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Ikait ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Carbonate und Nitrate mit der chemischen Zusammensetzung Ca CO3 6H2O 5 und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Calciumcarbonat IkaitAllgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1962 005 1 IMA Symbol Ika 2 Andere Namen Calciumcarbonat Hexahydrat bzw Kalciumkarbonat Hexahydrat 3 Hydrocalcit nach B Kossmann 1892 4 Chemische Formel Ca CO3 6H2O 5 1 Mineralklasse und ggf Abteilung Carbonate und Nitrate ehemals Carbonate Nitrate und Borate System Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana Vb C 01 V D 01 060 6 5 CB 25 15 01 04Kristallographische DatenKristallsystem monoklinKristallklasse Symbol monoklin prismatisch 2 mRaumgruppe C2 c Nr 15 Vorlage Raumgruppe 15 5 Gitterparameter a 8 79 A b 8 31 A c 11 02 Ab 110 53 5 Formeleinheiten Z 4 5 Physikalische EigenschaftenMohsharte nicht definiertDichte g cm3 gemessen 1 77 berechnet 1 833 7 Spaltbarkeit nicht definiertFarbe farblos 8 bis kalkweiss 6 Strichfarbe weiss 6 Transparenz durchscheinendGlanz Bitte erganzen KristalloptikBrechungsindizes na 1 455 9 nb 1 538 9 ng 1 545 9 Doppelbrechung d 0 090 9 Optischer Charakter zweiachsig negativAchsenwinkel 2V 45 gemessen 30 berechnet 9 Weitere EigenschaftenChemisches Verhalten zerfallt bei uber 3 C 10 oder 8 C 7 zu Calcit und WasserIkait kristallisiert im monoklinen Kristallsystem ist aber chemisch nur bis zu einer Temperatur von unter 3 C stabil und wandelt sich daruber aufgrund von Kristallwasserverlust irreversibel in Calcit um Es finden sich daher uberwiegend nur Pseudomorphosen von Calcit nach Ikait die auch als Glendonit bezeichnet werden Echte Ikaitkristalle haben einen tafeligen Habitus und werden meist nur wenige Millimeter gross Bekannt sind allerdings auch submarine saulige Mineral Aggregate von mehreren Dezimetern Dicke und mehreren Metern Hohe mit einer porosen Rinde aus kleinen glanzenden Ikaitkristallen 8 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Modifikationen und Varietaten 6 Bildung und Fundorte 7 Synthetische Darstellung 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals entdeckt wurde Ikait im Fjord Ikka alte Rechtschreibung Ika danisch Ika Fjord genauer im dortigen Ikka Gronnedal Komplex 61 12 9 N 48 0 50 W 61 20252 48 013751 rund 6 km sudostlich von Kangilinnguit und etwa 8 km ostlich Ivittuut in Gronland 11 entdeckt Die wissenschaftliche Erstbeschreibung erfolgte 1963 durch den danischen Mineralogen Hans Pauly 12 der das Mineral nach dessen Typlokalitat benannte Pauly sandte seine Untersuchungsergebnisse und den gewahlten Namen 1962 zur Prufung an die International Mineralogical Association interne Eingangs Nr der IMA 1962 005 1 die den Ikait als eigenstandige Mineralart anerkannte Die ebenfalls von der IMA CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung auch Mineral Symbol von Ikait lautet Ika 2 Klassifikation BearbeitenIn der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Ikait zur Mineralklasse der Nitrate Carbonate und Borate und dort zur Abteilung der Wasserhaltigen Carbonate ohne fremde Anionen wo er zusammen mit Barringtonit Hellyerit Lansfordit Monohydrocalcit und Nesquehonit die Nesquehonit Lansfordit Gruppe mit der System Nr Vb C 01 bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr V D 01 060 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Wasserhaltige Carbonate ohne fremde Anionen wo Ikatit zusammen mit Barringtonit Hellyerit Lansfordit Monohydrocalcit und Nesquehonit die unbenannte Gruppe V D 01 bildet 6 Die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte 13 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Ikait in die neue Klasse der Carbonate und Nitrate ein die Borate bilden hier eine eigene Klasse Dort ist das Mineral nach wie vor in die Abteilung der Carbonate ohne zusatzliche Anionen mit H2O eingeordnet Diese ist jedoch weiter unterteilt nach der relativen Grosse der beteiligten Kationen und der Elementgruppenzugehorigkeit der Metalle so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit grossen Kationen Alkali und Erdalkali Carbonate zu finden ist wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 5 CB 25 bildet Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Ikait wie die veraltete Strunz sche Systematik in die gemeinsame Klasse der Carbonate Nitrate und Borate und dort in die Abteilung der Wasserhaltigen