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Die Judische Gemeinde Floss war bis zum 2 April 1942 die judische Gemeinde von Floss Sie befand sich im einzigen bayerischen judischen Ghetto dem Judenberg in Floss 1 Judenberg mit Synagoge um 1902 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte bis 16 Jahrhundert 1 2 17 Jahrhundert 1 3 18 Jahrhundert 1 4 19 Jahrhundert 1 4 1 Schulwesen 1 4 2 Synagogenneubau 1 4 3 Eingemeindung der Gemeinde Judenberg in die Gemeinde Floss 1 4 4 Aufschwung ab Mitte des 19 Jahrhunderts 1 5 20 Jahrhundert bis Gegenwart 1 5 1 1900 bis 1945 1 5 2 1945 bis Gegenwart 2 Anzahl der judischen Einwohner in Floss 3 Rabbiner in Floss 4 Bedeutende Mitglieder der judischen Gemeinde Floss 5 Quellen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Strasse Am Berg auf dem JudenbergVorgeschichte bis 16 Jahrhundert Bearbeiten Wahrscheinlich haben schon im Mittelalter in Floss vorubergehend einige judische Familien gewohnt 2 Jedenfalls lebten schon im 14 Jahrhundert Juden in der Umgebung von Floss namlich in Weiden Neustadt an der Waldnaab Pleystein Eschenbach Pfreimd Luhe Leuchtenberg und vielleicht auch in Vohenstrauss 3 Im Salbuch von 1416 1440 wird eine Judensteuer von zehn Gulden jahrlich fur jeden in der Herrschaft Floss und im Markt Floss wohnenden Juden aufgefuhrt 4 1505 wurde Floss dem neu gegrundeten wittelsbachischem Furstentum Junge Pfalz zugeschlagen Es wurde zu dieser Zeit von Pfalzgraf und Kurfurst Philipp Pfalz regiert 1556 verbot Kurfurst Ottheinrich den Juden den Aufenthalt in der Kurpfalz der Oberpfalz und der Pfalz Neuburg Junge Pfalz 1 Im Salbuch von Flossenburg und Floss aus dem Ende des 16 Jahrhunderts wurde uber diese Vertreibung der Juden aus der Pfalz geschrieben wortlich Weillen die Judenn mitt Wonung Jetziger Zeytt in der Pfalz nitt mehr gedulldett Gefelltt davon kain steur ist auch kainer mit Wesen Anwesen in dieser Herschafft Fur durchreisende Juden wurde Judenzoll erhoben 14 Pfennig pro Fussganger 28 Pfennig pro Reiter Ab 1586 15 Kreuzer pro Fussganger 20 Kreuzer pro Reiter 5 17 Jahrhundert Bearbeiten 1614 wurde ein Teil der Jungen Pfalz zum neu gegrundeten Herzogtum Pfalz Sulzbach Zu Pfalz Sulzbach gehorten die Amter Sulzbach Floss und ein Teil des Amtes Parkstein Weiden 1656 wurde Pfalz Sulzbach durch den Neuburger Hauptvergleich selbstandiges landesfurstliches reichsunmittelbares Territorium Das bedeutet erst seit 1656 hatte der uber Pfalz Sulzbach Regierende die wirkliche Oberhoheit uber sein Gebiet Dieser Regierende war seit 1632 Pfalzgraf Christian August Er wurde durch den Neuburger Hauptvergleich ab 1656 Herzog von Pfalz Sulzbach Von diesem Zeitpunkt an konnte Christian August in Pfalz Sulzbach seine eigenen Vorstellungen verwirklichen auch wenn diese im Widerspruch zur Herrschaft von Bayern und der Oberpfalz standen Christian August war im Unterschied zu seinen Standesgenossen ein toleranter Herrscher und interessierte sich fur Theologie judische Mystik Kabbala und hebraische Sprache Er hob in seinen Territorien das Prinzip auf dass die Untertanen die Religion ihres Herrschers zu ubernehmen hatten Cuius regio eius religio Fortan durften die Menschen in Pfalz Sulzbach selbst entscheiden welcher Religion sie angehoren wollten Ausserdem erlaubte Christian August die Ansiedlung von Juden im Herzogtum Pfalz Sulzbach 1666 durften einige aus Wien geflohene Juden sich in der Residenzstadt Sulzbach niederlassen Christian August unterstutzte sie 1669 bei der Grundung einer hebraischen Druckerei die bis in das 19 Jahrhundert eine der bedeutendsten judischen Druckereien Europas war 1 1672 misslang ein Versuch der aus Wien vertriebenen Juden sich in Floss