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Unter Jazzforschung wird die wissenschaftliche Analyse des Jazz und seines sozio kulturellen Umfeldes verstanden Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Gegenwartige Jazzforschung 3 Forschungseinrichtungen und Archive 3 1 Institute of Jazz Studies 3 2 Institut fur Jazzforschung 3 3 Weitere Jazz Institute 3 4 Weitere Archive 4 Schriftreihen der deutschsprachigen Forschungsinstitute 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenMehrere Jahrzehnte hindurch war die systematische Beschaftigung mit dem Jazz eine Angelegenheit von musik wissenschaftlichen Laien Charles Delaunay erstellte die erste fur musikwissenschaftliche Zwecke brauchbare Diskographie Beitrage zur Geschichte des Jazz wurden zunachst ebenfalls von Jazz Liebhabern und von Jazz Journalisten erarbeitet Seitens der Jazzkritik wurde versucht Jazzstile zu identifizieren und Musiker diesen zuzuordnen Nur vereinzelt wurden Untersuchungen uber Jazzmusik innerhalb der Musikwissenschaft verfasst Hier sind etwa die Arbeiten von Jan Slawe Alfons M Dauer und von Gerhard Kubik 1 zu nennen Erst seit dem Ende der 1960er Jahre etwa gleichzeitig mit seinem Einzug in die nordamerikanische und spater auch europaische Hochschullandschaft insbesondere in die Musikhochschulen kann aber von einer wissenschaftlichen Jazzforschung gesprochen werden Die Einrichtung grosserer Archive und Forschungsinstitute mit eigenen Schriftenreihen trug massgeblich zum regelmassigen wissenschaftlichen Austausch uber Jazzmusik bei Gegenwartige Jazzforschung BearbeitenSystematische analytische historische und vergleichende Untersuchungen von Jazz und jazzverwandter Musik tragen dazu bei die Jazzforschung als neuen Zweig der Musikwissenschaft auszubauen Dabei werden traditionelle Methoden der Musikwissenschaft mit fur den Jazz spezifischen jeweils neu zu erarbeitenden verbunden Es geht auch um die sozio okonomischen Bedingungen fur die Entwicklung des Jazz seine Rezeptionsbedingungen und seine kulturellen Funktionen Jazzforschung ist noch starker multidisziplinar als die Musikwissenschaft verfasst Ihre Untersuchungen lassen sich den Fachern Jazzgeschichte Jazztheorie Musiksoziologie Jazzpadagogik Tanzforschung Popularmusik Forschung Musikethnologie und Afro Amerikanistik zuordnen Analysen des Jazz haben immer mit der Besonderheit umzugehen dass es sich dabei um eine weitgehend improvisierte Musik handelt Untersuchungen der Musizierpraxis und der entstandenen Improvisationen orientierten sich in der Vergangenheit vielfach an musikethnologischen Vorgehensweisen oder an Analysemethoden der traditionellen historischen Musikwissenschaft Damit versuchten sie analytische Systeme an die Jazzimprovisation anzulegen die ursprunglich fur die Analyse einer lange traditionell uberlieferten ethnischen Musik oder einer auskomponierten Kunstmusik geschaffen worden waren Die Anpassung dieser Untersuchungsmethoden durch die Jazzforschung fuhrte zu brauchbaren Ergebnissen 2 Dagegen ist die Ausformung einer allgemein akzeptierten Jazzasthetik nach wie vor kontrovers Insbesondere steht die herkommliche Sichtweise der Jazzgeschichtsschreibung trotz ihrer mittlerweile auch sozio okonomischen Einflusse Wahrnehmungs und Rezeptionsmuster berucksichtigenden Perspektive einer in den letzten Jahren stark propagierten Asthetik gegenuber die sich aus der amerikanischen Literaturwissenschaft und insbesondere dem Zweig der Afroamerikanistik entwickelt hat Die konventionelle Jazzgeschichte beruft sich auf historische Fakten Dokumente wie insbesondere Schallplattenaufnahmen und andere Mitschnitte die Auswertung von Interviews Oral History sowie die Analyse der gesellschaftlichen Situation den Entstehungsprozess der Jazzmusik Hingegen interpretiert die zweite Richtung literarische und musikalische Phanomene als Verweise auf afro amerikanische