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Als Hussiteneinfalle ins Muhlviertel werden mehrere Einfalle von Hussiten in das oberosterreichsiche Muhlviertel bezeichnet die im Zuge der Hussitenkriege zwischen 1422 und 1432 stattfanden Sie fuhrten langfristig zur Bildung einer Heeresorganisation im Land ob der Enns wobei das Land im Jahr 1478 schliesslich in vier Viertel eingeteilt wurde namlich in das Traunviertel Hausruckviertel Muhlviertel und Machlandviertel 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Historisches Umfeld 1 2 1422 1 3 1424 1 4 1427 1 5 1428 1 6 1432 2 Auswirkungen 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenHistorisches Umfeld Bearbeiten Die Hussitenkriege erstreckten sich neben Bohmen Mahren Ungarn Bayern Sachsen und Schlesien auch auf das nordliche Niederosterreich Weinviertel und Waldviertel und auf das Muhlviertel Normalerweise waren die Hussiten nicht in der Lage stark befestigte Platze einzunehmen 2 Aus diesem Grund blieben in Oberosterreich auch die mit Stadtmauern umgebenen Orte Freistadt und Linz sowie die Burg Clam verschont obgleich viele Vororte und Spitaler vor den Stadtmauern niedergebrannt wurden wie etwa das Siechenhaus samt der Liebfrauenkirche in Freistadt In den Stadten herrschte allerdings die Angst als Kaufleute getarnte Hussiten konnten die Stadt ausspionieren oder gar nachts die Stadttore fur hussitische Heere offnen So wurden in Linz Johann Sparhekhl aus Breslau und Johann Bostekh aus Kalisz der Spionage verdachtigt und ins Gefangnis geworfen 3 Die beiden Angehorigen des Franziskanerordens hatten unrechtmassig weltliche Kleidung getragen Am 15 Oktober 1429 leisteten die zwei Angeklagten eine Urfehdeerklarung und versprachen in Rom Busse zu tun Nachdem sich auch einige Linzer fur die beiden verburgt hatten wurden sie wieder freigelassen 4 Weniger Gluck hatten in diesem Zusammenhang Orte wie Retz wo die Stadtmauern im November 1425 unterminiert wurden 2 oder Trnava wo als Handler getarnte Hussiten im Jahr 1432 wahrend eines Jahrmarktes nachts die Torwachen uberwaltigten und ihren Genossen den Zugang zur Stadt offneten Im Jahr 1420 also noch vor den ersten Hussiteneinfallen war ein Kontingent kaisertreuer Reiter von Freistadt nach Norden aufgebrochen um sich am Ersten Kreuzzug gegen die Hussiten zu beteiligen Dabei muss erwahnt werden dass sich die Kriegsfuhrung der Osterreicher im Verlauf der Hussitenkriege ebenso barbarisch wie jene der Gegner gestaltete obwohl der habsburgische Herzog Albrecht davon sprach das Land befrieden zu wollen 5 Den 13 Jahre lang andauernden Hussiteneinfallen war das Muhlviertel eher schutzlos ausgeliefert Es sind keine Gegenoffensiven oder Schlachten gegen die Hussiten auf dem Gebiet des Muhlviertels bekannt 1422 Bearbeiten Im Sommer 1422 zogen die Hussiten bei Rainbach nordlich von Freistadt erstmals ins Muhlviertel und brannten Pregarten und Wartberg ob der Aist nieder 6 Verwustet wurde auch der Markt Klam allerdings nicht die dort befindliche Burg 1424 Bearbeiten 1424 wurden Ulrichsberg und Umgebung vollig verwustet 7 Der Ulrichsberger Schusselmacher Mika Anzenhinsch hatte in Prachatice erzahlt dass die Grenzubertritte