anzusiedeln 6 Sie hatten in dieser Angelegenheit ein Gesuch an den herzoglichen Hof in Sulzbach gerichtet 7 Durch Furst Ferdinand August von Lobkowitz wurden 1684 die Juden aus Neustadt an der Waldnaab vertrieben und die Judische Gemeinde in Neustadt an der Waldnaab aufgelost 7 1684 siedelten sich vier aus Neustadt an der Waldnaab vertriebene judische Familien in Floss an Es waren die Bruder Enoch und Hirsch Maier sowie die Bruder Eysisch und Nathan Feyfass jeweils mit ihren Familien Sie grundeten die judische Gemeinde Floss Christian August gewahrte dazu die Erlaubnis unter der Bedingung dass sie jahrlich einen gewissen Geldbetrag als Schutzgeld zahlten Diese vier judischen Familien wohnten zunachst in Mietwohnungen in Floss Nachdem ihre Aufenthaltserlaubnis die nur fur ein Jahr galt abgelaufen war wurde ihnen 1685 ein erster Schutzbrief ausgestellt 7 Er bezog sich vor allem das auf die judische Handelstatigkeit und ihr Verhaltnis zu den christlichen Handwerkern 7 8 Sein genauer Wortlaut kann nachgelesen werden in dem online zuganglichen Buch Magnus Weinberg Geschichte der Juden in der Oberpfalz Herzogtum Sulzbach Sulzbach u Floss 7 Vom Schneidermeister Johann Harrer kauften die Juden einen unbebauten Acker Am 10 Mai 1687 gelang es ihnen von der Regierung in Sulzbach die Genehmigung zu bekommen auf diesem Acker vier Hauser zu bauen 7 Also siedelten sie 1687 auf dem Harreschen Acker oben auf dem Nordufer der Floss und bauten dort vier Hauser 7 1 8 Da dieses Flurstuck dem Kloster Waldsassen lehnbar war musste die judische Gemeinde jahrliche Zehentabgaben an dieses Kloster zahlen 7 6 Bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts siedelten auf dieser Anhohe nur Juden keine Christen Die Ansiedelung von Juden unten im Markt Floss war ebenfalls bis Mitte des 19 Jahrhunderts verboten Diese Anhohe die durch eine ungefahr 10 Meter hohe steile Gelandestufe vom Markt Floss getrennt war wurde dann Judenberg genannt Die erste amtliche Nennung des Judenberges erfolgte 1736 7 So entstand auf dem Judenberg ein rein judisches Ghetto das auch politisch bis 1870 eine unabhangige Gemeinde bildete 7 8 3 Durch die abgeschlossene und isolierte Lage der judischen Gemeinde Floss kam es von Anfang an zu wilden Streitigkeiten zwischen den Gemeindemitgliedern zwischen der Gemeinde und ihren Rabbinern zwischen der Gemeinde und den Behorden zwischen der judischen Gemeinde Judenberg und der christlichen Gemeinde Markt Floss Die Flosser judische Gemeinde war fur ihre wilde Streitsucht bekannt Die Einzelheiten uber die ausgefochtenen Kampfe konnen online nachgelesen werden in Magnus Weinberg Geschichte der Juden in der Oberpfalz Herzogtum Sulzbach Sulzbach u Floss 7 Obwohl die Gemeinde ihre Rabbiner sehr schlecht behandelte gab es immer wieder viele Bewerber um das Rabbineramt in Floss Ausserdem waren 1804 fast alle Familien miteinander blutsverwandt 7 Erst als durch die Gesetze von 1861 1868 69 und 1871 die Isolation aufgehoben wurde und den Juden Niederlassungs und Berufsfreiheit gewahrt wurde begann sich die Situation zu entspannen Christen liessen sich auf dem Judenberg nieder Juden zogen hinunter in den Markt Floss und 1893 wurde sogar der Rabbiner der judischen Gemeinde Floss Israel Wittelshofer zum Ehrenburger von Floss ernannt 3 Den Juden war bis zum Anfang des 19 Jahrhunderts der Besitz von Vieh sogar von Huhnern verboten 7 Sie durften kein Handwerk ausuben und waren nicht zu den Universitaten zugelassen Deshalb blieb ihnen zum Lebensunterhalt nur der Handel ubrig Die Juden von Floss trieben Handel mit Wolle Tuch Garn Fellen Hauten landwirtschaftlichen Produkten Um die Konkurrenz zwischen den judischen Familien einzudammen wurde