www.wikidata.de-de.nina.az
Die Innenballistik beschreibt die Ablaufe beim Abfeuern eines Projektils aus einer Schusswaffe im Zeitraum vom Auslosen des Schusses bis zum Austreten des Projektils aus dem Lauf Bei der Schussentwicklung wirken zahlreiche Parameter wobei vor allem Kenngrossen der Thermodynamik Thermochemie Stromungsmechanik und Mechanik eine Rolle spielen Hierbei werden der Druckverlauf des Abbrandes der Treibladung die Energie der Treibladung die Lauflange der Waffe das Kaliber die Geschossmasse und die konstruktiven Merkmale der Waffe und gegebenenfalls der Patrone in die Betrachtung einbezogen Die fur eine bestimmte Waffe gunstigste Kombination aus Geschosstyp Pulvertyp und Pulvermenge kann wegen der zahlreichen bestimmenden Parameter im Allgemeinen nur in Schiessversuchen ermittelt werden Die so ermittelten Daten werden in Form von Ladetafeln veroffentlicht in denen die zulassigen Pulvermengen Pulversorten Masse und Gewichte fur jeden Patronentyp aufgefuhrt werden Inhaltsverzeichnis 1 Schussauslosung 2 Beginn der Geschossbewegung 3 Einflussgrossen der Geschossbeschleunigung 3 1 Geschosswiderstand und Laufschwingungen 3 2 Gasdruck und Abbrandverhalten der Treibladung 3 2 1 Gasdruckmessung 3 3 Querschnittsbelastung 4 Mundungsgeschwindigkeit und Mundungsenergie 5 Treibladungsmenge und Hulsenform 6 Literatur 7 EinzelnachweiseSchussauslosung BearbeitenBei modernen Handfeuerwaffen wird der Schuss ausgelost indem nach Betatigen des Abzuges ein Schlagbolzen auf das Zundhutchen im Patronenboden trifft Die schlagempfindliche Anzundladung im Zundhutchen detoniert durch die Energiezufuhr es gelangt ein heisser Gasstrahl durch die Zundkanale zur Treibladung und entzundet diese Die Treibladung sollte moglichst schnell vollstandig zunden Es gibt verschiedene Typen von Zundhutchen die entsprechend der Pulvermenge bzw dem Volumen des Pulverraumes zum Einsatz kommen Beginn der Geschossbewegung Bearbeiten nbsp Kinematik innenballistischer AblaufeNachdem die Treibladung gezundet wurde entstehen durch ihre Verbrennung in kurzer Zeit grosse Mengen heisser Gase Diese Gase stehen unter Druck und uben eine Kraft F G displaystyle F G nbsp auf den Geschossboden aus die vom Druck p displaystyle p nbsp in Pascal und der Querschnittsflache A displaystyle A nbsp des Geschosses in Quadratmeter abhangig ist F G p A displaystyle F G p cdot A nbsp in Newton Bei einer Patrone 30 06 mit typischer Laborierung entstehen beispielsweise nach der Zundung innerhalb von 500 Nanosekunden Gase deren Normalvolumen dem 14000 fachen Volumen der Treibladung entspricht wobei Temperatur und Druck auf 2700 C bzw 3600 bar ansteigen 1 Um das Geschoss zu bewegen ist eine bestimmte Mindestkraft Ausziehwiderstand erforderlich da das Geschoss fest im Hulsenmund sitzt 2 Dieser Ausziehwiderstand kann bei gegurteten Patronen fur vollautomatische Schutzenwaffen bis um 1000 N betragen bei anderen Patronen liegt er in der Regel bei 300 N bis 600 N Der Druck in der Patrone erhoht sich bis der Ausziehwiderstand des Geschosses uberschritten und das Geschoss bewegt wird Dabei wirkt der Gasdruck gleichzeitig auf die Hulsenwande und presst diese gegen die Innenwande der Patronenkammer es kommt zur Liderung Der Druck auf den Hulsenboden vermag zu diesem Zeitpunkt noch nichts bewirken da die Patrone noch ein geschlossenes System darstellt 3 Einflussgrossen der Geschossbeschleunigung Bearbeiten nbsp Schematische Darstellung der Druckwelle beim Abfeuern eines Projektils mit UberschallgeschwindigkeitNachdem das Geschoss aus der Hulse ausgetrieben wurde bewegt es sich im Ubergangskonus zwischen Patronenlager und dem gezogenen Teil des Laufes im sogenannten