Verstandnisebenen und bezieht sie damit direkt auf die afroamerikanische Kultur Diese asthetische Schule beruft sich auf Ansatze von Houston A Baker und Henry Louis Gates Grundlage ist die Annahme dass afro amerikanische Musik neben den klar analysierbaren denotativen und konnotativen Ebenen eine weitere Bedeutungsebene besitzt die zum grossen Teil unbewusst auf die politisch mythologische Vergangenheit afro amerikanischer Kultur bzw afrikanischer Kultur verweist Dieser zweiten Richtung haben sich in letzter Zeit viele vor allem afro amerikanische Jazzforscher angeschlossen und sie ist mittlerweile in den USA auch in den Hochschullehrplanen verankert Dem steht ein Teil der Jazzforscher wie z B der deutsche Wolfram Knauer skeptisch gegenuber Eine solche Asthetik vermag dem Phanomen der Jazzmusik in ihrer Gesamtheit und insbesondere in ihrer mittlerweile weltweiten Entwicklung und Verbreitung kaum Rechnung zu tragen und ist sicher auch bis zu einem gewissen Grad als ideologisches Konstrukt zu betrachten 3 Hingegen meint Martin Pfleiderer dass es von Interesse sei diese Ansatze und Methoden an konkreten Fragestellungen weiterzuentwickeln und mit ihrer Hilfe zu einem umfassenderen Verstandnis des vielgestaltigen Phanomens Jazz zu gelangen 4 Der wissenschaftliche Meinungsaustausch findet international auf Konferenzen statt hier ist insbesondere das Darmstadter Jazzforum zu erwahnen das zweijahrlich veranstaltet wird Forschungseinrichtungen und Archive BearbeitenAls Einrichtungen der Jazzforschung sind zunachst neben dem Institute of Jazz Studies Newark New Jersey gegrundet 1952 das William Ransom Hogan Archive New Orleans gegrundet 1957 und von Hogan mit den Mitteln der Ford Foundation aufgebaut 5 und das Institut fur Jazzforschung Graz gegrundet 1965 zu nennen Die genannten Einrichtungen geben ebenso wie das Jazzinstitut Darmstadt gegrundet 1990 regelmassig Veroffentlichungen und Zeitschriften heraus die dem wissenschaftlichen Austausch der Jazzforschung dienen Im deutschen Sprachraum existiert zudem an der Humboldt Universitat zu Berlin der Lehrstuhl fur Theorie und Geschichte der popularen Musik wo wie auch wie fruher an der Justus Liebig Universitat Giessen von Ekkehard Jost an der Musikhochschule Hannover von Herbert Hellhund und an der Musikhochschule Mannheim von Jurgen Arndt und seit 2009 von Martin Pfleiderer auf der neu eingerichteten Professur fur Geschichte des Jazz und der popularen Musik an der Hochschule fur Musik Franz Liszt Weimar 6 weitere Forschungsarbeiten zum Thema durchgefuhrt werden Institute of Jazz Studies Bearbeiten Das Institute of Jazz Studies der Rutgers University auf dem Campus in Newark wird geleitet von Dan Morgenstern 7 mit einer uber 6000 Bande umfassenden Bibliothek einem umfangreichen Zeitschriftenbestand und uber 100 000 Tontragern aller Art Die Sammlung beruhte ursprunglich auf der des Jazz Schriftstellers Marshall Stearns umfasst aber auch z B Nachlasse von Leonard Feather und Mary Lou Williams Wie schon vorher z B Feather fur seine Enzyklopadien befragt das Institut systematisch Jazzmusiker mit Fragebogen die Ergebnisse sind teilweise online zuganglich 8 Ausserdem fuhren sie das ursprunglich am Smithsonian Institute angesiedelte Oral History Project fort Die Rutgers University richtete als erste Hochschule einen speziellen Master Studiengang in Jazzgeschichte ein Institut fur Jazzforschung Bearbeiten Dieses Forschungsinstitut wurde 1964 an der damaligen Akademie Graz heute Universitat fur Musik und darstellende Kunst Graz von den Grazer Jazzmusikern und Musikwissenschaftlern Friedrich Korner und Dieter Glawischnig gegrundet Analytische Forschung vorwiegend auf der Basis von Transkriptionen sowie historische Forschung bilden einen Schwerpunkt der Institutsarbeit deren Ergebnisse in eigenen Publikationen veroffentlicht werden Das Institut das seit 1992 von Franz Kerschbaumer