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Rolf Heinz Kreissig 21 Juli 1921 in Leipzig 1 18 Juli 1984 in Berlin Mitte 2 war ein deutscher Althistoriker 3 Heinz Kreissig legte 1940 sein Abitur ab und begann anschliessend mit dem Studium der Volkswirtschaft Seit 1941 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und geriet spater in britische Kriegsgefangenschaft aus der er 1946 entlassen wurde Nach seiner Ruckkehr in die damalige sowjetische Besatzungszone trat er in die SED ein und ubte zunachst verschiedene Tatigkeiten aus darunter als Verlagslektor und Redakteur am Deutschen Institut fur Zeitgeschichte in Berlin Er begann ein Fernstudium der Geschichte an der Humboldt Universitat zu Berlin und schloss es 1960 mit dem Staatsexamen ab Daran schloss sich eine planmassige wissenschaftliche Aspirantur in der Abteilung Altertum des Instituts fur Allgemeine Geschichte der HU Berlin an An selber Stelle wurde Kreissig 1961 wissenschaftlicher Mitarbeiter Die Promotion erfolgte 1965 und anschliessend wurde Kreissig Leiter der Arbeitsgruppe Wirtschaftsgeschichte des Altertums am Institut fur Wirtschaftsgeschichte der Berliner Akademie Im Marz 1970 folgte die Habilitation Danach wurde er Leiter des Bereiches Griechisch Romische Geschichte des Zentralinstituts fur Alte Geschichte und Archaologie an der Akademie der Wissenschaften der DDR 1973 wurde er zum Professor ernannt Kreissig forschte vorrangig zur griechischen Geschichte besonders zum Hellenismus sowie zur Achamenidenzeit und zum alten Israel Daneben veroffentlichte er auch Kinderbucher mit altorientalischen Marchen und Sagen Er galt als angesehener Fachmann fur die hellenistische Wirtschaftsgeschichte hatte aber auf die Forschung trotz seiner herausgehobenen Position in der DDR nur begrenzten Einfluss Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Karriere 1 1 Leben vor der akademischen Karriere 1 2 Studium und Beginn der akademischen Laufbahn 1 3 Kreissig an der Akademie der Wissenschaften 2 Kreissig als Wissenschaftler und Mensch 3 Schriften 4 Literatur 5 AnmerkungenLeben und Karriere BearbeitenLeben vor der akademischen Karriere Bearbeiten Heinz Kreissig wurde 1921 als Sohn eines selbststandigen Schneiders im Nordosten Leipzigs geboren Er stammte aus kleinburgerlichen Verhaltnissen seine Familie stand der Sozialdemokratie nahe und war antifaschistisch eingestellt Ab 1932 konnte Kreissig aufgrund einer Freistelle die Oberrealschule besuchen und legte dort 1940 sein Abitur ab Weil Kreissig nicht das Humanistische Gymnasium sondern die Oberrealschule besucht hatte schlug er zunachst eine Karriere jenseits der Altertumswissenschaften ein Doch waren auf der Oberrealschule die Grundlagen fur die spater perfekten Kenntnisse des Englischen und Franzosischen gelegt worden 1940 begann Kreissig mit dem Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universitat Leipzig Im zweiten Semester im Februar 1941 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und kam schliesslich im Rang eines Unteroffiziers der Luftwaffe im September 1944 in britische Kriegsgefangenschaft aus der er 1946 entlassen wurde In der Gefangenschaft wurde er zunachst als Landarbeiter eingesetzt spater als Dolmetscher und als Redakteur beim Kriegsgefangenenprogramm der BBC Zudem begann er damit marxistische Literatur zu lesen sich publizistisch zu betatigen und vervollkommnete seine Kenntnisse der englischen Sprache Nachdem Kreissig Ende 1946 nach Leipzig zuruckgekehrt war arbeitete