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Das Herzogtum Narbonne war ein Titularherzogtum des hohen Mittelalters in Frankreich Die Grafen von Toulouse fuhrten den Titel eines Herzogs von Narbonne um ihren Anspruch der auf die Oberhoheit uber die historische Landschaft Septimanien zu dokumentieren die den nordlich der Pyrenaen gelegenen Teil des alten Gothien ausmachte Das betreffende Gebiet entsprach in seinem Umfang etwa der ehemaligen franzosischen Region Languedoc Roussillon Mit einer realen Territorialherrschaft war der Titel des Herzogs von Narbonne nicht verbunden Das Gebiet welches das Herzogtum Narbonne ausmachen sollte war im 9 Jahrhundert schon einmal in der unter Karl dem Grossen gebildeten gotischen Mark des frankischen Reichs zusammengefasst welche aber schnell zerfiel Letzter Trager des markgraflichen Titels war Herzog Wilhelm I der Fromme von Aquitanien 918 Nach dessen Tod entfaltete die Grafenfamilie von Toulouse ihre Dominanz uber den Raum des heutigen Sudostfrankreich Inhaltsverzeichnis 1 Das Herzogtum 2 Der herzogliche Titel 3 Karten 4 Anmerkungen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseDas Herzogtum BearbeitenDie Grafschaft Toulouse war ursprunglich dem feudalen Gefuge des Konigreichs beziehungsweise des Herzogtums Aquitaniens angehorig im fruhen 10 Jahrhundert kampften seine Grafen gar um die Vorherrschaft uber Aquitanien das in der Anerkennung des Grafen Raimund III Pons als Herzog von Aquitanien durch Konig Rudolf im Jahr 932 mundete Letztlich aber konnten sie sich nicht dauerhaft an der Spitze Aquitaniens durchsetzen und traten sie an die Grafen des Poitou ab Die Grafen von Toulouse separierten sich in der Folge von Aquitanien und gingen daran eine eigene Oberherrschaft in Form eines Herzogtums uber die Feudalherren der ostlich an ihnen angrenzenden Region Septimanien zu errichten die zu verwirklichen allerdings nie vollstandig gelang Die grossten Konkurrenten der Tolosaner Grafen um die Vorherrschaft in Septimanien stellten die Grafen von Barcelona beziehungsweise spater die Konige von Aragon dar die von ihrem katalanischen Stammland aus uber Septimanien eine Landverbindung zu der ebenfalls von ihnen gehaltene Provence zu schlagen suchten Folglich kollidierten die Interessen beider Machte in diesem Raum der haufig auch militarisch ausgetragen wurde Die Grafen von Toulouse konnten eine Oberherrschaft uber Lehen wie Narbonne Beziers Albi und Nimes behaupten wahrend Carcassonne Razes und Montpellier dem Hause Barcelona zur Vasallitat verpflichtet war Die Familie Trencavel konnte in diesem Spannungsfeld lavierend im 11 Jahrhundert eine starke Machtposition im alten Septimanien etablieren Dieser Zustand machte das Entstehen eines raumlich geschlossenen Feudalterritoriums unmoglich weshalb der Anspruch der Grafen von Toulouse an der Realitat tatsachlich vorbeiging Der Selbstanspruch der Tolosaner Grafen auf ein Herzogtum wurde von keiner Seite aus anerkannt schon gar nicht von den franzosischen Konigen von denen sie in koniglichen Urkunden stets und ausschliesslich nur als Grafen von Toulouse betitelt wurden Neben der Machtfrage durfte auch die Erkenntnis von der Nichtexistenz eines Herzogtums Narbonne dabei ausschlaggebend gewesen sein Einzig der Anfuhrer des im fruhen 13 Jahrhundert gefuhrten Albigenserkreuzzugs Simon de Montfort konnte fur einen kurzen Zeitraum zwischen 1213 und 1218 ein Herrschaftsgebiet zusammenfassen dass den Vorstellungen der Grafen von Toulouse auf ein Herzogtum Narbonne nahekam indem er neben Narbonne selbst auch Nimes Beziers Albi Carcassonne und schliesslich in Toulouse die Macht hatte ubernehmen konnen Er war dann auch der einzige der von Konig Philipp II August offiziell als Herzog anerkannt wurde durch die an ihn gerichtete Huldigung Montforts im April 1216 in Melun als Herzog von Narbonne Graf von Toulouse Vizegraf von Beziers und Carcassonne 1 Sein Sohn Amaury de Montfort ubertrug die vom Vater ubernommenen Rechte 1225 an die franzosische Krone worauf Konig Ludwig VIII der Lowe im Jahr darauf die Unterwerfung der betreffenden Gebiete anging die mit Ausnahme von Toulouse erfolgreich abgeschlossen werden konnte Das alte Septimanien wurde der Krondomane