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Heinrich Cramer seit 1571 Heinrich Cramer von Clausbruch auch Heinrich Cramer von Claussbruch 1515 in Hattingen Ruhr 3 November 1599 in Leipzig war ein Grosskaufmann und Fernhandler der infolge seiner unternehmerischen Tatigkeiten und Spekulationen ein Vermogen von 300 000 Gulden erwirtschaftete und so zu einem der reichsten Handelsherren und Landbesitzer in Kursachsen aufstieg Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und erste Geschaftstatigkeiten 1 2 Grosskaufmann in Leipzig 1 3 Die Tuchmanufaktur in Meuselwitz 1 4 Letzte Jahre und Fazit 2 Ehen und Nachkommen 3 Trivia 4 LiteraturLeben BearbeitenHerkunft und erste Geschaftstatigkeiten Bearbeiten Heinrich Cramer wurde als Sohn des in Eger Plauen und Hattingen tatigen Kaufmanns Jasper oder Kaspar Cramer um 1485 geboren Von Jasper Cramer ist bekannt dass er ein Enkel von Endres Cramer eines 1444 verstorbenen Ratsherrn in Eger war und die Patriziertochter Anna Juncker um 1485 aus Eger heiratete Aus der Ehe von Jasper und Anna stammten Heinrich sein als Grosskaufmann in Amsterdam tatiger ebenfalls 1571 geadelter Bruder Dietrich Cramer von Clausbruch um 1522 und der Kaufmann Reinhard Cramer um 1517 1597 der seine Geschafte von Goslar aus betrieb Heinrich soll im heimatlichen Herzogtum Kleve sowohl eine Lateinschule besucht als auch eine Kaufmannslehre abgeschlossen haben ehe er in Antwerpen dem damaligen Handels und Finanzzentrum nordlich der Alpen verschiedenen Handelsgeschaften nachging Von dort aus siedelte er in die Brabanter Textilstadt Arras uber die er wegen der fur Protestanten bedrohlich werdenden Lage um 1555 56 verlassen musste Grosskaufmann in Leipzig Bearbeiten Er zog nach Leipzig wo er noch im Jahr 1556 das Burgerrecht erhielt Zwei Jahre spater kaufte er den gegenuber dem Rathaus liegenden Handelshof Markt 11 mit Kaufkammern und Speichern den Aeckerleins Hof Cramer verfugte neben seinem Leipziger Kontor noch uber Faktoreien in Antwerpen Koln und Eisleben und er erwirtschaftete mit seinem Grosshandel Tuche Seide Rauchwaren Waid Edelsteinen und Waffen hohe Umsatze Ausserdem galt er als geschickter und angesehener Vermittler zwischen dem oberdeutschen und dem hansischen Handel Um 1560 begann Cramer von Leipzig aus seine Geschafte mit den ostlichen Landern zu intensivieren Seine an die Grafen von Mansfeld gewahrten Kredite ermoglichten ihm ebenfalls ab etwa 1560 den Einstieg in das prosperierende Montanwesen im Mansfelder Land Er investierte in Saigerhutten in Sangerhausen und Wernigerode die damals als die modernsten Bergfabriken galten Dadurch gelang es ihm seine wirtschaftliche Vorherrschaft im Bergbau des Mansfelder Landes und am Harz zu begrunden Zwar widmeten sich Heinrich Cramer und seine Gesellschafter hauptsachlich der Aufbereitung von Erzen und nicht dem Bergbau aber sie besassen die Kuxe zahlreicher ergiebiger Gruben am Harz und im Mansfelder Land aber auch im Erzgebirge im bohmischen und im alpenlandischen Bergwesen Heinrich Cramer handelte mittlerweile europaweit mit niederlandischen Tuchen thuringischen Waid Mansfelder Kupfer Goslarer Blei Vitriol und Galmei erzgebirgischen Silber aus Annaberg Geyer und Pressnitz Salz der Sole von Artern und osteuropaischen Rauchwaren Er betrieb Geschafte mit Partnern aus Prag Danzig Posen Krakau oder Moskau sein Handelsnetz erstreckte sich bis nach Spanien die Niederlande und nach Skandinavien Cramer erlangte in Leipzig eine herausragende wirtschaftliche Stellung die vom Stadtgericht nach einer Auseinandersetzung mit ihm wie folgt kommentiert wurde Kein Handel in Leipzig jemalss so gross und klein gewesen Heinrich Cramer hat dahinden oder darinnen gestecket Die Tuchmanufaktur in Meuselwitz Bearbeiten Um 1580 erreichten Cramers Montangeschafte