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Der Stecknitzkanal alte Bezeichnung Stecknitzfahrt wurde in den Jahren 1392 bis 1398 zwischen Lubeck und Lauenburg gebaut Er war der erste Wasserscheidenkanal in Europa Hier stand vor 1904 das Stecknitzfahrer Amtshaus in LubeckInhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Technik 2 1 Scheitelstrecke 2 2 Schleusen 2 3 Salzkahne 2 4 Schleusenmeisterhauser 3 Stecknitzfahrer 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm Mittelalter hatte der Warenaustausch zwischen Nord und Ostsee seine erste Blutezeit Doch die Reise durch den Oresund die seit dem 13 Jahrhundert zunehmend von der Handelsschifffahrt gewahlt wurde war zeitraubend und gefahrlich Sie bedeutete gegenuber dem Landweg einen ausserst gefahrlichen 200 Seemeilen langen Umweg Daher einigten sich die aufstrebende Hansestadt Lubeck und der lauenburgische Herzog Erich IV im Jahr 1390 auf den Bau eines Kanals zwischen Elbe und Ostsee 1 nbsp Lubecker Salzspeicher an der Obertrave nbsp Alter Kran im Hafen von LuneburgIm Jahre 1391 begannen die Bauarbeiten zum Stecknitzkanal Aus einer Anweisung des Herzogs Albrecht IV vom 7 September 1343 an den Schleusenmeister der Oberschleuse wird die Bedeutung dieser Schifffahrt ersichtlich Dieser hatte von Ostern bis Mitte August durch Speichern von Wasser sicherzustellen dass immer dann wenn etwa 24 bis 30 Prahmen mit Salz in Molln beladen wurden auf Anforderung der Schifffahrt so viel Wasser abfloss dass diese Fahrzeuge sicher nach Lubeck gelangen konnten Der Kanalbau traf keinesfalls uberall auf Gegenliebe So liess Heinrich von Luneburg 1396 vor die Ausmundung des Kanals in die Elbe Steine schutten um die Einfahrt in die Elbe zu unterbinden Man war gezwungen die Mundung zu verlegen 1398 wurde erstmals Salz aus Luneburg in einer funfwochigen Fahrt nach Lubeck transportiert Am 22 Juli 1398 erreichten die ersten 30 Kahne die Hansestadt Damit wurde die Alte Salzstrasse als Haupttransportweg fur das Luneburger Salz abgelost im 16 Jahrhundert betrug das jahrliche Verkehrsaufkommen 800 bis 1500 Prahmen Das Salz wurde in den Lubecker Salzspeichern an der Obertrave von denen noch einige neben dem Holstentor erhalten geblieben sind gelagert und auf seegangige Schiffe fur den Export in den gesamten Ostseeraum umgeladen Die Bedeutung des Kanals stieg immer in den Jahren in denen beispielsweise wegen Streits um Sundzoll und Umlandfahrer der Oresund fur Handelsschiffe gesperrt war 2 Gleichwohl konnten sich konkurrierende Kanale wie der Wallensteingraben in Richtung Wismar gegen die Verbindung zwischen Elbe und Trave nie behaupten Zu seiner Hochzeit im 15 Jahrhundert wurden uber 3 000 Schiffsladungen mit mehr als 30 000 Tonnen Salz pro Jahr auf dem Kanal bewegt Diese Zahl reduzierte sich im 17 Jahrhundert auf 160 Schiffe mit 400 bis 600 Ladungen 5 000 bis 7 000 Tonnen Das Einsalzen der Heringe mit preiswerterem Baiensalz von der Atlantikkuste nahm dem Luneburger Salz erhebliche Marktanteile Zudem litt die Luneburger Saline zunehmend unter Brennstoffknappheit Im Jahr 1789 waren es noch 64 Schiffe mit rund 680 Tonnen Salz In umgekehrter Richtung transportierten die Stecknitz Prahme Getreide Felle Heringe Asche Holz und andere Guter aus Lubeck die in Lauenburg umgeladen und auf der Elbe nach Hamburg verfrachtet