er als Schlossereihilfsarbeiter in einer Farbenfabrik und besucht die Abendkurse einer Fremdsprachenschule Im Mai 1947 trat er der SED bei Seit Juni 1947 war er beim Sender Leipzig des Mitteldeutschen Rundfunks als Ubersetzer und Dolmetscher fur Englisch und Franzosisch angestellt 1949 heiratete er eine Kollegin vom Rundfunk und adoptierte die beiden Kinder der Kriegerwitwe Im Zuge der Kampagne gegen Westemigranten und ehemalige Gefangene der Westalliierten verlor er diese Stellung im Dezember 1950 Es folgte eine Zeit der Arbeitslosigkeit bis Kreissig eine Stelle als Packer in einem Verlag fand Es war eine schwierige Zeit fur Kreissig der mittlerweile fur eine Familie zu sorgen hatte Hinzu kam der personliche soziale und materielle Abstieg An der grundsatzlich positiven Einstellung zur DDR anderten diese Erfahrungen jedoch nichts Fur ihn gehorte eine radikale Neuausrichtung der Gesellschaft zum notigen Neuanfang Dank seiner eigenen Tatkraft konnte er sich jedoch recht schnell wieder hoch arbeiten Uber den Posten des Lageristen des Kollationeurs des Kontenfuhrers des Sachbearbeiters und des Werbeleiters schaffte er es bis 1953 zunachst Lektor und dann Redakteur des Leipziger Buchhauses zu werden Im selben Jahr zog Kreissig aus familiaren Grunden nach Berlin und war dort nacheinander in zwei Verlagen Werberedakteur und Lektor Anschliessend wurde er wissenschaftlicher Redakteur beim Institut fur Zeitgeschichte Studium und Beginn der akademischen Laufbahn Bearbeiten Mitte der 1950er Jahre befand sich Kreissig in einer fur ihn unbefriedigenden Situation die er mit vielen anderen gleichaltrigen Personen seiner Generation teilte Der Krieg hatte ihn aus dem eigentlich vorgesehenen Lebenslauf gerissen Obwohl er sich eine gewisse Stellung erarbeitet hatte konnte diese ihn nicht wirklich befriedigen Auch die Arbeit als Lektor zeigte ihm Lucken in der eigenen Bildung auf Es war absehbar dass er von Vertretern der folgenden Generation binnen kurzer Zeit uberflugelt worden ware Kreissig schaffte es zu dieser Zeit dass ihn sein Verlag zum Fernstudium delegierte was auch zeitweise Freistellungen mit sich brachte Im Alter von 35 konnte er sich zum Herbstsemester 1956 an der Humboldt Universitat zum Studium zum Diplom Historiker einschreiben Von Beginn an wurde es eine wichtige Weichenstellung fur das weitere Leben Kreissig traf auf Elisabeth Charlotte Welskopf und wurde neben Peter Musiolek ihr erster und zugleich bedeutendster Schuler Kreissig und Musiolek waren zu dieser Zeit die einzigen Studenten die sich in der Richtung Alte Geschichte die eigentlich planmassig an der Karl Marx Universitat Leipzig zentral gelehrt werden sollte spezialisierten Das Fernstudium wurde zu einem Schlupfloch das bewirkte dass Welskopf die Alte Geschichte nicht nur weiter an der HU Berlin halten konnte sondern auch zu einer eigenen Abteilung am Institut fur Allgemeine Geschichte ausbaute Im Dezember 1960 konnte Kreissig sein Studium ein Jahr fruher als geplant abschliessen Schon seine frei gewahlte Diplomarbeit Der Makkabaeraufstand bis zum Tode des Judas Makkabaus in seinem sozialokonomischen Zusammenhang weist auf seine weitere Karriere Die Arbeit wurde wie alle anderen Prufungen mit der Bestnote bewertet das Staatsexamen bestand er mit dem Pradikat Auszeichnung Die Diplomurkunde wurde am 30 Dezember 1960 ausgestellt 4 Mit Welskopfs Hilfe erreichte er dass sein bisheriger Arbeitgeber das Institut fur Zeitgeschichte ihn frei gab Zum 1 Januar 1961 wurde er