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Heinrich Welsch 13 Oktober 1888 in Saarlouis 23 November 1976 in Saarbrucken war ein deutscher Jurist Regierungsbeamter und parteiloser Politiker Er war 1934 bis 1935 Leiter der Gestapo Stelle in Trier von 1936 bis 1945 Generalstaatsanwalt beim Oberlandesgericht Zweibrucken und von 1940 bis 1945 Leiter der deutschen Justizverwaltung im besetzten Lothringen Von 1948 bis 1957 war er Prasident des Landesversicherungsamtes und des Landesversorgungsgerichts des Saarlandes sowie von Oktober 1955 bis Januar 1956 saarlandischer Ministerprasident Inhaltsverzeichnis 1 Beruf und Aktivitaten wahrend und nach der Zeit des Nationalsozialismus 2 Politische Amter 3 Weitere Funktionen 4 Auszeichnungen 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBeruf und Aktivitaten wahrend und nach der Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenVon 1908 bis 1911 studierte er Jura an den Universitaten Freiburg Munchen und Bonn 1911 absolvierte er das 1 Staatsexamen und war dann Referendar an den Amtsgerichten Merzig und Saarlouis am Landgericht und an der Staatsanwaltschaft Saarbrucken sowie am Oberlandesgericht Koln 1920 legte er in Berlin die 2 Staatsexamensprufung ab und war dann von 1921 bis 1934 Staatsanwalt in Saarbrucken im damals unter Volkerbundmandat stehenden Saargebiet Auf Empfehlung Hermann Gorings 1 war Welsch von 1934 bis 1935 Referent beim Regierungsprasidenten in Trier und Leiter der dortigen Gestapo Stelle Dort wurden im Vorfeld der Volksabstimmung uber die staatliche Zugehorigkeit der Saar Spitzelberichte aus dem benachbarten Saargebiet uber Antifaschisten gesammelt von Welsch abgezeichnet und an das Geheime Staatspolizeiamt in Berlin weitergeleitet Welsch lieferte unter anderem Listen von Beziehern der von Johannes Hoffmann herausgegebenen Zeitung Neue Saarpost darunter 22 Pfarrer und Verzeichnisse der kommunistischen Funktionare an der Saar Diese Informationen boten den Nationalsozialisten nach dem Anschluss des Saargebiets die Grundlage fur Verfolgung Folter und Mord 2 Ab Ende 1934 war Welsch zudem forderndes Mitglied der SS Von 1935 bis 1936 fungierte er als Vertreter des Deutschen Reichs beim Obersten Abstimmungsgerichtshof im Saargebiet der die Saarabstimmung kontrollieren sollte 3 Von 1936 bis 1945 amtierte Welsch als Generalstaatsanwalt beim Oberlandesgericht Zweibrucken In dieser Zeit war er ausserdem von 1938 bis 1940 Sonderbeauftragter des Reichsjustizministeriums bei der Behorde des Reichskommissars fur die Wiedervereinigung Osterreichs mit dem Deutschen Reich Josef Burckel und von 1940 bis 1945 Leiter der deutschen Justizverwaltung im besetzten Lothringen 3 In dieser Position setzte sich Welsch nach seiner spateren Darstellung gegen eine Deportierung des franzosischen Politikers Robert Schuman in ein KZ ein dieser konnte so in den unbesetzten Teil Frankreichs entkommen Als Motiv fur diese Entscheidung vermutet der Historiker Rainer Hudemann das Kalkul dass eine Inhaftierung Schumans die Bevolkerung Lothringens gegen die deutsche Zivilverwaltung aufgebracht und diese somit destabilisiert hatte 4 Als einer der hochsten Juristen des Reiches nahm Welsch im April 1941 an einer Tagung zur Euthanasie Aktion teil in der die Staatsanwaltschaften angewiesen wurden Strafanzeigen wegen der Morde an Kranken und Behinderten nicht zu verfolgen 5 Nach dem Krieg stellte Welsch seinen Einsatz fur Robert Schuman als Widerstandsakt und Heldentat dar Mit Ruckendeckung der franzosischen Besatzungsmacht wurde er im Spruchkammerverfahren am 27 