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Heinrich Karl Ernst Martin Meyer 17 Mai 1904 in Nurnberg 1 10 Oktober 1977 in Bellingham Washington war ein deutsch amerikanischer Literaturhistoriker Germanist und Autor Seine Forschung richtete sich auf Johann Wolfgang von Goethe und die Deutsche Literatur des 18 und 19 Jahrhunderts Seine Lehre fokussierte auf Sprachunterricht Rapid Reading Stilistik Deutsche Literatur des 18 und 19 Jahrhunderts sowie die Methoden der Literaturwissenschaft Meyer publizierte auch unter den Pseudonymen John Anderson Robert O Barlow Hugo Cartesius und H K Houston Meyer 2 Heinrich Meyer als junger Lehrer an der reformpadagogischen Schule am Meer auf der ostfriesischen Nordseeinsel Juist Inhaltsverzeichnis 1 Jugend und Familie 2 Schule und Studium 3 Emigration 4 Berufliche Entwicklung 5 Mitgliedschaften 6 Ehrungen 7 Werke 7 1 Aufsatze 7 2 Belletristik 7 3 Dissertation 7 4 Gartenbau 7 5 Linguistik 7 6 Literaturwissenschaft 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseJugend und Familie BearbeitenHeinrich Meyer wurde als Sohn des in Nurnberg tatigen Oberlehrers Wilhelm Karl Meyer 1952 und dessen Ehefrau Anna geborene Ulmer geboren Am 10 Mai 1936 heiratete er Mary Louise Dinsmoor die er wahrend ihres Studiums am Rice Institute kennengelernt hatte Die Ehe hielt den Herausforderungen wahrend eines juristischen Verfahrens jedoch nicht stand und wurde am 19 Dezember 1942 geschieden Am 19 Februar 1945 heiratete er die Kanadierin Doris Hoag Clark 1923 ebenfalls eine fruhere Studentin des Rice Institute 3 Die Ehe wurde 1955 geschieden Im Jahr 1957 heiratete er ein drittes Mal Sibylle Hommel 1932 die Tochter des Tubinger Altphilologen Hildebrecht Hommel 4 Schule und Studium BearbeitenHeinrich Meyer besuchte zunachst fur vier Jahre die Volksschule in Nurnberg danach von Ostern 1914 bis Fruhjahr 1923 das dortige Alte Gymnasium heute Melanchthon Gymnasium wo er die Reifeprufung bestand Ab Sommersemester 1923 studierte er zunachst an der Friedrich Alexander Universitat in Erlangen bei Franz Saran Zum Wintersemester 1923 24 wechselte er nach Munchen an die Ludwig Maximilians Universitat zum Sommersemester 1924 an die Albert Ludwigs Universitat nach Freiburg im Breisgau Bei Friedrich Brie Alfred Gotze Hanns Heiss Hans Jantzen R Kapp F Wilhelm Philipp Witkop und Heinrich Wolfflin studierte er Anglistik Germanistik Romanistik Latein und Philosophie 1927 promovierte er zum Thema Der deutsche Schaferroman des 17 Jahrhunderts und legte 1928 in Baden sein Staatsexamen ab Emigration BearbeitenAm 11 Juni 1930 bestieg er in Bremen die Crefeld des Norddeutschen Lloyd nach Galveston und reiste erstmals in die USA 5 Am 6 November 1935 erhielt er per Quota Visum die US amerikanische Staatsburgerschaft Nach Kriegseintritt der USA 1941 wurde er einer pro deutschen aus Sicht der USA feindlichen Einstellung verdachtigt nachdem er sich einige Male mit dem deutschen Generalkonsul Edgar von Spiegel von und zu Peckelsheim in New Orleans getroffen hatte Darauf war das FBI aufmerksam geworden Die US amerikanische Bundespolizei sandte daher Spitzel die als Studenten getarnt waren in Meyers Vorlesungen und Seminare In der Folge baute das FBI einen Fall gegen Meyer auf Im September 1942 sollte durch eine Petition Petition under section 338 of the Nationality Act of 1940 erreicht werden ihm die US Staatsburgerschaft zu entziehen Der Vorwurf gegen Meyer lautete er habe sich die Einburgerung betrugerisch und somit illegal erschlichen um in den Genuss der