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Habitattrennung auch Habitatfragmentierung lateinisch fragmentum Bruchstuck oder Lebensraumzerschneidung bezeichnet in der Biologie einen Umweltveranderungsprozess der einen entscheidenden Einfluss auf Evolution und Biodiversitat hat und andererseits fur Artenschwund verantwortlich ist Es handelt sich dabei um eine Aufspaltung des Lebensraums von Tier oder Pflanzenarten mit der Folge dass ein genetischer Austausch zwischen den entstehenden Teillebensraumen unterbunden wird Habitattrennung wird einerseits durch geologische oder klimatische Prozesse wie Grabenbruche oder Vergletscherungen verursacht andererseits aber auch durch menschliche Aktivitaten wie Rodungen und Verkehrswegebau Im ersten Fall spricht man auch von geographischer Isolation im zweiten von anthropogenen Einflussen Die klimatisch geologischen Prozesse die uber einen langen Zeitraum eine Isolation von Teilpopulationen bewirken gelten als entscheidende Voraussetzungen bei der Artbildung wie auch fur alle Aussterbewellen Diese Prozesse konnen einmalig wie Megafluten 1 2 3 4 5 Megavulkaneruptionen wiederholt oder dynamisch wechselnd auftreten 6 Nur bei der letzten Aussterbewelle kann eine Mitwirkung des Menschen vermutet werden In ahnlicher Weise wirken die auch als Landschaftszerschneidung bezeichneten meist wesentlich rascheren Veranderungen durch menschliche Einflusse welche oft als Ursache fur das Aussterben vieler Arten betrachtet werden mussen Die Verinselung von Festlandhabitaten bzw deren Zerschneidung fuhrt zu abnehmenden Habitatgrossen und zunehmender Isolation der Arten Habitatfragmentierung und Habitatverlust steigern Extinktionsraten und gehoren mit zu den Hauptgrunden fur den lokalen regionalen und globalen Diversitatsverlust Inhaltsverzeichnis 1 Arten von Fragmentierung und anfallige Arten 2 Auswirkungen 2 1 Korridore 2 2 Refugien 3 Massnahmen gegen anthropogene Fragmentierung 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 Siehe auchArten von Fragmentierung und anfallige Arten Bearbeiten source source source source source source source source source source source source source source track Video Eingeschrankter Lebensraum der WildtiereFragmentierung kann durch menschliche Eingriffe z B durch den Bau von Strassen oder Siedlungen geschehen Habitatverlust und Habitatfragmentierung trifft in der Regel innerhalb einer Artengruppe nicht alle Arten gleichermassen Besonders sensibel gegenuber Fragmentierung sind 7 seltene Arten Arten mit hoher Populations Variabilitat oder niedrigen Populationsdichten Nahrungsspezialisten Arten mit geringer Ausbreitungsfahigkeit Arten in hoherer trophischer PositionRandeffekte nehmen stark zu wenn ein Habitat durch Fragmentierung in viele kleinteilige Parzellen aufgeteilt wird Auswirkungen BearbeitenEine Habitattrennung ist meist mit folgenden Effekten verbunden die Auswirkungen auf die Artenvielfalt haben Kleinere Habitatflache Die Populationsgrossen in den Teilhabitaten verringern sich zwangslaufig im Extremfall wird die Mindestgrosse stabiler Populationen unterschritten was langfristig zum Aussterben der Population fuhrt Ebenfalls negativ wirkt sich die genetische Verarmung aus die Verringerung des Genpools 8 Hoherer Anteil von Randbereichen Optimale Lebensbedingungen haben Arten meist nur ab einem bestimmten Abstand zum Rand ihres Habitats abhangig von ihrem Aktionsraum Durch Habitattrennung werden die wertvolleren inneren Bereiche uberproportional verringert verschwinden eventuell auch ganz Habitatvernichtung Im Bereich der Trennlinie kommt es zu einer direkten Habitatvernichtung oft besonders wertvoller zentral gelegener Flachen Korridore Bearbeiten Die meisten Arten sind dazu befahigt uber weniger geeignete Raume biogeographische Korridore zu geeigneten Habitatinseln zu gelangen Solche Korridore mussen jedoch den Minimalanforderungen dieser Arten genugen 9 10 Korridore werden auch Verbindungswege bei Neubesiedelungen genannt wie der Beringiakorridor bei der Erstbesiedelung Nordamerikas durch den Menschen 11 Den gleichen Korridor benutzten gleichzeitig auch zahlreiche Pflanzen und Tiere wie Elch oder Hund Eine der Minimalanforderungen betrifft die Mindestbreite eines Korridors 12 Von Korridorschliessung wird gesprochen wenn z B eine Landverbindung fur Weidetiere nicht mehr begehbar ist durch Gebirgsfaltung Gewasserausdehnung Wustenbildung oder dichte Taigaentwicklung 13 Refugien Bearbeiten Das Schwinden von Habitatflachen kann bewirken dass Arten in Refugialraumen uberleben 14 15 welche dem ursprunglichen Habitat nicht unbedingt angehorten