geleitet wurde und dem seit 2016 Andre Doehring vorsteht veranstaltet regelmassig internationale Kongresse die gemeinsam mit der 1969 gegrundeten Internationalen Gesellschaft fur Jazzforschung IGJ durchgefuhrt werden 9 Das Institut hat als einen Grundstock u a die Sammlung von Dietrich Schulz Kohn 10 Weitere Jazz Institute Bearbeiten Los Angeles Jazz Institute 11 mit dem Nachlass vieler Westcoast Musiker wie Art Pepper Bud Shank Gerry Mulligan Shorty Rogers Howard Rumsey aber auch von Woody Herman June Christy Uber 100 000 Tontrager Weitere Archive Bearbeiten Chicago Jazz Archive 12 Joseph Regenstein Library University of Chicago Fisk University Nashville u a Nachlass von W C Handy 13 California Institute for the Preservation of Jazz 14 University of California Los Angeles Jazz Archive 15 Nachlass von Ella Fitzgerald Bill Green A and M Records Daneben gibt es dort noch das Archiv Don Ellis und das Archive for Popular American Music 16 In Kalifornien ist an der Stanford University auch ein Archiv zum Monterey Jazz Festival und an der University of the Pacific ein Institut Dave Brubeck Queens College New York Louis Armstrong House and Archive 17 New York Public Library u a Rodgers and Hammerstein Archive 18 und das Schomburg Center of Black Culture Harlem Malcolm X Boulevard 19 University of Austin Texas mit dem Nachlass von Ross Russell dem Dial Grunder Sowie die Music Library der University of North Texas 20 mit dem Nachlass des Jazz Radiodiscjockeys der Voice of America Willis Conover den Leon Breeden Jazz Archives Duke Ellington und Stan Kenton Manuskripten Muger Memorial Library Boston Nachlass von Artie Shaw sein schriftlicher Nachlass ist in der University of Arizona Cab Calloway Richard M Wright Jazz Archive University of Kansas Kansas City 21 mit uber 21000 teilweise sehr seltenen Tontragern Ein Online Verzeichnis ist im Aufbau Marr Sound Archives Miller Nichols Library University of Missouri Kansas City mit der Oral History Collection von Frank Driggs 22 Sie unterhalten auch die Club Kaycee Webseite zum Kansas City Jazz An der Yale University sind der Nachlass Benny Goodman und in Harvard der von Eubie Blake University of Pittsburgh Sonny Rollins International Jazz Archive 23 Sie geben das International Jazz Archives Journal heraus Indiana University Bloomington mit Hoagy Carmichael Collection Archives of African American Music and Culture Southern Illinois University Edwardsville National Ragtime and Jazz Archive Sammlung besonders fur den Raum St Louis 24 University of Michigan Ann Arbor mit Maxwell Reade Collection of Early Jazz and Blues Recordings 25 dem Nachlass von Andy Kirk und Oral Histories Programm Berklee College of Music Boston Williams College Williamstown Paul Whiteman Collection 26 Library of Congress Washington D C neben einem eigenen Aufnahmeprogramm u a Jelly Roll Morton durch Alan Lomax und Oral Histories Spezialsammlungen wie die Gerry Mulligan Collection online durchsuchbare Datenbank zu Jazz und Blues im Film 27 Hamilton College Jazz Archive Clinton New York 28 Nederlands Jazz Archief Amsterdam 29 National Sound Archive London Teil der British Library 30 National Jazz Archive Loughton England 31 Internationales Jazzarchiv Eisenach in Eisenach 32 Kulturfabrik Alte Malzmuhle Es eroffnete 1999 mit der umfangreichen Sammlung von Gunter Boas als Kern Seit 2009 erweitert als Lippmann Rau Musikarchiv Bayrisches Jazzinstitut 33 in Regensburg Klaus Kuhnke Archiv fur Populare Musik Bremen Hochschule der Kunste Dechanatstrasse 1975 von Klaus Kuhnke Manfred Miller und Peter Schulze gegrundet und entstanden im Rahmen der Arbeit fur die Radio Bremen Reihe Roll over Beethoven gehort es heute zur Hochschule der Kunste mit Online Recherche Moglichkeiten Nach dem Stand von 2019 umfasst die Sammlung 100 000 Tontrager 9000 Bucher und 150 Periodika 34 Jazz Institut Schleswig Holstein Kurt