Carbonate ein Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 15 01 04 innerhalb der Unterabteilung Wasserhaltige Carbonate mit A XO3 x H2O zu finden Kristallstruktur BearbeitenIkait kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2 c Raumgruppen Nr 15 Vorlage Raumgruppe 15 mit den Gitterparametern a 8 79 A b 8 31 A c 11 02 A und b 110 5 sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle 5 Eigenschaften BearbeitenIkait ist chemisch instabil und zerfallt bei hoheren Temperaturen als 3 C anderen Quellen zufolge auch bei uber 8 C 7 schnell in eine trube weisse Suspension aus Wasser und Calcitkristallen 10 Neuere Analysen der Strukturveranderung von Ikait die N Tateno und A Kyono an einem Einkristall mittels einer Tieftemperatur Rontgenbeugungsstudie durchfuhrten zeigten jedoch dass die ikaitische Struktur des Minerals bereits bei einer Temperatur von 0 C verloren geht Die Messung begann bei einer Temperatur von 50 C und wurde schrittweise um 10 C erhoht Dabei zeigte sich dass das Volumen der Elementarzelle auch Einheitszelle dehnte sich dabei ebenfalls schrittweise anisotrop entlang der a Achse gefolgt von der c Achse bis auf 771 0 A3 bei 10 C aus 14 Modifikationen und Varietaten Bearbeiten nbsp Glendonit von der russischen Halbinsel Kola Grosse 10 3 7 7 5 9 cm Glendonit ist die bekannteste Pseudomorphose von Calcit nach Ikait Ahnliche Pseudomorphosen von Calcit nach Ikait sind auch unter den Namen Fundylit Jarrowit oder Thinolith bekannt wobei letztere eigentlich eine Pseudomorphose von Calcit nach Gaylussit bezeichnet 15 Eine sehr begehrte aber ausserst seltene Varietat sind die sogenannten Pineapple Opale auch Opal Pineapple igel bzw ananasformige Pseudomorphosen von Opal nach Ikait die bisher nur in Opalfeldern nahe White Cliffs 16 und Andamooka in Australien gefunden wurden 17 Bildung und Fundorte BearbeitenIkait bildet sich in Meerwasser unter anaeroben Bedingungen in periglazialer und glaziomariner Umgebung das heisst in geologischen Gebieten die durch Frost und Gletscher gebildet bzw beeinflusst wurden oder werden und reich an organischem Material sind An dessen Typlokalitat im Ika Fjord findet sich das Mineral in Form von unterseeischen Saulen bei einer Temperatur von 3 C die sich bis zu 20 m uber dem Fjordboden uber Quellen im Boden erstrecken Als sehr seltene Mineralbildung konnte Ikait bisher nur in wenigen Mineralproben nachgewiesen werden Weltweit sind bisher nur rund 10 Fundorte dokumentiert Stand 2023 18 Seine Typlokalitat Ikka ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in Gronland wo allerdings auch mit einer Lange von 10 Metern die bisher grossten sauligen Mineral Aggregate gefunden wurden 19 Weitere Fundorte sind unter anderem 20 Point Barrow in Alaska und der Natronsee Mono Lake in Kalifornien in den Vereinigten Staaten der Manito Lake in der Provinz Saskatchewan in Kanada Oslo in Norwegen wo Ikait in Form von Ablagerungen auf Holz in einem Bach auftrat die Inseln Fur und Mors in Danemark 21 die Koda Hohle nahe Beroun in der Region Mittelbohmen in Tschechien Eishohlen bei Scărișoara Alba und Manzălesti Buzău in Rumanien Shiowakka in der Unterprafektur Tokachi auf der Insel Hokkaidō in Japan das Adelieland in der Ost sowie das King George Becken in der Bransfieldstrasse und das Weddellmeer in der West Antarktis Diese Vorkommen gelten zudem als wichtigste Vorkommen fur Ikaite mit moglicherweise grosser Bedeutung im globalen Kohlenstoffkreislauf Entdeckt wurde das Mineral dort in zwei Antarktis Expeditionen in den Jahren 2006 und 2007 von einem Wissenschaftlerteam unter Gerhard Dieckmann 12 Bekannte Fundorte fur Glendonit Pseudomorphosen sind zudem Peak Dale Peak Forest in der englischen Grafschaft Derbyshire im Vereinigten Konigreich der Fluss Olenitsa der nahe der russischen Halbinsel Kola ins Weisse Meer mundet wo igel oder sternformige Glendonite entdeckt wurden 19 das Hunter Valley in New South Wales Australien wo sich bis zu 20 Zentimeter grosse Glendonite fanden 19 Synthetische Darstellung BearbeitenBei einer Studie fur eine Raman Spektroskopie wurde Ikait durch Auflosen von CaCl2 in Wasser und Zugabe zu einer Losung die Na2CO3 und Na5P3O10 enthielt synthetisch hergestellt Nach mehrmonatiger Lagerung dieser Losung bei 3 bis 5 C bildeten sich Ikaitkristalle 10 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenHans Pauly Ikait nyt mineral der danner skaer In Naturens Verden Copenhagen