wurden Spater kamen Kohle Torf Ziegel Kalksteine und Kies hinzu Ihre Mannschaften fur die Salzfahrten rekrutierten die lubischen Kaufleute meist in Lauenburg Wahrend die Lubecker Salzherren an keine Begrenzungen gebunden waren durften die Stecknitzfahrer nur jeweils einen Kahn besitzen womit sie keine grossen Reichtumer erwerben konnten so dass auf Dauer die Abhangigkeit von den Salzherren aufrechterhalten blieb 1819 wurde um die abnehmende Nachfrage gerecht zu verteilen die Reihefahrt eingefuhrt Die Mitglieder des Amtes der Stecknitzfahrer mussten ihre 90 Schiffe durchnummerieren Transportauftrage wurden in der Reihenfolge dieser Nummern vergeben Ausserdem durften nicht mehr als drei Schiffe zur selben Zeit beladen werden zudem war auf Lubeckischer Seite die Zahl der Schiffsbesitzer begrenzt Die Reihefahrt bewahrte sich jedoch nicht so dass sie 1840 wieder aufgehoben wurde Stattdessen wurden vom lubeckischen Staat Pramien fur schnelle Kanalpassagen vergeben Brauchte ein Schiffer weniger als neun Tage fur die Strecke von Lauenburg nach Lubeck erhielt er fur jeden eingesparten Tag sechs Mark Diese Pramie wurde spater wieder abgeschafft Funfhundert Jahre lang wurde der Kanal benutzt um das weisse Gold zu transportieren bis er am Ende des 19 Jahrhunderts vom Elbe Lubeck Kanal abgelost wurde der teilweise die alte Trasse des Stecknitz Kanals benutzte In Lauenburg ist noch heute die Palmschleuse und bei Witzeeze die Duckerschleuse von 1798 als Teil des ursprunglichen Stecknitzkanals erhalten Technik Bearbeiten nbsp Palmschleuse nbsp Delvenau nbsp DuckerschleuseDer Stecknitzkanal erstreckte sich von Lauenburg bis Lubeck uber eine Lange von 97 km Die Entfernung in Luftlinie betragt jedoch nur 55 km dieser Unterschied erklart sich daraus dass der Kanal weitgehend den gewundenen naturlichen Wasserlaufen folgte Er uberwand die Wasserscheide zwischen Nord und Ostsee und damit einen Hohenunterschied von 18 m Er nutzte die Flusslaufe der nach Suden fliessenden Delvenau die bei Lauenburg in die Elbe mundet und der nach Norden fliessenden Stecknitz die in die Trave mundet Zwischen den beiden Flusslaufen wurde ein 11 5 km langer Kanal gegraben der nyge graven spater Delvenaugraben Scheitelstrecke Bearbeiten Grosstes und bis dahin in Europa noch nie gelostes Problem war die Scheitelhaltung also die Versorgung des obersten Abschnittes mit Wasser Am Nordende beim Abstieg zum Mollner See 12 m u NN wurde die Hahnenburger Schleusentreppe Kistenschleusen angelegt die aus zwei dicht hintereinander gelegenen Schleusen Kammerschleusen mit je zwei Toren bestand Von dort erreichte man die Stecknitz nach der Trave hin durch funf Stauschleusen zwei bei der Oberschleuse zwei bei der Donnerschleuse und eine in Berkenthin Das Sudende wurde von der Zienburger Schleuse bei Guster verschlossen hier reichte wegen des geringen Gefalles eine einfache Stauschleuse Die Scheitelstrecke 16 66 m u NN war 11 5 km lang Sie wurde u a vom Hornbeker Muhlenbach mit Wasser versorgt hierzu erwarb die Stadt Lubeck 1391 das Dorf Hornbek mitsamt seiner Muhle Spater wurde sie durch den Bau der Grambeker Schleuse auf 8 km verkurzt Der Graben selbst hatte etwa 3 Fuss 0 85 m Tiefe und 25 Fuss 7 5 m Breite Erst in den Jahren 1821 bis 1823 fand eine Erweiterung des Grabens auf 1 44 m Wassertiefe und auf rund 