Edelhagen Archiv Kiel privates Archiv gibt angeblich auch eine Online Jazzzeitschrift heraus 35 Zahlreiche Jazzmuseen sind ebenfalls mit einem Archiv verbunden So ist der schriftliche Nachlass von Duke Ellington am Smithsonian in Washington D C National Museum of American History Siehe auch Musikbibliothek Schriftreihen der deutschsprachigen Forschungsinstitute BearbeitenJazzforschung Jazz Research wird seit 1969 als Jahrbuch von der Internationalen Gesellschaft fur Jazzforschung IGJ und dem Institut fur Jazzforschung an der Hochschule fur Musik und Darstellende Kunst in Graz herausgegeben Jazz Research News enthalt u a Transkriptionen von relevanten Improvisationen und erscheint in loser Folge Beitrage zur Jazzforschung Studies in Jazz Research Graz Darmstadter Beitrage zur Jazzforschung Hofheim am Taunus erscheint im Zwei Jahres Rhythmus bisher 15 Bande Literatur BearbeitenWolfram Knauer Die Jazzanalyse In Wolfgang Sandner Jazz Handbuch der Musik im 20 Jahrhundert Laaber 2005 Kapitel 8 Martin Pfleiderer Wolf Georg Zaddach Hrsg Jazzforschung heute Themen Methoden Perspektiven Edition Emvas Berlin 2019 Weblinks BearbeitenDarmstadter Links zur Jazzforschung Radio Jazz Research e V Schriftenreihen der Internationalen Gesellschaft fur Jazzforschung Links auf Jazzarchive und Jazzmuseen von der University of Chicago LibraryEinzelnachweise Bearbeiten Vgl etwa Jan Slawe Einfuhrung in die Jazzmusik Basel 1948 Alfons M Dauer Der Jazz Seine Ursprunge und seine Entwicklung Kassel 1958 Vgl etwa Paul F Berliner Thinking in Jazz The Infinite Art of Improvisation Chicago 1994 W Knauer Jazzforschung Martin Pfleiderer New Jazz Studies und die Jazzforschung heute In Martin Pfleiderer Wolf Georg Zaddach Hrsg Jazzforschung heute Themen Methoden Perspektiven Edition Emvas Berlin 2019 S 283 310 hier S 304 William Ransom Hogan Archive of New Orleans Jazz Teil der Tulane University enthalt u a den Nachlass von Nick LaRocca und die Al Rose Collection Der Professor das Archiv die Musik Martin Pfleiderer lehrt in Weimar Geschichte des Jazz und der popularen Musik In Jazzzeitung 5 2009 Institute of Jazz Studies der Rutgers University in Newark und Bucherei Fragebogen der Rutgers University Michael Kahr Das Institut fur Jazzforschung in Graz Rahmenbedingungen Geschichte Programmatik In Martin Pfleiderer Wolf Georg Zaddach Hrsg Jazzforschung heute Themen Methoden Perspektiven Edition Emvas Berlin 2019 S 261 282 Institut fur Jazzforschung Graz Abgerufen am 9 Juli 2019 Los Angeles Jazz Institute Chicago Jazz Archive Fisk University Library W C Handy Collection PDF Abgerufen am 9 Juli 2019 California Institute for the Preservation of Jazz Memento vom 13 August 2007 im Internet Archive UCLA Jazz Archive Memento vom 7 August 2007 im Internet Archive Ethnomusicology Archive Los Angeles archive org Louis Armstrong House and Archive Queens College New York Rodgers and Hammerstein Archive Schomberg Center for Black Culture University of North Texas Music Library Richard M Wright Jazz Archive Kansas Memento vom 12 Mai 2008 im Internet Archive Marr Sounds Archive Memento vom 23 April 2008 im Internet Archive University of Pittsburgh Sonny Rollins Jazz Archive National Ragtime and Jazz Archive Edwardsville Memento vom 25 August 2007 im Internet Archive Maxwell Reade Collection University of Michigan Paul Whiteman Collection Library of Congress Performing Arts Reading Room Hamilton College Jazz Archive Nederlands Jazz Archief National Sound Archive Abteilung Jazz Memento vom 14 Juli 2007 im Internet Archive National Jazz Archive Loughton International Jazz Archive in Eisenach Bayrisches Jazzinstitut Klaus Kuhnke Archiv fur Populare Musik Abgerufen am 9 Juli 2019 Homepage des Klaus Kuhnke Archivs Edelhagen Archiv Jazzzeitung Normdaten Sachbegriff GND 4493680 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jazzforschung amp oldid 228751603