zunachst planmassiger Aspirant wenig spater wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Welskopf Seit 1961 gab er auch Veranstaltungen an der Universitat Im Jahr darauf erschien mit einem Aufsatz zum Makkabaeraufstand seine erste wissenschaftliche Arbeit 1965 promovierte Kreissig mit der Arbeit Die sozialen Zusammenhange des Judischen Krieges Gutachter war neben Welskopf der bedeutende ungarische Althistoriker Istvan Hahn Beide waren auch Gutachter der Habilitation im Jahr 1969 die im Marz 1970 abgeschlossen war Mit Jurgen Kuczynski kam nicht nur einer der bedeutendsten Historiker der DDR sondern wie Kreissig selbst ein Spezialist fur Wirtschaftsgeschichte als Gutachter hinzu Thema der Arbeit war Die wirtschaftliche Situation Judas zur Achamenidenzeit Kreissig an der Akademie der Wissenschaften Bearbeiten 1965 wechselte Kreissig von der Universitat an die Deutsche Akademie der Wissenschaften in Berlin Anders als im Westen Deutschlands die Universitaten war in der DDR die Akademie das Zentrum der Forschung Auf Anregung Welskopfs wurde zu diesem Zeitpunkt eine kleine Arbeitsgruppe zur Wirtschaftsgeschichte des Altertums an der Arbeitsstelle fur Wirtschaftsgeschichte eingerichtet Kreissig wurde ebenfalls auf Betreiben Welskopfs deren erster Leiter An der Humboldt Universitat hielt er bis 1983 Lehrveranstaltungen als Lehrbeauftragter In seiner Funktion ruckte er zudem in das zwolfkopfige Nationalkomitee der Wirtschaftshistoriker wie auch in den Redaktionsbeirat des Jahrbuchs fur Wirtschaftsgeschichte auf Als Mitglied des Nationalkomitees wurde Kreissig zum Reisekader und konnte seit Ende der 1960er Jahre an internationalen Veranstaltungen teilnehmen Im Jahrbuch sorgte er fur eine Offnung auch fur Beitrage zum Altertum Der Aufstieg setzte voraus dass Kreissig sowohl fachlich wie auch politisch zuverlassig war 1969 kam es zu weitreichenden Umstellungen in der Akademie die ab 1972 auch Akademie der Wissenschaften der DDR hiess Unter anderem wurde das Zentralinstitut fur Alte Geschichte und Archaologie geschaffen zu dem Kreissig mit nennenswerten Aufstiegschancen Mitte des Jahres wechselte Sein Nachfolger bei den Wirtschaftshistorikern wurde Musiolek Auch auf diese Entwicklungen hatte erneut Welskopf nachhaltig Einfluss genommen Am ZIAGA wurde Kreissig zunachst Abteilungsleiter im Bereich Griechisch Romische Geschichte ab 1971 leitete er den Bereich Zum Professor wurde er vom Akademieprasidenten Hermann Klare 1973 ernannt Zu den Aufgaben in seiner Position gehorte die Planung und Realisierung der Forschungsarbeiten aber auch die der Bereich der Gehalts und Pramienfragen ja selbst Arbeits und Gesundheitsschutz Zudem gehorte er in seiner Position den Redaktionsbeiraten der Zeitschriften Klio und Das Altertum sowie der Reihe Bibliotheca Teubneriana an Zudem leitete er mehrere kollektive Grossprojekte des ZIAGA so das Hochschullehrbuch zur Griechischen Geschichte die Weltgeschichte bis zur Herausbildung des Feudalismus und das Projekt Fruhe Polis Kreissigs Einfluss auf derartige Projekte war jedoch begrenzt Selbst angestrebte Kooperationen mit sowjetischen Institutionen konnten nicht realisiert werden Seit Anfang der 1970er Jahre war er Mitglied des informellen Zusammenschlusses Groupe internationale de Recherche sur l esclavage antique GIREA An den Tagungen der Gruppe nahm er bis zu seinem Tod teil Ein Herzinfarkt er litt seit langerem an Angina pectoris beeintrachtigte ihn gesundheitlich in dieser Zeit Seit Mitte der 