nach Osterreich unbefestigt seien woraufhin die Fuhrer der Hussiten zu Prachatitz namens Mandl Marzik und Diesitel einen Raubzug beschlossen Ein gewisser Jeschek aus Sonnberg fuhrte die Hussiten gegen Entgelt uber Schoneben nach Ulrichsberg Mit 204 Pferden fielen die Hussiten ins Dorf ein erschlugen etwa 20 Personen brannten den Ort mitsamt der Kirche nieder und verwusteten einige Nachbardorfer darunter vermutlich Lichtenberg Salnau und Hintenberg 8 1424 wurden auch Ried in der Riedmark und ein zweites Mal Pregarten von den Hussiten gebrandschatzt 6 1427 Bearbeiten nbsp Nach der Schlacht bei Zwettl in welcher der junge Landeshauptmann von Oberosterreich Reinprecht IV von Walsee als Heerfuhrer hohe Verluste hinnehmen musste unternahmen die Hussiten Raubzuge zum Stift Schlagl 9 und nach Ulrichsberg 8 Wohl noch im selben Jahr 9 wurden auch Rohrbach 9 Sarleinsbach 9 Haslach an der Muhl 9 der Pfarrhof von St Johann am Wimberg 9 und der Markt Leonfelden niedergebrannt 1428 Bearbeiten Im Sommer 1428 begannen die Hussiten die Belagerung der Burg Bechyne bei Tabor Um das Belagerungsheer zu versorgen unternahmen kleinere Abteilungen weite Beutezuge Ungehindert drangen die hussitischen Scharen in Oberosterreich ein und zerstorten nach dem Stift Waldhausen 10 auch das Stift Baumgartenberg 11 12 Die Hussiten zerstorten oder plunderten die auf ihrem Weg liegenden Statten darunter befanden sich Monchdorf 11 Pulgarn 13 und der Pfarrhof in Ried 13 1432 Bearbeiten Im November 1432 wurden die Kloster Waldhausen 14 und Baumgartenberg ein zweites Mal verwustet 15 Auswirkungen BearbeitenMilitarische Organisation In den Jahren 1431 und 1432 kam es zu den geschichtlich ersten Wehrordnungen in Osterreich Nieder und Oberosterreich und in der Steiermark die in einigen Punkten das Vorbild der hussitischen Militarorganisation erkennen lassen 16 Das Land ob der Enns wurde in Viertel unterteilt deren Abteilungen jeweils einem Viertelhauptmann unterstanden Dabei bildete nordlich der Donau der Haselgraben die Grenze zwischen dem Muhlviertel heute das Obere Muhlviertel und dem Machlandviertel heute das Untere Muhlviertel Sudlich der Donau trennten die Traun und die Ager das Traunviertel vom Hausruckviertel 17 Kaiser Friedrich III erliess sechs weitere Wehrordnungen 18 Befestigungsbauten Spatestens 1470 wurde die Marktbefestigung Bad Leonfelden errichtet wobei Leonfelden mit einer 851 Meter langen Ringmauer und einem 9 bis 12 Meter breiten Graben versehen wurde 19 Kirchenbauten Nach den Hussitenkriegen setzte im Muhlviertel ein wahrer Baufruhling ein Die an den Kirchen angerichteten Schaden wurden nicht nur behoben es wurden auch viele teils wehrhafte Neubauten und Erweiterungsbauten durchgefuhrt 20 Brauchtum In vielen Orten wurde das sogenannte Hussauslauten eingefuhrt 21 Dieses abendliche Glockengelaute das zum Gebet fur den Frieden bzw zur Abwehr von Feindesgefahr aufrief war bis ins 19 Jahrhundert ublich In manchen Orten wurde das Hussauslauten mit dem Weinauslauten kombiniert Beim Lauten der Glocke mussten die Gaste die Wirtshauser und Schenken verlassen und nach Hause gehen 22 Das in Schwaz in Tirol bekannte Hussverbrennen kam erst im 19 Jahrhundert