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Die ehemaligen Lubecker Exklaven entstanden ab dem 14 Jahrhundert uberwiegend zur strategischen Absicherung der politischen Handelsinteressen der seit 1226 reichsfreien Hansestadt Lubeck Die Bestandsveranderungen dieser Gebiete sind Teil der Aussenpolitik dieses ehemaligen Stadtstaates Mit der Mediatisierung des Lubecker Staatswesens durch das Gross Hamburg Gesetz im Jahr 1937 wurden die letzten verbliebenen Exklaven den preussischen und mecklenburgischen Umlandkreisen zugeschlagen Inhaltsverzeichnis 1 Herzogtum Lauenburg 1 1 Bergedorf 1 2 Molln 1 3 Nusse 1 4 Behlendorf 1 5 Ritzerau 2 Holstein 3 Mecklenburg 4 Mittelbarer Besitz 5 Gliederung 6 Die Regelung des Gross Hamburg Gesetzes fur Lubeck 7 Literatur 8 EinzelnachweiseHerzogtum Lauenburg Bearbeiten nbsp Karte von Bergedorf Ende des 18 Jh Schwerpunkt und Bedeutung der Exklaven im Gebiet des Herzogtum Sachsen Lauenburg ubertrafen alle anderen territorialen Ausdehnungen Lubecks ausserhalb seiner mittelalterlichen Landwehr dienten sie doch der Sicherung des Handels mit Hamburg der Salzstadt Luneburg und dem Binnenland als Hinterland des Ostseehafens Das Herzogtum der Herzoge von Sachsen Lauenburg war wahrend des 14 Jahrhunderts in die beiden Linien Ratzeburg Lauenburg und Molln Bergedorf auseinandergefallen Die Molln Bergedorfer Linie war ohne direkte Nachfolge und in Finanznoten Dies ergab fur die Lubecker Einstiegsmoglichkeiten zur territorialen Absicherung der Handelswege der Alten Salzstrasse und des Stecknitz Kanals die sie zu nutzen verstanden Bergedorf Bearbeiten nbsp Karte der VierlandeGrosste Exklave war das gemeinsam mit Hamburg von 1420 bis 1868 verwaltete beiderstadtische Amt Bergedorf bestehend aus der Stadt Bergedorf den Vierlanden mit Altengamme Neuengamme Curslack und Kirchwerder sowie Geesthacht Der gemeinsamen Herrschaft der beiden Hansestadte ging 1359 eine Pfandnahme Bergedorfs an Lubeck durch Herzog Erich III von Sachsen Lauenburg voraus Der von Lubeck eingesetzte Vogt Otto von Ritzerau wurde jedoch 1401 vom Neffen und Erben des Verpfanders Herzog Erich IV von Sachsen Lauenburg gewaltsam aus dem Pfandbesitz vertrieben Lubeck war zu dieser Zeit durch innere Unruhen geschwacht und konnte erst 1420 mit der Hilfe Hamburgs das Pfand zuruckerobern Im Perleberger Vertrag vom 23 August 1420 1 wurde die Wiederinbesitznahme den Burgermeistern Jordan Pleskow fur Lubeck und Hein Hoyer fur Hamburg bestatigt Die letzten Anfechtungen hiergegen wurden allerdings erst am 21 Januar 1672 durch das kaiserliche Hofgericht zugunsten der beiden Hansestadte endgultig zuruckgewiesen Die gemeinsame Verwaltung endete 1868 mit dem Verkauf des Lubecker Anteils an Hamburg Molln Bearbeiten nbsp Sachsen Lauenburg nach dem Vergleich zwischen Lubeck und Kurhannover 1747 bis zur Danischen Zeit um 1848Den langsten Prozess vor dem Reichskammergericht gab es zweifelsohne um die Lubecker Pfandrechte an der strategisch wichtigen Stadt Molln die etwa auf der halben Strecke zwischen Luneburg und Lubeck an der Alten Salzstrasse und dem Stecknitz Kanal liegt Die Stadt wurde 1359 durch Kauf und Verpfandung fur 9 737 50 erworben Der auf Auslosung des Pfandes oder Wiederkauf gerichtete Prozess lief von 1580 bis zum Jahr 1747 Die Zahlung von 90 000 Mark an Lubeck zur Auslosung des Pfandes erfolgte durch Herzog Julius Franz im Jahr 1683 wurde jedoch zunachst von Lubeck nur als Teilleistung anerkannt 2 Der Mollner