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Hermann Deiters 27 Juni 1833 in Bonn 11 Mai 1907 in Koblenz war ein deutscher Musikwissenschaftler und Gymnasiallehrer Hermann Deiters gezeichnet von seinem Onkel August Bausch 1858 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Wissenschaftliches Werk 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenHermann Clemens Otto Deiters war der Sohn des Bonner Rechtswissenschaftlers und Politikers Peter Franz Ignaz Deiters Sein Vater gehorte wie alle seine Geschwister der katholischen Kirche an wahrend seine Mutter Emilie geb Bausch evangelisch war Deiters besuchte ab 1842 gemeinsam mit seinem jungeren Bruder Otto das Bonner Gymnasium das damals von Ludwig Schopen geleitet wurde Nach der Reifeprufung am 25 Juli 1850 studierte er an der Universitat Bonn zunachst Klassische Philologie und Geschichte wechselte aber nach einem Semester zur Rechtswissenschaft und schloss das Studium mit der Promotion zum Dr jur am 14 August 1854 ab Wahrend seines Studiums wurde er 1853 Mitglied der Bonner Burschenschaft Frankonia Seine erste Stelle im Winter 1854 55 als Auskultator beim Berliner Stadtgericht stellte ihn nicht zufrieden weshalb er nach Bonn zuruckkehrte und das Studium der Philologie erneut aufnahm Er horte Vorlesungen bei Brandis Heinrich Brunn Franz Ritter und Ludwig Schopen am meisten beeinflussten ihn allerdings die Leiter des philologischen Seminars Friedrich Gottlieb Welcker Friedrich Ritschl und Otto Jahn dem Deiters drei Semester lang als Mitglied angehorte Seiner Neigung und vielseitigen Begabung gemass schloss er sich vor allem an Jahn an der weite Bereiche der Altertumswissenschaft vertrat und auch als Musiker und Musikwissenschaftler bekannt war Deiters wurde am 28 Juli 1858 mit einer Dissertation uber Hesiods Aspis zum Dr phil promoviert Am 6 November 1858 bestand er das Staatsexamen fur das Lehramt an hoheren Schulen und begann sein Probejahr am Bonner Gymnasium wo er anschliessend als Hilfslehrer ab dem 1 Juli 1862 als ordentlicher Lehrer unterrichtete In die Zeit als Lehrer in Bonn fiel auch ein Ereignis das die ganze akademische Welt in Deutschland beschaftigte der Bonner Philologenstreit zwischen Otto Jahn und Friedrich Ritschl Der Konflikt hatte sich lange angebahnt eskalierte 1865 und endete mit dem Weggang Ritschls nach Leipzig Im Zuge dieser Ereignisse veroffentlichte Wilhelm Brambach ein Pamphlet in dem er das Ende der Bonner Philologenschule verkundete und namentlich fur Ritschl Partei ergriff Deiters reagierte darauf indem er eine anonyme Gegendarstellung veroffentlichte in der er Jahns Bedeutung fur die Lehrerbildung hervorhob und Brambachs Polemik verurteilte Brambach reagierte mit einem weiteren Pamphlet das Deiters mit einem Artikel in der Bonner Zeitung beantwortete in dem er sich auch offentlich als Verfasser seiner Streitschrift bekannte Damit blieb der Konflikt ungelost stehen Die weitere Entwicklung des philologischen Studiums in Bonn erwies Deiters Position als zutreffend Statt des Endes der Bonner Philologenschule trat eine Zasur ein unter den Nachfolgern Jahns und Ritschls Franz Bucheler und Hermann Usener blieb Bonn ein Zentrum des Philologiestudiums in Deutschland Deiters Laufbahn ging indessen weiter Zum 1 Januar 1869 wechselte er als Oberlehrer an das Gymnasium in Duren Im Januar 1874 verliess er das Rheinland und ging als Leiter des Koniglichen Gymnasiums in Konitz nach Westpreussen Zum 1 Januar 1877 wechselte er an das Mariengymnasium in Posen Als Schulleiter bemuhte sich Deiters um die materielle und personelle