durch eine Verordnung der Regierung im Jahr 1719 jeder Familie ein Handelsdistrikt zugeteilt 7 Teilweise wurde selbst dieser Handel in einigen Bereichen auf Druck der Handwerkerzunfte untersagt 8 1686 wurde an der Schiffgasse ein rituelles Bad errichtet welches 1730 erweitert wurde 8 1692 erwarb die judische Gemeinde einen Begrabnisplatz am ostlichen Ortsrand von Floss und umgab ihn mit einer Mauer Ab 1692 wurde dieses Grundstuck als Begrabnisstatte nicht nur fur die Flosser Juden sondern auch fur Juden aus Schonsee Waidhaus und Weiden genutzt 1729 1754 1780 und 1806 wurde der Friedhof erweitert 8 1794 wurde eine Chewra Kadischa Beerdigungsbruderschaft gegrundet 9 Die aus Neustadt vertriebenen Juden hatten aus ihrer Heimat eine Thorarolle mitgebracht 1 Zunachst verrichteten sie ihren Gottesdienst in einem Privatraum bei Moses Hirschl 8 Aufgrund innerer Streitigkeiten in der judischen Gemeinde richtete Isak Bloch in seinem Haus eine Konkurrenzsynagoge ein die dann 1700 verboten wurde 7 18 Jahrhundert Bearbeiten Im Jahre 1705 wurden als judische Einwohner von Floss verzeichnet Moyses Hirschl Isackh Plockh Eysig Feylas Jacob Davidt Natan Feylas die Namen sind hier in der originalen historischen Schreibweise wiedergegeben bitte nicht korrigieren 10 1712 war die judische Gemeinde auf acht Familien angewachsen Immer wieder ergingen Regierungserlasse die die Vergrosserung der Gemeinde untersagten Es wurde angestrebt die Zahl der Juden wieder auf die Zahl bei der Ansiedlung zu verringern Auch die christliche Burgerschaft von Floss protestierte gegen die zunehmende Zahl der Juden Trotzdem nahm die Anzahl der Juden auf dem Judenberg stetig zu teils durch naturliche Vermehrung teils durch Zuzug aus Bohmen 1736 erging ein rigoroses Verbot des Kaufes und Neubaus weiterer Hauser durch die Juden Dem begegneten die Juden durch Erweiterung und Aufteilung der vorhandenen Hauser auf mehrere Familien Ausserdem gab es Bestimmungen dass pro judischer Familie sich nur ein Kind in Floss niederlassen durfe und dass nur Einfamilienhauser gebaut werden durfen Alle diese Bestimmungen wurden von der Sulzbacher Regierung mit grosser Milde gehandhabt und nicht wirklich durchgesetzt 1745 wurden von der Sulzbacher Regierung einige aus Bohmen vertriebene Juden in Floss aufgenommen Auch bei Rechtsstreitigkeiten von Juden gegen Christen wurde den Juden durch die Gerichte ihr Recht verschafft 7 1719 bis 1722 wurde eine holzerne Synagoge gebaut 9 2 Die Baukosten betrugen 233 Gulden 1 1723 wurde von Einwohnern des Marktes Floss gegen die Juden auf dem Judenberg eine Ritualmordbeschuldigung erhoben 2 Hier ein Beispiel fur die Streitigkeiten zwischen der Flosser judischen Gemeinde und ihren Rabbis Zur Zeit des Rabbis Jakob ben Moses Dornberger also um das Jahr 1768 trug sich folgendes zu wortlich nach Magnus Weinberg in Geschichte der Juden in der Oberpfalz Herzogtum Sulzbach Sulzbach u Floss Am zweiten Tag eines hohen religiosen Festes wurde von einer judischen Gesellschaft ein Ball veranstaltet fur beide Geschlechter gemeinsam Uber eine solche fur jene Zeit noch unerhorte Untat war Rabbi Jakob aufs tiefste emport und er erklarte die Hauptmissetater in den Bann Dagegen protestierten die Gemeindemitglieder der judischen Gemeinde Floss derart ernergisch dass der Rabbi gezwungen war den Bann wieder aufzuheben 7 Der Chronist Magnus Weinberg steht bei dieser Geschichte auch 1927 noch durchaus auf Seiten des Rabbi Jakob 1794 baute die Flosser judische Gemeinde gegen den heftigen Protest des Flosser katholischen Pfarrers und der christlichen Gemeinde Floss eine Rabbinerwohnung 7 19 Jahrhundert Bearbeiten Kurfurst Maximilian bemuhte sich zusammen mit seinem