Juni 1963 S 168 192 danisch rruff info PDF 1 1 MB abgerufen am 20 Juni 2023 Hans Pauly Ikaite a new mineral from Greenland In Arctic Band 16 1963 S 263 264 englisch K F Hesse H Kuppers E Suess Refinement of the structure of ikaite CaCO3 6H2O In Zeitschrift fur Kristallographie Band 163 1983 S 227 231 englisch rruff info PDF 242 kB abgerufen am 20 Juni 2023 Michael Fleischer New mineral names In American Mineralogist Band 49 1964 S 439 448 englisch rruff info PDF 666 kB abgerufen am 20 Juni 2023 Anat Shahar William A Bassett Ho Kwang Mao I Ming Chou Wendy Mao The stability and Raman spectra of ikaite CaCO3 6H2O at high pressure and temperature In American Mineralogist Band 90 2005 S 1835 1839 englisch rruff info PDF 172 kB abgerufen am 20 Juni 2023 Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 581 Erstausgabe 1891 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ikaite Sammlung von Bildern Ikait In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 19 Juni 2023 IMA Database of Mineral Properties Ikaite In rruff info RRUFF Project abgerufen am 20 Juni 2023 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Ikaite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 20 Juni 2023 englisch David Barthelmy Ikaite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 19 Juni 2023 englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch a b Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 Hans Pauly Ikait nyt mineral der danner skaer In Naturens Verden Copenhagen Juni 1963 S 187 danisch rruff info PDF 1 1 MB abgerufen am 20 September 2023 Carl Hintze Handbuch der Mineralogie Hrsg Karl F Chudoba Erganzungsband 3 Neue Minerale und neue Mineralnamen mit Nachtragen Richtigstellungen und Erganzungen Walter de Gruyter Berlin 1968 S 487 Der Mineralname Hydrocalcit B Kossmann 1892 fur CaC03 2H20 ds Hdb Ergbd I 227 wird von H Pauly gelegentlich seiner Untersuchungen uber Ikait ds Ergbd 157 158 verworfen weil die Kennzeichnung von Hydrocalcit als zu zweifelhaft anzusprechen ist Lit Hans Pauly Naturens Verden Juni 1963 168 171 und 186 192 Ref Miner Mag 1964 33 1138 unter Ikait a b c d e Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 305 englisch a b c d Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b c Ikaite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 handbookofmineralogy org PDF 66 kB abgerufen am 16 April 2018 a b Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 581 Erstausgabe 1891 a b c d e Ikaite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 19 Juni 2023 englisch a b c Anat Shahar William A Bassett Ho Kwang Mao I Ming Chou Wendy Mao The stability and Raman spectra of ikaite CaCO3 6H2O at high pressure and temperature In American Mineralogist Band 90 2005 S 1835 1839 englisch rruff info PDF 172 kB abgerufen am 20 Juni 2023 Typlokalitat Ikka Gronnedal Complex Ika Gronnedal Sermersooq Greenland In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 19 Juni 2023 englisch a b Hermann von Helmholtz Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren Klima Wichtiges Mineral im Meereis entdeckt Ikait mit grosser Bedeutung im globalen Kohlenstoffkreislauf Scinexx Das Wissensmagazin 21 April 2008 abgerufen am 19 Juni 2023 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 9 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 19 Juni 2023 englisch N Tateno A Kyono Structural change induced by dehydration in ikaite CaCO3 6H2O In Journal of Mineralogical and Petrological Sciences Band 109 2014 S 157 168 doi 10 2465 jmps 140320 englisch online verfugbar bei researchgate net abgerufen am 20 Juni 2023 Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 582 Erstausgabe 1891 White Cliffs Opal Mining and trading In whitecliffsopal com Australian Gemmologist Magazine November 1986 abgerufen am 19 Juni 2023 Pineapple Opal In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 19 Juni 2023 englisch Localities for Ikaite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 19 Juni 2023 englisch a b c The Giant Crystal Project Site Ikaite Memento vom 19 November 2016 im Internet Archive Fundortliste fur Ikait beim Mineralienatlas deutsch und bei Mindat englisch abgerufen am 20 Juni 2023 David Nield Huge Impossible Crystals in Denmark Have Finally Been Explained by Scientists In sciencealert com 16 Oktober 2020 abgerufen am 20 Juni 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ikait amp oldid 239001500