ihren Zenit Bereits einige Jahre vorher hatte er den Fernhandel mit Tuchen als Tochterfirma aus seinem Unternehmen ausgegliedert die er allerdings wegen Verschuldung bei seinem eigenen Handelshof um 1577 wieder auflosen musste Daraufhin entwickelte Cramer eine neue Geschaftsidee Im Jahr 1578 begann er auf seinem kurz zuvor erworbenen Rittergut in Meuselwitz eine Tuchmanufaktur zu errichten mit dem Ziel die bisher mit hohem Aufwand eingefuhrten Waren nahe Leipzig selbst herzustellen Diese Tuchmanufaktur war sowohl in ihrer technischen Innovation als auch in der Hohe der Investitionen mit den seit 1560 errichteten Saigerhutten in Sangershausen und Wernigerode vergleichbar Cramer liess in Meuselwitz etwa hundert Weberhauser errichten und es gelang ihm funfzig Fachleute aus den Niederlanden fur seine Manufaktur anzuwerben Das Leipziger Kontor sorgte fur die Beschaffung der Rohstoffe organisierte den Produktionsprozess an den Webstuhlen in der Walkerei oder in der Farberei und trieb den Absatz der Endprodukte voran Die Transportleistungen fur die Tuchmanufaktur mussten die Bauern der Meuselwitzer Grundherrschaft leisten Zunachst konnte Cramer von Clausbruch in Meuselwitz zunftige Bindungen der Handwerker umgehen 1592 entschied er jedoch dass die Tuchmacher und Leineweber Innungsordnungen erhalten Moglicherweise wurde eine neue Stufe der Arbeitsteilung und Kooperation innerhalb des Manufakturbetriebes erreicht sodass der Leipziger Grosskaufmann sich entschloss seine Qualitatsanspruche genau zu dokumentieren die Stellung der Meister und Fachkrafte zu regeln und die Mindestlohne fur die Gesellen festzulegen Ebenso versah er das Meuselwitzer Versorgungshandwerk mit Innungsordnungen Heinrich Cramer von Clausbruch erwog ausserdem die Schiffbarmachung der Weissen Elster um von Leipzig uber die Saale und Elbe eine Schiffsverbindung in die Niederlande herzustellen Letzte Jahre und Fazit Bearbeiten Um 1590 erreichten Cramers Unternehmen ihren wirtschaftlichen Hohepunkt Bereits im Jahr 1587 trat sein Schwiegersohn der Kaufmann und Jurist Georg Winter 1551 1618 in die Geschaftsleitung ein die er 1596 vollstandig ubernahm da der inzwischen 81 jahrige Grosskaufmann vor das kaiserliche Hofgericht in Prag zitiert wurde Ein Leipziger Konkurrent beschuldigte Cramer des Handelsbetruges und der angeblichen Konspiration mit dem russischen Zarenhof Cramer wurde deswegen drei Jahre in Prag festgehalten erst wenige Monate vor seinem Tod gelang ihm die Heimkehr nach Leipzig ohne dass ein Urteil verkundet wurde Es gilt als wahrscheinlich dass die Demutigung des Grosskaufmanns im Zusammenhang mit den politischen Anderungen nach dem Tod des sachsischen Kurfursten Christian I 1591 und dem anschliessenden Sturzes des in Leipzig geborenen und mit Cramer befreundeten Kanzlers Nikolaus Krell steht Heinrich Cramer von Clausbruch kann als ein typischer Vertreter der sachsischen Kaufmannschaft und der Leipziger Hochfinanz in der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts gesehen werden Sein Leben wurde nicht nur durch seine wirtschaftlichen und technischen Erfolge sondern auch durch seine humanistische Bildung gepragt Er besass eine Sammlung von ungefahr 100 Gemalden Kupferstichen und Holzschnitten die zur Ausstattung der Beletage des Handelshofs gehorten und seine Bibliothek umfasste etwa 350 Bande Ebenso galt sein Handelshof als ein Ort an dem namhafte Juristen Theologen und Mediziner sowie andere Gelehrte der Leipziger Universitat verkehrten Allerdings musste Heinrich Cramer von Clausbruch zum Ende seines Lebens noch die ersten Anzeichen des Niederganges seines Handelshofes erleben Diese Entwicklung betraf um 1600 viele ahnlich strukturierte Handelshofe vor allem in Oberdeutschland Ehen und Nachkommen BearbeitenHeinrich Cramer