1970er Jahre publizierte er auch in englischer und franzosischer Sprache und brachte sich somit nachhaltiger auch in die Forschung ausserhalb der DDR ein 1980 gab er die Leitung des Bereiches aufgrund seiner angeschlagenen Gesundheit ab blieb aber zunachst Leiter der Hellenismus Gruppe 1981 beendete er auch seine Lehrtatigkeit an der Universitat Wahrend einer Bypassoperation im Juni 1984 verstarb Kreissig drei Tage vor seinem 63 Geburtstag Kreissig als Wissenschaftler und Mensch BearbeitenKreissig war ein sehr produktiver Autor Sein Schriftenverzeichnis umfasst 117 Titel die abgesehen von drei fruheren Schriften in den Zeitraum zwischen 1967 und 1984 fallen Drei der Schriften waren wissenschaftliche Monographien drei herausgegebene wissenschaftliche Werke zwei Kinderbucher 52 Artikel acht langere Beitrage fur Kollektivprojekte 33 Rezensionen und Rezensionsartikel sowie weitere kleinere Schriften wie Vorworte Tagungsberichte oder Nachrufe Seine Forschungen drehten sich weitestgehend um das Antike Palastina die hellenistische Geschichte insbesondere die Wirtschaftsgeschichte und das Verhaltnis von freier und unfreier Arbeit Das Interesse Kreissigs fur Wirtschaftsfragen war schon fruh vorhanden was die ursprungliche Wahl eines Volkswirtschaftsstudiums zeigte Wirtschaftswissenschaftliche Studien waren eines der wichtigen Standbeine der DDR Geschichtswissenschaft 5 In Welskopf fand er eine Lehrerin die das Interesse an Fragen der Okonomie und der Sozialgeschichte mit ihm teilte Beide waren Marxisten und teilten die Auffassung von der Art der materiellen Geschichtsbetrachtungen und der wissenschaftlichen Methodik die beinhaltete die Gesellschaft von der okonomischen Basis her zu begreifen Damit stellten sie sich bewusst in die Tradition Marx den sie in undogmatischer Weise zum Ausgangspunkt eigener marxistischer Positionen machten Kreissigs Arbeiten zeichnete schon ein fruh ein gewisser Pragmatismus aus Wahrend Welskopf und Hahn die Habilitationsschrift einhellig als ausgezeichnet werteten kritisierte Kuczynski die Arbeit und wollte sie zunachst nicht anerkennen Dabei ging es nicht um den Inhalt der Arbeit die auch er anerkannte sondern um seiner Meinung nach konzeptionelle Probleme Nach Kuczynskis Ansicht weist die Arbeit Fluchtigkeiten und Interpretationsfehler bezuglich der Klassiker des Marxismus Leninismus auf unter anderem fuhrte er ein vermeintlich unzutreffendes Marx Zitat dafur an Wie auch die spateren positiven Rezensionen der Arbeit zeigten war diese Kritik allein ideologisch begrundet 6 Die Wirtschaftsgeschichte des Hellenismus war Thema aller drei akademischen Qualifikationsschriften von der Diplomarbeit bis zur Habilitation Grundfrage aller drei Arbeiten war ob in Palastina die antike oder die sogenannte asiatische Produktionsweise vorherrschend war Dieselbe Fragestellung war auch fur seine wichtigste Arbeit Wirtschaft und Gesellschaft im Seleukidenreich ausschlaggebend In allen Arbeiten kommt er zum selben Ergebnis vorherrschend war sowohl in Palastina wie auch im Seleukidenreich die Asiatische Produktionsweise die jedoch seit der Zeit Alexanders des Grossen von der antiken Produktionsweise beeinflusst war Vermischungen gab es jedoch nicht Diese Meinung basiert nicht zuletzt auf Kreissigs Sichtweise der Periodisierung der historischen Epochen 7 wonach es im Altertum und im Mittelalter nur zwei Wirtschaftsformationen gab die in beiden Epochen und allen Erdteilen anzutreffen war und auf der Horigkeit des Produzenten