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Harald Kaufmann 1 Oktober 1927 in Feldbach Steiermark 9 Juli 1970 in Graz war ein osterreichischer Musikforscher Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Leistungen 3 Nachwirkungen 3 1 Harald Kaufmann Symposion 3 2 Harald Kaufmann Archiv 3 3 Harald Kaufmann Preis 4 Werke von Harald Kaufmann 4 1 Bucher 4 2 Herausgaben 4 3 Aufsatze 4 4 Radiosendungen 5 Literatur uber Harald Kaufmann 6 Weblinks 7 Anmerkungen 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHarald Kaufmann studierte in Graz Philosophie unter anderem bei dem Alexius Meinong Schuler Ferdinand Weinhandl A 1 sowie Musikwissenschaft bei Hellmut Federhofer In den 1950er und 1960er Jahren wandte Kaufmann Weinhandls Methode der Gestaltanalyse auf die Analyse von Musik an A 2 Insofern ist Kaufmann im weiteren Sinn zur Grazer Schule der Gestalttheorie zu zahlen A 3 in seinem kritischen Impetus in Diktion und dialektischer Konsequenz A 4 aber war er schon fruh stark durch Karl Kraus beeinflusst Ein zweites Studium Jura schloss Kaufmann 1953 ebenfalls mit dem Doktorat ab Seit 1947 war er als Musikkritiker von 1961 an als Kulturredakteur der sozialistischen Tageszeitung Neue Zeit tatig In osterreichischen deutschen und schwedischen Zeitungen wirkte Kaufmann als Publizist fur den Osterreichischen Rundfunk sowie fur deutsche Rundfunkanstalten u a WDR NDR Bayerischer Rundfunk RIAS Berlin verfasste er regelmassig Sendereihen 1 Leistungen BearbeitenIn den Monaten nach Ende des Zweiten Weltkriegs beteiligte sich Kaufmann beim Wiederaufbau der Osterreichischen Urania fur Steiermark A 5 Im Rahmen des Volksbildungswerkes hielt er in den 1940er und 1950er Jahren hunderte von Vortragen uber Musik mit den Schwerpunkten Wiener Schule Arnold Schonberg Alban Berg Anton Webern und Avantgarde 1946 grundete Kaufmann zusammen mit Ulrich Baumgartner Hellmuth Himmel und Heinz Gerstinger das Grazer Hochschulstudio als klar fortschrittlich ausgerichtete Theatergruppe A 6 Im November 1947 wurde als Hochschulstudio Produktion Kaufmanns Einakter Vittoria Colonna unter der Regie von Heinz Gerstinger uraufgefuhrt Bei dem Stuck handelt es sich um eine dramatisierte Fassung der Novelle Die Versuchung des Pescara von Conrad Ferdinand Meyer 2 Weitere Theaterstucke Don Juan mit Hindernissen Symposion und Das Buch Hiob A 7 Kaufmann verfasste mehrere Opernlibretti fur Waldemar Bloch richtete er Stella nach Johann Wolfgang von Goethe ein UA 5 Juli 1951 in Graz fur Rudolf Weishappel arbeitete er Elga nach Gerhart Hauptmann zum Opernstoff um Ursendung 12 November 1952 ORF szenische UA 28 Januar 1967 Landestheater Linz und adaptierte Konig Nicolo oder So ist das Leben nach Frank Wedekind szenische UA 1972 Volksoper Wien Spater distanzierte sich Kaufmann von diesen Arbeiten als Jugendsunden A 8 In den 1950er Jahren beschaftigte sich Kaufmann intensiv mit der von den Nationalsozialisten ausgerotteten judischen Kultur in Osterreich Uber zehn Jahre lang arbeitete er an einem Buch das den Titel Geist aus dem Ghetto tragen sollte und unveroffentlicht blieb Das etwa 350 Seiten umfassende Manuskript gliedert sich in vier Teile Der erste Abschnitt Das Material bringt einen historischen Abriss der zweite Teil Die Chronik sieht eine nach Berufsgruppen Arzte