von Clausbruch war zweimal verheiratet Seine erste Ehe schloss er 1544 mit einer namentlich nicht bekannten Frau vor 1568 Aus dieser Ehe entstammten Peter Cramer 1554 1604 verheiratet mit Catharina Hertel 1568 1632 Margaretha Cramer 1559 1590 verheiratet seit 1577 mit Colestinus Goritz 1552 1599 Heinrich Cramer 1559 Anna Cramer 1563 1640 verheiratet seit 1581 mit Hans Merseburger der Altere 1550 1620 Ausserdem hatte Heinrich Cramer einen vorehelichen Sohn dessen Mutter nicht bekannt ist Caspar Cramer 1538 1574 Am 19 Januar 1568 vermahlte sich Heinrich Cramer ein zweites Mal Seine Ehefrau Margarethe Meyer 1550 1614 war die Tochter des aus den Niederlanden stammenden und in Leipzig ansassigen Kaufmanns Johann oder Hans Meyer um 1515 1570 und dessen Ehefrau Katharina Eibe 1524 Aus dieser Ehe entstammten 16 Kinder darunter Katharina Cramer von Clausbruch 1569 1603 verheiratet seit 1587 mit dem Kaufmann und Juristen Georg Winter 1551 1618 der seit 1587 in die Leitung des Leipziger Kontors eingebunden war Maria Cramer von Clausbruch 1571 nach 1596 Heinrich Cramer von Clausbruch 6 Marz 1575 in Leipzig 31 August 1615 in Meuselwitz heiratete am 11 Januar 1601 Christine 1576 1639 Tochter des Leipziger Ratsherrn Jacob Vol c kmar Er ubernahm und leitete das Unternehmen seines Vaters Johann Hans Cramer von Clausbruch 1577 1633 war als Grosskaufmann in Leipzig Frankfurt und Warschau tatig Er war seit 1601 mit Hedwig 1581 1625 Tochter des Goslaer Oberberghauptmanns Christoph Sander und dessen Ehefrau Margarethe von Uslar verheiratet Margarethe Cramer von Clausbruch 1578 1620 war in erster Ehe mit Heinrich Tryller 1570 1614 und in zweiter Ehe mit Hans Rothe 1570 1626 verheiratet Elias Cramer von Clausbruch 1583 1623 Eva auch Elisabeth oder Amelia Cramer von Clausbruch 1587 1611 ehelichte 1603 Johann von Holterberg Neerhoff 1614 Trivia BearbeitenAm 10 November 1928 wurde vom Leipziger Stadtrat beschlossen die vormalige Kirchbergstrasse im Leipziger Stadtteil Wahren nach Heinrich Cramer von Clausbruch in Claussbruchstrasse umzubenennen Dieser Beschluss trat nach seiner Verkundigung am 15 Dezember 1928 in Kraft Literatur BearbeitenManfred Unger Cramer von Claussbruch Clausbruch Heinrich In Sachsische Biografie hrsg vom Institut fur Sachsische Geschichte und Volkskunde e V bearb von Martina Schattkowsky Online Ausgabe Heinrich Cramer von Claussbruch 1515 1599 abgerufen am 23 November 2020 Leipziger Biographie Online Ausgabe Heinrich Cramer von Clausbruch abgerufen am 23 November 2020 Ernst Kroker Heinrich Cramer von Claussbruch ein Leipziger Handelsherr des 16 Jahrhunderts In Gustav Wustmann Hrsg Quellen zur Geschichte Leipzigs Veroffentlichungen aus dem Archiv und der Bibliothek der Stadt Leipzig Band 2 Duncker amp Humblot Leipzig 1895 S 353 386 Online Ausgabe Heinrich Cramer von Claussbruch abgerufen am 23 November 2020 Herbert Helbig Cramer von Clausbruch Heinrich In Neue Deutsche Biographie 3 1957 S 392 f Online Ausgabe Heinrich Cramer von Clausbruch abgerufen am 23 November 2020 Historischer Fuhrer Bezirke Leipzig Karl Marx Stadt Urania Verlag Leipzig Jena Berlin 1 Auflage 1981 S 171 Manfred Unger Der unternehmerische Prinzipal Cramer von Claussbruch In Leipziger Blatter 35 1999 ISSN 0232 7244 S 54 f Walter Fellmann Sachsen Lexikon Koehler amp Amelang Verlagsgesellschaft mbH Munchen Berlin 2000 ISBN 3 7338 0234 9Normdaten Person GND 135725127 lobid OGND AKS VIAF 30762945 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Cramer von Clausbruch HeinrichALTERNATIVNAMEN Cramer von Claussbruch HeinrichKURZBESCHREIBUNG Grosskaufmann und UnternehmerGEBURTSDATUM 1515GEBURTSORT HattingenSTERBEDATUM 3 November 1599STERBEORT Leipzig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Cramer von Clausbruch amp oldid 238103719