Ausstattung seiner Schule Er legte fachliche methodisch didaktische und padagogische Grundsatze fest wie er sie aus Bonn gewohnt war und richtete Schulerbibliotheken und Lehrmittelsammlungen ein Schliesslich kehrte er nach Bonn zuruck wo er zum 1 Oktober 1883 zum Leiter des Koniglichen Gymnasiums ernannt wurde Als bewahrter Praktiker wurde Deiters am 15 Juni 1885 als Provinzialschulrat nach Koblenz berufen und war so fur die Lehrerbildung und Schulausstattung der Rheinprovinz verantwortlich In dieser Eigenschaft wirkte er auch im Winter 1891 92 als Hilfsarbeiter des preussischen Unterrichtsministeriums an der Gestaltung der neuen Lehrplane mit Deiters versah sein Amt mit grossem Einsatz und betrachtlichem Erfolg und wurde mehrfach ausgezeichnet 1891 wurde er zum Geheimen Regierungsrat ernannt spater erhielt er den Kronenorden und den Roten Adlerorden II Klasse Aus gesundheitlichen Grunden trat Deiters am 1 Oktober 1903 in den Ruhestand und zog nach Koblenz Er starb am 11 Mai 1907 im Alter von 73 Jahren Sein Grab befindet sich auf dem Alten Friedhof in Bonn 1 Deiters war in erster Ehe mit Agnes Burkart 1884 Tochter des Bergrats Joseph Burkart verheiratet ab 1886 in zweiter Ehe mit Sibylla Heimsoeth der Tochter des Philologen und Musikwissenschaftlers Friedrich Heimsoeth Den beiden Ehen entstammten sieben Kinder Wissenschaftliches Werk BearbeitenNeben seiner Tatigkeit im preussischen Schuldienst beschaftigte sich Deiters mit wissenschaftlicher Arbeit Seine fruhen Arbeiten behandelten Themen der griechischen Mythologie besonders den Kult der Musen Der besondere Forschungsschwerpunkt wurde aber die Musik selbst mit der Deiters sich schon seit seiner Kindheit beschaftigte Den Plan Komponist oder Pianist zu werden gab er schon vor dem Studium auf aber die Geschichte Entwicklung und Praxis der Musik beschaftigte ihn sein Leben lang So schrieb Deiters zu Beginn seiner Laufbahn Musikkritiken und Berichte fur verschiedene Zeitungen und Zeitschriften darunter die Allgemeine musikalische Zeitung Er verehrte Mozart Beethoven und Schumann von den zeitgenossischen Komponisten vor allem Johannes Brahms mit dem seit den 60er Jahren eng befreundet war Dagegen lehnte er Wagner und seine wuchtigen Neuerungen der musikalischen Praxis rigoros ab Um die Musikgeschichte machte sich Deiters vor allem als Herausgeber verdient Nach dem Tod seines Lehrers Otto Jahn uberarbeitete er dessen Mozart Biografie die 1889 in dritter und 1905 in vierter Auflage erschien Daneben korrespondierte er mit dem US amerikanischen Forscher Alexander Wheelock Thayer der an einer grossen Beethoven Biografie arbeitete Deiters ubersetzte das Werk ins Deutsche und begleitete das Erscheinen der ersten drei Bande 1866 1872 1879 Die deutsche Ausgabe dieser Biografie war umso bedeutender als das englische Original wegen Schwierigkeiten mit den dortigen Verlegern nicht erschienen ist Nach Thayers Tod 1897 beauftragten seine Erben Deiters mit der Herausgabe des restlichen Werkes Deiters plante zunachst einen weiteren Schlussband und eine Uberarbeitung der ersten drei Bande von denen Band 1 1901 erschien Band 2 und 3 gab Hugo Riemann heraus Der Schlussband erwies sich bald als zu umfangreich und wurde in zwei Bande zerlegt die bei Deiters Tod druckfertig vorlagen und 1907 1908 erschienen Auch zur antiken Musiktheorie veroffentlichte Deiters mehrere Studien Er untersuchte dazu die Schriften von Aristides Quintilianus 1 Jahrhundert und Martianus Capella 5 Jahrhundert in denen er die stoische pythagoreische und neuplatonische Musiktheorie aufarbeitete Die antiken