Kantoren Rechtsanwalte Musiker Schriftsteller Journalisten etc geordnete Auflistung judischer Intellektueller in Wien bis zum Exodus durch die Nazis vor Im dritten Abschnitt Die Analyse geht Kaufmann auf wissenschaftliche Ideen und gesellschaftspolitische Theorien u a Psychoanalyse Traumdeutung Zionismus ein die in Wien um 1900 entstanden sind oder ihre Auspragung fanden Fur den vierten Teil Ausnahmenzustande hatte Kaufmann den Versuch vorgesehen das Thema des Judischen durch judische Selbstanalysen zu erfassen 3 1958 und 1961 leitete Kaufmann jeweils die Arbeitsgemeinschaft Musik im Rahmen des Europaischen Forum Alpbach Auf der Hauptarbeitstagung des Instituts fur neue Musik und Musikerziehung in Darmstadt hielt Kaufmann im April 1965 Vortrage zur Musik Schonbergs und Weberns die in Musikwissenschaftskreisen grosse Beachtung fanden 4 Kaufmann grundete 1967 als Vorstand das Institut fur Wertungsforschung jetzt Institut fur Musikasthetik an der Grazer Musikakademie jetzt Universitat fur Musik und darstellende Kunst Graz 5 zeitgleich richtete Vera Schwarz dort ein Institut fur Werkpraxis ein Universalistisch in ihren Interessen interdisziplinar in ihrer Arbeitsweise dialogisch in ihrem intellektuellen Stil kontextualisierend im Zugang zu kulturellen Phanomenen bewegt von Ungenugen am oder gar Misstrauen gegen den bestehenden Musikbetrieb entwickelten Schwarz wie Kaufmann unter den Titeln Auffuhrungspraxis respektive Wertungsforschung zukunftsweisende Programme in denen Wissenschaft und Kunst aufeinander bezogen waren 6 A 9 Seit 1968 gab Kaufmann die Studien zur Wertungsforschung heraus fur deren erste beide Bande er u a Theodor W Adorno als Autor gewinnen konnte Zwischen Adorno und Kaufmann kam es uber die Jahre neben einigen personlichen Kontakten zu einem brieflichen Gedankenaustausch A 10 Kaufmann war zudem der engste Freund des Komponisten Gyorgy Ligeti nach dessen Emigration aus Ungarn und widmete dessen Werk die ersten bedeutenden Analysen und Interpretationen A 11 Am 1 Juni 1970 wurde bei Kaufmann septische Pleuropneumonie diagnostiziert 7 Am 29 Juni 1970 wurde er durch Entschliessung des Bundesprasidenten der Republik Osterreich Franz Jonas zum ordentlichen Hochschulprofessor ernannt Kaufmann starb am 9 Juli 1970 im Alter von 42 Jahren in Graz Nachwirkungen BearbeitenHarald Kaufmann Symposion Bearbeiten Am 20 und 21 Oktober 2010 veranstalteten Andreas Dorschel Institut fur Musikasthetik an der Universitat fur Musik und darstellende Kunst Graz sowie Petra Ernst und Gerald Lamprecht Centrum fur Judische Studien an der Karl Franzens Universitat Graz an der Universitat fur Musik und darstellende Kunst Graz das Harald Kaufmann Symposion zu Leben und Werk Harald Kaufmanns 8 Harald Kaufmann Archiv Bearbeiten Das Harald Kaufmann Archiv wurde 1995 an der Akademie der Kunste Berlin eingerichtet Der umfangreiche Nachlass umfasst Manuskripte und Vorarbeiten u a zur Dissertation Methoden der philosophischen Interpretation zu den Buchern Spurlinien und Fingerubungen zu Vortragen sowie zur unveroffentlichten Studie Geist aus dem Ghetto Zur judischen Kultur in der Donaumonarchie Druckbelege von Rezensionen Feuilletonartikeln und Werkeinfuhrungen Manuskripte von literarischen Arbeiten und Libretti Analyseskizzen Notizhefte Korrespondenz