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Johann Gottfried Steinhauser 20 September 1768 in Plauen im Vogtland 17 November 1825 in Halle war ein deutscher Physiker Mathematiker Montanist und Jurist Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familie 1 2 Ausbildung 1 3 Werdegang 1 4 Wissenschaftliches Wirken 2 Mitgliedschaften 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFamilie Bearbeiten Johann Gottfried Steinhauser entstammte der alten adeligen Familie von Steinhauser vielleicht auch von Steinhausen deren Stammhaus wahrscheinlich in Steinhausen in der Nahe des Zugersees war Wahrend der Schweizer Freiheitskriege um die Mitte des 15 Jahrhunderts wurden sie von ihrem Stammsitz vertrieben weil sie dem deutschen Kaiser treu blieben und fluchteten mit einem Teil des Vermogens in die Steiermark und nach Karnten wo sie auch grosse Guter besassen Von hier wanderten um die Zeit der Kirchenreformation zwei Nachkommen nach Gunzenhausen beziehungsweise nach Plauen aus den Geburtsadel liessen sie erloschen Er war der Sohn seines gleichnamigen Vaters Johann Gottfried Steinhauser 22 Oktober 1736 15 Juli 1815 kurfurstlich sachsischer Rat und Steuerprokurator dieser hatte sich durch Schriftstellerei sowie durch seine juristische Praxis einen bedeutenden Ruf erworben Seine Mutter Sophie Rebecka Tochter des Rechtskonsulenten Johann Christoph Schlegel in Plauen war eine Urenkelin des Theologen Christoph Schlegel und eine Enkelin des Dichters Johann Elias Schlegel Er hatte noch weitere acht Geschwister und blieb zeit seines Lebens unverheiratet Ausbildung Bearbeiten Bereits in seiner Kindheit beschaftigte er sich mit Stein Pflanzen und anderen naturgeschichtlichen Sammlungen und unternahm lange und weite Exkursionen Im Alter von neun Jahren verbrachte er ganze Tage und Nachte im Labor des Direktors J A Neumeister der Gosselschen Kattunfabrik in Plauen der ein geschickter Chemiker war als Elfjahriger beherrschte er dazu die lateinische Sprache Im Alter von zwolf Jahren kam er 1780 auf die Furstenschule Pforta und hatte unter anderem Mathematik Unterricht bei Johann Gottlieb Schmidt 1742 1820 1 Wahrend seines Aufenthaltes an der Schule fertigte er eigenhandig eine Camera obscura stellte aus Pappe funfkantige Erd und Himmelsgloben her und uberzog diese mit selbstgezeichneten Erd und Himmelskarten Im Winter versuchte er aus einem grossen Eisblock einen grossen Hohlspiegel auszuhohlen und fertigte auch kleine Montgolfieren an Zur Beobachtung der Sonnenflecken hatte er an seinem Zimmerfenster eine eigene Vorrichtung mit einem beweglichen Observationsrohr angebracht 1787 beendete er die Schule und kehrte zunachst in sein Elternhaus zuruck um dann im gleichen Jahr auf die Bergakademie Freiberg zu gehen Dort wurde er Schuler unter anderem von Johann Friedrich Lempe Wilhelm August Lampadius und Abraham Gottlob Werner Nach Abschluss der Akademie immatrikulierte er sich 1788 an der Universitat Wittenberg und begann ein Studium der Rechtswissenschaften und der Philosophie Er horte unter anderem Vorlesungen bei Johann Jacob Ebert Johann Daniel Titius Christian August Langguth und Chladni In seiner Freizeit beschaftigte er sich dazu mit hoherer Mathematik Physik Geographie und der Lekture englischer und franzosischer Reisebeschreibungen Werdegang Bearbeiten 1792 beendete er sein Studium und ging nach Freiberg Dort fand er jedoch keine Aussicht auf eine Anstellung bis er 1793 auf eine Aufforderung im Gothaischen Reichsanzeiger stiess in der jemand gesucht wurde der eine Jaspis Manufaktur in Kirchheim Bolanden leiten konnte Fur eine Bewerbung reiste er nach Frankfurt am Main und wurde angenommen Um diese Zeit besuchte er auch die Schleifmuhlen in der Pfalz sowie in Zweibrucken und besichtigte die Quecksilbergruben in Stahlberg In der Grube Steinkreuz in der damals noch keine Erze gewonnen werden konnten bemerkte er aus der Lage und Beschaffenheit der Gebirgsart dass in einem Gang ein Querschlag zu bedeutenden Erzfunden fuhren konnte Die Befolgung seines Rates fuhrte zu einem reichhaltigen Fund Darauf wurde ihm die Oberleitung der Gruben angeboten dieses Angebot schlug er jedoch aus weil er sich an seine Zusage in Kirchheim Bolanden verpflichtet fuhlte Aufgrund des hierdurch erworbenen Rufes