www.wikidata.de-de.nina.az
Hermann Schmitz 1 Januar 1881 in Essen 8 Oktober 1960 in Heidelberg war ein deutscher Industrieller von 1935 bis 1945 Vorstandsvorsitzender der I G Farben Hermann Schmitz 1931 Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenHermann Schmitz stammte aus einer Arbeiterfamilie Obwohl er uberdurchschnittlich begabt war konnten ihm seine Eltern nur den Besuch einer Handelsschule finanzieren 1906 trat er seine erste Stelle als Sekretar bei der Metallgesellschaft damals das grosste Nichteisenmetall Unternehmen der Welt in Frankfurt am Main an wo seine Talente unter anderem seine harte Verhandlungstaktik rasch zum Vorschein kamen und ihm zu einer steilen Karriere verhalfen Bereits vier Jahre spater 1910 wurde er stellvertretendes Vorstandsmitglied des Weltunternehmens Er sicherte in dieser Position der Metallbank Einfluss auf das Geschaft mit spanischem Blei 1 Im Ersten Weltkrieg war er Kommissar unter Walther Rathenau der bis zum Antritt seiner Position als Prasident bzw Aufsichtsratsvorsitzender der AEG im Jahr 1915 die Kriegsrohstoffabteilung im preussischen Kriegsministerium leitete Schmitz forderte dort 1916 u a eine staatliche Bezuschussung der Stickstoffproduktion bei der BASF Begrundung Die in Merseburg zur Zeit im Bau befindliche Tochterfabrik der BASF in Ludwigshafen wird nach ihrer Inbetriebnahme das wichtigste Glied in der Stickstoffversorgung Deutschlands fur Munitionszwecke sein An der fruhzeitigen Fertigstellung der Fabrik hat das Heer das allergrosste Interesse 2 In der Interessengemeinschaft der deutschen Teerfarbenindustrie dem Vorlaufer des spateren Zusammenschlusses der deutschen Grossindustrie zur I G Farben war er Vorstandsmitglied In dieser Position war Schmitz einer der Vertreter Deutschlands als Sachverstandiger bei den Verhandlungen zum Versailler Vertrag nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg Bei dieser Gelegenheit lernte Schmitz Carl Bosch kennen den Vorstandsvorsitzenden der BASF und trat 1919 in diese Firma ein die 1925 in der I G Farben aufging Er wurde personlicher Finanzberater von Bosch der durchsetzte dass Schmitz bald zum Finanzdirektor der I G Farben aufstieg 1925 erwarb Schmitz im Namen der I G Farben das Patent auf das Bergius Verfahren zur Hochdruck Verflussigung von Kohle zu Ol Von 1926 an war er Mitglied des Vorstands des Konzerns Er war der Initiator und Hauptaktive bei der Verschleierung des Auslandsbesitzes der I G Farben vor den Alliierten durch Grundung von Tarngesellschaften wie beispielsweise der Interhandel Schmitz raffiniertes Vorgehen zeigte sich erneut 1928 Im Vorfeld einer Aktienemission der I G Farben in Hohe von 250 Millionen Reichsmark kundigte er eine Anhebung der Dividende an um damit den Aktienkurs zu steigern Nach Ausgabe sank der Kurs durch von ihm veranlasste Massnahmen wieder Damit brauchte der Konzern rund 10 Millionen Reichsmark weniger Dividende auszahlen und die Aktien konnten mit Gewinn zuruckgekauft werden Dieses Vorgehen war eigentlich ein Verstoss gegen den 226 1 Aktienruckkauf des damaligen Handelsgesetzes Schmitz arbeitete wahrend der Weltwirtschaftskrise wiederholt mit Reichskanzler Heinrich Bruning zusammen Im Sommer 1931 war er der deutsche Vertreter in einem internationalen Gremium von Wirtschaftsexperten das die katastrophalen Devisenverluste der Reichsbank wahrend der Bankenkrise durch ein Stillhalteabkommen aushandelte Im Herbst des Jahres wurde Schmitz der bis 1933 Mitglied im Verwaltungsrat der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft war 3 das Verkehrsministerium angeboten Hintergrund war das Drangen des Reichsprasidenten Paul von Hindenburg Bruning solle sich aus seiner Abhangigkeit von der SPD losen und sein Kabinett starker nach rechts orientieren Weil bei Schmitz Ernennung zum Minister aber Veroffentlichungen uber finanzielle Unregelmassigkeiten der I G Farben durch Alfred Hugenbergs Scherl Verlag zu befurchten standen wurde nichts daraus 4 Ersatzweise wurde der I G Farben Aufsichtsrat Hermann Warmbold Wirtschaftsminister und Schmitz trat gemeinsam mit 24 anderen Industriellen darunter Paul Silverberg Albert Vogler und Otto Wolff in einen Wirtschaftsbeirat der Reichsregierung ein Damit wollte der Kanzler dem Reichsprasidenten signalisieren dass die Umorientierung seines Kabinetts nach rechts doch noch Erfolg gehabt hatte Der Beirat tagte im Oktober und November 1931 doch eine offentlichkeitswirksame Unterstutzung der bruningschen Deflationspolitik misslang da Silverberg und Schmitz hier fur eine