Freiflug ohne formschlussige Fuhrung durch den Lauf 4 Sobald das Geschoss die Hulse verlassen hat kann der Gasdruck die Patronenhulse nach hinten gegen den Verschluss drucken Sogenannte Masseverschlusse nutzen diese Bewegung fur die Durchfuhrung des Repetierfunktion der Waffe 5 6 7 Anschliessend erreicht es den gezogenen Teil des Laufes und wird in die Zuge gepresst durch die es den Drall erhalt Je nach Konstruktion kann das Geschoss die Zuge bereits erreichen bevor es vollstandig aus der Hulse ausgetreten ist Erst jetzt kann das Geschoss durch die Arbeitskraft der Pulvergase auf eine Geschwindigkeit gebracht werden welche stark genug ist einen Gegenimpuls zu erzeugen 8 9 Diese Gegenkraft der Beschleunigung wird durch die unter hohem Druck stehenden Gase auf den Patronenboden ubertragen wodurch die Ruckstosswirkung der Waffe einsetzt Sogenannte Ruckstosslader nutzen diese Kraft fur die Repetierfunktion der Waffe 10 11 Wenn das Geschoss die Laufmundung passiert hat wird es noch uber eine kurze Strecke von den noch unter hohem Druck stehenden nachstromenden Pulvergasen beschleunigt deren schlagartiger Druckausgleich auf den Luftdruck den Mundungsknall erzeugt Bei bekannter Lauflange s displaystyle s nbsp in Meter und bekannter Mundungsgeschwindigkeit v 0 displaystyle v 0 nbsp in Meter pro Sekunde kann die mittlere Geschossbeschleunigung a G displaystyle a G nbsp errechnet werden a G v 0 2 2 s displaystyle a G frac v 0 2 2 cdot s nbsp in Meter pro Quadratsekunde Aus der Mundungsgeschwindigkeit und der Lauflange kann auch die Beschleunigungszeit t displaystyle t nbsp errechnet werden t 2 s v 0 displaystyle t frac 2 cdot s v 0 nbsp in Sekunden Die Beschleunigungskraft F B displaystyle F B nbsp die auf das Geschoss wirkt kann aus der Geschossmasse m G displaystyle m G nbsp in Kilogramm und der Geschossbeschleunigung errechnet werden F B m G a displaystyle F B m G cdot a nbsp in Newton Geschosswiderstand und Laufschwingungen Bearbeiten Der Widerstand den das Geschoss der Beschleunigung entgegensetzt resultiert nicht allein aus seinem Beharrungsvermogen sondern auch aus den anderen mechanischen Widerstanden die durch seine Bewegung verursacht werden In erster Linie ist das der Reibungswiderstand zwischen Geschoss und Laufwandung aber auch andere Grossen wie der Luftwiderstand im Laufinneren oder Laufverformungen hemmen die Bewegung des Geschosses Durch die beim Abschuss wirkenden Krafte wird der Lauf in Schwingung versetzt Das Ausmass dieser Schwingungen hat Einfluss auf die mit dem Lauf erreichbare Streuung der Treffer 12 Der Lauf schwingt in Richtung der Laufseele und in Richtung senkrecht zur Laufseele ferner wird durch das Gegenmoment des Dralles eine Torsionsschwingung erzeugt 13 Waffen die fur eine moglichst hohe Schussprazision ausgelegt sind wie etwa Scharfschutzengewehre besitzen darum in der Regel schwere Laufe mit deutlich verstarkter Laufwandung Bei Geschutzen tritt daruber hinaus beim Schuss eine reproduzierbare systematische Biegung des Rohres nach oben oder nach unten auf die als Abgangsfehlerwinkel in die Berechnung der Richtdaten eingeht Die Biegung reicht je nach Bauart typisch von 20 Bogenminuten bis etwa 1 10 14 Gasdruck und Abbrandverhalten der Treibladung Bearbeiten Das Geschoss wird primar durch den Gasdruck beschleunigt Es wird bei der Schussentwicklung nicht gleichformig beschleunigt da der Druck den die Treibladung entwickelt wahrend der Schussentwicklung nicht konstant ist Der Druck steigt nach der Zundung auf einen Hochstwert und sinkt wieder ab bis das Geschoss die Mundung passiert Die zulassige Obergrenze des Druckes wird durch die Festigkeit des Laufes und des Verschlusses