galenos und Verfasser eigener medizinischer sprachlicher und geisteswissenschaftlicher Werke Johann Winter von Andernach Holzschnitt 1571 von Tobias Stimmer Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Leben 3 Museum 4 Publikationen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseName BearbeitenJohann Winter Johannes Winther von Andernach hat bereits im Laufe seines Lebens viele Namensvariationen erlebt Infolge der Ubertragung des Namens Winter ins Italienische und Lateinische taucht wegen des damaligen Ersatzes des W durch G bzw Wi durch Gui der Name Guenther auf und alle seine Ableitungen Da Guenther bzw Gunter auch ein bekannter deutscher Name war und ist hielt man ihn fur seinen wahren Namen So hiess Johann Winter in Deutschland Johann Winter Johann Winter von Andernach Johannes Winther von Andernach Johann Gwynther von Andernach in Frankreich Gonthier d Andernach Jehan Guinter d Andernach in Italien Ioannes Guinterius Andernacus Guenter Andernacus in Latein Guintherus Andernacus Ioannes Guinterius AndernacusWeitere Variationen sind Johann Guenther von Andernach Johann Gunther von Andernach Johann Guinterus Guintherius von Andernach Daneben hatte er auch eine Art Kunstlernamen Ionas Philologus Jonas der Philologe Leben BearbeitenUber Johann Winters Familie und seine Jugend ist wenig bekannt Er kam wohl aus armen Verhaltnissen und besuchte die stadtische Schule in Andernach Er verliess seine rheinische Heimatstadt bereits 1517 im Alter von 12 Jahren Er hatte einen scharfen Verstand war sehr wissbegierig und stets auf der Suche seine Kenntnisse zu mehren Er zog nach Utrecht studierte die Kunste und Griechisch lernte dort den spateren Philologen Lambert van den Hove als Mitschuler kennen und knupfte Kontakte zu Herzog Johann III von der Mark der sein Gonner wurde Weitere Stationen waren Deventer und Marburg wo er seine humanistischen und Philosophiestudien abschloss Sein padagogisches Engagement brachte Winter eine Stelle als Rektor einer vorbereitenden Schule in Goslar ein Nach Vertiefung seiner Latein und Griechischkenntnisse ging er 1524 nach Lowen und fuhrte am dortigen Dreisprachenkolleg Collegium Trilingue fur Griechisch Latein und Hebraisch seine Studien fort Sein Griechisch vervollkommnete er bei Rutger Rescius am Collegium Buslidanum wo er zum Lebensunterhalt nebenher selbst Griechisch unterrichtete 1525 ging er nach Luttich zum Studium der Medizin das er moglicherweise in seiner Goslarer Zeit bereits in Leipzig begonnen hatte Als seine finanzielle Situation immer dramatischer wurde zog er 1527 nach Paris und setzte dort 1528 1 sein Medizinstudium an der Sorbonne fort An der Pariser Universitat lehrte er auch Griechisch 2 und veroffentlichte ein Lehrbuch zur griechischen Sprache 3 Winter bestand das Bakkalaureat in Medizin am 18 April 1528 nachdem ihm zwei Zeugen seine Studien in Leipzig attestiert hatten Johann Winter hatte in Paris enge Verbindungen zu Guillaume Bude und Janos Laskaris 4 Am 4 Juni 1530 schloss er sein Studium mit der Lizenziatprufung ab und wurde am 29 Oktober 1532 zum Doktor der Medizin promoviert Die Medizinische Fakultat der Sorbonne ernannte ihn am 6 Februar 1533 zum Magister regens der Medizin 5 und verlieh ihm am 7 November 1534 als Professor den Zweiten Lehrstuhl fur Medizin bei einem Gehalt von 25 Livres In Paris lehrte er bis 1536 wo Jacobus Sylvius Anatomie unterrichtete Im Rahmen seiner akademischen Obliegenheiten leitete Winter den alljahrlichen Wintersemesterkurs in Humananatomie die unter dem Einfluss der damals geltenden Lehrmeinung des antiken griechischen Arztes Galenos von Pergamon 129 199 stand und derart ablief dass Winter las und ein Bader die Sektion zur Demonstration der galenischen Anatomietheorie durchfuhrte Einer seiner beruhmtesten Schuler zwischen 1533 und 1536 war der Flame Andreas Vesalius aus Brussel der Winters Anatomieinstruktionen jedoch nicht ganz akzeptierte Es war Winters Verdienst dass Vesalius versuchte seinen Studenten durch praktische Teilnahme an den Sektionen Erfahrungen zu vermitteln Ein anderer von Winters Schulern der aus Spanien stammende Michael Servetus entdeckte den kleinen Blutkreislauf Winters Karriere entwickelte sich steil Konig Franz I berief ihn als einen seiner Leibarzte an seinen Hof in Blois und Paris Viele suchten bei dem beliebten und von Kollegen geschatzten Arzt Hilfe und Rat Eine