erhielt er kurz darauf eine Aufforderung sich um eine offene Bergrichterstelle in der Grafschaft Falkenstein zu bewerben Der Staatsminister Dominique in Koblenz und der Graf Joseph Thaddaus von Sumerau als Landeschef im Vorderosterreichischen wollten ihn bei einer Bewerbung unterstutzen Aufgrund von Gebietsubergaben an die Franzosen am 15 Juli 1794 ging er dann jedoch nach Frankfurt am Main zuruck Dort bot ihm der Oberbergrichter von Carado an funfzig Granatschleifmuhlen zu fuhren die keinen Absatz jedoch viele Arbeiter hatten um dort fremde Steine verarbeiten zu lassen zu diesem Unternehmen fanden sich jedoch keine Geldgeber Ein weiteres Angebot schlug er auf Anraten seines Vaters aus als eine Kolonie von Rheinlandern Schwaben und Schweizern sich in Nordamerika niederlassen wollte und hierzu auch bereits Landereien gekauft hatte Er sollte nun die Kolonie bereisen im Allgemeinen vermessen und zoologisch botanisch und mineralogisch untersuchen Handelswege erforschen und einen passenden Platz fur die Errichtung einer Stadt suchen Auf Wunsch seines Vaters kehrte er aber nach Plauen zuruck unterstutzte juristisch seinen Vater und beschaftigte sich mit dem Studium der Mathematik und Physik Er erfand eine Uhr ohne Gewicht und Federn die nur von einem Magneten angetrieben wurde und schrieb einige kleine Abhandlungen Nach dem Tod seines ehemaligen Lehrers und Freundes Johann Jacob Ebert erhielt er dessen Lehrstuhl fur Mathematik an der Philosophischen Fakultat der Universitat Wittenberg sodass er 1806 dorthin reiste und die Professur antrat Berufungen nach Greifswald Dorpat und Charkow im sudlichen Russland lehnte er ab Nachdem 1815 die Universitat Wittenberg mit der Universitat Halle vereinigt worden war siedelte er 1817 dorthin uber um dort eine Professur der Bergwissenschaften zu ubernehmen 2 3 Wissenschaftliches Wirken Bearbeiten Johann Gottfried Steinhauser beschaftigte sich intensiv mit Magnetismus und schrieb hierzu 1819 an einen Freund ich zweifle nun nicht mehr an dem Dasein eines Trabanten im Innern der Erde der mit seinem eisernen Scepter die Erdoberflache dirigirt Zu Luther s Zeiten war er uns am nachsten Er tauschte sich auch schriftlich mit Johann Wolfgang von Goethe uber Probleme des Erdmagnetismus aus Dessen spezieller Wunsch an Steinhauser galt der Anfertigung magnetischer Eisen und Auskunften zu ihrer Wirksamkeit Nachdem Goethe die Magnete erhalten hatte uberwies er dafur 17 Reichstaler nach Plauen 4 Mitgliedschaften BearbeitenJohann Gottfried Steinhauser wurde zum Mitglied der Naturforschenden und mineralogischen Gesellschaft zu Jena ernannt Er erhielt das Diplom als Ehrenmitglied der Leipziger okonomischen Gesellschaft Schriften Auswahl BearbeitenFlavius vom Eide Leipzig 1785 Schreiben des J G Steinhauser in Plauen In Allgemeines Journal der Chemie Band 1 3 Heft 1798 Beytrag zu des Hrn Oberbergraths von Humboldt Entdeckung der merkwurdigen magnetischen Polaritat einer Serpentinstein Gebirgskuppe In Allgemeines Journal der Chemie Band 1 3 Heft 1798 Galvanische Beobachtungen wahrend der Sonnenfinsterniss vom 11 Februar 1804 In Magazin fur den neuesten Zustand der Naturkunde mit Rucksicht auf die dazugehorigen Hulfswissenschaften Band 7 2 Stuck 1804 Uber die wahre Ursache der Variation In Magazin fur den neuesten Zustand der Naturkunde mit Rucksicht auf die dazugehorigen Hulfswissenschaften Band 8 2 Stuck 1804 S 440 f Beschreibung einer Maschine wodurch man Abweichungscharten fur jede gegebene Stellung der Magnetaxe der Erde verzeichnen kann und uber Veranderung der magnetischen Abweichung In Magazin fur den neuesten Zustand der Naturkunde mit Rucksicht auf die dazugehorigen Hulfswissenschaften Band 10 1805 S 22 f Uber die Umdrehung der Magnetkugei um ihre Axe In Magazin fur den neuesten Zustand der Naturkunde mit Rucksicht auf die dazugehorigen Hulfswissenschaften Band 10 1805 S 69 f Versuche eines Entwurfs zu einer reinen Naturlehre In Magazin fur den neuesten Zustand der Naturkunde mit Rucksicht auf die dazugehorigen Hulfswissenschaften Band 10 1805 S 109 f Versuch die Grundsatze einer reinen Naturlehre auch auf die intellectuelle Welt anzuwenden nebst Bemerkungen uber den Magnetismus der Erde und die elektrischen Erscheinungen der Magnetnadel In Magazin fur den neuesten