aber Ahnlichkeiten damit haben Beispielsweise konnten sich zahlreiche Pflanzen und Tiere der Mammutsteppe nach der letzten Kaltzeit in polaren Tundren oder alpinen Regionen ansiedeln Manchmal fallt die Unterscheidung zwischen Refugien und Korridoren schwer da bestimmte Habitatraume bei Habitatfragmentierung beiden Funktionen zugeordnet werden konnen 16 Massnahmen gegen anthropogene Fragmentierung BearbeitenMassnahmen bestehen in der Regel in der Schaffung von Refugialraumen oder Korridoren zwischen Habitatinseln 17 Bei manchen Massnahmen ist unklar ob sie eher als Refugialraum oder als Korridor einzuschatzen sind 18 Alle Massnahmen mussen aber um Erfolg zu haben auf das vorhandene Arteninventar abgestimmt sein und die Erfordernisse der besonders von der Habitattrennung betroffenen Arten im Auge haben Im Vorfeld der Planung von Refugialraumen steht die Verlagerung von Eingriffen auf Randgebiete fernab von besonders wertvollen Naturlebensraumen Hierdurch wird zumindest eines der entstehenden Teilhabitate noch in weitgehend intaktem Zustand erhalten Das gleiche Ziel der Erhaltung grosser zusammenhangender Lebensraume wird durch Ausweisung von Ausgleichsflachen und deren entsprechende Gestaltung z B Entsiegelung Nutzungsaufgabe Brache Aufforstung erreicht Das Konzept von Korridoren welche die einzelnen Lebensraume vernetzen und damit den Auswirkungen der Fragmentierung entgegenwirken sollen erfordert dass sie entsprechend der artspezifischen Anforderungen der zu schutzenden Arten gestaltet und ausgestattet werden Konzertierte Massnahmen um bestehende Trennungen zu uberwinden sind die Schaffung eines Biotopverbunds durch Einrichtung von uberbruckenden Korridoren zwischen den Teilhabitaten Dazu gehoren sogenannte Trittsteine kleinere Biotope die selbst keine stabile Population beherbergen konnen aber ein Ubersiedeln vom einen Lebensraum in den anderen ermoglichen Die gleiche Funktion haben linienformige Vernetzungselemente wie Hecken oder Ackerrandstreifen Speziell zur Uberbruckung von Verkehrswegen werden gelegentlich auch Grunbrucken angelegt Diese Massnahmen schaffen zwar keine neuen Kernzonen wirken aber dem Populationssterben durch genetische Verarmung entgegen In den stark besiedelten Regionen Mitteleuropas sind grossraumige Lebensraume wie sie z B Grosssauger Wolf Bar Luchs brauchten nicht durchsetzbar Literatur BearbeitenEEA Report Landscapefragmentation in EuropeEinzelnachweise Bearbeiten V R Baker Global Late Quaternary Fluvial Paleohydrology With Special Emphasis on Paleofloods and Megafloods PDF 1 2 MB Memento des Originals vom 5 November 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot ice tsu ru In John F Shroder ed Treatise on Geomorphology Band 9 Fluvial geomorphology Elsevier Amsterdam 2013 S 511 527 Keenan Lee The Altai Flood Auf geology mines edu vom 4 Oktober 2004 PDF Datei Memento vom 11 August 2011 im Internet Archive Alexei N Rudoy Glacier dammed lakes and geological work of glacial superfloods in the Late Pleistocene Southern Siberia Altai Mountains In Quaternary International Bd 87 Nr 1 Januar 2002 S 119 140 doi 10 1016 S1040 6182 01 00066 0 Alexei N Rudoy V R Baker Sedimentary effects of cataclysmic late Pleistocene glacial outburst flooding Altay Mountains Siberia In Sedimentary Geology Bd 85 Nr 1 4 Mai 1993 S 53 62 doi 10 1016 0037 0738 93 90075 G Volltext online Victor R Baker Gerardo Benito Alexey N Rudoy Paleohydrology of late Pleistocene superflooding Altai Mountains Siberia In Science 15 Januar 1993 Bd 259 S 348 352 PDF Datei Philippe Huybrechts Glaciological modelling of the late Cenozoic East Antarctic ice sheet stability or dynamism In Geografiska Annaler Series A Physical Geography 1993 S 221 238 doi 10 2307 521202 Dissertation von Jochen Krauss 2003 Auswirkungen von Habitatfragmentierung und Landschaftsstruktur auf Tagfalter und Blutenpflanzen Funk W C Greene A E Corn P S Allendorf F W High dispersal in a frog species suggests that it is vulnerable to habitat fragmentation In Biology Letters 1 Jahrgang Nr 1 2005 S 13 6 Susan P Bratton Jeffrey R Hapeman Austin R Mast The lower Susquehanna River Gorge and floodplain USA as a riparian refugium for vernal forest floor herbs In Conservation Biology Band 8 Nr 4 1994 S 1069 1077 doi 10 1046 j 1523 1739 1994 08041069 x Hannah J O Regan 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Band 3 Nr 6 1994 S 538 545 doi 10 1007 BF00115159 Siehe auch BearbeitenGeographische Isolation Massenverkehr Urbanisierung Suburbanisierung Storung Okologie Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Habitattrennung amp oldid 237784333