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Die Judische Gemeinde Nachod tschechisch Zidovska obec Nachod in der ostbohmischen Stadt Nachod gehorte zu den altesten Judischen Landgemeinden im Konigreich Bohmen und war die grosste im altbohmischen Koniggratzer Kreis Nach Grundung der Tschechoslowakei 1918 bestand sie weiter 1942 1945 wurde sie durch den Holocaust weitgehend ausgeloscht Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie 1946 unter der Bezeichnung Israelska nabozenska obec Nachod Israelitische Kultusgemeinde Nachod von den wenigen Uberlebenden wiederbegrundet und der KZ Uberlebende Rudolf Beck zum Gemeindevorsteher gewahlt Stellvertretender Gemeindevorsteher war Hanus Goldschmid der 1939 nach Palastina emigriert war und nach Kriegsende nach Nachod zuruck kehrte 1 Wahrend der Kommunistischen Herrschaft wurde die Israelitische Kultusgemeinde Nachod Ende der 1960er Jahre aufgelost Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Personlichkeiten 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie ersten Juden sollen sich bereits Ende des 13 Jahrhunderts in Nachod das 1254 gegrundet worden war niedergelassen haben Es wird vermutet dass sie vorher schon in dem unweit gelegenen Marktort Provodov gesiedelt haben dessen Markt unter Konig Ottokar II Premysl nach Politz ubertragen wurde Der erste namentlich bekannte in Nachod wohnende Jude soll ein Munek Stastny gewesen sein der fur das Jahr 1435 belegt ist fur das Jahr 1455 ist ein Jude Ruben bekannt 1491 erwarb der Jude Mojzis Moses ein Haus in Nachod Die Juden besassen damals die gleichen Rechte wie die christlichen Burger Wahrend der Herrschaft des Taboriten und Raubritters Jan Kolda von Zampach wurden sie milde behandelt Dagegen kam es ab 1456 auf der Herrschaft Nachod zu Bedruckungen durch den Grundherrn Georg von Podiebrad der 1458 bohmischer Konig wurde Im 16 Jahrhundert stieg die Anzahl der in Nachod wohnenden Juden deutlich an Sie wurden 1541 durch Johann von Pernstein vertrieben durften aber nach zwei Jahren wieder zuruckkehren Danach erwarben sie Grundstucke entlang der sudlich gelegenen Stadtmauer wo sie siedelten Dort errichteten sie die erste Synagoge und eine Schule sowie eine Mikwe 1551 ubertrug der Nachoder Stadtrat dem Juden Marek das Amt des Scholzen Rychtar uber seine Glaubensgenossen Die zu zahlenden Gebuhren waren an die Stadt bzw an die Herrschaft die auf dem Schloss Nachod residierte zu entrichten Fur das Jahr 1577 ist eine judische Schule in Nachod belegt die von Salomon Horovsky geleitet wurde Da sich die Synagoge in einem schlechten baulichen Zustand befand wurde sie 1601 abgerissen und in der Nachbarschaft eine neue aus Stein errichtet Nachfolgend erwarb die Judische Gemeinde zwischen Nachod und Altstadt den Platz nad hamry Eisenhammerwerk als Begrabnisstatte Bis dahin mussten die Toten auf den Prager Judischen Friedhof uberfuhrt werden Als wahrend des Dreissigjahrigen Krieges die Juden einzelne verodete Hauser mit Zustimmung des Stadtrates ausserhalb der Judengasse erwarben verfugte der kaiserliche General Octavio Piccolomini der 1634 vom Kaiser Ferdinand III die Herrschaft Nachod fur seine Verdienste im Krieg erhalten hatte dass die Juden ausserhalb ihrer Judengasse keine Hauser kaufen