bestimmt und darf nicht uberschritten werden Obwohl der Gasdruck nicht konstant ist kann vereinfacht das Wirken eines konstanten mittleren Gasdruckes p a displaystyle p a nbsp in Pascal angenommen werden der zu der gleichen Mundungsgeschwindigkeit fuhren wurde Als Praxiswerte des mittleren Gasdruckes konnen Werte von etwa 40 bis 60 des maximalen Gasdruckes angenommen werden Eine rein rechnerische Ableitung des mittleren Gasdrucks aus Geschossmasse Geschossquerschnitt und beschleunigung ist nicht moglich da der tatsachliche Geschosswiderstand beim Abschuss nur durch Versuche ermittelt werden kann Ist der Geschosswiderstand F R displaystyle F R nbsp in Newton bekannt kann der mittlere Gasdruck errechnet werden p a 1 A m G v 0 2 2 s F R displaystyle p a frac 1 A cdot left frac m G cdot v 0 2 2 cdot s F R right nbsp in Pascal Der Geschosswiderstand F R displaystyle F R nbsp kann bei bekanntem mittleren Gasdruck p G displaystyle p G nbsp und bekannter Mundungsgeschwindigkeit v 0 displaystyle v 0 nbsp errechnet werden F R A p G m G v 0 2 2 s displaystyle F R A cdot p G frac m G cdot v 0 2 2 cdot s nbsp Der Geschosswiderstand verringert den Wirkungsgrad der Energieumsetzung der Treibladung Um den Gasdruck und den Gasdruckverlauf an den jeweiligen Waffentyp den Geschosstyp die Geschossmasse und die Lauflange anzupassen werden Menge und Abbrandgeschwindigkeit der Treibladung auf den jeweiligen Zweck abgestimmt Die Abbrandgeschwindigkeit von Treibladungspulvern lasst sich uber die chemische Zusammensetzung die Oberflachenbeschaffenheit die Gesamtoberflache je Volumeneinheit und die Form der Pulverkorner bestimmen Verbreitete Formen sind Plattchen Stabchen oder Rohrchen mit an den jeweiligen Einsatzbereich angepassten Grossen Die Abbrandgeschwindigkeit kann auch durch Beschichtung der Pulverkorner etwa mit Graphit beeinflusst werden Je glatter die einzelnen Pulverkorner sind je kleiner ihre Oberflache und je kleiner die Oberflache des Pulvers pro Volumeneinheit ist grobe Kornung deso langsamer verbrennt das Pulver Schnell abbrennende Pulver sind offensive Pulver langsamer abbrennende Pulver sind progressive Pulver Offensive Pulver kommen zum Einsatz wenn nur ein kurzer Weg zur Geschossbeschleunigung zur Verfugung steht Kurzwaffen oder wenn relativ leichte Geschosse aus einer Langwaffe verschossen werden Der Druck den eine Treibladung erzeugt hangt auch von der Geschossmasse ab Bei gleichem Kaliber setzt ein schweres Geschoss der Expansion der Treibgase durch seine Massetragheit einen hoheren Widerstand entgegen so dass sich Druck und Temperatur der Treibgase erhohen was bei modernen Nitropulvern die Abbrandgeschwindigkeit und damit die Druckentwicklung weiter erhohen kann Das fuhrt unter Umstanden zu unerwunscht hohem Gasdruck beim Schuss Ein leichtes Geschoss fuhrt durch seine geringere Massetragheit zu einer niedrigeren Druck und Temperaturentwicklung und so zu einem langsameren Abbrand Damit kann die Energie der Treibladung unter Umstanden weniger effektiv in Geschossenergie umgesetzt werden Schwere Geschosse werden darum bevorzugt mit Treibladungen aus progressiven Pulvern abgefeuert umgekehrt werden fur leichte Geschosse eher Treibladungen aus offensiven Pulvern verwendet Bei kurzen Laufen kommen eher offensive Pulver zum Einsatz da bei zu langsamer Verbrennung unter Umstanden unverbranntes Pulver die Laufmundung verlasst und als Energielieferant verloren geht nbsp Druckverlauf bei unterschiedlichem Abbrandverhalten die farbigen Flachen unter den Kurven entsprechen der verrichteten Arbeit W und sind idealisiert gleich gross die Endgeschwindigkeit v ist jeweils gleich Der Energiegehalt der Treibladungen