Leibarztstelle am danischen Hof Christians III lehnte er ab Zu Lebzeiten bekannt wurde Johann Winter durch Ubersetzungen von Werken Galens im Jahre 1528 Ende 1537 verlegte Winter wohl aus Glaubensgrunden und wegen der strengeren Religionspolitik in Frankreich seinen Wohnsitz nach Metz nahe der damaligen Reichsgrenze und 1544 nach Strassburg In beiden Stadten praktizierte Johann Winter als praktischer Arzt 1543 heiratete er seine zweite Frau Felicitas die als Felicitas Scher von Schwarzenburg geborene Witwe des Strassburger Stadtschreibers Frosch 6 Die Strassburger Burgerschaft nahm ihn unter dem Namen Johann Andernach Jehan d Andernach auf und ubertrug ihm eine Stelle als Griechischlehrer am Strassburger Gymnasium unter Johannes Sturm Er war mit verschiedenen Strassburger Reformatoren Matthaus Zell dessen Frau Katharina Zell Martin Butzer befreundet und pflegte Schriftverkehr mit Philipp Melanchthon Martin Luther und Erasmus von Rotterdam Durch Butzer bekam er eine Leibarztstelle beim Pfalzgrafen Wolfgang von Zweibrucken Mit der Zeit baute er eine Arztpraxis auf erfuhr aber wegen seiner Doppelbeschaftigung Neid und Intrigen so dass er die Lehrtatigkeit 1556 aufgab 1541 und 1563 suchten zwei schwere Pestepidemien Strassburg heim bei denen er als Pestarzt wirkte und daruber publizierte Von Strassburg aus reiste er nach Italien und in seine Heimat Deutschland wo er auch seine Heimatstadt Andernach aufsuchte und die Tonissteiner Romerquelle in den damaligen Andernacher Annalen niedergelegt als sehr heilsam begutachtete Der romisch deutsche Konig und spatere Kaiser Ferdinand I erhob ihn um 1540 in den Adelsstand was den Namenszusatz von Andernach als echten adeligen Namensteil ausweist nicht nur als Herkunftsbezeichnung Seine Studien der klassischen griechischen Arzte setzte er weiterhin fort und ubersetzte 1549 die Werke des Alexander von Tralleis ins Lateinische und gab 1556 eine uberarbeitete Ausgabe heraus Seine Arbeit als praktischer Arzt ubte der philologische Mediziner 7 bis zu seinem Tode aus Winter besass auch osteologische und mykologische Kenntnisse Hervorragend waren seine Beschreibungen des weiblichen Beckens mit allen Organen Er war einer der fortschrittlichsten humanistisch gebildeten Arzte seiner Zeit Im Alter von 69 Jahren verstarb Johann Winter in Strassburg am 4 Oktober 1574 und wurde an der Strassburger St Galluskirche bestattet Er hinterliess seiner Heimatstadt Andernach eine ansehnliche Armenstiftung Museum BearbeitenDie Stadt Andernach hat ihm ein medizinhistorisches Museum gewidmet Es wurde 1992 eroffnet und enthalt in vier Raumen auf 110 Quadratmetern zahlreiche Exponate zu seinem Leben und Wirken und zu spateren medizinischen und pflegerischen Entwicklungen aus mehreren Fachgebieten 8 Publikationen BearbeitenSyntaxis Graeca Paris 1527 Griechischer Satzbau Galenos Werke ubersetzt ins Lateinische De anatomicis administrationibus 9 Bucher Paris 1531 De Hippocratis et Platonis placitis Paris 1534 Anatomicarum institutionum secundum Galeni sententiam 4 Bucher Paris Basel 1536 Venedig 1538 Padua 1558 Genannt auch Institutiones anatomices Claudii Galeni Pergameni Medicorum Omnium Fere principis opera nunc demum a clarissimis et eruditis viris latinitate donata iam vero ordine justo et studio exquisitiore in lucem recens edita Quibus ut solidae veraeque medicinae non poenitendam operam olim indulsisse iuvabit Cratander Andreas Leennius Basel 1529 27 Galenustexte in Latein von 9 verschiedenen Ubersetzern darunter J Winter als Ionas Phil Opus de re medica 7 Bucher Medizinwerk des Paulos von Aigina Paris 1532 ubersetzt aus dem Griechischen ins Lateinische Oribasii medici clarissimi commentaria in Aphorismos Hippocratis hactenus non visa Joannis Guinterii Andernaci doctoris medici industria velut e profundissimis tenebris eruta et nunc primum in medicinae studiosorum utilitatem edita Simon de Colines Paris 1533 Alexander von Tralleis Medici Libri Duodecim Strassburg 1549 und kommentiert bei Henricus Petrus Basel 1556 ubersetzt ins Lateinische De victus ed medicinae ratione cum alio tum pestilentiae tempore observanda commentarius Strassburg 1542 auf Anordnung des Strassburger Rates verfasst franzosisch von Antoine Pierre 1544 von Winter 1547 unter dem Titel Instruction tres utile par laquelle un chacun se pourra maintenir en sante tant au temps de peste comme autre temps