www.wikidata.de-de.nina.az
Irsi deutsch Hirschenhof ist eine Ortschaft im Irsu pagast deutsch Gemeinde Irsu einem Verwaltungsbezirk im Bezirk Aizkraukle in Lettland Sie liegt etwa 100 Kilometer ostlich von Riga Die Geschichte des Orts geht auf die russische Zarin Katharina II zuruck die 1766 deutsche Auswanderer ansiedelte die das bis dahin kaum bewohnte Land kultivieren sollten Die Kolonisten genannten russlanddeutschen Siedler von Hirschenhof lebten weitgehend isoliert von den Deutsch Balten und entwickelten beeinflusst von der lettischen Sprache eine eigene deutsche Mundart 1939 wurden fast alle Bewohner dieser mit bis zu 2000 Einwohnern grossten geschlossenen deutschen Siedlung in Lettland in den Warthegau umgesiedelt In Irsi leben seitdem keine Deutschsprachigen mehr Seit 1990 schrumpft die Bevolkerung wie fast uberall in den landlichen Gebieten des Baltikums Irsi dt Hirschenhof Hilfe zu Wappen Irsi Lettland BasisdatenStaat Lettland LettlandVerwaltungsbezirk Bezirk AizkraukleKoordinaten 56 47 N 25 36 O 56 791111111111 25 591666666667 131 Koordinaten 56 47 28 N 25 35 30 OEinwohner 434 2021 Flache 69 km Bevolkerungsdichte 6 Einwohner je km Hohe 131 mWebseite www aizkraukle lvSchule in IrsiWegekarte des Wendenschen Kreises mit den Kirchspiel und Gutsgrenzen Riga Liv Estlandischen Landeskultur Bureau Jurjew Photolithographie E Bertelson 1904 Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Verkehrsanbindung 2 Geschichte 2 1 Mittelalter 2 2 Landgut Hirschenhof 2 3 Kolonie Hirschenhof 2 4 Irsi nach 1939 3 Bevolkerung 4 Sehenswurdigkeiten 4 1 Erinnerung an die Kolonie Hirschenhof 4 2 Mittelalterliche Burgen 4 3 Safaripark 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage und Verkehrsanbindung BearbeitenDas Dorf Irsi liegt am nordlichen Rand des Bezirks Aizkraukle in der Region Vidzeme 118 km von der Hauptstadt Riga und 38 km von Aizkraukle entfernt Sudlich liegt die Gemeinde Bebri und sudostlich Vietalva Nordwestlich grenzt Irsi an die Gemeinde Mengele im Bezirk Ogre und nordostlich an den Bezirk Madona Durch den Ort fuhrt die nur teilweise asphaltierte Regionalstrasse P79 die Koknese und Ergli verbindet Im Ort befinden sich die Gemeindeverwaltung eine Grundschule eine Krankenstation eine Bibliothek und eine katholische Kirche Ausser vier Wohnblocken besteht die Bebauung aus Einfamilienhausern mit grossen Garten Ausserhalb des Ortskerns befinden sich mehrere vereinzelte Gehofte Der Grossteil des Gemeindegebiets ist bewaldet Durch die Gemeinde fliessen der Fluss Perse ein Nebenfluss der Daugava und mehrere in diesen mundende Bache Lokmene Bebrupe Irsupite und Pelave Geschichte BearbeitenMittelalter Bearbeiten Die Burg Bulandi 1 die einen Kilometer nordostlich des Dorfzentrums Irsi am linken Ufer der Irsupite liegt identifizierte August Bielenstein wohl falschlich als die in Urkunden vom Beginn des 13 Jahrhunderts genannte Burg Lepene einen Hauptort des Konigreichs Jersika 2 Der auch Ozolkalna deutsch Eichenbuckel genannte Hugel ist nur etwa 6 9 m hoch In ihm war der Sage nach eine Schatztruhe vergraben Zudem wurden mittelalterliche Schwerter und Fibeln gefunden 3 Ein zweiter Burghugel Lielkalni Grossberge liegt westlich von Irsi auf halbem Wege nach