durfen Am 1 Mai 1663 vernichtete ein Feuer fast die ganze Stadt Da es im Haus des Juden Elias Breznicky Elias Presnitz ausgebrochen sein soll mussten die meisten Juden vorubergehend die Stadt verlassen Herzogin Maria Benigna von Piccolomini Witwe des Generals Piccolomini verbot den Juden neue Hauser zu bauen bzw zu kaufen Gegen diese strenge Entscheidung protestierte die Stadt Nachod die ihre Zustandigkeiten eingeschrankt sah Sie entschied dass die Juden weiterhin sowohl Grundstucke als auch Hauser erwerben durften Mit einem Schreiben vom 10 Oktober 1664 das von Michael Lowit h Michal Lewit Jakob Faischl Jakub Faisl Faltin Herschl Hersl Samuel Lazar Moses Jakob Mojzis Jakub unterzeichnet war erbat die Judische Gemeinde u a die Genehmigung zum Bau von Hausern mit jeweils zwei Zimmern Mit Vermittlung der Stadt erlaubte die Herzogin mit Schreiben vom 20 Oktober des Jahres den Bau von zehn Hausern mit jeweils nur einem Zimmer Im Vollzug der kaiserlichen Verfugung von 1727 wonach den Juden eigene Wohnbezirke zuzuweisen waren forderte Octavio Piccolomini an den die Herrschaft Nachod 1742 ubergegangen war am 8 April 1744 die Stadt Nachod auf die Trennung der Wohngebiete umgehend durchzufuhren Zur Realisierung kam es erst in den Jahren 1748 1750 Danach durften die Juden nur noch in der Judischen Gasse Zidovska ulice wohnen 1753 wurde der Bezirk mit einem geschlossenen Zaun und einem Tor versehen Auf dem Platz vor der alten Synagoge wurden ein Gemeindehaus sowie ein Brunnen errichtet der der Trinkwasserversorgung der judischen Bewohner diente 1773 standen in der Judischen Gasse 23 Hauser Diese mussten zur Unterscheidung von den christlichen Hausern mit Romischen Ziffern nummeriert werden 1776 genehmigte der Nachoder Stadtrat den Bau einer neuen Synagoge die innerhalb der Stadtmauern in der Nahe der Horska brana Obertor errichtet wurde Fur das Jahr 1793 sind 286 Juden in Nachod belegt was einem Sechstel der Gesamtbevolkerung entsprach Das war die hochste Anzahl innerhalb des Koniggratzer Kreises Wahrend der Herrschaft des Kaisers Joseph II erlangten auch die Nachoder Juden grossere Freiheiten in der Religionsausubung durch das Toleranzpatent Grossen wirtschaftlichen Erfolg erreichten Nachod und seine nahere Umgebung im 19 Jahrhundert durch judische Textilunternehmen Es waren u a die Firmen Mautner Schur Goldschmid Oberlander Pick Doctor Lederer amp Stransky sowie Katzau Vermutlich deshalb kam es in den 1890er Jahren zu antijudischen Unruhen Vorausgegangen war der antijudische Aufsatz Prava zidu jindy a nyni Die Rechte der Juden vormals und jetzt in der Wochenschrift Ratibor vom Oktober 1888 der vermutlich vom Nachoder Archiver Jan Karel Hrase verfasst worden war Er warf der judischen Minderheit u a vor dass die meisten von ihnen in der Offentlichkeit deutsch sprechen wurden und auch in der Schule der Judischen Gemeinde der Unterricht in deutscher Sprache abgehalten werde Die Forderung wurde vom damaligen Gemeindevorsteher Jakub Jakob Pick abgelehnt Damals gehorten zur Judischen Gemeinde Nachod die umliegenden Ortschaften Bohmisch Skalitz Braunau Wekelsdorf und Eipel 1890 bestand sie aus 630 Mitgliedern Nachdem Anfang des 20 Jahrhunderts einige tschechische Juden zugewandert waren kam es zu einer Belebung