Ersten Minister Montgelas um eine effiziente und moderne Staatsverwaltung von Bayern Im Rahmen dieser Bemuhungen forderte er die oberpfalzischen Amter auf Vorschlage zur Verbesserung der burgerlichen Verhaltnisse der Juden zu machen 1800 gab es 42 judische Haushaltungen in Floss Das Pflegamt Floss machte u a folgende Vorschlage Einfuhrung offentlicher deutscher Schulen mit Normallehrplan Heranbildung judischer Elementarlehrer Verbot der Fuhrung der Handelsbucher in hebraischer Sprache Verpflichtung der judischen Junglinge zur Wanderschaft Transferierung einzelner Juden nach Orten wo die Vermehrung der Bewohner bzw Berufe erwunscht ist Gleichheit ihrer Rechte und Pflichten mit anderen Burgern Abschaffung ihrer besonderen Rechtsprechung Festsetzung eines Mindestalters fur Heiratende Anweisung von Landereien an sie zur Kultivierung und Bearbeitung Einschrankung der Zahl der herumwandernden Betteljuden Heranziehung zur Konskription Wehrpflicht Gewohnung der Frauen die zum Teil ihre Zeit mit Herumgehen und Kaffeetrinken verbringen und manchmal der Ruin ihrer Manner sind zur Hauslichkeit Abhaltung deutscher statt hebraischer PredigtenSeit ihrer Ansiedelung im Jahr 1684 wurde fur jedes Mitglied der judischen Gemeinde ein jahrliches Schutzgeld erhoben was als erhebliche Bedruckung empfunden wurde und zu vielen Streitigkeiten innerhalb der Gemeinde und mit den Behorden fuhrte Im Jahr 1808 wurde dieses Schutzgeld von der Amberger Finanzdirektion aufgehoben Allerdings wurde nun fur jede Burgeraufnahme eines Juden eine Gebuhr von 87 Gulden 40 Kreuzer angeordnet 7 Wahrend es fruher den Juden verboten war neue Hauser zu bauen wurde es ab Anfang des 19 Jahrhunderts als Vorzug bei der Genehmigung eines Schutzgesuches angesehen wenn ein eigenes Haus gebaut wurde Es wurde angestrebt dass jede Familie ihre eigene Feuerstelle habe besser noch ein ganzes Haus 7 Der amtierende Rabbiner Horowitz legte 1808 auf Befehl der Behorde ein Geburts Trauungs und Sterberegister an Dieses wurde nun als staatlich anerkannte Matrikel gefuhrt 7 Die juridischen Rechte der Rabbiner wurden eingeschrankt Sie behielten die Entscheidung nur bei Streitobjekten bis 15 Gulden Grundlage fur ihre Entscheidungen bildete ab 1809 die neue bayerische Gerichtsverfassung 7 Schulwesen Bearbeiten Freiherr von Lichtenstern arbeitete mit viel Energie an der Verbesserung der Lebensverhaltnisse in Floss und auf dem Judenberg Seiner Meinung nach war der Mangel an Bildung Ursache der vielen inneren Streitigkeiten Er begrundete 1810 die judische Elementarschule 9 Und zwar wurde fur die katholische Schule in Floss zusatzlich zum katholischen Ortslehrer am 31 Marz 1812 ein Schulgehilfe eingestellt Fortan erhielten einige Stunden am Tag die 115 bis 120 katholischen Kinder Unterricht und einige Stunden die judischen Kinder es waren 14 Jungen und 23 Madchen Das Angebot einen judischen Elementarlehrer einzustellen lehnte die judische Gemeinde ab sie wollte lieber einen christlichen Lehrer Fur den Unterricht der judischen Kinder wurde ein Zimmer im Podewilsschen Schloss gemietet Bald fand dort auch der Unterricht der christlichen Kinder statt 1814 erbaute die Gemeinde Floss ein Schulgebaude in dem auch fur die judischen Kinder ein Klassenzimmer zur Verfugung gestellt wurde Hier wurden die judischen Kinder auf Wunsch der judischen Gemeinde von einem christlichen Lehrer unterrichtet Erst im Jahr 1878 bekamen sie einen judischen Lehrer Die judische Elementarschule wurde wegen zu geringer Schulerzahl am 1 September 1921 aufgelost 7 1824 gab es eine Religionsschule und von 1878 bis 1921 eine israelitische Volksschule 8 1812 gab es in der judischen Gemeinde Floss vier Privatlehrer 7 