12 m Breite bei einer Sohlenbreite von 5 75 m in den Hohen und 7 48 m in den ubrigen Strecken statt Schleusen Bearbeiten Ursprunglich existierten im Verlauf des Kanals 13 spater 17 Schleusen Die meisten waren eintorige Stauschleusen meist unterhalb einer Bacheinmundung Das Wasser wurde hinter einem Wehr gestaut wenn dieses geoffnet wurde schwammen die Kahne auf der Flutwelle talwarts Das Anstauen dauerte jeweils bis zu drei Tage Ausserdem gab es in Lauenburg seit Beginn der Stecknitzfahrt eine Kammerschleuse Palmschleuse weil dort die Buchhorster Muhle betrieben wurde Eine Stauschleuse hatte dort den Weiterbetrieb der Muhle unmoglich gemacht Der Umbau weiterer Stauschleusen zu Kammerschleusen erfolgte erst ab dem 17 Jahrhundert Der sudliche Wasserlauf zur Elbe hin die eigentliche Delvenau erhielt sieben Stauschleusen und eine Kistenschleuse namlich die Zienburger Seeburger Siebeneichener Buchener Niebuhr Ducker Palm Kistenschleuse und Frauweider oder Hafenschleuse Die Kistenschleusen sind als die altesten bekannten Kammerschleusen anzusehen Sie bildeten sogenannte Kesselschleusen und konnten zehn Schiffe gleichzeitig aufnehmen Durch die Hinzufugung der Hornbeker Crambeker Schleuse im Jahre 1692 und einer kleinen Stauschleuse in dem Einlauf zum Mollner See in der sogenannten Kehle stieg die Zahl der Schleusen auf der sudlichen Schleusentreppe auf neun auf der nordlichen Treppe auf acht im Ganzen also auf 17 Schleusen Salzkahne Bearbeiten Die Salzkahne die sogenannten Stecknitzprahmen ca 12 2 5 m bei etwa 40 cm Tiefgang Ladefahigkeit 7 5 t Salz wurden zunachst nur bergwarts nach Bau der Kammerschleusen auch talwarts von Menschen oder Tieren getreidelt also an langen Leinen gezogen Da der Kanal teilweise nur 85 cm tief war durften die Prahmen nur diesen sehr geringen Tiefgang haben Die Prahmen wurden nur auf dem Kanal benutzt Das Salz das von Luneburg uber Ilmenau und Elbe per Schiff befordert wurde wurde in Lauenburg auf die Prahmen umgeladen Dies hatte allerdings keine technischen Grunde sondern musste aufgrund von Schifffahrtsprivilegien der braunschweigisch luneburgischen Herzoge fur Ilmenau und Oberelbe erfolgen Spatere Schiffsformen wie der Budenkahn und der Stecknitzkahn des 19 Jahrhunderts besassen eine Takelage um bei genugend Wind vollstandig ohne Treideln und Staaken bewegt werden zu konnen und zudem hohere Bordwande Die Takelage durfte abnehmbar oder einklappbar gewesen sein da zahlreiche Brucken die Schiffshohe begrenzten Diese Schiffe konnten bis zu 37 Tonnen Ladung aufnehmen Schleusenmeisterhauser Bearbeiten nbsp Schleusenmeisterhaus an der Duckerschleuse 1900 Da die meisten Schleusen weit entfernt von Ansiedlungen lagen wurden in direkter Nahe Hauser fur die Schleusenmeister errichtet Neben Betrieb und Beaufsichtigung der Schleusen betrieben diese auch Krug und Gastwirtschaften fur die auf Schleusung wartenden Stecknitzfahrer 3 Von den stattlichen in relativ ahnlichem Stil errichteten Gebauden sind heute noch die an der Palmschleuse der Duckerschleuse der Niebuhrschleuse der Siebeneichener Schleuse und im Nordteil eine Ruine an der Grossen Donnerschleuse erhalten 4 Stecknitzfahrer Bearbeiten nbsp Stein der Stecknitzfahrer Kirchhof Berkenthin nbsp Zeichen der Stecknitzfahrer Gestuhl St Nicolai Kirche MollnDie Korporation Gilde der