der Beziehungen zwischen den tschechischen und judischen Bewohnern die sich nun zum Teil in der Offentlichkeit tschechisch verstandigten Sie eroffneten 1904 das Lokal Port Artur das ihnen als Begegnungsstatte diente Nach der Grundung der Tschechoslowakei 1918 wurde 1919 die deutsche judische Schule aufgelost Nachfolgend wirkten als Vorsteher der Judischen Gemeinde der Industrielle Gustav Schur der Fabrikant Josef Lederer und der Kaufmann Richard Lewith Die judischen Bewohner beteiligten sich nun zum grossen Teil aktiv am politischen und gesellschaftlichen Leben der Stadt Allerdings kam es zu Zwistigkeiten zwischen den Zionisten und den Befurwortern der Assimilation 1922 begrundete die Judische Gemeinde den Sportverein Makabi Im Saal des von Moritz Jakob Oberlander 1906 gestifteten Armen und Altersheims fanden Vortrage und andere Veranstaltungen der Judischen Gemeinde statt u a 1930 aus Anlass des 85 Geburtstages des Prasidenten Tomas Garrigue Masaryk Nach dessen Tod 1937 fand in der Nachoder Synagoge eine Trauerfeier statt die vom Rabbiner Kurzweil geleitet wurde 1930 bestand die Judische Gemeinde aus 293 Mitgliedern Schon bald nach der Errichtung des Protektorats kam es zu Diskriminierungen und Isolierung der judischen Burger Ab Herbst 1940 mussten sie einen Ariernachweis vorlegen Mit Ausnahme des Lokals Port Artur war ihnen der Zutritt in Gasthauser und andere offentliche Einrichtungen verwehrt Unter dem Regierungskommissar Hans Keil musste ab 1942 der gesamte Behordenschriftverkehr in deutsch gefuhrt werden Am 14 Dezember 1942 wurden mehr als 220 judische Personen mit einem Sammeltransport in das KZ Theresienstadt transportiert wo mehrere von ihnen den Tod fanden Die restlichen wurden 1943 1944 in andere Konzentrationslager vor allem nach KZ Auschwitz Birkenau verschleppt Nur 15 von ihnen haben die KZ Zeit uberlebt Sowohl der Alte als auch der 1925 angelegte Neue Judische Friedhof wurden 1943 devastiert Die Grabsteine wurden verkauft bzw als Pflastersteine im Strassenbau verwendet Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Judische Gemeinde Nachod 1946 unter der Bezeichnung Israelska nabozenska obec Nachod von den wenigen Uberlebenden wiederbegrundet und Ende der 1960er Jahre aufgelost Personlichkeiten BearbeitenRabbiner nicht vollstandig Tobia Horschitz 2 Mosche Blumenau 1780 1845 18 Jonas Julius Wiesner 1814 in Nachod gest 14 Mai 1889 in Kolin Rabbiner und Verfasser von Schriften zum Judentum 3 Ascher Sulzbach Rosenfeld 4 1890 1892 Eduard Ezekiel Goitein 27 August 1864 in Hogyesz 1914 in Burgkunstadt 5 S 225 1892 1898 Hirsch Zvi Goitein 1863 in Hogyesz 29 August 1903 in Kopenhagen 6 S 226 1898 1902 Heinrich Brody 7 S 206 1906 1928 Gustav Sicher emigrierte im Dezember 1939 nach Palastina 1947 kehrte er nach Prag zuruck und wurde Vorstand des tschechischen Landesrabbinats 8 1931 Dr C Hugo Stransky 9 1937 Dr KurzweilGemeindevorsteher und Vorstandsmitglieder Auswahl Isaak Mautner 1824 1901 Textilunternehmer Jakub Jakob Pick Textilunternehmer Max Michael Goldschmid t 8 Oktober 1847 in Nachod 1911 in Nachod Textilunternehmer Vater des Hanus Goldschmid Moritz Schur 1860 1933 Textilunternehmer Gustav Schur 1935 Mitbesitzer der Nachoder Textilfirma Isak Isaak Schur Gemeindevorsteher 