Musiker waren damals nur in der antiquierten Sammelausgabe von Marcus Meibom 1652 verfugbar die den Anforderungen der Textkritik nicht gerecht wurde Deiters plante gemeinsam mit Karl von Jan und Paul Marquard eine neue Ausgabe der griechischen Musiker und ubernahm selbst die Schrift des Aristides Quintilianus Das Unternehmen kam uber die Anfange nicht hinaus da Deiters nach seiner Versetzung als Direktor nach Westpreussen nur langsam vorankam Es wurde schliesslich ganz ausgesetzt nachdem Albert Jahn 1882 eine eigene jedoch ubereilte und unzureichende Edition herausgegeben hatte Deiters stellte seine Aristides Ausgabe in den nachsten Jahren fertig brachte sie jedoch nicht zum Druck Das abgeschlossene Manuskript kam auch nach seinem Tod nicht heraus Schriften Auswahl BearbeitenDe mancipationis indole et ambitu 1854 Juristische Dissertation De Hesiodia scuti Herculis descriptione 1858 Philologische Dissertation De Hesiodi theogoniae prooemio 1863 Programm des Koniglichen Gymnasiums zu Bonn Das philologische Studium in Bonn Von einem rheinischen Schulmanne Koln 1865 Uber die Verehrung der Musen bei den Griechen Bonn 1868 De Aristidis Quintiliani doctrinae harmonicae fontibus Particula prima Duren 1870 Programm des Gymnasiums in Duren Die Handschriften und alten Drucke der hiesigen Gymnasialbibliothek Konitz 1875 Programm des Gymnasiums in Konitz Uber das Verhaltnis des Martianus Capella zu Aristides Quintilianus Posen 1881 Programm des Mariengymnasiums in Posen Johannes Brahms in Sammlung Musikalischer Vortrage XXIII XXIV Breitkopf amp Hartel Leipzig 1880 Die Briefe Beethoven s an Bettina von Arnim Leipzig 1882 Johannes Brahms a Biographical Sketch first edited in english Hrsg J A Fuller Maitland T F Unwin London 1888 HerausgeberschaftA W Thayer Ludwig van Beethoven s Leben Band 1 zweite Auflage Leipzig 1901 Band 4 Leipzig 1907 Band 5 Leipzig 1908 Otto Jahn Mozart Zwei Bande dritte Auflage 1889 vierte Auflage 1905Literatur BearbeitenJulius Asbach Hermann Deiters In Jahresbericht uber die Fortschritte der klassischen Altertumswissenschaft Biographisches Jahrbuch fur die Altertumswissenschaft 31 Jahrgang 1908 S 127 149 mit Schriftenverzeichnis Helge Dvorak Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft Band II Kunstler Winter Heidelberg 2018 ISBN 978 3 8253 6813 5 S 131 132 Franz Kossler Personenlexikon von Lehrern des 19 Jahrhunderts Band Daase Dzialas Vorabdruck Universitatsbibliothek Giessen Giessen 2008 Digitalisat PDF 3 38 MB Willi Kahl Deiters Hermann Clemens Otto In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 S 572 f Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Hermann Deiters Quellen und Volltexte Literatur von und uber Hermann Deiters im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Hermann Deiters in der Deutschen Digitalen Bibliothek Personalbogen von Hermann Deiters in der Personalkartei der Gutachterstelle des BIL in der Archivdatenbank der Bibliothek fur Bildungsgeschichtliche Forschung BBF Einzelnachweise Bearbeiten Anna Katharina Schneider Der Alte Friedhof in Bonn Ein Ort mit Geschichte und Geschichten Reisekonig Verlag Bonn 2021 ISBN 978 3 945455 11 1 S 49 Normdaten Person GND 18944181X lobid OGND AKS LCCN no89005991 VIAF 42579461 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Deiters HermannALTERNATIVNAMEN Deiters Hermann Clemens OttoKURZBESCHREIBUNG deutscher Musikwissenschaftler und GymnasiallehrerGEBURTSDATUM 27 Juni 1833GEBURTSORT BonnSTERBEDATUM 11 Mai 1907STERBEORT Koblenz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Deiters amp oldid 239528918