damit verbundenen Rechte und Privilegien sowie deren Schutz zu gelangen ohne den damit gleichermassen verbundenen Pflichten hier patriotisches Verhalten zugunsten der USA nachkommen zu wollen Die US Zentralbank Federal Reserve beschlagnahmte sein gesamtes Vermogen so dass sich Meyer genotigt sah sich in der Sache ohne professionellen Rechtsbeistand verteidigen zu mussen Er widersprach dem Vorwurf wodurch die Zivilsache am 23 Februar 1943 vor Gericht kam Bundesrichter Allen B Hannay befand Meyer fur schuldig weil er annahm Meyer wolle sich nicht permanent in den Vereinigten Staaten aufhalten Er war weiterhin der Ansicht Meyer empfinde eine heimliche Loyalitat gegenuber dem Dritten Reich 6 Nach diesem Urteil loste das Rice Institute den Arbeitsvertrag mit Meyer Am 8 Marz 1943 wurde er vom FBI in Gewahrsam genommen und der Einwanderungsbehorde Immigration and Naturalization Department uberstellt Meyer wurde fur drei Monate in einem Internment Camp des Department of Justice in Kenedy Bee County Texas interniert Im April 1944 erreichte Meyer per Eingabe beim Appellationsgericht in New Orleans die Aufhebung aller Restriktionen Dieses Gericht ging davon aus dass ein Eingeburgerter dasselbe Recht auf die Freiheit der Rede und des Denkens habe wie ein in den USA Geborener Meyers US Staatsburgerschaft blieb ihm somit erhalten Berufliche Entwicklung BearbeitenNach seinem Studienabschluss war er vom 23 Februar 1929 bis Ostern 1931 Lehrer fur Deutschkunde Englisch Latein und Geschichte an dem von Martin Luserke geleiteten reformpadagogischen Landerziehungsheim Schule am Meer auf der Nordseeinsel Juist 7 8 Dort freundete er sich mit seinem jungen schweizerischen Kollegen Fritz Rittmeyer 25 Januar 1903 in Winterthur Kanton Zurich an ein Kontakt der zeitlebens erhalten blieb Das Internat war durch Luserke Eduard Zuckmayer Walter Jockisch und Kurt Sydow stark sportlich und musisch gepragt und betrieb neben handwerklichen Tatigkeiten auch einen von Rudolf Aeschlimann Anni 1891 1972 und Paul Reiner betreuten Gartenbau Luserke war ein sehr versierter Erzahler Diese Einflusse beeindruckten Meyer nachhaltig und spiegeln sich in seinem spateren Werk wider Meyer wurde nach seiner Auswanderung zunachst durch Max Freund als Instructor of German am Rice Institute in Houston Texas beschaftigt 9 Wahrend dieser Tatigkeit veroffentlichte er den Roman Konrad Baumler s long journey A Novel about Germans in Texas der in deutscher Fassung unzensiert im Deutschen Reich erschien ungewohnlich wahrend der NS Zeit da der Autor nun als US Amerikaner galt Mit dem Autorenhonorar plante Meyer den Kauf einer texanischen Ranch Zwei Mal noch reiste er vor den von Joseph Goebbels initiierten Novemberpogromen des Jahres 1938 nach Deutschland 1938 schrieb er direkt an Adolf Hitler und suchte um einen personlichen Gesprachstermin in der Reichskanzlei nach Er wollte davor warnen wie stark die antisemitischen Aktionen in Deutschland die Stimmung in den Vereinigten Staaten beeinflussen Sein Gesuch wurde abgelehnt Das Schreiben wurde in seinem spateren Prozess in den USA gegen ihn verwendet 10 Im Jahr 1939 ermoglichte er dem Literaturwissenschaftler Eduard Berend die Flucht aus dem Deutschen Reich und schutzte ihn so vor Deportation und Konzentrationslager Wahrend des Zweiten Weltkrieges unterstutzte er ihn von den USA aus mit Lebensmittelpaketen und durch Zusendung wissenschaftlicher Publikationen Der Briefwechsel der beiden ist erhalten und als Buch erschienen 11 Nach seiner Internierung lebte Meyer bis 1945 