Synagogenneubau Bearbeiten nbsp Judengasse mit neuer Synagoge1813 wurde Floss von einem Grossbrand heimgesucht dem auch die holzerne Synagoge und viele Hauser auf dem Judenberg zum Opfer fielen 9 Sieben Thorarollen konnten aus dem Brand gerettet werden 8 Der Neustadter Landrichter Karl Franz Reisner Freiherr von Lichtenstern 12 August 1776 in Burg Treswitz 24 Marz 1866 in Amberg Major der Burgerwehr vereinigte die staatliche Gewalt in seiner Person Er benutzte diese seine Machtfulle um Floss in moderner Art und Weise wieder aufzubauen Durch rigorose Enteignung der Grundstucke schuf er eine neue ubersichtliche Ortsstruktur mit breiten geraden Strassen und klarer Einteilung Er erlaubte nur noch gemauerte Hauser um die Feuergefahr einzudammen Zusammen mit seinem Architekten Johann Daniel Tauber plante er auch die neue Bebauung des Judenberges Fur die abgebrannte holzerne Synagoge liess er nach Planen des Architekten Johann Daniel Tauber eine neue gemauerte Synagoge erbauen Dieser Bau kostete die judische Gemeinde 12000 Gulden und wurde 1817 fertiggestellt Harte Kampfe gab es dabei um einen liturgisch motivierten Anbau einen sogenannten Pallisch Dieser Synagogenvorraum wurde im Rahmen dieser Kampfe von der judischen Gemeinde gebaut von der lokalen Regierung abgerissen dann unter dem Schutz der Kreisregierung wieder aufgebaut 7 Schliesslich wurde er wahrend der Novemberpogrome 1938 von den Nazis vollig abgerissen und bei den Restaurierungen 1980 und 2005 nicht wieder aufgebaut 8 Naturlich schuf sich Lichtenstern durch sein rigoroses Vorgehen viele Feinde Auch die Flosser Juden hatten lieber eine billige und einfache Synagoge gebaut um Geld zu sparen 11 Heute 2016 jedoch heisst die Hauptstrasse von Floss Freiherr von Lichtenstern Strasse die Flosser freuen sich an ihrer schonen lichtdurchfluteten Ortschaft und auch die weithin sichtbare Synagoge auf dem Judenberg findet viele Bewunderer Die Synagoge und das gesamte ehemalige Ghetto Judenberg stehen unter Denkmalschutz und gelten als Ensemble von europaischem Rang 11 Eingemeindung der Gemeinde Judenberg in die Gemeinde Floss Bearbeiten Das Bayerische Judenedikt von 1813 verbesserte die rechtliche Stellung der Juden von Floss Allerdings wurde nun durch den Matrikelparagraphen ihre Anzahl beschrankt und sollte sogar verringert werden Abgeschafft wurden Vorschriften uber die Hohe der Mitgift uber das Heiratsalter und das Richteramt der Rabbiner Die zu dieser Zeit in Floss lebenden 64 judischen Familien mussten fur sich Familiennamen wahlen und wurden mit diesen ihrem Beruf Kinderzahl und Vermogen registriert 7 Es wurde dann die Normzahl fur Floss auf 40 judische Familien festgesetzt aber die Anzahl der judischen Familien nahm nicht ab sondern stieg bis 1842 auf 72 Familien und 20 der Gesamtbevolkerung von Floss 2 Die judische Gemeinde am Judenberg bildete eine selbstandige politische Kommunalgemeinde mit eigenen offentlichen Institutionen Sie musste eigene Nachtwachter Feuerwehr Armenpflege bezahlen Sie hatte eine eigene Hausnummerierung Sie musste fur das Pflaster ihrer Strassen sorgen und fur die Instandhaltung einer Strecke der Vizinalstrasse Bis 1817 musste sie jahrlich ihre Gemeinderechnungen zur Prufung beim Generalkommissariat in Bayreuth einreichen 1819 erfuhr das Ministerium aus einem Bericht des Landgerichtes von der politischen Gemeinde Judenberg Auf Befehl des Ministeriums wurde die Judengemeinde aufgelost und in den Markt Floss eingegliedert Die Juden von Floss waren uber diese Regelung glucklich aber nicht die christliche Bevolkerung von Floss Aufgrund der anhaltenden Proteste aus der christlichen Gemeinde Floss wurde 1824 die Entscheidung ruckgangig gemacht