Prozess wurde nicht durch Urteil sondern durch den Vergleich von Hannover 1747 uber die sog Mollner Pertinenzien zwischen dem unter Konig Georg II in Personalunion mit Grossbritannien stehenden Kurfurstentum Hannover als Rechtsnachfolger der zwischenzeitlich im Mannesstamm ausgestorbenen Herzoge von Sachsen Lauenburg und der Hansestadt Lubeck beendet und fand 1759 mit der Festlegung der endgultigen Grenzziehung seinen Abschluss Lubeck verlor durch diesen Vergleich etliche Dorfer insbesondere im Raum um die Stadt Molln 3 Nusse Bearbeiten Nusse wurde von Lubeck im Jahr 1370 durch Kauf erworben und blieb bis 1937 Exklave Behlendorf Bearbeiten Behlendorf ist ein Dorf das im 12 Jahrhundert entstand Gemeinsam mit Giesensdorf Albsfelde und Harmsdorf wurde es von der Stadt Lubeck von dem Knappen Volkwin Gronow im Jahr 1424 erworben 4 Ritzerau Bearbeiten Ritzerau wurde 1465 68 mit Duchelsdorf Sierksrade Tramm und Schretstaken von den Rittern Hans und Otto von Ritzerau kauflich erworben Die Genehmigung durch den Herzog von Sachsen Lauenburg erfolgte 1472 Spatere Herzoge von Sachsen Lauenburg widerriefen diese Anerkennung und der Rechtsstreit wurde nach fur Lubeck ungunstigen Zwischenentscheidungen der Gerichte 1747 zwischen dem Rat der Stadt Lubeck und Konig Georg II von Grossbritannien in seiner Eigenschaft als Herzog von Lauenburg verglichen die Grenzziehung in diesem Bereich war anschliessend bis 1937 stabil 4 Die Stadt Lubeck blieb auch nach 1937 Eigentumer von Stadtgut 250 Hektar bis 1990 und Forst Ritzerau 650 Hektar 5 Holstein BearbeitenMalkendorf Kurau Dissau Krumbeck im damaligen Amt Ahrensbok heute Ortsteile der Gemeinde Stockelsdorf Mecklenburg BearbeitenUtecht wurde nachdem es schon zuvor bis 1375 zum Besitz des Johannisklosters gehort hatte im Jahr 1747 vom Domkapitel des Ratzeburger Doms an Lubeck ubertragen Die Lubschen Dorfer Schattin an der Wakenitz und Utecht mit Campow am nordlichen Ende des Ratzeburger Sees gegenuber Rothenhusen fielen 1937 an das 1934 wiedervereinigte Land Mecklenburg das dafur als Kompensation seine Exklave Hollenbek an den preussischen Landkreis Herzogtum Lauenburg abgeben musste Mittelbarer Besitz BearbeitenDie Stadt Lubeck fuhrt seit der Sakularisation die Geschafte der in Stiftungen umgewandelten ehemaligen Kloster und geistlichen Bruderschaften in der Stadt die traditionell uber umfangreichen Grundbesitz ganzer Guter und Dorfer im holsteinischen und mecklenburgischen Umland die sogenannten Stadtstiftsdorfer verfugten Stadtstiftsdorfer im Gegensatz zu den Kapitel Kirchdorfern des Lubecker Domkapitels wie etwa Genin Vorrade Nieder und Oberbussau letztere auch die vier Landwehrdorfer des Domkapitels weil sie innerhalb der weitraumigen Lubecker Landwehr lagen Letztere gehorten seit 1326 nicht mehr zu Holstein und unterstanden seit 1419 auch nicht mehr holsteinischer Jurisdiktion Den grossten Einschnitt im Bestand musste die Stadt nach dem nachteiligen Vergleich mit Kurhannover von 1747 im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 und den daraus folgenden Verhandlungen mit den Oldenburgern hinnehmen 26 des Hauptschlusses der ausserordentlichen Reichsdeputation besagte fur Lubeck im Auszug Das Kollegium der Reichsstadte besteht in Zukunft aus den freien und unmittelbaren Stadten Augsburg Lubeck Nurnberg Frankfurt Bremen und Hamburg Sie geniessen in dem ganzen Umfang ihrer respektiven Gebiete die volle Landeshoheit und alle Gerichtsbarkeit ohne Ausnahme und