1933 1935 Hanus Goldschmid 1891 1966 Gemeindevorsteher ab Oktober 1935 emigrierte 1939 nach Palastina Hanus Goldschmid Gemeindevorsteher nach der Ruckkehr aus Palastina 1947 emigrierte nach dem Februarumsturz 1948 nach Brasilien 10 Rudolf Beck 1900 1988 1947 bis zur Auflosung Ende der 1960er Jahre Gemeindevorsteher 11 Bedeutende Mitglieder Auswahl Zacharias Lazarus liess sich 1657 in Breslau nieder wo er Pachter der Breslauer Munze wurde begrundete die neuzeitliche judische Gemeinde Breslau das erste Gotteshaus befand sich in seinem Haus 12 Adolf Neu 17 August 1877 in Klinec 17 Dezember 1942 zusammen mit seiner Frau Anna geb Traube im KZ Auschwitz Kantor sowie Religions und Deutschlehrer Einer seiner Schuler war in den 1930er Jahren der spatere Nachoder Schriftsteller Josef Skvorecky der u a in seinem Werk Sedmiramenny svicen Adolf Neu liebevoll als Lehrer Katz dargestellt 13 Vitezslav Sigi Gross 12 Oktober 1909 in Boskowitz 15 November 1941 im KZ Mauthausen Nach dem Besuch der Hoheren Rabbinerschule wirkte er ab 1938 in Nachod als Oberkantor und Religionslehrer Wurde am 31 August 1941 nach dem Brand der Nachoder Lagerhalle Welzel pozar Welzelova skladiste auf Befehl der Gestapo grundlos verhaftet und als Geisel festgehalten Am 9 September 1941 wurde er in das KZ Theresienstadt gebracht und von dort nach einigen Wochen in das KZ Mauthausen deportiert wo er nach Folterungen am 15 November 1941 verstarb 14 15 Siehe auch BearbeitenGeschichte der Juden in TschechienLiteratur BearbeitenLydia Bastecka Ivana Ebelova Nachod Nachod 2004 ISBN 80 7106 674 5 S 55 59 79 102 125f 191f 221f 232 240 Jan Karel Hrase Dejiny Nachoda 1620 1740 Nachod 1994 ISBN 80 900041 8 0 S 322 332 Alena Ctvrteckova Osudy zidovskych rodin z Nachodska 1938 1945 Nakladatelstvi Bor Liberec 2010 ISBN 978 80 86807 82 9 Rudolf M Wlaschek Zur Geschichte der Juden in Nordostbohmen unter besonderer Berucksichtigung des sudlichen Riesengebirgsvorlandes Marburg Lahn 1987 ISBN 3879692017 DigitalisatWeblinks BearbeitenGeschichte der Juden in Nachod online aufgerufen 26 Marz 2017 Aus der Geschichte der Judischen Gemeinden im deutschen Sprachraum In Germania Judaica Band III 2 Tubingen 1995 S 925 926 2 aufgerufen 26 Marz 2017 Neuer judischer Friedhof Nachod online aufgerufen 26 Marz 2017Einzelnachweise Bearbeiten Alena Ctvrteckova Osudy zidovskych rodin z Nachodska 1938 1945 S 74 135 198 200 270f Stammte vermutlich aus Horschitz Dort gab es jedenfalls eine Judische Gemeinde mit einem 1678 angelegten Friedhof Siehe 1 aufgerufen 1 Mai 2017 WIESNER Jonas Julius Dr Abgerufen am 13 Dezember 2019 online aufgerufen 28 Marz 2017 Memento des Originals vom 31 Marz 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www davidkultur at online pdf online 1 2 Vorlage Toter Link www or zse hu Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis online 1 2 Vorlage Toter Link www or zse hu Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde 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Vera Vlckova Hrsg Doufam dokud Dycham ISBN 80 239 5807 0 S 112 Alena Ctvrteckova Osudy zidovskych rodin z Nachodska 1938 1945 S 275f Eintrag auf gedenkstaetten at aufgerufen 03 Mai 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Nachod amp oldid 225410832