u a mit Theodor W Adorno Hans Erich Apostel Helene Berg Alfred Brendel Francis Burt Friedrich Cerha Luigi Dallapiccola Johann Nepomuk David Ulrich Dibelius Herbert Eimert Josef Hausler Ernst Krenek Rolf Liebermann Gyorgy Ligeti Frank Martin Josef Polnauer Willi Reich Rudolf Stephan Heinrich Strobel Hans Heinz Stuckenschmidt Hans Swarowsky Wieland Wagner und Hans Weigel sowie mit zahlreichen Institutionen ferner biografische Unterlagen und Fotos Harald Kaufmann Preis Bearbeiten 2018 wurde ein Harald Kaufmann Preis fur Publizistik verliehen initiiert von Karl Franzens Universitat Graz und Universitat fur Musik und darstellende Kunst Graz fur herausragende Veroffentlichungen auf dem Gebiet der Forschung in den Geistes Sozial und Kulturwissenschaften sowie in der Entwicklung und Erschliessung der Kunste Ausgezeichnet in insgesamt vier Kategorien wurden Barbara Bach Honig Claudia Doffinger Veronika Muchitsch sowie Susanne Scholz und Michael Hell 9 Werke von Harald Kaufmann BearbeitenBucher Bearbeiten Neue Musik in Steiermark Graz 1957 Hans Erich Apostel Lafite Wien 1965 Eine burgerliche Musikgesellschaft 150 Jahre Musikverein fur Steiermark Graz 1965 Spurlinien Analytische Aufsatze uber Sprache und Musik Lafite Wien 1969 Fingerubungen Musikgesellschaft und Wertungsforschung Lafite Wien 1970 Von innen und aussen Schriften uber Musik Musikleben und Asthetik Hg v Werner Grunzweig und Gottfried Krieger Wolke Hofheim 1993 ISBN 3 923997 52 3 Musikalische Reisebilder Hg v Werner Grunzweig und Gottfried Krieger Universal Edition Wien London New York 2015 ISBN 978 3 7024 7373 0 10 Herausgaben Bearbeiten Studien zur Wertungsforschung 1 Symposion fur Musikkritik Graz 1968 Studien zur Wertungsforschung 2 Graz 1969 Studien zur Wertungsforschung 4 Psychologie asthetischer Urteile Graz 1970 postum Aufsatze Bearbeiten Wandlungen im Mazenatentum in Osterreichische Musikzeitschrift 20 1965 S 282 286 Osterreichischer Staatspreis 1968 Erich Marckhl in Osterreichische Musikzeitschrift 23 1968 S 189 196 Der ungeteilte Paul Hindemith in Osterreichische Musikzeitschrift 50 1995 S 476 480 Mit einem Postskript von Werner Grunzweig eine neue Perspektive auf diese alten Formen Gesprach mit Gerd Zacher hrsg von Andreas Dorschel in Osterreichische Musikzeitschrift 59 2004 S 4 8 A 12 Radiosendungen Bearbeiten Im Vorfeld der Jakobsleiter Schonberg Mahler und Wien Westdeutscher Rundfunk November 1961 Strukturen im Strukturlosen Uber Gyorgy Ligetis Atmospheres Westdeutscher Rundfunk 1962 Werk und Wirkung von Claude Debussy achtteilige Sendereihe 1 Natur in der Musik 2 Neoklassizismus 3 Wort und Bedeutung 4 Spiele und Spielzeug 5 Dekadenz und Hedonismus 6 Das Ritual 7 Collage und Wirklichkeit 8 Initiator der Neuen Musik Bayerischer Rundfunk 1962 Anmerkungen zu Gluck Bayerischer Rundfunk Fruhjahr 1963 Ein Fall absurder Musik Ligetis Aventures und Nouvelles Aventures vier Vortrage fur das Nachtstudio des WDR Westdeutscher Rundfunk August 1964 Le sacre du printemps von Strawinsky Bayerischer Rundfunk November 1965 Aushohlung der Tonalitat bei Reger Sudwestfunk Baden Baden Mai 1966 A 13 Literatur uber Harald Kaufmann BearbeitenWerner Grunzweig Gottfried Krieger Harald Kaufmann Thesen uber Wertungsforschung in Worner F amp Wald Fuhrmann M Vol Eds Grimm H Wald Fuhrmann