www.wikidata.de-de.nina.az
Hans Bohmcker 6 November 1899 in Schwartau 18 Oktober 1942 war nationalsozialistischer Senator der Hansestadt Lubeck und nebenher zeitweilig unter dem Reichskommissar fur die Niederlande Arthur Seyss Inquart Beauftragter des Deutschen Reiches fur die Stadt Amsterdam Bohmcker Amsterdam 1942 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 BelegeLeben BearbeitenBohmcker war Sohn des Rechtsanwalts Hans Christoph Bohmcker 1870 1956 in Bad Schwartau bei Lubeck Nach Fronteinsatz im Ersten Weltkrieg und anschliessenden Einsatzen als Freikorpskampfer studierte Bohmcker Rechtswissenschaften an der Georg August Universitat und war Mitglied des Corps Brunsviga Gottingen 1 Er schloss das Studium auch mit der Promotion zum Dr jur ab und wurde anschliessend Richter in Lubeck Zum 1 Mai 1933 trat er der NSDAP bei Mitgliedsnummer 2 805 153 2 Am 8 Juni 1933 wurde er von dem fur Lubeck mit zustandigen Reichsstatthalter Friedrich Hildebrandt zum Senator fur Justiz unter dem Burgermeister Otto Heinrich Drechsler ernannt Als Senator sorgte er energisch fur die Gleichschaltung in Lubeck Bohmcker galt als der fuhrende Kopf des Senates 3 Seit 1 Juni 1933 amtierte der Angehorige der Deutschen Christen als Senatskommissar fur die Angelegenheiten der Evangelisch Lutherischen Kirche Er liess die Evangelisch Lutherische Kirche in Lubeck einem von ihm gesteuerten Kirchenausschuss unterstellen der 1934 mit Erwin Balzer einen uberzeugten Nationalsozialisten zum Bischof ernannte und eine neue Kirchenverfassung im Sinne der Nationalsozialisten ausarbeitete 4 Die ihm im Lubecker Kirchenkampf widerstehenden Lubecker Pastoren der Bekennenden Kirche darunter Johannes Pautke und Axel Werner Kuhl liess Bohmcker alle im Dezember 1936 durch Balzer entlassen Fur weitere Massnahmen setzte Bohmcker die Gestapo ein Axel Werner Kuhl wurde des Landes verwiesen Pastor Schulz wurde in Schutzhaft genommen und die ubrigen unter Hausarrest gestellt Der Organist Jan Bender wurde in das KZ Oranienburg eingeliefert Alle erhielten Redeverbot 5 Als daraufhin der Vorsitzende des Reichskirchenausschusses Wilhelm Zoellner in Lubeck vermittelnd tatig werden wollte sorgte Bohmcker dafur dass ihm auf Betreiben des Reichskirchenministeriums die Anreise staatspolizeilich verboten wurde was dann zum Rucktritt Zoellners und des Reichskirchenausschusses fuhrte Die Massnahmen gegen die Geistlichen wurden in einem Verstandigungsverfahren zwischen der inzwischen in Lubeck erstarkten Bekennenden Kirche und den Deutschen Christen unter Balzer im April 1937 ruckgangig gemacht Seitdem gab es in Lubeck zwei evangelisch lutherische Kirchen 6 Am 31 Oktober 1937 schied Hans Bohmcker aus der Lubecker Kirchenleitung aus 7 Nach der Gleichschaltung der Possehl Stiftung forderte der Senat im September 1933 die Umbesetzung des Stiftungsrats Die bisherige Satzung wurde unter Hans Bohmcker neuer Vorsitzender der Stiftung im August 1934 revidiert Es entfiel die Erganzung der Ausschusse und des Vorstandes durch Wahlverfahren Samtliche Gremien wurden reduziert und deren Mitglieder fortan berufen Die Stiftung hatte ihre Eigenstandigkeit verloren 8 Bei der Umsetzung des Gross Hamburg Gesetzes 1937 wurde Bohmcker zum Uberleitungskommissar ernannt der fur die Umsetzung der Einzelheiten verantwortlich war Von 1935 bis 1942 war er Mitglied des Aufsichtsrates der Handelsbank in Lubeck 9 nbsp L n R Bohmcker Jan van Dam Generalleutnant Hans Siburg Amsterdam 1942 Von 1940 bis 1942 war Bohmcker in der Besatzungsverwaltung unter dem Reichskommissar fur die Niederlande Arthur Seyss Inquart eingesetzt Bohmcker fungierte als Beauftragter des Deutschen Reiches fur