in Houston Texas Dort schrieb und veroffentlichte er unter dem Pseudonym Robert O Barlow uber den Gartenbau und half aktiv beim Aufbau einer Farm Kooperative mit Jerome Irving Rodale Seine Ehefrau Doris unterstutze Rodale bei der Anlage eines der ersten organischen Garten der Vereinigten Staaten und bei der Herausgabe seines Periodikums Organic Farming and Gardening and Prevention 12 Meyer lehrte bis 1947 am Muhlenberg College in Allentown Pennsylvania als Associated Professor of German 13 Dort freundete sich Meyer mit dem Altnordisten Sten Gunnar Flygt an Im Jahr 1953 folgte er einem Ruf an die Vanderbilt University in Nashville Tennessee wo er ab 1959 als ordentlicher Professor Full Professor tatig war 14 In dieser Zeit fungierte er als Herausgeber des fachspezifischen Periodikums German Studies in America Zwischenzeitlich lehrte er als Visiting Lecturer auch an der Princeton University in New Jersey Im Wintersemester 1961 62 nahm er eine Gastprofessur an der Universitat Hamburg an im Sommersemester 1962 war er Visiting Professor an der Indiana University in Bloomington im Wintersemester 1963 64 Visiting Professor an der Vanderbilt University in Nashville Tennessee von 1964 bis 1972 als Professor of German 15 Im Jahr 1972 ging Meyer in Pension Er verstarb im Alter von 73 Jahren an einem Hirntumor 16 Nach Meyers Tod erwarb die Vanderbilt University Meyers umfangreiche Bibliothek 17 Mitgliedschaften BearbeitenAmerican Association of Teachers of German AATG Modern Language Association of America MLA Ehrungen Bearbeiten1930 Preis der Kant Gesellschaft 1953 Fellow Award der John Simon Guggenheim Memorial Foundation 18 1972 Bundesverdienstkreuz 1 Klasse 17 Marz 1972 Werke BearbeitenMeyer verfasste auch unter Pseudonymen sowohl wissenschaftliche als auch literarische Werke Als leidenschaftlicher Gartner und Blumenzuchter veroffentlichte Meyer zudem einzelne Schriften zu gartnerischen Themen Aufsatze Bearbeiten Er schrieb eine Vielzahl von Aufsatzen uber Erzahltechniken Johann Wolfgang von Goethe Gottfried Wilhelm Leibniz Leopold von Ranke Baruch de Spinoza Ferdinand Tonnies Belletristik Bearbeiten unter dem Pseudonym H K Houston Meyer Konrad Baumlers weiter Weg Ein Texas Deutscher Roman mit autobiographischen Bezugen Deutsche Verlags Anstalt Berlin Stuttgart 1938 OCLC 903362987Dissertation Bearbeiten Der deutsche Schaferroman des 17 Jahrhunderts Phil Inauguraldissertation Albert Ludwigs Universitat Freiburg im Breisgau Dorpat 1928 OCLC 187177530 Nachdruck v Hirschheydt Hannover 1978 ISBN 3 7777 0041 XGartenbau Bearbeiten unter dem Pseudonym Robert O Barlow The complete modern garden herbal of Robert O Barlow Gardener s Book Club Series 2 No 1 Organic Gardening Emmaus PA USA 1945 OCLC 3685017 Leaves and what they do Organic Garding Library Nr 12 Organic Gardening Emmaus PA USA 1949 OCLC 1185287328Linguistik Bearbeiten mit Arnold A Ortmann Deutsches Ubungsbuch New York City NY USA 1936 Die Kunst des Erzahlens Francke Verlag Bern und Munchen 1972 OCLC 901283226Literaturwissenschaft Bearbeiten Goethe Sage and Poet Houston Texas 1932 Goethe Das Leben im Werk Stromverlag Hamburg Bergedorf 1949 2 Auflage mit neuer Einleitung XXXI Seiten Hans E Gunther Verlag Stuttgart 1967 Hrsg und mit einem Nachwort von Jorg Drews Haffmans Zurich 1994 ISBN 3 251 00270 8 Dieses Buch rief erhebliche fachliche Kontroversen hervor The Age of the World A Chapter in the History of Enlightment Muhlenberg College Allentown PA USA 1951 bereits 1949 mimeographisch publiziert Online Vollansicht