M amp Worner F Series Eds Lexikon Schriften uber Musik Vol 2 Musikasthetik in Europa und Nordamerika Music aesthetics in Europe and North America Kassel Stuttgart 2023 S 432 433 Friedemann Kawohl Harald Kaufmanns Eindrucke von den Donaueschinger Musiktagen in der 1950er Jahren in Schriften der Baar Schriften des Vereins fur Geschichte und Naturgeschichte der Baar 64 Band 2021 S 161f Der Beitrag ist die Einleitung zum Wiederabdruck von Kaufmanns Musikalischem Reisebild Furstlich Furstenbergisches Donaueschingen ebda S 163 168 Andreas Dorschel Vera Schwarz und Harald Kaufmann Neues Musikdenken in den fruhen Jahren der Zweiten Republik in Ingeborg Harer Gudrun Rottensteiner Hg Wissenschaft und Praxis Altes und Neues Graz Leykam 2017 Neue Beitrage zur Auffuhrungspraxis 8 S 29 37 Heidy Zimmermann Musikalische Sprachrohre Harald Kaufmann und Ove Nordwall im Dialog mit Gyorgy Ligeti In Studia Musicologica 57 1 2 2016 S 161 185 Gerald Lamprecht Schreiben und Forschen uber judische Geschichte in Osterreich nach der Shoah In transversal Zeitschrift des Centrums fur Judische Studien an der Universitat Graz 13 Jahrgang 1 2012 S 59 70 Schwerpunktheft H K Petra Ernst Harald Kaufmanns Projekt Geist aus dem Ghetto im Spiegel kulturwissenschaftlicher Forschung eine Annaherung In transversal Zeitschrift fur Judische Studien 13 Jahrgang 1 2012 S 42 57 Heidy Zimmermann Man glaubt gar nicht wie wenig Gojim es gibt Harald Kaufmanns kulturgeschichtlicher Versuch im Licht zeitgenossischer Diskurse In transversal Zeitschrift fur Judische Studien 13 Jahrgang 1 2012 S 27 41 Gottfried Krieger Geist aus dem Ghetto Zum judischen intellektuellen Wien der Jahrhundertwende Ein unveroffentlichtes Buchprojekt des osterreichischen Philosophen und Musikforschers Harald Kaufmann In transversal Zeitschrift fur Judische Studien 13 Jahrgang 1 2012 S 7 26 Federico Celestini Struktur bei Schonberg Figur bei Webern Harald Kaufmanns polemische Analyse In Musik und Asthetik Heft 63 2012 S 43 54 Gottfried Krieger Ein Pionier der Musikpublizistik in Osterreich Zum Leben und Wirken von Harald Kaufmann 1927 1970 In Osterreichische Musikzeitschrift 65 Jg Nr 7 8 2010 S 4 12 Harald Haslmayr Neuerlicher Versuch uber das Osterreichische in der Musik In Osterreichische Musikzeitschrift 65 Jg Nr 7 8 2010 S 13 22 Werner Grunzweig Gottfried Krieger Werten als Wissenschaft Spurlinien eines Begriffs Der Grazer Musikforscher Harald Kaufmann 1927 1970 In Karl Acham Hrsg Kunst und Geisteswissenschaften aus Graz Bohlau Wien 2009 S 609 623 Gottfried Krieger Genie aus dem Ghetto Die unveroffentlichten Arbeitstagebucher des osterreichischen Musikforschers Harald Kaufmann In Gottfried Krieger Matthias Spindler Hrsg Musik als Lebensprogramm Festschrift fur Constantin Floros zum 70 Geburtstag Peter Lang Frankfurt 2000 S 239 248 Werner Grunzweig Vom Glauben ans Nichtnegative oder Der Optimismus einer Zeit In W Grunzweig G Krieger Hrsg Von innen und aussen Wolke Hofheim 1993 S 308 318 Gottfried Krieger Erleben Analysieren Kritisieren Zum Wechselverhaltnis von Praxis und Theorie bei Harald Kaufmann In W Grunzweig G Krieger Hrsg Von innen und aussen Wolke Hofheim 1993 S 9 14 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Harald Kaufmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Harald