die Stadt Amsterdam Sein Dienstsitz war ein Gebaude in Amsterdam in dem sich heute das Generalkonsulat der USA befindet Bohmcker oblag die Umsetzung aller antijudischen Massnahmen die ab Herbst 1941 in die sogenannte Endlosung der Judenfrage das heisst die systematische Ermordung der judischen Bevolkerung mundeten Bohmcker leitete zunachst die Erfassung der Juden ein Durch die Verordnung betreffend die Meldepflicht der Juden vom 10 Januar 1941 wurden alle niederlandischen Juden verpflichtet sich registrieren zu lassen 10 Schon im September 1941 waren 140 000 Juden registriert und am 2 Oktober 1941 schrieb Bohmcker an seinen Vorgesetzten Arthur Seyss Inquart Dank der Verordnung 6 41 haben wir jetzt alle niederlandischen Juden in der Tasche 11 In diesem Zusammenhang befahl Bohmcker auch am 12 Februar 1941 die Grundung eines Judenrats in Amsterdam der Verfolgungsmassnahmen der deutschen Besatzer umzusetzen hatte nbsp Bohmkers Grab auf dem BurgtorfriedhofNoch vor der ersten Deportation niederlandischer Juden im Juli 1942 wurde Bohmcker abberufen Nach dem Luftangriff auf Lubeck wurde er in seiner Eigenschaft als Stellvertreter des in Riga tatigen Oberburgermeisters Drechsler nach Lubeck zuruckbeordert um dort als Burgermeister zu fungieren Zur Besserung der Stimmung von Bombengeschadigten kam es zu einer ausserordentlichen Verteilung von Lebensmitteln darunter 2 Millionen Orangen und 2400 Kisten Bucklinge Dabei bereicherten sich nationalsozialistische Funktionare an ihrer Spitze Bohmcker der Polizeiprasident Walther Schroder und Funktionare der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt Wahrend solche Korruptionsfalle sonst unter den Teppich gekehrt wurden beschlossen hohe NSDAP Kreise in Berlin in diesem Fall ein Exempel zu statuieren Das Reichssicherheitshauptamt leitete ein Sondergerichtsverfahren ein Bohmcker und Schroder blieben unbehelligt aber ein Bauernopfer wurde gefunden Der Leiter der Lubecker NSV Wilhelm Janowsky wurde vom Sondergericht zum Tode verurteilt andere NSV Funktionare zu langen Zuchthausstrafen Janowsky wurde auf Befehl Hitlers am 15 Dezember 1942 hingerichtet nachdem in der Bevolkerung Geruchte aufgetaucht waren dass den NSV Funktionaren nichts geschehen werde 12 Auch Bohmcker befurchtete ein Verfahren gegen sich Im Oktober 1942 beging er Selbstmord 13 Im Anschluss daran wurde der Senatsrat Gerhard Schneider zum Senator und Vertreter Drechslers ernannt Der spatere nationalsozialistische Bremer Burgermeister Johann Heinrich Bohmcker war sein Vetter Schriften BearbeitenDie Haftung des Staates und der Kommunalverbande fur Diebstahle fremder Sachen in Dienstraumen 1923 Gottingen Universitat Rechts und staatswissenschaftliche Dissertation ungedruckt Arbeitsrecht im Lubecker Hafen In Ehrengabe dem Deutschen Juristentage uberreicht vom Verein fur Lubeckische Geschichte und Altertumskunde Verlag des Vereins fur Lubeckische Geschichte und Altertumskunde Lubeck 1931 S 221 260 Der Neubau der lubeckischen Verwaltung In Lubeckische Blatter Jg 76 1934 S 713 714 737 739 Die kirchenpolitische Entwicklung in Lubeck 1933 34 In Lubeckische Blatter Jg 76 1934 S 467 471 Politik Rechte und Wirtschaft der Gemeinden unter Berucksichtigung der lubeckischen Verhaltnisse In Lubeckische Blatter Jg 78 1936 S 403 407 428 431 450 453 472 475 Lubeck im Reich In Der Wagen 1938 S 10 13 Literatur BearbeitenHans Bohmcker In Lubeckische Blatter Jg 76 1934 S 713 ff Karl Friedrich Reimers Lubeck im Kirchenkampf des Dritten Reiches Nationalsozialistisches Fuhrerprinzip und evangelisch lutherische Landeskirche von 1933 bis 1945 Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes Erganzungsreihe