ab 23 Literatur BearbeitenSilvia Petrin Der osterreichische Hussitenkrieg 1420 1434 Militarhistorische Schriftenreihe Band 44 Heeresgeschichtliches Museum Wien 1982 ISBN 3 215 04299 1 Ferdinand Stoller Osterreich im Kriege gegen die Hussiten 1420 1436 In Jahrbuch fur Landeskunde von Niederosterreich Jahrgang 22 1929 S 1 87 zobodat at PDF Siegfried Haider Kriegerische Ereignisse im Muhlviertel Ein zeitlicher Abriss Katalog des OO Landesmuseums Linz 1988 S 312 zobodat at PDF Einzelnachweise Bearbeiten Oberosterreich im Spatmittelalter In ooegeschichte at Virtuelles Museum Oberosterreich abgerufen am 11 November 2022 a b Petrin 1982 S 8 Stoller 1932 S 57 HHStA AUR 1429 X15 zitiert nach Petrin 1982 S 13 Petrin 1982 S 7 a b Josef Mayr Geschichte des Marktes Pregarten und Umgebung Heimat und Kulturverein Pregarten Wels 1893 S 24 landesbibliothek at Stoller 1932 S 24 a b Wasmayr 1971 S 73 a b c d e f Franz Xaver Pritz Geschichte des Landes ob der Enns von der altesten bis zur neuesten Zeit Zweiter Band Quirin Haslinger Linz 1846 47 S 104 landesbibliothek at Thomas Schmid Baugeschichte der Pfarrkirche Waldhausen im Strudengau Oberosterreich Anwendung interdisziplinarer Forschungsmethoden in der historischen Bauforschung Diplomarbeit Wien 2012 S 13 16 74 und 133 tuwien ac at a b Petrin 1982 S 13 und Anhang VI Franz Xaver Pritz Geschichte des aufgelassenen Cistercienser Klosters Baumgartenberg im Lande ob der Enns Wien 1854 S 37 38 landesbibliothek at a b Jodocus Stulz Geschichte des Klosters des heiligen Geist Ordens zu Pulgarn In V Jahresbericht des Museums Francisco Carolinum in Linz Nebst der zweiten Lieferung der Beytrage zur Landeskunde von Oesterreich ob der Enns und Salzburg Linz 1841 S 77 78 zobodat at PDF Franz Xaver Pritz Geschichte des aufgelassenen Stiftes der regulirten Chorherren des heil Augustinus zu Waldhausen im Lande ob der Enns 1853 S 37 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Stoller 1932 S 75 Ignaz Rothenberg Die steirischen Wehrordnungen des 15 Jahrhunderts In Zeitschrift des Historischen Vereins fur Steiermark Band 20 1924 S 18 und 38 PDF historischerverein stmk at Oberosterreich im Spatmittelalter Das 15 Jahrhundert und die Regierungszeit Kaiser Maximilians I bis 1519 In ooegeschichte at Virtuelles Museum Oberosterreich abgerufen am 27 November 2022 Rothenberg 1924 op cit S 20 Benno Hofer Aus der Geschichte des Marktes Leonfelden In Muhlviertler Heimatblatter Jahrgang 2 Heft 5 6 Linz 1962 ZDB ID 331251 3 S 14 ooegeschichte at PDF Geschichte der Pfarrkirche In dioezese linz at Abgerufen am 27 November 2022 Kirchenneubau am Beispiel der Pfarrkirche Rechberg Franz Xaver Pritz Geschichte des Landes ob der Enns von der altesten bis zur neuesten Zeit Zweiter Band Quirin Haslinger Linz 1846 47 S 105 landesbibliothek at Ignaz Vinzenz Zingerle Sitten Brauche und Meinungen des Tiroler Volkes Innsbruck 1871 S 172 uibk ac at Johann Baptist Schopf Nachtrage aus Tirol zu Schmeller s baierischem Worterbuche In Die deutschen Mundarten Monatschrift fur Dichtung Forschung Band 6 1859 S 155 e periodica ch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hussiteneinfalle ins Muhlviertel amp oldid 235933136