Kaufmann Website Harald Kaufmann Archiv im Archiv der Akademie der Kunste Berlin Andreas Dorschel Vera Schwarz und Harald Kaufmann Neues Musikdenken in den fruhen Jahren der Zweiten Republik in Wissenschaft und Praxis Altes und Neues Festschrift 50 Jahre Institut 15 Alte Musik und Auffuhrungspraxis an der Kunstuniversitat Graz hg v Ingeborg Harer und Gudrun Rottensteiner Neue Beitrage zur Auffuhrungspraxis 8 Graz 2017 abgerufen am 27 Januar 2022 Gottfried Krieger Volksbildner und Philosoph Kritiker und kritischer Geist Zum Leben und Werk des osterreichischen Musikforschers Harald Kaufmann Uberarb Vortrag auf dem Harald Kaufmann Symposion am 20 Oktober 2010 in Graz PDF abgerufen am 27 Januar 2022 Bertl Mutter Harald Kaufmann und Gyorgy Ligeti Eine Fallstudie zum Verhaltnis von Wissenschaft und Kunst PDF abgerufen am 27 Januar 2022 Harald Kaufmann Preis Harald Kaufmann SymposionAnmerkungen Bearbeiten Weinhandl regte Kaufmann auch zu dessen Dissertation Methoden der philosophischen Interpretation Graz 1948 an Harald Kaufmann Archiv Sig 17 Anders als der auf tonale Musik beschrankte Ansatz von Heinrich Schenker wandte Kaufmann gestaltanalytische Methoden auf die Analyse von Kompositionen der 1950er und 1960er Jahre an Ein gelungenes Beispiel dafur ist etwa Kaufmanns Analyse von Atmospheres von Gyorgy Ligeti Struktur im Strukturlosen in Harald Kaufmann Spurlinien Analytische Aufsatze uber Sprache und Musik Wien 1969 S 107 117 In dem Band findet sich auch der kritische Beitrag zu Schenker Fortschritt und Reaktion in der Analyselehre Heinrich Schenkers S 37 46 Zur Rezeption der Schriften und Ideen von Heinrich Schenker in Graz siehe auch Thomas Wozonig Die fruhe Schenker Rezeption Hellmut Federhofers in Zeitschrift der Gesellschaft fur Musiktheorie 15 1 2018 Kaufmann studierte laut Studienbuch Harald Kaufmann Archiv Berlin Sig 84 vom Sommersemester 1945 bis zum Sommersemester 1948 Philosophie im Hauptfach und Musikwissenschaft im Nebenfach Der Besuch von Vorlesungen Seminaren und Ubungen gehalten von Ferdinand Weinhandl ist nur im Sommersemester 1946 belegt Weinhandl seit 1933 Mitglied der NSDAP trat vor allem in seiner Kieler Zeit bis 1942 als Unterstutzer des Nationalsozialismus hervor Uber seine konfessionelle Gebundenheit kam er immer starker in Konflikt mit dem Unrechtsregime und distanzierte sich spatestens seit seiner Lehrtatigkeit in Graz ab 1944 glaubwurdig davon Weinhandl wurde nach dem Krieg als Minderbelasteter eingestuft und mit Ende des Sommersemesters 1946 vom Dienst suspendiert 1950 nahm er seine Lehrtatigkeit wieder auf Kaufmanns Dissertation wurde von dem Philosophen und Soziologen Konstantin Radakovic betreut Radakovic trat aus der freiwilligen Emigration zuruckgekehrt die Nachfolge von Weinhandl an Dennoch betont Kaufmann in mehreren Veroffentlichungen seine enge Verbundenheit mit Weinhandl und dessen Idee einer physiognomischen Asthetik so unter anderem in Neue Musik in Steiermark S 73 oder in mehreren Wurdigungen in der Neuen Zeit 29 1 1956 und 29 1 1966 Dabei sparte er jeweils die problematische politische Vergangenheit von Weinhandl aus Erich Marckhl In memoriam Harald Kaufmann Hochschule fur Musik und darstellende Kunst Graz 1970 S 6 Marckhl und Kaufmann waren spatestens seit Anfang der 1950er Jahre durch