ist kaum von ihrem Abbrandverhalten abhangig Bei gleicher Lauflange und Pulverladung kann damit ein Geschoss von einem offensiven und einem progressiven Pulver auf die gleiche Geschwindigkeit gebracht werden Das offensive Pulver erzeugt dabei einen hoheren Gasdruck der aber fur einen kurzeren Zeitraum auf das Geschoss wirkt so dass die verrichtete Arbeit idealisiert die gleiche ist Beim Schuss wird etwa ein Funftel bis ein Drittel der Energie der Treibladung in kinetische Energie des Geschosses umgesetzt Die ubrige Energie geht vor allem durch Warmeableitung und in Form der Restenergie der Treibladungsgase verloren Bei Revolvern vermindert der Gasverlust zwischen Trommel und Lauf die Energie der Treibladung zusatzlich Vor allem beim indirekten artilleristischen Schiessen hat die Mundungsgeschwindigkeit wesentlichen Einfluss auf die Trefferlage da sie neben dem Aufsatzwinkel die Schussweite mitbestimmt Eine reproduzierbare Trefferlage lasst sich nur mit einer moglichst geringen Abweichung der Mundungsgeschwindigkeiten innerhalb einer Serie von Schussen erreichen Da auch die Temperatur des Treibmittels Einfluss auf sein Abbrandverhalten und somit die Mundungsgeschwindigkeit hat geht sie hier in die Berechnung der Richtdaten ein Bei Festungsgeschutzen oder mobilen Grossgeschutzen wie der Kanone Dora wurden die Treibladungen deshalb zum Teil auch in klimatisierten Raumen oder Kammern gelagert Wahrend der Einsatzzeit eines Geschutzes vergrossert sich das Volumen des Kartuschenlagers im Geschutzrohr durch die Einwirkung des Gasdruckes was den mit einer bestimmten Ladung erreichbaren Gasdruck und damit die Mundungsgeschwindigkeit verringert Der Einfluss dieser Aufweitung auf die Reichweite wird durch Schiesstests ermittelt Kartuschenmunition wird in der Regel vor dem Schuss durch den Ladeschutzen mit der fur den jeweiligen Zweck gunstigsten Treibladungsmenge geladen Die Treibladung wird dabei in Form fertig abgepackter Beutel in die Kartusche gebracht Mit der vollen Ladung wird nur bei Schussweiten in der Nahe der Maximalschussweite geschossen um das Geschutz nicht unnotig zu belasten Gasdruckmessung Bearbeiten Der typische maximale Gasdruck fur Handfeuerwaffen liegt etwa zwischen 550 bar Flinten und etwa 3900 bar bei Magnum Jagdpatronen Die Messung des Gasdrucks kann durch einen Druckstempel erfolgen Eine seitlich angebohrte Patrone wird dazu in einen Lauf mit einem speziellen angebohrten Patronenlager geladen Die seitliche Bohrung wird durch einen Kolben verschlossen der auf einen Kupferzylinder wirkt Durch den Gasdruck beim Schuss wird der Kupferzylinder plastisch verformt Das Mass der Verformung lasst Ruckschlusse auf den maximal aufgetretenen Gasdruck zu Der Gasdruck kann auch durch einen Piezo Sensor gemessen werden der anstelle des Kupferzylinders benutzt wird Durch den Druck wird der Piezo Kristall elastisch verformt Dabei wird eine dem Druckverlauf proportionale elektrische Spannung erzeugt aus der neben dem Maximaldruck auch der zeitliche Verlauf des Druckes abgeleitet werden kann Querschnittsbelastung Bearbeiten Die Geschossbeschleunigung a G displaystyle a G nbsp hangt von der Beschleunigungskraft F G displaystyle F G nbsp in Newton und der Geschossmasse m G displaystyle m G nbsp in Kilogramm ab a G F G m G displaystyle a G frac F G m G nbsp in Meter pro Quadratsekunde Die Beschleunigungskraft hangt wiederum vom Gasdruck und der Querschnittsflache des Geschosses ab Bei gegebenem Gasdruck der aus konstruktiven Grunden bestimmte Werte nicht ubersteigen sollte wird die Geschossbeschleunigung und damit die aus einer Waffe erreichbare Mundungsgeschwindigkeit also von der Querschnittsflache und