Liepkalne 4 Bei Untersuchungen 1931 des damals etwa 30 m hohen Hugels mit einem Plateau von 70 30 m wurde die Burg anhand der Kulturspuren und Funden von Tongefassen auf die zweite Halfte des ersten Jahrtausends datiert Weitere Forschungen wurden durch Zerstorungen im Zweiten Weltkrieg und Kiesgewinnung in den 1990er Jahren verhindert 5 Landgut Hirschenhof Bearbeiten Konigin Christina schenkte das Land 1637 dem schwedischen Kapitan Abraham Larsson Hirsch 1604 1666 der das Gut Hirschenhof nannte 6 Er wurde 1645 unter dem Namen Cronhiort in spaterer schwedischer Schreibung Cronhjort heute Kronhjort deutsch auch Cronhirsch in den schwedischen Adel aufgenommen 7 Sein Sohn der spatere schwedische General Abraham Kronhjort verkaufte das Gut 1650 an den Kriegskommissar Kronshern Unter Karl XI wurden Ende des 17 Jahrhunderts im Zuge der sogenannten Reduktionen in Schwedisch Livland Guter der livlandischen Ritterschaft von der Regierung eingezogen 8 Hirschenhof wurde damit wieder ein Krongut Mit dem Frieden von Nystad 1721 wurde Livland nach dem Nordischen Krieg Teil des Russischen Reichs Hirschenhof lag bis 1772 im Grenzgebiet zu Polen Litauen 9 Von dem ehemaligen Gut ist nur eine Scheune erhalten Kolonie Hirschenhof Bearbeiten Hauptartikel Hirschenhof Kolonie 1766 warb Zarin Katharina II deutsche Siedler an die das bis dahin kaum bewohnte Land urbar machen sollten Die Kolonie Hirschenhof die anfangs aus 85 Hofen auf 4000 Hektar bestand wuchs im Laufe der Zeit auf 108 Bauern und 84 Handwerkerstellen auf insgesamt 6000 Hektar an Bis 1939 war die Bevolkerung fast ausschliesslich deutschstammig Irsi nach 1939 Bearbeiten Nach der Umsiedlung der Deutsch Balten bei der fast alle Nachfahren der Hirschenhofer Kolonisten Lettland verliessen fiel ihr immobiler Besitz an den lettischen Staat der ihn weiterverkaufte Lettland wurde 1940 als Lettische Sozialistische Sowjetrepublik Teil der Sowjetunion Der bis dahin als Hirschenhof bezeichnete Ort wurde nun Irsi russisch Irshi genannt Bis 1941 wurden die Landereien vor allem an katholische Bauern aus Lettgallen vergeben die sich in den verlassenen Hausern niederliessen und im Ortskern eine Scheune zu einer katholischen Kirche umbauten Im September 1944 brannte die Rote Armee den Dorfkern nieder Die Kirche in Liepkalne wurde nach Auflosung der lutherischen Kirchengemeinde 1959 von der Kolchose als Dungerlager genutzt und verfiel die Orgel und die sonstige Ausstattung gingen verloren 10 Nach der Einrichtung einer Kolchose und einer Sowchose mit zentralisierten Arbeitersiedlungen wurde 1971 die Gemeindestruktur aufgehoben Ab den 1970er Jahren wurden viele der Kolonistenhauser abgerissen andere standen leer und verfielen 11 nbsp Katholische Kirche von IrsiNach dem Zerfall der Sowjetunion wurde die Gemeinde pagasts 1990 wiedergegrundet Das ehemalige Wirtshaus beherbergt die ortliche Grundschule 2009 wurde Irsi mit Koknese und Bebri zum Bezirk Koknese Kokneses novads zusammengefasst der bei der Verwaltungsreform 2021 im neuen Bezirk Aizkraukle aufging Bevolkerung BearbeitenZusammensetzung der Bevolkerung in der Kolonie Hirschenhof 12 bzw im Irsu pagast Im Ortskern leben 294 2021 Menschen Jahr Einwohnerzahl Letten Deutsche Russen Belarussen