November 1947 kurz nach der Wahl Schumans zum franzosischen Premierminister als unbelastet eingestuft 4 die Historikerin Gisela Tascher bezeichnete dies als eindringliches Beispiel fur die Pervertierung der Entnazifizierung im Saarland Anschliessend war er von 1948 bis 1957 Prasident des Landesversicherungsamtes und des Landesversorgungsgerichts des Saarlandes und 1950 Prasident des Verwaltungsrates der Eisenbahnen des Saarlandes Als Verantwortlicher fur die Aufsicht uber die Krankenkassen im Saarland hatte er Einfluss auf die Entschadigungen fur im Nationalsozialismus Verfolgte sowie auf die Regeln der arztlichen Berufsausubung die sich ab 1950 wieder an den Gesetzen und Strukturen orientierten die in der NS Zeit gegolten hatten 6 Er stellte anderen ehemaligen NS Funktionaren wie Willy Schmelcher und seinem fruheren Vorgesetzten Josef Burckel entlastende Zeugnisse sogenannte Persilscheine aus in denen er ihre Rolle wahrend des Nationalsozialismus verharmloste und beschonigte 7 Ausserdem setzte er sich mit Erfolg fur die vorzeitige Haftentlassung des ehemaligen NS Wehrwirtschaftsfuhrers Hermann Rochling ein 5 Politische Amter BearbeitenVon 1951 bis 1952 war Welsch Direktor des saarlandischen Ministeriums fur Arbeit und Wohlfahrt unter Ministerprasident Johannes Hoffmann der in Personalunion auch Arbeitsminister war Wahrend seiner Amtszeit wurden zahlreiche Beamte die im Rahmen der Entnazifizierung ihre Positionen und Bezuge verloren hatten wieder verbeamtet und in leitenden Positionen im Gesundheitswesen eingesetzt 5 Nach der Ablehnung des von Hoffmann favorisierten Saarstatuts bei der Volksabstimmung am 23 Oktober 1955 trat dieser als Ministerprasident zuruck Der parteilose Heinrich Welsch wurde am 29 Oktober 1955 vom Landtag ubergangsweise zum Ministerprasidenten gewahlt und ubernahm zugleich die Amter des Justizministers und des Ministers fur Arbeit und Wohlfahrt Am 18 Dezember 1955 wurde der Landtag neu gewahlt Welsch regierte mit seinem Kabinett noch bis zum 10 Januar 1956 Sein Nachfolger wurde Hubert Ney von der CDU Saar der die Vereinigung des Saarlandes mit der Bundesrepublik Deutschland betrieb Weitere Funktionen BearbeitenVon 1956 bis 1973 war Welsch Prasident des Landesverbandes Saar des Deutschen Roten Kreuzes daneben von 1957 bis 1972 Vorsitzender des Universitatsrates der Universitat des Saarlandes zeitweise auch Mitglied des Verwaltungsrates des Studentenwerks 3 Auszeichnungen BearbeitenHeinrich Welsch wurde 1958 mit dem Bundesverdienstkreuz und 1968 mit einer der hochsten Stufen dem Grossen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband ausgezeichnet 6 Ausserdem ernannte ihn die Universitat des Saarlandes 1961 zu ihrem ersten Ehrensenator Der Saarbruckener Universitatsprasident Hans Faillard lobte Welsch in einem Nachruf nach dessen Tod 1976 er habe sich unermudlich und in hervorragender Weise seit 1934 um die politischen Geschicke des Landes bemuht 8 Aktenfunde die der Trierer Historiker Thomas Grotum im Jahr 2018 veroffentlichte 4 sowie eine Initiative der Hochschulgruppe Linke Liste 9 fachten eine Debatte uber eine Aberkennung an Der Antrag des Universitatsprasidenten Manfred J Schmitt 10 fuhrte im Juli 2018 zur endgultigen Aberkennung 11 1 Siehe auch BearbeitenKabinett WelschLiteratur BearbeitenErnst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Gisela Tascher Alt bewahrte Strukturen Funktionstrager und gesetzliche Bestimmungen Gesundheitswesen und Politik im Saarland 1945 1957 In Ludwig Linsmayer Peter Wettmann Jungblut Hrsg Last aus tausend Jahren NS Vergangenheit