Goethe and Music A List of Parodies and Goethe s Relationship to Music In The Journal of English and Germanic Philology Vol 54 No 3 Juli 1955 S 428 430 Was bleibt Bemerkungen uber Literatur und Leben Schein und Wirklichkeit inkl autobiographischen Exkursen Gunther Stuttgart 1966 OCLC 923471866Literatur BearbeitenKatharina Mommsen Novarum Rerum Cupidus Nachruf auf den Herausgeber von German Studies in America Heinrich Meyer In German Studies Review Vol 1 No 3 1978 S 336 341 Meike G Werner Meyer Heinrich In Christoph Konig Hrsg unter Mitarbeit von Birgit Wagenbaur u a Internationales Germanistenlexikon 1800 1950 Band 2 H Q Walter de Gruyter Berlin New York 2003 ISBN 3 11 015485 4 S 1212 1213 Meike G Werner Hrsg Eduard Berend und Heinrich Meyer Briefwechsel 1938 1972 Marbacher Schriften H 10 Wallstein Verlag Gottingen 2013 ISBN 978 3 8353 1222 7 Meike G Werner Hrsg The Correspondence between Eduard Berend and Heinrich Meyer Marbacher Schriften H 10 Wallstein Verlag Gottingen 2013 ISBN 978 3 8353 1222 7 Sabine De Santiago Ramos Meyer Heinrich Karl Ernst Martin In Texas Handbook Online Texas State Historical Association auf tshaonline orgWeblinks BearbeitenLiteratur von und uber Heinrich Meyer im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Geburtsregister Heinrich Karl Ernst Martin Meyer Standesamt Nurnberg C 27 IV Nr 1301 1904 Meyer Heinrich Karl Ernst Martin In Wer ist wer 12 Ausg Schmidt Romhild Verlag Lubeck 1955 Doris Meyer Chatham auf annexgalleries com Christoph Konig et al Internationales Germanistenlexikon 1800 1950 Bd 1 Walter de Gruyter Berlin Reprint 2011 ISBN 978 3 11 015485 6 S 1212 Norddeutscher Lloyd Passagierliste der Crefeld vom 11 Juni 1930 Dr Heinrich Meyer Juist Memento vom 7 August 2017 im Internet Archive In Staatsarchiv Bremen Klaus L Berghahn Jost Hermand Goethe in German Jewish Culture Camden House Columbia S C 2001 ISBN 978 1 57113 323 6 S 125 138 Lehrerbuch der Schule am Meer Juist Blatt 26 In Schleswig Holsteinische Landesbibliothek Kiel Handschriftenabteilung Nachlass Luserke Martin Signatur Cb 37 Stiftung Schule am Meer Hrsg Auskunftsblatt der Schule am Meer Juist Nordsee 1928 29 S 13 Sabine De Santiago Ramos Meyer Heinrich Karl In Texas Handbook Online Texas State Historical Association auf tshaonline org Doris Meyer Chatham Auf annexgalleries com abgerufen am 1 Juli 2017 Meike G Werner Hrsg Eduard Berend und Heinrich Meyer Briefwechsel 1938 1972 Marbacher Schriften H 10 Wallstein Verlag Gottingen 2013 ISBN 978 3 8353 1222 7 Doris Meyer Chatham auf annexgalleries com Meyer Heinrich In Kurschners deutscher Gelehrten Kalender Jg 7 1950 Foto 1953 Heinrich Meyer auf gf org Joachim Gunther Meyer Heinrich Was bleibt In Frankfurter Allgemeine Zeitung 28 Februar 1967 auf gbv de Joachim Gunther Heinrich Meyer Nachruf In Neue deutsche Hefte 24 1977 S 885 887 Vanderbilt University Grad Student Handbook auf vanderbilt edu Heinrich Meyer Award 1953 In John Simon Guggenheim Memorial Foundation auf gf orgNormdaten Person GND 117559202 lobid OGND AKS LCCN n85284626 VIAF 72174510 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Meyer HeinrichALTERNATIVNAMEN Anderson John Pseudonym Barlow Robert O Pseudonym Cartesius Hugo Pseudonym Meyer H K Houston Pseudonym KURZBESCHREIBUNG deutsch amerikanischer Literaturhistoriker Germanist und AutorGEBURTSDATUM 17 Mai 1904GEBURTSORT NurnbergSTERBEDATUM 10 Oktober 1977STERBEORT Bellingham Washington Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Meyer Literaturhistoriker amp oldid 237736433