Kreditausweitung eintraten 5 Schmitz war namlich Mitglied im sogenannten Wagemann Kreis einer Runde von Wirtschafts und Finanzfachleuten um den Prasidenten des Statistischen Reichsamts Ernst Wagemann die sich Gedanken um eine Kreditreform machte Man plante die Einfuhrung einer zweiten Geldsorte des sogenannten Konsumentengeldes fur das die strengen Deckungsregeln der Reichsbank nicht mehr gelten sollten Die klare Ablehnung des im Januar 1932 veroffentlichten Wagemann Plans 6 durch die Reichsregierung fuhrte zu einer wachsenden Entfremdung Schmitz von Bruning Um zu eruieren ob die NSDAP bereit ware sich im Falle einer Regierungsbeteiligung fur die Umsetzung des Wagemann Plans einzusetzen traf sich Schmitz auch einmal mit Hitler der sich nicht abgeneigt zeigte Eine Zusammenarbeit kam aber zunachst nicht zustande 7 nbsp Hermann Schmitz wahrend der Nurnberger ProzesseIn der Zeit des Nationalsozialismus war Schmitz von November 1933 bis 1945 Mitglied des Reichstags 8 1933 gehorte er zu den achtzehn Grundsteinstiftern fur das 1937 erbaute Haus der Deutschen Kunst in Munchen 1935 wurde er zum Wehrwirtschaftsfuhrer ernannt 1941 erhielt er das Kriegsverdienstkreuz 1 Klasse 1935 wurde Schmitz Boschs Nachfolger als Vorstandsvorsitzender der I G Farben und war somit auch hauptverantwortlich fur den Einsatz von Zwangsarbeitern in Fabriken und fur die Finanzierung und Errichtung des KZ Auschwitz III Monowitz Im I G Farben Prozess wurde er 1948 zusammen mit anderen leitenden Angestellten des Unternehmens wegen Plunderung zu vier Jahren Gefangnisstrafe verurteilt und unter Anrechnung der bisherigen Haft 1949 aus dem Kriegsverbrechergefangnis Landsberg entlassen In der Bundesrepublik wurde Schmitz 1952 Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Bank Berlin West und 1956 Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats der Rheinstahl Rheinische Stahlwerke deren grosster Aktionar schon in der Zeit des Nationalsozialismus die I G Farben gewesen war 9 Literatur BearbeitenWerner Abelshauser Schmitz Hermann In Neue Deutsche Biographie NDB Band 23 Duncker amp Humblot Berlin 2007 ISBN 978 3 428 11204 3 S 252 f Digitalisat Joseph Borkin The Crime and punishment of I G Farben Andre Deutsch Ltd London 1979 ISBN 0 233 97126 2 Online Fassungen Gesamtscan Auszug Kapitel 13 Corporate Camouflage als Onlinetext Joseph Borkin Die unheilige Allianz der I G Farben eine Interessengemeinschaft im Dritten Reich Campus Verlag Frankfurt am Main New York 1979 1990 Bd 1030 Jan Grosse Nobis Die IG FARBEN und das Ende der Weimarer Republik PDF 2 4 MB von Anilin bis Zwangsarbeit Eine Dokumentation des Arbeitskreises I G Farben der Bundesfachtagung der Chemiefachschaften online Weblinks BearbeitenWollheim Memorial Biografie Hermann Schmitz Hermann Schmitz in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten und Reichstagsakten Zeitungsartikel uber Hermann Schmitz in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten Klaus Sator Grosskapital im Faschismus dargestellt am Beispiel der IG Farben Reihe Marxismus aktuell Frankfurt am Main 1978 S 17 zitiert nach Klaus Sator Grosskapital im Faschismus dargestellt am Beispiel der IG Farben Reihe Marxismus aktuell Frankfurt am Main 1978 S 18 Alfred Gottwaldt Die Reichsbahn und die Juden 1933 1939 Antisemitismus bei der Eisenbahn in der Vorkriegszeit Marix Verlag Wiesbaden 2011 ISBN 978 3 86539 254 1 S 38 Heinrich Bruning Memoiren 1918 1934 Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1970 S 425f Gerhard Schulz Von Bruning zu Hitler De Gruyter Verlag Berlin New York 1992 S 613 624 Zum Wagemann Plan s Rainer Meister Die grosse Depression Zwangslagen und Handlungsspielraume der Wirtschafts und Finanzpolitik in Deutschland 1929 1932 transfer Verlag Regensburg 1991 S 343 51 Henry Ashby Turner Die Grossunternehmer und der Aufstieg Hitlers Siedler Verlag Berlin 1985 S 318f Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Zweite aktualisierte Auflage Frankfurt am Main 2005 ISBN 978 3 596 16048 8 S 550 Reichsbankschatz Bestandskatalog Memento des Originals vom 28 September 2007 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot reichsbankschatz deNormdaten Person GND 118609319 lobid OGND AKS VIAF 27864162 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schmitz HermannKURZBESCHREIBUNG deutscher Industrieller und Politiker NSDAP MdRGEBURTSDATUM 1 Januar 1881GEBURTSORT EssenSTERBEDATUM 8 Oktober 1960STERBEORT Heidelberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Schmitz Industrieller amp oldid 235015482