Stecknitzfahrer besteht heute noch in Lubeck und trifft sich alljahrlich zur Kringelhoge bei der ein speziell gebrautes Bier aus Zinnkrugen getrunken und Tabak aus Tonpfeifen geraucht wird Im Januar 1988 wurde in Ratzeburg der Forderkreis Kulturdenkmal Stecknitzfahrt e V gegrundet der sich zum Ziel gesetzt hat die in Vergessenheit geratene nasse Salzstrasse einer breiteren Offentlichkeit wieder ins Bewusstsein zu rucken 5 Der alljahrliche Tag des offenen Denkmals im September zieht zunehmend mehr interessierte Besucher an der Palm Ducker oder Hahnenburger Schleuse an Auf dem Friedhof von Nusse Klingenberg sowie dem Lubecker Burgtorfriedhof gibt es fur die Stecknitzfahrer spezielle durch Steine gekennzeichnete Grabfelder Auch in der St Nicolai Kirche in Molln ist das Gestuhl teilweise mit Zeichen der Stecknitzfahrer zwei gekreuzte Staken versehen Literatur BearbeitenHeinrich Ludwig Behrens Topographie des Stecknitz Kanals und Darstellung eines Projects zu einer besseren Einrichtung desselben Hamburg 1818 William Boehart Cordula Bornefeld Christian Lopau Die Geschichte der Stecknitz Fahrt 1398 1998 Viebranz Schwarzenbek 1998 ISBN 3 921595 29 0 Sonderveroffentlichungen des Heimatbund und Geschichtsvereins Herzogtum Lauenburg 29 Hermann Carl Dittmer Uber die Betheiligung Lubecks bei der Luneburger Saline Lubeck 1860 Bernhard Hagedorn Die Entwicklung und Organisation des Salzverkehrs von Luneburg nach Lubeck im 16 und 17 Jahrhundert in Zeitschrift des Vereins fur Lubeckische Geschichte und Altertumskunde 17 1915 S 7 26 Walter Muller Die Stecknitzfahrt 3 Auflage Goedeke Buchen 2002 ISBN 3 9802782 0 4 Walter Muller Christel Happach Kasan Der Elbe Lubeck Kanal Die nasse Salzstrasse Mit Fotos von Hans Jurgen Wohlfahrt Wachholtz Neumunster 1992 ISBN 3 529 05317 1 Michael Packheiser Hrsg Die Zukunft liegt auf dem Wasser 100 Jahre Elbe Lubeck Kanal Steintor Verlag Lubeck 2000 ISBN 3 9801506 6 6 Kataloge der Museen in Schleswig Holstein 54 Gerd Stolz Kleine Kanalgeschichte Vom Stecknitzkanal zum Nord Ostsee Kanal Herausgegeben anlasslich des 100 Jahrestages der Eroffnung des Nord Ostsee Kanals am 21 Juni 1895 Boyens Heide 1995 ISBN 3 8042 0672 7 Kleine Schleswig Holstein Bucher 45 Kai Wellbrock Der Stecknitz Delvenau Kanal Betrieb des ersten Scheitelkanals Europas mit Hilfe von Kammerschleusen aus Korrespondenz Wasserwirtschaft Heft 8 12 Seiten 425 429 Heinz Rohl Wolfgang Bentin Grenzen und Grenzsteine der freien und Hansestadt Lubeck Schmidt Romhild Lubeck 2003 ISBN 3 7950 0788 7 S 229 231Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stecknitzkanal Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien The International Canal Monuments List ICOMOS PDF 272 kB Informationen der Gemeinde Rondeshagen zum StecknitzkanalEinzelnachweise Bearbeiten Urkundenbuch der Stadt Lubeck IV Nrn 519 und 520 1390 Juni 24 Philippe Dollinger Die Hanse S 199 ff verweist darauf dass sich die Einkunfte aus Kanalgebuhren 1428 29 nach einer Niederlage Lubecks im Oresund verdoppelt haben Peter Jurs in Die Geschichte der Stecknitz Fahrt S 87 ff Gotz Goldammer in Die Geschichte der Stecknitz Fahrt S 145 ff Prasentation im Mollner MuseumNormdaten Geografikum GND 7747730 3 lobid OGND AKS VIAF 237521342 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stecknitzkanal amp oldid 236957260