angeschlossen und in Seneschallate unterteilt Die Grafschaft Toulouse folgte als erledigtes Lehen 1270 nach Bald schon war die historische Landschaft nur noch mit dem Namen Languedoc bekannt Der herzogliche Titel BearbeitenDie Grafen von Toulouse gehorten schon immer zu den herausragenden Feudalherren des franzosischen Sudens und nahmen in dieser Region eine Stellung vergleichbar eines primus inter pares ein dementsprechend wurden ihre fruhen Vertreter in den Urkunden der westfrankischen Konige haufig mit dem markgraflichen Titel marchio versehen Die Grafen Raimund III Pons und dessen Onkel Armengol von Rouergue wurden vom Geschichtsschreiber Flodoard als Fursten von Gothien principes Gotiae oder Furst der Gothen Gothorum principe bezeichnet und Richer nannte Raimund III Pons gar Herzog der Gothen Gothorum ducem was seine dominierende Machtstellung in Gothien Septimanien verdeutlicht 2 3 Aber erst Graf Raimund IV von Toulouse nahm den Herzogstitel auch tatsachlich an indem er sich in einer 1088 an die Abtei Saint Andre bei Avignon ausgestellten Schenkungsurkunde Herzog von Narbonne dux Narbonae nannte Dieser Titel wurde von allen seinen Nachfolgern mit Ausnahme von Bertrand gleichberechtigt neben dem des graflichen beibehalten Auffallend an dieser Titulierung ist die Vermeidung eines ethnographisch definierten Raumnamens also den nahe liegenden Herzog von Gothien nach Vorbild der anderen westfrankisch franzosischen Stammesherzogtumer Francia Burgund Aquitanien Gascogne Bretagne und Normandie Dies durfte in einer Abgrenzung zu den Grafen von Barcelona zu Grunde gelegen sein denn der gotische Name umschrieb nach damaligen Verstandnis nicht nur die Landschaft Septimanien nordlich der Pyrenaen sondern auch die sudlich von ihnen liegenden Gebiete der Grafen von Barcelona dem heutigen Katalonien Einige der fruhen katalanischen Grafen wie beispielsweise Borrell II hatten schon den gotischen Herzogstitel dux Goticae getragen wenngleich sie diesen bald aufgaben Da Narbonne der alte Haupt und Metropolitensitz Septimaniens war und die Grafen von Toulouse die mit ihm verbunden graflichen Rechte inne hielten konnte Raimund IV das von ihm beanspruchte Herzogtum nach seiner Hauptstadt benennen ohne auf Befindlichkeiten der Grafen von Barcelona zu stossen Als Herzog von Narbonne nannten sich Raimund IV von Toulouse 1105 Alfons Jordan von Toulouse 1148 dessen Sohn Raimund V von Toulouse 1194 dessen Sohn Raimund VI von Toulouse 1222 dessen Sohn Raimund VII von Toulouse 1249 dessen Sohn Simon de Montfort 1218 GegenpratendentKarten Bearbeiten nbsp Die gotische Mark aus der Karolingerzeit erstreckte sich sowohl nordlich Septimanien als auch sudlich Katalonien der Pyrenaen nbsp Das Herzogtum Narbonne sollte der alten Provinz Septimanien entsprechen nbsp Die tatsachliche politische Landschaft Sudostfrankreichs im 12 Jahrhundert Grun Hellgrun die Grafschaft Toulouse und Vasallen Aragon und Vasallen in Gelb Orange Anmerkungen BearbeitenDie uber das Mittelalter hinaus bestehende Vizegrafschaft Narbonne ist nicht mit dem Herzogtum gleichzusetzen Die Vizegrafen vertraten die Inhaber der Grafschaft Narbonne die sich auf die Stadt und naheres Umland begrenzte Die Grafenrechte wiederum befanden sich im Besitz der Grafen von Toulouse Das mittelalterliche Herzogtum Narbonne ist nicht zu verwechseln mit dem der spateren Herzogtum Narbonne Lara aus dem Francoise de Chalus Herzogin von Narbonne Lara 1734 1821 die Matresse des Konigs Ludwig XV am bekanntesten ist Literatur BearbeitenWalther Kienast Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland 9 bis 12 Jahrhundert in Historische Zeitschrift Bd 203 1966 S 559 563Einzelnachweise Bearbeiten Catalogue des actes de Philippe Auguste hrsg von Leopold Delisle 1856 Nr 1659 S 371 Flodoard Annales In Georg Heinrich Pertz u a Hrsg Scriptores in Folio 3 Annales chronica et historiae aevi Saxonici Hannover 1839 S 363 408 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat S 381 390 Richer Historiarum Lib II Cap XXXIX In Georg Heinrich Pertz u a Hrsg Scriptores in Folio 3 Annales chronica et historiae aevi Saxonici Hannover 1839 S 596 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herzogtum Narbonne amp oldid 179548992