und der Judenberg wieder eine autonome politische Gemeinde Nur die polizeiliche Verwaltung von Floss galt auch fur den Judenberg 7 1841 wurde im Grundsteuerkataster und im Grund Saal und Lagerbuch der Steuergemeinde Floss eine Ortschaft Judenberg mit 42 1 2 Hausern verzeichnet 11 Erst 1851 gelang es zwei judischen Bewohnern sich im christlichen Teil von Floss anzusiedeln 7 Dieses Bayerische judische Ghetto Judenberg bestand als politisch autonome Gemeinde entgegen allen anderslautenden Vorschriften der Bayerischen Regierung bis 1870 1870 wurde der Judenberg endlich nach Floss eingemeindet 3 Aufschwung ab Mitte des 19 Jahrhunderts Bearbeiten In den Jahren 1810 bis 1861 erreichte die judische Gemeinde Floss ihren zahlenmassigen Hochststand mit 72 Familien uber 300 Personen und einem Anteil von mehr als 22 an der Gesamtbevolkerung von Floss 12 Diese grosse Anzahl von Juden loste bei den christlichen Bewohnern von Floss Angste aus Dann jedoch begann die Auswanderungswelle nach Nordamerika und innerhalb von 10 Jahren sank die Anzahl der judischen Familien um ein Drittel 2 Mit der volligen burgerlichen Gleichstellung der Juden 1871 begann eine Abwanderung in die grosseren Stadte Die wirtschaftliche Situation der verbliebenen Juden verbesserte sich Christen kauften Hauser auf dem Judenberg und umgekehrt liessen sich Juden unten im Markt Floss nieder Die Situation entspannte sich Es kam zu gutem und freundschaftlichem Einvernehmen zwischen Juden Katholiken Protestanten und auch zu den Behorden Diese Entwicklung gipfelte 1893 in der Ernennung von Rabbiner Israel Wittelshofer zum Ehrenburger von Floss Allerdings wurde nie eine christlich judischen Ehe in Floss geschlossen 3 1 1851 wurde Floss Distriktsrabbinat und Rabbiner Israel Wittelshofer Distriktsrabbiner Seit 1851 betreute er die judische Gemeinde von Sulzbach mit Dem Distriktsrabbinat Floss schlossen sich die judischen Gemeinden von Amberg 1872 Cham und Weiden an Ausserdem betreute er einzelne judische Familien in Erbendorf Tirschenreuth Mitterteich Waldsassen Waidhaus Kemnath Windischeschenbach Teunz Schonsee und Frankenreuth 3 1874 wurde das Haus Judenberg Nr 31 als Gemeinde und Rabbinerhaus eingerichtet 8 Israel Wittelshofer war der letzte Rabbiner von Floss Als er 1896 starb gab es weniger als 73 Juden in Floss Die judische Gemeinde von Floss wurde zunachst dem Rabbinat Bayreuth dann dem Distriktsrabbinat Regensburg zugeordnet dem Magnus Weinberg vorstand 8 20 Jahrhundert bis Gegenwart Bearbeiten 1900 bis 1945 Bearbeiten 1902 hatte die judische Gemeinde von Floss 10 mannliche Mitglieder aus Floss und 29 Auswartige Bereits wahrend der Weimarer Zeit kam es in Floss zu antisemitischen Ausschreitungen und Friedhofsschandungen Die Nationalsozialisten fanden in Floss begeisterte Anhanger wie z B Richard Baer Kommandant des KZ Auschwitz Seit 1933 gab es Boykottaufrufe gegen Juden Einschuchterung von Kunden judischer Geschafte von Lehrern aufgehetzte Kinder die Juden mit Steinen bewarfen und andere Feindseligkeiten Nichtjudische Burger die mit Juden befreundet waren und diese unterstutzten wurden massiv eingeschuchtert 3 Angesichts dieser Zustande war es sehr mutig dass die judische Gemeinde Floss 1934 ihr 250 jahriges Bestehen 1934 feierte Beim Novemberpogrom 1938 wurden die judischen Flosser Familien Ansbacher Eisemann Steinhardt und Wilmersdorfer von den Nazis brutal misshandelt ins Gefangnis gesperrt und zwei Manner wurden ins KZ Dachau gebracht 3 Von den 27 Juden die 1933 noch in Floss lebten konnten bis 1942 15 Personen auswandern zwei verstarben und sechs zogen an andere Orte Einige der Ausgewanderten und funf der Verzogenen wurden von den Nazis eingeholt und