Strassburg 1544 und 1547 zu deutsch Sehr praktische Anweisung durch die ein jeder sich gesund halten kann besonders in Pestzeiten wie in anderen Zeiten Deutsche Fassung als Bericht Regiment und Ordnung wie die Pestilenz und die pestilenzialische Fieber zu erkennen und zu kurieren Strassburg 1564 Bericht vund Ordnung in disen sterbenden leuffen der Pestilentz auf befelch Befehl eines ersamen Rahts der Statt Strassburg Gestellet durch Johann Gwynther von Andernach Strassburg 1564 Rihel De pestilentia commentarius in quatuor dialogos distinctus Strassburg 1565 Pestkommentar in vier unterschiedlichen Dialogen Commentarius de balneis et aquis medicatis in tres dialogos distinctus Strassburg 1565 De medicina veteri et nova Basel 1571 Alte und neue Medizin Kombinationsversuch galenischer humoralmedizinischer und paracelsischer Medizin Kaiser Maximilian II gewidmetLiteratur BearbeitenEdouard Turner Jean Guinther d Andernach 1505 a 1574 son nom son age le temps de ses etudes a Paris ces titres ses ouvrages In Gazette hebdomadaire de medecine et de chirurgie ZDB ID 343811 9 Neue Folge Band 18 1881 S 425 534 Jacob Bernays Zur Biographie Johann Winthers von Andernach In Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins ISSN 0044 2607 Band 55 Neue Folge Band 16 1901 S 28 58 Wilhelm Haberling Guenther Johann G von Andernach In August Hirsch Hrsg Biographisches Lexikon der hervorragenden Arzte aller Zeiten und Volker 2 Auflage Band 2 Urban amp Schwarzenberg Berlin 1930 S 160 162 Wilhelm Haberling Johann Winther von Andernach Ein rheinischer Arzt und Lehrer der Heilkunde zu Paris Metz und Strassburg 1505 1620 In Klinische Wochenschrift Band 11 1932 S 1616 1620 Ferdinand Broemser Johann Winter aus Andernach Ioannes Guinterius Andernacus 1505 1574 Ein Humanist und Mediziner des 16 Jahrhunderts Andernach 1989 Andernacher Beitrage Band 6 Karl Heinz Weimann Der Renaissance Arzt Johann Winter von Andernach Seine Beziehungen zum oberrheinischen Paracelsismus und zum Paracelsus Lexikon des Michael Toxites In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen Band 7 1989 S 215 232 Franz Josef Heyen Hrsg Geschichte einer rheinischen Stadt 2000 Jahre Andernach 2 Auflage Stadtverwaltung Andernach Andernach 1994 Weblinks BearbeitenJohann Winter Museum in AndernachEinzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Wegner Johann Winther von Andenach In Werner E Gerabek u a Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter 2005 S 700 Wilhelm Haberling Johann Winther von Andernach Ein rheinischer Arzt und Lehrer der Heilkunde zu Paris Metz und Strassburg 1505 1574 In Klinische Wochenschrift Band 11 1932 S 1616 1620 hier S 1617 Joannes Guintherius Andernacus Syntaxis Graeca nunc recens et nata et aedita Paris 1527 Gerhard Baader Die Antikerezeption in der Entwicklung der medizinischen Wissenschaft wahrend der Renaissance In Rudolf Schmitz Gundolf Keil Hrsg Humanismus und Medizin Acta humaniora Weinheim 1984 Deutsche Forschungsgemeinschaft Mitteilungen der Kommission fur Humanismusforschung Band 11 ISBN 3 527 17011 1 S 51 66 hier S 62 f Gerhard Baader Die Antikerezeption in der Entwicklung der medizinischen Wissenschaft wahrend der Renaissance 1984 S 62 Karl Heinz Weimann 1989 S 219 Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 21 Eckart Roloff und Karin Henke Wendt Medizin zwischen Fortschritt und Fehlern Johann Winter Museum fur Heilkunde in Andernach In Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker Eine Tour durch Deutschlands Museen fur Medizin und Pharmazie Band 2 Suddeutschland S 211 213 Verlag S Hirzel Stuttgart 2015 ISBN 978 3 7776 2511 9 Normdaten Person GND 100349129 lobid OGND AKS LCCN n88038694 VIAF 4013329 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Winter von Andernach JohannALTERNATIVNAMEN Winter von Andernach Johann Winter von Andernach Johannes Winther Johannes Winther von Andernach Johannes Gwynther von Andernach Johann Ioannes Guinterius Andernacus lateinisch Gonthier d Andernach franzosisch Jehan Guinter d Andernach franzosisch Jehan Guinther d Andernach franzosisch Guenter Andernacus Guinterius AndernacusKURZBESCHREIBUNG deutscher Arzt Anatom Humanist Sprachlehrer und VerfasserGEBURTSDATUM 1505GEBURTSORT AndernachSTERBEDATUM 4 Oktober 1574STERBEORT Strassburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Winter von Andernach amp oldid 232353788