Vorbehalte jedoch der Appellation an die hochsten Reichsgerichte unbeschadet Sie geniessen auch selbst in Reichskriegen einer unbedingten Neutralitat Zu dem Ende sind sie auf immer von allen ordentlichen und ausserordentlichen Kriegsbeitragen befreit und bei allen Fragen uber Krieg und Frieden von allem Antheil an den Reichsberathschlagungen vollkommen und nothwendigerweise entbunden Ueberdiess erhalten sie als Entschadigung Vergutung und Bewilligung namlich Die Stadt Lubeck fur die Abtretung der von ihrem Hospital abhangenden Dorfer und Weiler im Mecklenburgischen denjenigen ganzen Landesbezirk des Bisthums und Domkapitels zu Lubeck mit allen und jeden Rechten Gebauden Eigenthum und Einkunften welcher zwischen der Trave der Ostsee dem Himmelsdorfer See und einer Linie begriffen ist die von da oberhalb Swartau in einer Entfernung von wenigstens 500 franzosischen Toisen von der Trave dem Danischen Holstein und dem Hannoverischen gezogen wird Ueber die von der Stadt Lubeck abhangigen einzelnen Stucke welche ausserhalb des eben bezeichneten Bezirkes in den Landen des Herzogs von Holstein Oldenburg eingeschlossen liegen wird man sich gutlich vereinigen Die Hospitaldorfer alter Besitz des Heiligen Geist Hospitals im Mecklenburgischen waren nach 9 Warnekenhagen Warnkenhagen Ortsteil von Kalkhorst Altenbuchow Alt Bukow und Crumbrook Krumbrook bei Hohen Schonberg Ortsteil von Kalkhorst sowie ein Teil von Poel Brandenhusen Neuhof Seedorf Wangern Weitendorf Im Gegenzug verzichtete der Herzog von Mecklenburg auf alle Anspruche auf den Priwall der nach 9 des Reichsdeputationshauptschlusses nun ausschliessliches Eigenthum der Stadt Lubeck war Die Verhandlungen mit dem Herzogtum Oldenburg fuhrten zu einer starken Konzentration und Arrondierung im Travemunder Winkel nordlich der Trave Die Exklaven im ehemaligen Furstentum Lubeck blieben Lubeck erhalten Auch mit zunehmender Bedrohung der staatlichen Eigenstandigkeit zu Beginn des 20 Jahrhunderts wurde zur Sicherung des zivilrechtlichen Eigentums der nicht arrondiert liegende Grundbesitz der Stadt als Fiskus soweit moglich mit dem stadtnah gelegenen Grundeigentum der Stiftungen Heiligen Geist Hospital und Johanniskloster getauscht So erhielt die Stadt 1935 die bisher dem Hospital gehorenden innerhalb der Stadtgrenzen liegenden Guter Monkhof und Falkenhusen und die Stiftung Heiligen Geist Hospital erhielt im Gegenzug die Guter Behlendorf 259 ha Albsfelde 123 ha und den Behlendorfer See 70 ha 6 Zu den Stadtstiftsdorfern gehorten im Kreis Stormarn das Gut Frauenholz heute Ortsteil von Rethwisch Stormarn sowie die Dorfer Westerau Politz und Barkhorst heute ein Ortsteil von Lasbek Gliederung Bearbeiten1852 wurde Lubeck und die zu ihm gehorenden Exklaven wie folgt gegliedert Stadtamt Landamt Amt Travemunde1871 werden das Stadtamt und das Landamt zusammengelegt damit bestand Lubeck aus Stadt und Landamt Amt Travemunde1879 wurde das Amt Travemunde aufgehoben damit war fur ganz Lubeck nur noch das Stadt und Landamtzustandig Die Regelung des Gross Hamburg Gesetzes fur Lubeck Bearbeiten nbsp Lubeck bis zum Gross Hamburg Gesetz 1937Die Regelungen des Gesetzes waren ausserst knapp gehalten weil der Rest der Ausfuhrung dem damaligen Rechtsverstandnis entsprechend dem Verordnungsgeber uberlassen wurde so dass es hier in den fur das Lubecker Staatsgebiet wesentlichen Teilen wiedergegeben werden kann Artikel IIAndere Gebietsvereinigungen 6 1 Das Land Lubeck mit Ausnahme