der Geschossmasse bestimmt Innenballistisch ware somit ein leichtes Geschoss mit grosser Querschnittsflache vorteilhaft fur das Erreichen einer hohen Mundungsgeschwindigkeit Die Kenngrosse die das Verhaltnis aus Querschnittsflache und Geschossmasse angibt ist die Querschnittsbelastung Ein Geschoss mit geringer Querschnittsbelastung das durch den Gasdruck leicht beschleunigt werden kann wird jedoch nach dem Abschuss auch leicht durch den Luftwiderstand wieder abgebremst was die wirksame Reichweite des Geschosses verringert Fur die meisten Einsatzfalle genugen heute vollkalibrige Langgeschosse die wegen der gunstigen aussenballistischen Eigenschaften eine relativ hohe Querschnittsbelastung aufweisen und trotzdem durch Wahl der geeigneten Treibladungsmenge und Lauflange auf eine praktikabel hohe Mundungsgeschwindigkeit gebracht werden konnen In manchen Einsatzfeldern ist eine Maximierung der Mundungsgeschwindigkeit notwendig etwa um bei militarischen Waffen eine hohe Durchschlagskraft zu erzielen Hier kann mit konstruktivem Zusatzaufwand ein gunstigerer Kompromiss zwischen dem innen und aussenballistischen Optimum der Querschnittsbelastungen erreicht werden Eine Moglichkeit ist das Verschiessen von Quetschgeschossen oder Stulpengeschossen aus Laufen mit konischer Bohrung Das Kaliber dieser Laufe ist am Patronenlager am grossten und verengt sich bis zur Laufmundung wobei sich die Bohrung entweder kontinuierlich oder in einem Teilstuck des Rohres verengt Bei der Zundung der Treibladung wirkt der Gasdruck somit auf eine grossere Flache was eine hohere Geschossbeschleunigung ermoglicht Gleichzeitig kann das Volumen des Pulverraumes vergrossert werden da die Hulse wegen des grosseren Anfangskalibers grosser sein kann Das Geschoss wird dann bis zum Erreichen der Laufmundung zusammengequetscht wodurch sich sein Durchmesser verringert und somit die Querschnittsbelastung wie erwunscht erhoht wird Konische Laufe kamen nur bei wenigen Panzerabwehrwaffen wie der Panzerbuchse 41 oder der 7 5 cm PaK 41 zum Einsatz und haben bei Handfeuerwaffen das Experimentalstadium nicht verlassen nbsp Artillerie TreibspiegelgeschossEine weitere Moglichkeit die wirksame Querschnittsbelastung von Geschossen vor und nach dem Abschuss zu verandern ist die Verwendung von Treibspiegeln Durch den Treibspiegel weisen die Geschosse eine geringe mittlere Dichte und damit eine innenballistisch gunstige niedrige Querschnittsbelastung auf Dadurch konnen die Geschosse bei gleichem Gasdruck und gleicher Lauflange auf deutlich hohere Geschwindigkeiten beschleunigt werden als schwerere massive Geschosse Nach dem Verlassen des Laufes bleibt der leichte Treibspiegel zuruck und das eigentliche unterkalibrige Geschoss setzt den Flug allein fort Diese Geschosse sind meist sehr lang und aus sehr dichtem Material womit sie die fur eine hohe Reichweite und Durchschlagswirkung notige hohe Querschnittsbelastung besitzen Vor allem bei der Panzerbekampfung sind Treibspiegelgeschosse Stand der Technik Mundungsgeschwindigkeit und Mundungsenergie Bearbeiten nbsp Granate Kal 914 mm des Morsers Little David mit DrallfuhrungsringDie Mundungsgeschwindigkeit v 0 displaystyle v 0 nbsp ist abhangig von der Beschleunigung des Geschosses a G displaystyle a G nbsp und der Lauflange s displaystyle s nbsp v 0 2 a G s displaystyle v 0 sqrt 2 cdot a G cdot s nbsp Die Mundungsenergie ist von der Mundungsgeschwindigkeit und der Geschossmasse abhangig Der erreichbaren Mundungsgeschwindigkeit sind bestimmte Grenzen gesetzt Die Geschossbeschleunigung hangt vom Gasdruck und uber die Querschnittsbelastung von der Geschossmasse ab auch die konstruktive Beschaffenheit von Laufbohrung