und demokratischer Aufbruch im Saarstaat echolot Historische Beitrage des Landesarchivs Saarbrucken 12 Saarbrucken 2013 ISBN 978 3 9811672 8 3 S 252 297 hier S 257 f und S 261 f Weblinks BearbeitenWelsch Heinrich in der Datenbank Saarland Biografien Literatur zu Heinrich Welsch Politiker in der Saarlandischen BibliographieEinzelnachweise Bearbeiten a b Daniel Kirch Uni entzieht Ex Regierungschef Auszeichnung In Saarbrucker Zeitung 13 Juli 2018 S B3 Saarland Lexikon Memento vom 13 September 2012 im Webarchiv archive today a b c Christine Frick Welsch Heinrich Saarland Biografien a b c Barbara Spitzer Akten erschuttern Mythos um Ex Ministerprasidenten Welsch Saarlandischer Rundfunk online 8 Mai 2018 a b c Gisela Tascher Die politisch und ideologisch ausgerichtete Gleichschaltung der arztlichen Standesorganisationen ab 1933 und deren Auswirkung auf die arztliche Berufsausubung vor und nach 1945 In Matthis Krischel u a Medizinische Fachgesellschaften im Nationalsozialismus Lit Verlag Berlin 2016 S 19 30 hier S 28 a b Gisela Tascher Die politisch und ideologisch ausgerichtete Gleichschaltung der arztlichen Standesorganisationen ab 1933 und deren Auswirkung auf die arztliche Berufsausubung vor und nach 1945 In Matthis Krischel u a Medizinische Fachgesellschaften im Nationalsozialismus Lit Verlag Berlin 2016 S 19 30 hier S 29 Luitwin Bies Die CDU Saar mit braunen Flecken Memento vom 29 November 2011 im Internet Archive Vortrag vor der Peter Imandt Gesellschaft Rosa Luxemburg Stiftung Saarbrucken 5 Marz 2009 S 7 9 PDF 1 7 MB Luitwin Bies Die CDU Saar mit braunen Flecken Memento vom 29 November 2011 im Internet Archive Vortrag vor der Peter Imandt Gesellschaft Rosa Luxemburg Stiftung Saarbrucken 5 Marz 2009 S 9 PDF 1 7 MB Daniel Kirch Wegen aktiver Rolle im Nationalsozialismus Uni entzieht Ex Regierungschef Auszeichnung Abgerufen am 1 September 2019 Saarlandischer Rundfunk online v 25 06 2018 Welsch droht Entzug der Ehrensenatorwurde Saarlandischer Rundfunk online v 12 07 2018 Uni entzieht Welsch EhrensenatorwurdeMinisterprasidenten des Saarlandes Johannes Hoffmann Heinrich Welsch Hubert Ney Egon Reinert Franz Josef Roder Werner Klumpp komm Werner Zeyer Oskar Lafontaine Christiane Krajewski komm Reinhard Klimmt Peter Muller Annegret Kramp Karrenbauer Tobias Hans Anke Rehlinger Siehe auch Liste der saarlandischen MinisterprasidentenSaarlandische Justizminister seit 1947 Heinz Braun Erwin Muller Heinz Braun Erwin Muller Heinrich Welsch Egon Reinert Hubert Ney Egon Reinert Julius von Lautz Alois Becker Rainer Wicklmayr Franz Becker Wolfgang Knies Arno Walter Ingeborg Spoerhase Eisel Josef Hecken Gerhard Vigener Peter Muller Annegret Kramp Karrenbauer Anke Rehlinger Reinhold Jost Stephan Toscani Peter Strobel Petra BergSaarlandische Arbeitsminister seit 1947 Richard Kirn Johannes Hoffmann Richard Kirn Johann Klein Heinrich Welsch Kurt Conrad Hermann Trittelvitz Paul Simonis Rainer Wicklmayr Rita Waschbusch Rosemarie Scheurlen Brunhilde Peter Christiane Krajewski Marianne Granz Barbara Wackernagel Jacobs Regina Gorner Hanspeter Georgi Josef Hecken Gerhard Vigener Annegret Kramp Karrenbauer Monika Bachmann Heiko Maas Anke Rehlinger Magnus Jung Normdaten Person GND 1012047377 lobid OGND AKS VIAF 170922210 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Welsch HeinrichKURZBESCHREIBUNG saarlandischer MinisterprasidentGEBURTSDATUM 13 Oktober 1888GEBURTSORT SaarlouisSTERBEDATUM 23 November 1976STERBEORT Saarbrucken Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Welsch Politiker amp oldid 229083675