und Eigentum der Oberschicht an den Produktionsmitteln basierte Die antike Produktionsweise habe viel mehr mit dem Kapitalismus als mit dem Feudalismus gemein im Grunde war fur Kreissig die antike eine primitiv kapitalistische Produktionsweise Die antike Sklaverei unterschied sich laut Kreissig aus okonomischer Sicht nur wenig von der Lohnarbeit Damit brachte er eigene Ideen und Gedanken in die Althistorie der DDR ein und hatte auch wenngleich sicher unbeabsichtigt Beruhrungspunkte mit den Arbeiten Michael Rostovtzeffs aufzuweisen Sich personlich brachte er so in eine unangenehme Mittelstellung in der Alten Geschichte der DDR 8 Fur Marxisten waren die Ergebnisse eine Abkehr von der reinen Lehre Nichtmarxisten taten seine Gedanken als irrelevant fur die eigentliche Forschung ab 9 Kreissigs Position wurde selbst noch im Nachruf Gert Audrings deutlich Als Hauptanliegen Heinz Kreissigs darf wohl sein Streben bezeichnet werden auf den Spuren von Karl Marx die grundlegenden qualitativen Unterschiede in der Okonomie und Gesellschaft der Lander des ostlichen Orients einerseits und der antiken Staaten des Mittelmeerraumes andererseits deutlich zu machen und fur ein richtiges Verstandnis des Geschichtsablaufes konsequent zu berucksichtigen 10 Der Wert Kreissigs Arbeit ist heute schwer messbar Seine theoretischen Forschungen zur asiatischen und antiken Produktionsweise sind als uberholt anzusehen beide theoretischen Modelle sind durch modernere komplexere Konzepte ersetzt worden Weiter von Bestand haben seine Forschungen jedoch wo er uber die Theorie hinausgeht und sich den Problemen praktisch nahert Seine Werke werden bis heute als marxistische Beitrage zur antiken Wirtschaftsgeschichte rezipiert 11 Kreissigs Mittelstellung sorgte dafur dass sein Einfluss in der DDR trotz seiner heraus gehobenen Stellung vergleichsweise gering war Das lasst sich auch an der vergleichsweise geringen Zahl akademischer Schuler namentlich Christian Mileta und Hagen Fischer fest machen Trotz der teilweisen Geringschatzung der Forschungsergebnisse im eigenen Lande wurde Kreissig einer der angesehensten Althistoriker der DDR im Ausland Durch Welskopf fand er fruh Anschluss an die internationale Forschung Dazu gehorten zunachst vor allem Kontakte in den Ostblock zu Forschern aus Ungarn Polen der Tschechoslowakei und der Sowjetunion Doch es entstanden auch Verbindungen zu Historikern aus dem westlichen Ausland zu denen auch Vertreter gehorten die der DDR sehr kritisch gegenuberstanden Personliche und schriftliche Kontakte unterhielt er unter anderem zu Jan Pecirka Istvan Hahn Joel Weinberg Ilja Schifman Siegfried Lauffer Pierre Briant Moses Finley Peter Garnsey sowie Geoffrey de Ste Croix Nicht nur viele der ostlichen Kollegen hat Kreissig zu Vortragen nach Berlin eingeladen Im Mai 1974 richtete er ein inoffizielles internationales Kolloquium aus Anlass eines privaten Besuches Moses Finleys in der DDR aus Seit seinen Auftritten auf den internationalen Kongressen fur Wirtschaftsgeschichte in Leningrad 1970 und Kopenhagen 1974 aber besonders seit dem Erscheinen seiner Wirtschaftsgeschichte des Seleukidenreiches galt Kreissig als international anerkannte Autoritat auf dem Gebiet der antiken Sozial und Wirtschaftsgeschichte 12 Kreissigs internationales Renommee hatte keinen grosseren Einfluss auf seinen Stand im weitestgehend abgeschlossenen Wissenschaftssystem der DDR Vor allem die Routine bei der Arbeit im ZIAGA wirkte ermudend auf ihn Zudem waren die