ermordet Am 2 April 1942 wurden die beiden letzten in Floss verbliebenen judischen Ehepaare nach Piaski bei Lublin und in das KZ Theresienstadt deportiert und ermordet 1 8 1945 bis Gegenwart Bearbeiten Insgesamt wurden 29 aus Floss stammende Juden von den Nazis ermordet Ein Jude aus Floss uberlebte das KZ Auschwitz Birkenau zog sich allerdings dort eine schwere Krankheit zu der er 1951 im Kibbuz Ginegar in Israel erlag 8 90 Juden kamen als Displaced Persons 1945 nach Floss Sie bildeten eine neue judische Gemeinde die sich im Wohnhaus des deportierten judischen Ehepaares Karoline und Hugo Wilmersdorfer zum Beten versammelte 13 Auf einem Bauernhof richteten sie einen Kibbuz ein auf dem sie sich auf ihre Auswanderung nach Israel vorbereiteten Von diesen 90 Juden verliessen alle Floss wieder bis auf einen einzigen Juden der ein Flosser Madchen heiratete Aber auch dieser zog 1956 von Floss weg nach Munchen 1 1997 wurde der judische Friedhof von Floss geschandet 44 Grabsteine wurden umgesturzt 9 Im Jahr 1999 wurde an der Universitat Bayreuth ein detailliertes Konzept erstellt fur ein judisches Museum in Floss im Alten Pflegschloss und seinen historisch wertvollen Nebengebauden Dieses judische Museum sollte im Zusammenhang mit der Gedenkstatte im ehemaligen KZ Flossenburg Schulklassen und interessierten Touristen Zugang gewahren zu den in Floss relativ gut erhaltenen Zeugen der judischen Lebens namlich dem ehemaligen judischen Ghetto Judenberg der Synagoge und dem judischen Friedhof Dieses Projekt verlief offenbar im Sande denn das Alte Pflegschloss in Floss beinhaltet heute 2016 wie damals in einigen Raumen des Erdgeschosses eine Musikschule wahrend das Obergeschoss weiterhin leer steht Die historisch ebenfalls wertvollen Nebengebaude werden als Garagen und Abstellkammer genutzt 14 Die in den Jahren 1970 und 2005 renovierte Synagoge in Floss wird von der judischen Gemeinde Weiden betreut 2 Ab und zu werden hier auch Gottesdienste abgehalten und Ausstellungen 15 geplant 13 Anzahl der judischen Einwohner in Floss BearbeitenJahr Anzahl Familien Anzahl Personen in der Gesamteinwohnerschaft 2 1684 4 Familien1716 8 Familien1736 14 Familien1759 25 Familienum 1770 37 Familien1814 64 Familien1817 261 Personen 16 22 1840 42 72 Familien 20 1848 64 Familien 385 Personen1851 51 Familien1861 311 Personen 17 21 1867 288 Personen 12 1871 191 Personen 10 1875 156 Personen1880 119 Personen1890 73 Personen 4 1900 1910 43 Personen1925 8 Familien 23 Personen1933 19 Personen1938 11 Personen1942 4 Personen1943 0 Personen1946 90 Personen 1 1950 1 Person1957 0 PersonenRabbiner in Floss BearbeitenDer Rabbiner von Sulzbach betreute die judische Gemeinde in Floss bis 1736 Von 1736 bis 1894 war Floss Sitz eines Ortsrabbinates Liste der Rabbiner in Floss 1736 1767 Salomon ben David 1767 1771 Jakob ben Moses Dornberger aus Derenburg in Sachsen Anhalt 1772 1790 Elieser Veit Petschauer aus Bohmen 1791 1799 Isaak ben Secharja Frankel 1800 1813 David Hessel Horowitz Rabbiner Vorbeter und Schachter in Floss 1813 1840 Moses Wittelshofer aus Baiersdorf 1840 1896 Israel Wittelshofer Sohn von Moses Wittelshofer letzter Rabbiner in Floss 7 8 Bedeutende Mitglieder der judischen Gemeinde Floss BearbeitenJoseph Schwarz 1804 1865 geboren in Floss Geograph und Rabbiner Er ging 1833 nach Palastina und widmete sich der Erforschung des Heiligen Landes David Ludwig Bloch 1910 2002 geboren in Floss emigrierte 1940 nach Shanghai und ging von dort aus 1949 in die USA Er war Porzellanmaler und Lithograf und wurde zwei Jahre nach seinem Tod zum Ehrenburger von Floss ernannt 1 Quellen BearbeitenArchiv der judischen Gemeinde Floss beim Bayerischen Hauptstaatsarchiv nicht