das Anliegen verbunden bedeutende internationale Vertreter der zeitgenossischen Musik und ihre Werke nach Graz zu holen So unterstutze Kaufmann die von Marckhl 1953 gegrundete Reihe Studio fur Probleme zeitlich naher Musik intensiv publizistisch Im Rahmen des Studios traten unter anderen Pierre Boulez Luigi Dallapiccola und Gyorgy Ligeti als Interpreten oder Vortragende auf Siehe auch Harald Kaufmann Neue Musik in Steiermark Graz 1957 S 73 77 sowie Erich Marckhl Das Studio fur Probleme zeitlich naher Musik in Werden und Leistung der Akademie fur Musik und darstellende Kunst in Graz Graz 1972 S 21 Zum Wiederaufbau der Grazer Urania siehe Walter Ernst Markus Jaroschka Die Schaukal Ara und Graz In Karl Acham Hrsg Kunst und Geisteswissenschaften aus Graz Bohlau Wien 2009 S 683 Zur Geschichte des Grazer Hochschulstudios siehe Heinz Gerstinger Personliche Erinnerungen an Hellmuth Himmel und das Grazer Hochschulstudio In Kurt Bartsch u a Hrsg Die andere Welt Aspekte der osterreichischen Literatur des 19 und 20 Jahrhunderts Festschrift fur Hellmuth Himmel zum 60 Geburtstag Bern Munchen 1979 S 9 14 Don Juan mit Hindernissen Untertitel Eine Komodie um Mozart in drei Aufzugen Harald Kaufmann Archiv Sig 143 Das mit 1945 datierte Stuck wurde unter dem Titel Don Juan mit Hindernissen eine Mozarteske von Harald Kaufmann abgedruckt in Leykams Universal Kalender fur das Jahr 1949 23 Jahrgang S 27 76 Symposion Untertitel Gesprache nach Platon Harald Kaufmann Archiv Sig 149 Ende Februar 1950 wurde das Stuck in einer szenischen Lesung in der Arbeiterkammer Graz aufgefuhrt Eine Horspielfassung wurde von der Sendergruppe Alpenland am 24 3 1950 ausgestrahlt Eine wenige Jahre spater geplante Produktion am Theater Osnabruck kam nicht zustande Das Buch Hiob Untertitel Neu erzahlt von Harald Kaufmann 29 Seiten ms datiert April Mai 1950 Erhalten ist auch das Libretto zu einer Oper mit dem Titel Y Nicht datiert keine Angaben zum Komponisten Harald Kaufmann Archiv Sig 490 Der Soziologe Philosoph und Wissenschaftshistoriker Karl Acham attestiert Kaufmanns Arbeit Musikforschung von hohem Rang und hebt die inspirierende Art seiner Betrachtung des musikalischen Geschehens und dessen Einbettung in aussermusikalische Zusammenhange hervor Vorbemerkungen zum Abschnitt Geisteswissenschaften in Graz seit dem 19 Jahrhundert in K Acham Hrsg Kunst und Geisteswissenschaften aus Graz Bohlau Wien 2009 S 450 Der Briefwechsel zwischen Kaufmann und Adorno ist abgedruckt in Werner Grunzweig Gottfried Krieger Hrsg Harald Kaufmann Von innen und aussen Schriften uber Musik Musikleben und Asthetik Wolke Hofheim 1993 S 261 300 Erstmals wurde Adorno auf Kaufmann 1959 aufmerksam im Rahmen eines Vortrages den Kaufmann auf Einladung des Osterreichischen College in Wien hielt 1967 kam Adorno nach Graz und hielt am neueroffneten Institut fur Wertungsforschung einen Vortrag uber Musikkritik Im April 1968 besuchte Kaufmann Adorno in dessen Haus in Frankfurt Ein Bericht uber diese Begegnung findet sich in den Arbeitstagebuchern Kaufmanns Im Oktober 1968 kam Adorno ein zweites Mal nach Graz Wie sehr sich Kaufmann Adorno verbunden fuhlte geht aus einer Tagebucheintragung vom 6 8 1969 anlasslich des Todes von Adorno hervor 11 Uhr 26 Adorno gestorben in Visp Unfassbar Vor zwei Tagen bekam ich