von ihm begleiteten Grossprojekte weitaus weniger erfolgreich als erhofft nicht zuletzt weil die Arbeit von Mitarbeitern verschiedener Institutionen koordiniert werden musste sondern auch weil fur diese Arbeiten Mitarbeiter des ZIAGA von ihren eigentlichen Arbeitsbereichen etwa den Inscriptiones Graecae abgezogen werden mussten Bei den Kollektivunternehmungen hatte Kreissig viel seiner Kraft aufgebraucht die kollektive Arbeit war ihm ein Grauel da sie mit ihrem Zwang zum Konsens zu Lasten der Qualitat gehen musste Er praferierte individuell verfasste Monografien oder Sammelbande mit eigenstandig erstellten Beitragen Bis zu seinem Tod trieb er mit einem Projekt zur fruhen Polis ein solches Sammelbandprojekt voran das nach seinem Tode jedoch nicht fort gesetzt wurde 13 Weitaus grosser als auf die Arbeiten des ZIAGA waren Kreissigs Einflusse bei der Forschung zum Hellenismus und zum Verhaltnis freier und unfreier Arbeit Aus diesem Grund konzentrierter er sich nach seinem Herzinfarkt 1975 vorrangig auf diese Felder Nachdem er 1980 die Leitung seines Bereiches abgegeben hatte erschien er nur noch selten im ZIAGA was wohl mit einem Uberdruss an der Einrichtung zu tun hatte Gegen Ende seines Lebens wird er als melancholisch und desillusioniert geschildert 14 Kreissigs Verbindung zur DDR war durchaus in Teilen ambivalent doch war er schlussendlich ein zwar kritischer doch treuer Genosse Nicht zuletzt aus diesem Grund konnte und wollte Welskopf Kreissig so nachhaltig fordern Obwohl sich im Laufe der Jahre Enttauschungen einstellten betrachtete er die DDR bis zum Lebensende als den besseren deutschen Staat Zu einem politischen Einpeitscher wurde er nie auch in seiner Forschung waren ihm anders als etwa Rigobert Gunther die historischen Quellen wichtiger als die Aussagen der Klassiker des Marxismus Leninismus Dogmatismus war ihm bei seinen Forschungen fremd 15 Wolfgang Schuller schrieb dass ihm das Beispiel Heinz Kreissig eindrucksvoll gezeigt habe wie ein marxistisches Herangehen an die Alte Geschichte in musterhafter und durch Tagesereignisse unkorrumpierbarer Weise moglich sei 16 und der Judaist Joel Weinberg ein Freund Kreissigs schrieb Kreissig sei nicht nur ein hervorragender Wissenschaftler sondern auch und das ist nicht selbstverstandlich und leicht ein hochanstandiger Mensch in nicht sehr anstandigen Zeiten und Umstanden gewesen 11 Schriften BearbeitenWissenschaftliche Monografien und HerausgeberschaftenDie sozialen Zusammenhange des judaischen Krieges Klassen und Klassenkampf im Palastina des 1 Jahrhunderts v u Z Schriften zur Geschichte und Kultur der Antike Band 1 Akademie Berlin 1970 Die sozialokonomische Situation in Juda zur Achamenidenzeit Schriften zur Geschichte und Kultur des Alten Orients 7 Akademie Berlin 1973 Wirtschaft und Gesellschaft im Seleukidenreich Die Eigentums und die Abhangigkeitsverhaltnisse Schriften zur Geschichte und Kultur der Antike Band 16 Akademie Berlin 1978 Griechische Geschichte Bis 146 v u Z Leiter des Autorenkollektivs DVW Berlin 1978 Geschichte des Hellenismus Akademie Berlin 1982 2 Auflage 1984 4 Auflage 1991 auch Verlag Das Europaische Buch West Berlin 1984 ISBN 3 88436 140 6 Antike Abhangigkeitsformen in den griechischen Gebieten ohne Polisstruktur und den romischen Provinzen Actes du Colloque sur l Esclavage Iena 29 septembre 2 octobre 1981 Schriften zur Geschichte und Kultur der Antike Band 25 Hrsg mit Friedmar Kuhnert Akademie Berlin 1985 KinderbucherDer steinerne Mann und andere