Ukrainer Polen Litauen Esten Juden Sonstige1766 416 4161816 1321 13211828 1667 16671835 1910 19101860 2511 103 24081925 1874 151 1707 9 1 0 1 0 1 3 11930 1787 197 1535 23 14 0 8 1 1 6 21979 520 484 0 26 6 0 4 0 0 0 01989 573 519 0 32 3 13 5 1 0 0 02000 641 578 0 41 15 12 5 0 0 0 02011 509 465 0 26 3 10 2 0 0 0 32021 434Sehenswurdigkeiten BearbeitenIm Irsi befinden sich drei staatlich geschutzte Kulturdenkmaler Nr 110 Burghugel Bulandi 13 Nr 111 Burghugel Lielkalni 14 Nr 8947 Kolonistenhaus Nr 18 Haus Nomali 15 Erinnerung an die Kolonie Hirschenhof Bearbeiten Von den Gebauden der Kolonie Hirschenhof ist nur der heute Nomali genannte Hof Nr 18 noch weitgehend im Originalzustand erhalten 16 Er wurde 2013 in die Liste der staatlich geschutzten Kulturdenkmaler aufgenommen 15 Zu dem Gehoft gehort ein durch die im Grundstein eingemeisselte Jahreszahl auf 1892 datiertes Wohnhaus bei dem sich moglicherweise Teile eines alteren Gebaudes aus der Zeit der Koloniegrundung erhalten haben Er handelt sich um ein Holzblockhaus auf einem Steinmauerwerkfundament dessen Satteldach mit Holzspanen gedeckt ist Haupt und Stirnfassade sind mit senkrechten Brettern verkleidet die Hoffassade ist unverkleidet Die ursprunglichen holzernen Fensterrahmen aus dem spaten 19 und fruhen 20 Jahrhundert sind erhalten geblieben In allen Raumen befinden sich Balkendecken und Dielenboden Die ursprungliche Anordnung der Raume und der grosste Teil der Einrichtung und Haushaltsgegenstanden sind erhalten geblieben Zum Gehoft gehoren eine unterkellerte Scheune vom Ende des 19 Jahrhunderts sowie weitere aus Holz errichtete Nebengebaude Auf dem aufgelassenen deutschen Friedhof waren 1989 noch 138 Grabsteine erhalten 17 auf denen die Namen von 176 Personen standen Seit 1992 steht ein Gedenkstein fur die deutsche Kolonie Hirschenhof vor dem einstigen Gemeindehaus 18 Im ehemaligen Gemeindehaus 19 und der Schule gibt es eine Ausstellung Mittelalterliche Burgen Bearbeiten nbsp Burghugel BulandiNeben den Uberresten der Kolonie Hirschenhof liegen auf dem Gebiet die Uberreste zweier mittelalterlicher Burghugel Der Hugel der Burg Lielkalni Grossberge westlich des Ortes wurde durch Kiesabbau zum Grossteil abgetragen 4 Der Hugel der Burg Bulandi 1 ist durch die Aufstauung der Irsupite teilweise abgetragen Safaripark Bearbeiten Nahe der Burg Bulandi am ostlichen Rand der ehemaligen Kolonie wurde auf einem der Hofe eine Hirschfarm eingerichtet aus der sich der 300 Hektar umfassende Safaripark Briezu darzs un safari parks Zemitani entwickelte in dem neben Rot und Damhirschen auch Wisente Mufflons und anderes Wild lebt und beobachtet werden kann 20 Literatur BearbeitenAstrida Iltnere Red Latvijas Pagasti Enciklopedija Preses Nams Riga 2002 ISBN 9984 00 436 8 S 365 367 Artis Pabriks Auf der Suche nach Hirschenhof Ein kulturhistorisches Essay Hrsg Hirsenhofas mantojums Riga 2018 Artis Pabriks und Undine Pabriks Bollow Hirschenhof Irsi pagatnes pedas Hirschenhof Irsi das Gestern im Heute Hrsg Hirsenhofas mantojums Riga 2020 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Irsi parish Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kolonie Hirschenhof 1766 1939 Interaktive Karte mit den Hofgrenzen Hofnummern und