von ihm noch einen Brief aus Frankfurt Es muss einer seiner letzten gewesen sein Mein geistiger Vater mein intellektuell wichtigster Wegbereiter Seine Egozentrik seine Angstlichkeit im Alltag was wiegt das alles gegenuber der leuchtenden Kraft seines Geistes gegenuber seinem offentlichen Mut Was fur eine traurige gedankenlose Welt Ich meine er hat sich vor dem Tod geangstigt hat ihn gehasst Dass er der Jungste des Frankfurter Kreises gehen musste noch vor Horkheimer vor Marcuse vor Bloch was fur eine Tragodie fur die Welt Ich will ihm die Fingerubungen widmen um etwas von dem Dank abzutragen den ich ihm schulde Dem Gedachtnis Theoder W Adornos dessen Hilfe und Freundschaft das Grazer Institut fur Wertungsforschung so viel verdankt Zahlreiche Aufsatze Kaufmanns uber Ligeti sowie der Briefwechsel zwischen Kaufmann und Ligeti in Werner Grunzweig Gottfried Krieger Hrsg Harald Kaufmann Von innen und aussen Schriften uber Musik Musikleben und Asthetik Wolke Hofheim 1993 Sechs weitere Briefe aus dem Nachlass von Ligeti sind veroffentlicht im Anhang des Aufsatzes von Heidy Zimmermann Musikalische Sprachrohre Harald Kaufmann und Ove Nordwall im Dialog mit Gyorgy Ligeti In Studia Musicologica 57 1 2 2016 S 161 185 Ligeti widmete sein Stuck fur Frauenchor und Orchester Clocks and Clouds dem Andenken Kaufmanns Hier werden nur jene Aufsatze angefuhrt die nicht in einem der Bucher zu Lebzeiten oder postum erschienen sind Nur Sendungen fur uberregionale Rundfunkanstalten Daneben verfasste Kaufmann eine Vielzahl von Sendungen fur Radio Graz etwa bereits 1948 eine Reihe uber Jazz Einzelnachweise Bearbeiten Gottfried Krieger Ein Pionier der Musikpublizistik in Osterreich Zum Leben und Wirken von Harald Kaufmann 1927 1970 In Osterreichische Musikzeitschrift 7 8 2010 S 4 12 Ebda S 5 Gottfried Krieger Genie aus dem Ghetto Die unveroffentlichten Arbeitstagebucher des osterr Musikforschers Harald Kaufmann In G Krieger M Spindler Hrsg Musik als Lebensprogramm Festschrift fur Constantin Floros zum 70 Geburtstag Lang Frankfurt am Main 2000 S 239 248 Harald Kaufmann Struktur bei Schonberg Figur bei Webern In Spurlinien Wien 1969 S 159 174 Wiederabgedruckt in Heinz Klaus Metzger Rainer Riehn Hrsg Musik Konzepte Sonderband Schonberg Munchen 1980 sowie Musik Konzepte Sonderband Webern II Munchen 1984 Erich Marckhl In memoriam Harald Kaufmann Hochschule fur Musik und darstellende Kunst Graz 1970 S 17 Andreas Dorschel Vera Schwarz und Harald Kaufmann Neues Musikdenken in den fruhen Jahren der Zweiten Republik in Ingeborg Harer Gudrun Rottensteiner Hg Wissenschaft und Praxis Altes und Neues Graz Leykam 2017 Neue Beitrage zur Auffuhrungspraxis 8 S 29 37 S 29f Archiv der Universitat fur Musik und darstellende Kunst Graz Persakt Harald Kaufmann AV 96 1 10 P Website zum Kaufmann Symposion Weblink zum Harald Kaufmann Preis Vgl M V Schauplatze der Musikgeschichte In Neue Zurcher Zeitung 24 Marz 2016Normdaten Person GND 119207842 lobid OGND AKS LCCN nr94004901 VIAF 2543220 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kaufmann HaraldKURZBESCHREIBUNG osterreichischer MusikforscherGEBURTSDATUM 1 Oktober 1927GEBURTSORT Feldbach SteiermarkSTERBEDATUM 9 Juli 1970STERBEORT Graz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Harald Kaufmann amp oldid 235380471