Erzahlungen aus dem alten Orient Kinderbuchverlag Berlin 1972 mit Stephan Hermlin und Hannes Huttner Sagen und Epen der Welt Neu erzahlt Kinderbuchverlag Berlin 1977 Die Abenteuer der Prinzen von Magada Nach den erstaunlichen Begebenheiten die ein Inder namens Dandin vor mehr als 1000 Jahren in der schwierigen Sanskrit Sprache aufgezeichnet hat Kinderbuchverlag Berlin 1983 Literatur BearbeitenHeinz Kreissig 60 Jahre In Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft 29 Jg H 7 1981 S 624 Gert Audring Heinz Kreissig 21 7 1921 18 7 1984 In Klio Band 66 1984 S 651 652 Pierre Briant Heinz Kreissig In Dialogus d histoire ancienne 10 1984 S 19 20 Joachim Herrmann Nachruf auf Heinz Kreissig In Das Altertum 30 1984 S 196 Helga Kopstein Heinz Kreissig zum Gedenken In Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft 32 Jg H 12 1984 S 1108 Klaus Peter Johne Heinz Kreissig In Ethnographisch Archaologische Zeitschrift 26 1985 S 338 340 Gert Audring Bibliographie Heinz Kreissig In Klio Band 70 1988 S 302 307 Matthias Willing Althistorische Forschung in der DDR Historische Forschungen 45 Duncker amp Humblot Berlin 1991 ISBN 3 428 07109 3 s Index Christian Mileta Welskopfs Erbe Heinz Kreissig In Isolde Stark Hrsg Elisabeth Charlotte Welskopf und die Alte Geschichte in der DDR Steiner Stuttgart 2005 ISBN 3 515 08457 6 S 266 281 Lothar Mertens Lexikon der DDR Historiker Biographien und Bibliographien zu den Geschichtswissenschaftlern aus der Deutschen Demokratischen Republik Saur Munchen 2006 ISBN 3 598 11673 X S 362 363 Anmerkungen Bearbeiten Geburtsregister Standesamt Leipzig II Nr 1432 1921 Sterberegister Standesamt Berlin Mitte Nr 1228 1984 Der Artikel basiert zum Grossteil auf Christian Mileta Welskopfs Erbe Heinz Kreissig In Isolde Stark Hrsg Elisabeth Charlotte Welskopf und die Alte Geschichte in der DDR Steiner Stuttgart 2005 S 266 281 Einzelbelege aus dieser Arbeit wurden nur fur kritische Aussagen gemacht BBAW Archiv Personalakte Kreissig Hans Kloft Die Okonomie als Herausforderung Beobachtungen zu einer antiken Wirtschaftsgeschichte in der DDR In Isolde Stark Elisabeth Charlotte Welskopf und die Alte Geschichte der DDR S 134 151 Chr Mileta Welskopfs Erbe Heinz Kreissig 2005 S 276 BBAW Archiv Nachlass Welskopf 105 Gutachten Kuczynski skizziert in der maschinenschriftlichen Fassung der Habilitation und im Artikel Zwei Produktionsweisen die der kapitalistischen vorgehen In Ethnographisch Archaologische Zeitschrift 10 1969 S 361 368 Chr Mileta Welskopfs Erbe Heinz Kreissig 2005 S 274 Chr Mileta Welskopfs Erbe Heinz Kreissig 2005 S 276 Gert Audring Nachruf auf Heinz Kreissig In Klio 66 1984 S 662 a b Chr Mileta Welskopfs Erbe Heinz Kreissig 2005 S 281 Chr Mileta Welskopfs Erbe Heinz Kreissig 2005 S 276 f Chr Mileta Welskopfs Erbe Heinz Kreissig 2005 S 278f Chr Mileta Welskopfs Erbe Heinz Kreissig 2005 S 280 Chr Mileta Welskopfs Erbe Heinz Kreissig 2005 S 271 Wolfgang Schuller Alte Geschichte in der DDR Vorlaufige Skizze In Alexander Fischer Gunther Heydemann Geschichtswissenschaft in der DDR Band 2 S 37 Normdaten Person GND 1023677318 lobid OGND AKS LCCN n86829658 VIAF 7863612 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kreissig HeinzALTERNATIVNAMEN Kreissig Rolf Heinz vollstandiger Name Kreissig HeinzKURZBESCHREIBUNG deutscher AlthistorikerGEBURTSDATUM 21 Juli 1921GEBURTSORT LeipzigSTERBEDATUM 18 Juli 1984STERBEORT Berlin Mitte Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinz Kreissig amp oldid 240297884