und Geschoss haben Einfluss auf die Geschossbeschleunigung Der Gasdruck kann nicht beliebig erhoht werden da die Festigkeit von Lauf und Verschluss begrenzt sind und die Querschnittsbelastung kann nicht beliebig gesenkt werden Die Lauflange hat ebenfalls Grenzen da die Langsstabilitat eines Laufes und damit die Schussprazision nur bis zu einer bestimmten Kaliberlange mit vertretbarem Aufwand sichergestellt ist Auch verringert sich die Lebensdauer gezogener Laufe ab einer bestimmten Mundungsgeschwindigkeit uberproportional Um bei gegebenem Gasdruck und Lauflange die Mundungsgeschwindigkeit zu erhohen muss die Masse des Geschosses verringert werden Da sich mit der dadurch hoheren Geschossbeschleunigung die Beschleunigungszeit verringert muss eine schneller abbrennende offensive Treibladung verwendet werden um den gleichen Gasdruck zu erreichen Soll bei gleicher Geschossmasse und Lauflange die Mundungsgeschwindigkeit erhoht werden ist eine Erhohung des mittleren Gasdruckes notwendig Da sich die Beschleunigungszeit verringert muss auch in diesem Fall ein offensiveres Pulver verwendet werden Die Mundungsenergie steigt bei gleicher Geschossmasse quadratisch zur Mundungsgeschwindigkeit so dass bei einer Verdoppelung der Mundungsgeschwindigkeit das Geschoss die vierfache Mundungsenergie besitzt Entsprechend musste fur eine Verdoppelung der Mundungsgeschwindigkeit bei gleicher Geschossmasse die Masse der Treibladung idealisiert vervierfacht werden Sind Geschossmasse und Gasdruck gegeben muss zur Erhohung der Mundungsgeschwindigkeit die Einwirkdauer des Gasdrucks und damit die Lauflange erhoht werden Da das Geschoss auch hier eine hohere Mundungsenergie erhalt ist eine entsprechend vergrosserte Treibladung notig Um durch konstruktive Massnahmen eine hohere Mundungsgeschwindigkeit zu erreichen wurden neben dem Einsatz von Quetsch und Treibspiegelgeschossen auch Konzepte umgesetzt die vor allem eine Verringerung des Geschosswiderstandes F R displaystyle F R nbsp zum Ziel haben So kann der Geschosswiderstand durch den Einsatz von Geschossen mit Drallfuhrungsringen verringert werden Diese Ringe besitzen an die Zuge des Laufes angepasste Rillen die das Geschoss in den Zugen fuhren wodurch sich die Zuge beim Abfeuern nicht mit hohem Widerstand und einhergehendem Verschleiss in die Fuhrungsringe schneiden mussen Mit solchen Geschossen kann auch die Lebensdauer eines Geschutzrohres verlangert werden Die Herstellung solcher Geschosse ist aufwendig so dass sie nur bei wenigen Geschutztypen eingesetzt werden Um den Geschosswiderstand zu verringern konnen auch Schmiermittel eingesetzt werden Eine neuere Entwicklung ist eine Beschichtung mit dem Trockenschmiermittel Bornitrid BN in seiner hexagonalen Variante Durch Aufbringen von BN Pulver auf Gewehrgeschosse wird bei Verringerung des maximalen Gasdrucks in der Regel eine Erhohung der Mundungsgeschwindigkeit und eine Verbesserung der Schussprazision erreicht Andere Beschichtungen wie mit Molybdandisulfid Wolframdisulfid oder mit Schmierfetten bei Bleigeschossen dienen demgegenuber vor allem der Verbesserung der Prazision und der Verminderung des Geschossabriebs Molybdandisulfid muss dabei zusatzlich mit einer Wachsschicht versiegelt werden da die Substanz zersetzend auf NC Treibladungen wirken kann 15 Manche Flinten besitzen eine Paradox Bohrung einen speziellen Choke bei dem der zuglose polierte Lauf an der Mundung in ein leicht verengtes Teilstuck mit Zugen ubergeht Werden damit Flintenlaufgeschosse abgefeuert so erreichen diese durch den geringen Geschosswiderstand des glatten Laufes eine hohere Mundungsgeschwindigkeit und bekommen durch die Zuge trotzdem einen