Zustand der Naturkunde mit Rucksicht auf die dazugehorigen Hulfswissenschaften Band 10 1805 S 393 f Taschenbuch fur practische Feldmesser Leipzig 1806 De magnetismo telluris commentationis math physicae sectio I magnetis virlutes in genere proponens Wittenberg 1806 Reflexions sur lea mesures universelles Wittenberg 1806 Bemerkungen auf einer Reise nach dem Fichtelgebirge In Magazin fur den neuesten Zustand der Naturkunde mit Rucksicht auf die dazugehorigen Hulfswissenschaften Band 11 1806 Weiterer Verfolg der Bemerkungen auf einer Reise nach dem Fichtelgebirge In Magazin fur den neuesten Zustand der Naturkunde mit Rucksicht auf die dazugehorigen Hulfswissenschaften Band 11 1806 Fernere Bestimmung der magnetischen Abweichungs Perioden In Magazin fur den neuesten Zustand der Naturkunde mit Rucksicht auf die dazugehorigen Hulfswissenschaften Band 11 1806 Ueber die Variation der magnetischen Neigung Eintheilung des Erdkorpers nach den Linien der grossten und kleinsten Variation dieser Neigung In Magazin fur den neuesten Zustand der Naturkunde mit Rucksicht auf die dazugehorigen Hulfswissenschaften Band 11 1806 Gegen die vorgeblich Wasserzersetzung durch magnetische Kraft In Gilberts Annalen Band 14 1803 S 124 f Beschreibung des katoptrischen Maassslabes eines neuen Winkelmessers In Gilberts Annalen Band 15 1803 S 377 f Elementarbuch der nothwendigsten Wissenschaften Zeitz 1809 De magnetismo telluris commentationis math physicae sectio II de inclinatione acus magneticae Wittenberg 1810 Versuch eines Maasssystems welches mit dem Umfang der Erde mit den Grundgesetzen der Natur mit der Lange des Secunden Pendels mit dem eingefuhrten Maassen usw ubereinstimmt Wittenberg 1815 Nahere Bestimmung der Bahn des Magnets im Innern der Erde In Gilberts Annalen Band 57 1817 S 393 f Beweis dass im Innern der Erde ein Planet befindlich ist In Annalen der Physik Band 61 1 Heft 1819 Ueber Magnetismus der Erde In Annalen der Physik Band 65 7 Heft 1820 Zur Erklarung der beiden Magnetischen Karten In Annalen der Physik Band 65 8 Heft 1820 Noch Einiges zur Erklarung der beiden magnetischen Kartchen In Gilberts Annalen Band 66 9 Heft 1820 Uber die Verfertigung kunstlicher Stahlmagnete In Journal fur Chemie und Physik Halle 1821 S 31 f Literatur BearbeitenRobert Knott Steinhauser Johann Gottfried In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 35 Duncker amp Humblot Leipzig 1893 S 713 716 Johann Gottfried Steinhauser In Johann Christian Poggendorf Biographisch literarisches Handworterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften enthaltend Nachweisungen uber Lebensverhaltnisse und Leistungen von Mathematikern Astronomen Physikern Chemikern Mineralogen Geologen usw aller Volker und Zeiten Leipzig 1863 Johann Gottfried Steinhauser In Neuer Nekrolog der Deutschen 3 Jahrgang 1825 Ilmenau 1827 S 1177 f Weblinks BearbeitenRoland Schmidt Der Montanwissenschaftler und Mathematiker J G Steinhauser Schulgeschichte des sachsischen Vogtlandes Einzelnachweise Bearbeiten Carl Kirchner Die Landesschule Pforta in ihrer geschichtlichen Entwicklung seit dem Anfange des XIX Jahrhunderts bis auf die Gegenwart Einladungsschrift zur dritten Sacularfeier ihrer Stiftung den 21 Mai 1843 Die Schule Naumburg 1843 google de abgerufen am 4 Juni 2020 Uni Halle Inst Math Virtual Museum Abgerufen am 5 Juni 2020 Universitat Halle Wittenberg Zur Feier der funfzigjahrigen Vereinigung der Universitaten Halle und Wittenberg Druck von O Hendel Halle 1867 google de abgerufen am 5 Juni 2020 Werner Frick Jochen Golz Edith Zehm Goethe Jahrbuch 123 2006 Wallstein Verlag Gottingen 2012 ISBN 978 3 8353 2196 0 google de abgerufen am 5 Juni 2020 Normdaten Person GND 117657824 lobid OGND AKS VIAF 59867094 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Steinhauser Johann GottfriedALTERNATIVNAMEN Steinhaeuser Johannes Godofredus Steinhaeuser Jean Godefroi Steinhaeuser Ioannes Godofredus Steinhauser Johann G Steinhauser Johannes Gotfried Steinhaeuser Johann Godofredus FlaviusKURZBESCHREIBUNG deutscher Physiker Mathematiker Montanist und JuristGEBURTSDATUM 20 September 1768GEBURTSORT Plauen VogtlandSTERBEDATUM 17 November 1825STERBEORT Halle Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Gottfried Steinhauser amp oldid 201509026