ausgewertet Literatur BearbeitenMagnus Weinberg Geschichte der Juden in der Oberpfalz 5 Herzogtum Sulzbach Sulzbach u Floss Munchen Ewer Buchhandl 1927 online Renate Hopfinger Die judische Gemeinde von Floss online Michael Brenner Hrsg Renate Hopfinger Hrsg Die Juden in der Oberpfalz Oldenbourg Wissenschaftsverlag 1 Dezember 2008 ISBN 978 3486586787 Adolf Wolfgang Schuster 1000 Jahre Floss Verlag Marktgemeinde Floss 1976 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ensemble ehemaliges Judenviertel in Floss Upper Palatinate Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k Renate Hopfinger Die judische Gemeinde von Floss Festschrift zu den Nordgautagen 1972 2012 online a b c d e f g http www judische gemeinden de index php gemeinden e g 623 floss oberpfalz bayern a b c d e f g h Renate Hopfinger Die judische Gemeinde von Floss in Michael Brenner Hrsg Renate Hopfinger Hrsg Die Juden in der Oberpfalz Oldenbourg Wissenschaftsverlag 1 Dezember 2008 ISBN 978 3486586787 S 87 103 Adolf Wolfgang Schuster 1000 Jahre Floss 1976 Verlag Marktgemeinde Floss S 67 Adolf Wolfgang Schuster 1000 Jahre Floss 1976 Verlag Marktgemeinde Floss S 110 a b http www floss de web14268 htm a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac Magnus Weinberg Geschichte der Juden in der Oberpfalz 5 Herzogtum Sulzbach Sulzbach u Floss Munchen Ewer Buchhandl 1927 online Archivierte Kopie Memento des Originals vom 17 Januar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot sammlungen ub uni frankfurt de a b c d e f g h i j k l m n o http www alemannia judaica de floss synagoge htm a b c d e Archivlink Memento des Originals vom 19 Januar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot ikg bayern de Adolf Wolfgang Schuster Geschichte der Gemeinde Flossenburg 1990 Sprintler Druck und Verlag GmbH Hrsg Gemeinde Flossenburg Band I S 450 a b c Hans Christoph Dittscheid Die Synagogenbauten der Oberpfalz vom Mittelalter zur Moderne Verluste Entdeckungen Deutungen in Michael Brenner Hrsg Renate Hopfinger Hrsg Die Juden in der Oberpfalz Oldenbourg Wissenschaftsverlag 1 Dezember 2008 ISBN 978 3486586787 S 34 41 Historischer Atlas von Bayern Altbayern Heft 47 Heribert Sturm Neustadt an der Waldnaab Weiden Kommission fur Bayerische Landesgeschichte Verlag Michael Lassleben Kallmunz 1978 ISBN 3769699122 S 431 a b Archivierte Kopie Memento des Originals vom 19 Januar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www synagogenprojekt de Universitat Bayreuth Schriftenreihe des Instituts zur Erforschung der religiosen Gegenwartskultur Hrsg Christoph Bochinger und Wolfgang Schobert Heft 2 Heimat und Fremde Nutzungskonzept fur ein judisches Museum und eine Tagungsstatte im Alten Pflegschloss in Floss Oberpfalz Bericht zu einem Lehrfoschungsprojekt Bearbeitet von Christine Regler in Zusammenarbeit mit Claudia Abt Gregor Dobler Silvia Guhr unter Leitung von Christoph Bochinger und Till Forster Bayreuth Mai 1999 online http www religion uni bayreuth de de Personen und Kontakt Professoren Bochinger Christoph Publikationen Heft 2 Regler pdf http www onetz de deutschland und die welt r lokales dauerausstellung auf der empore d281667 html Historischer Atlas von Bayern Altbayern Heft 47 Heribert Sturm Neustadt an der Waldnaab Weiden Kommission fur Bayerische Landesgeschichte Verlag Michael Lassleben Kallmunz 1978 ISBN 3769699122 S 431 Historischer Atlas von Bayern Altbayern Heft 47 Heribert Sturm Neustadt an der Waldnaab Weiden Kommission fur Bayerische Landesgeschichte Verlag Michael Lassleben Kallmunz 1978 ISBN 3769699122 S 431Normdaten Korperschaft GND 4323312 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Floss amp oldid 236652196