Drall was die Prazision verbessert Solche Laufe kamen ab etwa 1880 zuerst bei schweren Jagdgewehren zum Einsatz 16 da sie einen gunstigen Kompromiss zwischen moglichst hoher Geschossenergie und Prazision boten Treibladungsmenge und Hulsenform BearbeitenJe mehr Energie ein Geschoss erhalten soll desto grosser muss die Masse der Treibladung sein Dem Volumen des Pulverraumes sind relativ zur Kalibergrosse konstruktive Grenzen gesetzt Eine Moglichkeit eine grosse Treibladung unterzubringen ist eine Verlangerung des Pulverraumes Wird der Raum aber zu lang kann unter Umstanden die Treibladung nicht mehr gleichmassig durchzunden was zu Energieverlust und Abweichungen bei der Mundungsgeschwindigkeit fuhren kann Leistungsfahige Patronen sind oft flaschenformig und haben dadurch einen Durchmesser der uber dem der Laufbohrung liegt Der Pulverraum kann so vergrossert werden ohne dass die Hulse zu lang wird An der Hulsenschulter kommt es zu Stromungsverlusten beim Abschuss die auch dieser Art der Volumenvergrosserung Grenzen setzen Literatur BearbeitenThomas Enke Grundlagen der Waffen und Munitionstechnik Walhalla Fachverlag 4 aktualisierte Auflage Regensburg 2023 ISBN 978 3 8029 6198 4 S 22 ff Willi Barthold Jagdwaffenkunde 6 Auflage VEB Verlag Technik Berlin 1984 R Germershausen E Schaub et al Waffentechnisches Taschenbuch Hrsg Rheinmetall 3 Auflage Dusseldorf 1977 OCLC 664599417 Karl Heinz Martini Das Waffensachkunde Buch 14 Auflage DWJ Verlags GmbH 2004 ISBN 3 936632 02 2 David Harding Hrsg Waffen Enzyklopadie 2 Auflage Motorbuch Verlag 1995 ISBN 3 613 01488 2 Beat P Kneubuehl Ballistik Theorie und Praxis 2 Auflage Springer Nature Berlin 2022 Einzelnachweise Bearbeiten David Harding Hrsg Waffen Enzyklopadie Motorbuch Verlag ISBN 3 613 01488 2 2 Auflage 1995 S 113 Walter Biertumpel amp Hanns Joachim Kohler Eduard Kettner Jagdwaffenkunde 4 Auflage RIW Verlag Okahandja GmbH Duisburg 1984 ISBN 3 923270 02 X S 68 Manfred R Rosenberg Katrin Hanne Vom Pulverhorn zum Raketengeschoss Die Geschichte der Handfeuerwaffen Munition 1 Auflage Motorbuch Verlag Stuttgart 1993 ISBN 3 613 01541 2 S 142 143 Wolfgang Rausch Alles uber Jagdwaffen in Theorie amp Praxis 4 Auflage Motorbuch Verlag Stuttgart 1988 ISBN 3 7168 1324 9 S 56 Robert Weisz Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik 1912 Kessinger Publishing Leipzig 1912 ISBN 978 1 168 35839 4 S 88 90 G Backstein P Bettermann B Bispring Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch 3 Auflage Rheinmetall GmbH Dusseldorf 1977 S 243 G Bock W Weigel Handbuch der Faustfeuerwaffen 2 Auflage Verlag J Neumann Neudamm Melsungen 1964 S 163 G Bock W Weigel Handbuch der Faustfeuerwaffen 2 Auflage Verlag J Neumann Neudamm Melsungen 1964 S 321 Peter Dannecker Verschlusssysteme von Feuerwaffen 4 Auflage dwj Verlags GmbH Blaufelden 2016 ISBN 978 3 936632 97 2 S 29 Robert Weisz Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik 1912 Kessinger Publishing Leipzig 1912 ISBN 978 1 168 35839 4 S 97 G Bock W Weigel Handbuch der Faustfeuerwaffen 2 Auflage Verlag J Neumann Neudamm Melsungen 1964 S 218 Satoru Shoji BALLOTING IN A FRENET FRAME 2007 PDF 254 kB Memento vom 10 Mai 2018 im Internet Archive Willi Barthold Jagdwaffenkunde VEB Verlag Technik Berlin 1969 bearbeitete Auflage 1979 S 194 Gunter Hauck Aussere Ballistik Militarverlag der DDR 1 Auflage 1972 S 525 Caliber Ausgabe 11 12 2009 VS Medien GmbH Michael Fischer Zaubermittel fur bessere Prazision Neuartige Beschichtung fur Gewehrgeschosse S 72 bis 77 Visier Special 47 Magnum Kurz und Langwaffen Vogt Schild Deutschland 2007 S 39 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Innenballistik amp oldid 238543256