Bd 2 ISSN 0344 2764 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1965 Zugleich Hamburg Universitat Dissertation 1964 Gerhard Schneider Gefahrdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der Freien und Hansestadt Lubeck und seine Folgen Veroffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lubeck Reihe B Bd 14 Schmidt Romhild Lubeck 1986 ISBN 3 7950 0452 7 S 79 82 zu 1933 Antjekathrin Grassmann Hrsg Lubeckische Geschichte 2 uberarbeitete Auflage Schmidt Romhild Lubeck 1989 ISBN 3 7950 3203 2 S 864 Anm zu S 712 Kai Artinger Zwei schleswig holsteinische Nationalsozialisten in Amsterdam Die Geschichte von Heinrich Bohmcker und Dr Hans Bohmcker Ein Beitrag zur deutschen Okkupationsgeschichte der Niederlande In Informationen zur Schleswig Holsteinischen Zeitgeschichte Heft 49 2007 S 4 55 online Karl Ernst Sinner Tradition und Fortschritt Senat und Burgermeister der Hansestadt Lubeck 1918 2007 Veroffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lubeck Reihe B Bd 46 Schmidt Romhild Lubeck 2008 ISBN 978 3 7950 0488 0 S 38 ff Jorg Fligge Lubecker Schulen im Dritten Reich Eine Studie zum Bildungswesen in der NS Zeit im Kontext der Entwicklung im Reichsgebiet Schmidt Romhild Lubeck 2014 ISBN 978 3 7950 5214 0 S 843 ff Nachruf Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hans Bohmcker Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Hans Bohmcker im Katalog der Deutschen NationalbibliothekBelege Bearbeiten Kosener Corpslisten 1996 23 859 Bundesarchiv R 9361 VIII KARTEI 3080916 Urs J Diederichs Hrsg Schleswig Holstein unter dem Hakenkreuz Im Auftr d Evang Akad Nordelbien Bad Segeberg Hamburg 1984 S 80 Reimers Lubeck im Kirchenkampf des Dritten Reiches 1965 S 53 ff Grassmann Hrsg Lubeckische Geschichte 1989 S 725 Urs J Diederichs Hrsg Schleswig Holstein unter dem Hakenkreuz Im Auftr d Evang Akad Nordelbien Bad Segeberg Hamburg 1984 S 90 95 Reimers Lubeck im Kirchenkampf des Dritten Reiches 1965 S 365 Trotz dieser Ereignisse und auch den spateren Aktionen Bohmckers in den Niederlanden und der Korruptionsaffare bilanzierte Reimers Bohmcker war bei aller Parteigebundenheit ein durch personliche Integritat und hervorragende Rechtskenntnis ausgezeichneter Mann der mit grosser Umsicht und Eigenstandigkeit NS Kirchenpolitik zu betreiben verstand ohne sich jemals bewusst gegen elementare Grundgesetze deutscher Rechtstradition zu vergehen Die spateren Taten Bohmckers uberging Reimers dabei vollig spater wurde er Oberburgermeister und ins Feld gerufen im Oktober 1942 schied er aus dem Leben ebd Anm 19 Jan Jasper Fast Vom Handwerker zum Unternehmer Die Lubecker Familie Possehl Schmidt Romhild Lubeck 2000 ISBN 3 7950 0471 3 Gerhard Schneider Lubecks Bankenpolitik im Wandel der Zeiten 1898 1978 Veroffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lubeck Bd 25 Schmidt Romhild Lubeck 1979 ISBN 3 7950 0435 7 S 211 VO betr die Meldepflicht der Juden vom 10 Januar 1941 In Verordnungsblatt fur die Besetzten Niederlandischen Gebiete 1941 ZDB ID 704792 7 S 19 Hollerith in der Holle In Der Spiegel Nr 7 2001 S 45 online 12 Februar 2001 Uwe Danker Astrid Schwabe Schleswig Holstein und der Nationalsozialismus Neumunster 2005 S 141 f Frank Bajohr Parvenus und Profiteure Korruption in der NS Zeit S Fischer Frankfurt am Main 2001 S 168 ff Normdaten Person GND 126162263 lobid OGND AKS VIAF 30521422 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bohmcker HansKURZBESCHREIBUNG nationalsozialistischer Senator der Hansestadt LubeckGEBURTSDATUM 6 November 1899GEBURTSORT SchwartauSTERBEDATUM 18 Oktober 1942 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Bohmcker amp oldid 228585495