seiner im Lande Mecklenburg gelegenen Gemeinden Schattin und Utecht geht auf das Land Preussen uber 2 Es werden zugeteilt die Stadt Lubeck als Stadtkreis dem Regierungsbezirk Schleswig und die Gemeinden Duchelsdorf Sierksrade Behlendorf Hollenbeck Albsfelde Giesensdorf Harmsdorf Nusse Poggensee Ritzerau Gross Schretstaken Klein Schretstaken und Tramm dem Landkreis Herzogtum Lauenburg Regierungsbezirk Schleswig Die Zuteilung der Gemeinden Kurau lub Anteils Dissau Krumbeck und Malkendorf regelt 8 Abs 2 8 2 Der oldenburgische Landesteil Lubeck geht auf das Land Preussen uber und bildet mit den bisher lubischen Gemeinden Kurau lub Anteils Dissau Krumbeck und Malkendorf den Landkreis Eutin im Regierungsbezirk Schleswig 9 3 Auf Mecklenburg gehen von dem bisher lubischen Landgebiet uber die Gemeinden Schattin und Utecht unter Eingliederung in den Landkreis Schonberg Literatur BearbeitenFritz Endres Hrsg Geschichte der freien und Hansestadt Lubeck Otto Quitzow Lubeck 1926 Weidlich Frankfurt M 1981 Repr ISBN 3 8035 1120 8 Georg Fink Lubecks Stadtgebiet Geschichte und Rechtsverhaltnisse In Ahasver v Brandt und Wilhelm Koppe Stadtewesen und Burgertum als geschichtliche Krafte Gedachtnisschrift fur F Rorig Lubeck 1953 S 243 296 Antjekathrin Grassmann Hrsg Lubeckische Geschichte Schmidt Romhild Lubeck 1989 ISBN 3 7950 3203 2 Lubeck Lexikon Die Hansestadt von A bis Z Hrsg von Antjekathrin Grassmann Lubeck Schmidt Romhild 2006 ISBN 3 7950 7777 X Erich Keyser Hrsg Deutsches Stadtebuch Handbuch stadtischer Geschichte Bd 1 Nordostdeutschland Im Auftrag der Konferenz der landesgeschichtlichen Kommissionen Deutschlands mit der Unterstutzung des Deutschen Gemeindetages Kohlhammer Stuttgart 1939 Peter von Kobbe Geschichte und Landesbeschreibung des Herzogtums Lauenburg Altona 1837 ISBN 3 7777 0074 6 Werner Neugebauer Schones Holstein Ein Fuhrer durch das Land zwischen Elbe und Fehmarnbelt Lubecker Nachrichten Lubeck 1957 Gerhard Schneider Gefahrdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der Freien und Hansestadt Lubeck und seine Folgen Schmidt Romhild Lubeck 1986 ISBN 3 7950 0452 7 E Schulze Das Herzogtum Sachsen Lauenburg und die lubische Territorialpolitik Neumunster 1957 Heinrich Christian Zietz Ansichten der freien Hansestadt Lubeck und ihrer Umgebungen Mit 16 Kupferstichen Friedrich Wilmans Frankfurt M 1822 Weiland Lubeck 1978 Repr Dr William Boehart Das Gross Hamburg Gesetz Ein Ruckblick 70 Jahre danach In Lichtwark Heft Nr 71 November 2006 Verlag HB Werbung Bergedorf ISSN 1862 3549 Einzelnachweise BearbeitenZur Gliederung Lubecks und der Exklaven 1 und 2 PDF 39 kB Frieden von Perleberg Peter von Kobbe Geschichte und Landesbeschreibung des Herzogtums Lauenburg Band 3 Altona 1837 ISBN 3 7777 0074 6 S 152 167 Der Mollner Prozess Grassmann Lubeckische Geschichte S 503 a b Werner Neugebauer Schones Holstein Ein Fuhrer durch das Land zwischen Elbe und Fehmarnbelt Lubecker Nachrichten Lubeck 1957 S 424 f Hans Rathje Reimers Lubecks territoriale Entwicklung Teil 2 Die Exklave Ritzerau In Lubeckische Blatter 2012 Heft 4 Digitalisat Memento des Originals vom 29 Januar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot luebeckische blaetter info PDF 3 4 MB S 56 f Hans Rathje Reimers Lubecks territoriale Entwicklung Teil 3 Die Exklave Behlendorf In Lubeckische Blatter 177 2012 Digitalisat PDF 8 3 MB S 128 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Historische Lubecker Exklaven amp oldid 234175227