Wirten nach Conzes Skizzen von 1934 Joachim Bredull Bremen Livland Hirschenhof und Helfreichshof In deutsche kolonisten de Abgerufen am 13 Februar 2022 Bilder der Kirchenruine Abgerufen am 1 Juni 2022 lettisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Burgberg Bulandi In visitkoknese lv Abgerufen am 17 Februar 2022 August Bielenstein Die Grenzen des lettischen Volksstammes und der lettischen Sprache in der Gegenwart und im 13 Jahrhundert ein Beitrag zur ethnologischen Geographie und Geschichte Russlands Band 1 1892 S 95 google de Bulandu pilskalns Abgerufen am 25 Oktober 2022 lettisch a b Burgberg Lielkalni Grossberge In visitkoknese lv Abgerufen am 17 Februar 2022 Lielkalnu pilskalns Abgerufen am 25 Oktober 2022 lettisch Hans Feldmann Heinz von zur Muhlen Hrsg Baltisches historisches Ortslexikon Teil 2 Lettland Sudlivland und Kurland Bohlau Koln 1990 S 219 Friherrl atten Cronhjort In Svenska Adelns Attar Taflor Abrahamsson Granfelt Band 1 S 419 schwedisch google de abgerufen am 2 Juni 2022 Historischer und soziokultureller Hintergrund In Lexikon der deutschsprachigen Literatur des Baltikums und St Petersburgs Vom Mittelalter bis zur Gegenwart De Gruyter Berlin Boston 2011 S 1 136 S 6 Gustav Gangnus Hirschenhof in Livland in seiner Grundungsphase in der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts In Zeitschrift fur Ostforschung Band 43 1994 S 496 516 S 506 508 Liepkalnes evangeliski luteriska baznica Abgerufen am 1 Mai 2022 lettisch Artis Pabriks Auf der Suche nach Hirschenhof Ein kulturhistorisches Essay Hrsg Hirsenhofas mantojums Riga 2018 S 13 67 Zu den Jahren bis 1835 siehe Die deutsche Ackerbau Colonie zu Hirschenhof in Livland Teil 1 In Das Inland Nr 5 Tartu 2 Februar 1838 Sp 65 70 Sp 67 68 Die Anzahl 416 fur 1766 bezieht sich allein auf die angekommenen Siedler Die bereits ansassigen lettischen Familien sind nicht mitgezahlt Auch in den folgenden Jahren wurde nur die Kolonisten gezahlt Fur das Jahr 1860 siehe A von Hagemeister Die Deutsche Colonie zu Hirschenhof und Helfreichshof Teil 2 In Das Inland Nr 29 Tartu 30 Juli 1860 Sp 537 544 Sp 539 110 Bulandu pilskalns Abgerufen am 27 Oktober 2022 lettisch 111 Lielkalnu pilskalns Irbes kalns Abgerufen am 27 Oktober 2022 lettisch a b 8947 Irsu muizas vacu kolonijas saimnieciba Nr 18 tagad zemnieku seta Nomali Abgerufen am 27 Oktober 2022 lettisch Artis Pabriks Auf der Suche nach Hirschenhof Ein kulturhistorisches Essay Hrsg Hirsenhofas mantojums Riga 2018 S 17 19 und 74 79 Gustav Gangnus Helmut Gangnus Grabinschriften auf dem Friedhof Linden Liepkalne der Kolonie Hirschenhof Irsi bei Kokenhusen Koknese Funde 1988 89 In Deutsch Baltische Genealogische Gesellschaft Hrsg Baltische Ahnen und Stammtafeln BAST 39 Jahrgang 1997 Isabella von Pantzer Koln 1997 ISSN 0408 2915 S 136 141 Alexander Welscher Hirschenhof Deutsche Kolonie in Lettland Goetheinstitut abgerufen am 13 Februar 2022 Das ehemalige Gemeindehaus von Irsi Hirschenhof In visitkoknese lv Abgerufen am 17 Februar 2022 Briezu darzs un safari parks Zemitani In latvia travel Abgerufen am 17 Februar 2022 lettisch Normdaten Geografikum LCCN no2010202950 VIAF 160477670 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Irsi amp oldid 234787235