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Gynaikokratie deutsch Frauenherrschaft ist ein heute kaum verwendeter Begriff fur die Herrschaft der Frau nicht nur in der Familie sondern auch im Staat Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Geschichte 3 Inhalt und heutige Bedeutung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDas Wort setzt sich zusammen aus altgriechisch gynh gyne fur Frau und altgriechisch krateῖn kratein fur herrschen Der heute benutzte Begriff Matriarchat Mutterherrschaft wurde nach 1880 in Abgrenzung zur Gynaikokratie eingefuhrt 1 Gynaikokratie und Matriarchat sind allerdings keine Synonyme denn Mutter stellen lediglich einen Teil der Frauen dar Im Jahre 1816 erschien das Buch Gynaikokratie oder die Regierung der Frauen und Jungfrauen des spataufklarerischen Pfarrers Johann Konrad Schiede 1760 1826 das die Gynaikokratie als eine Regierungsform begriff 2 Erst unter einer Gynaikokratie konne die Ehe die engste Verbindung einer tugendhaften Jungfrau mit einem tugendhaften Jungling werden 3 Geschichte BearbeitenDer Begriff der Gynaikokratie stammt bereits aus der Antike wo er im philosophischen Schrifttum des 4 Jahrhunderts vor Christus auftauchte 4 Aristoteles verstand den Begriff bei seiner Kritik an den politischen Verhaltnissen in Sparta als einen Kontrollverlust uber Frauen und Sklaven und verband ihn mit einer mangelnden Gemeinwohlorientierung 5 In der Spatantike diffamierte man mit Gynaikokratie das Machtstreben einzelner Frauen des romischen Kaiserhauses 6 Die Vollerei am Hof der Ptolemaer durch Marcus Antonius soll zur Gynaikokratie der Kleopatra gefuhrt haben 7 Ahnliche Vorwurfe Herrscher seien durch ihre Frauen oder Matressen kontrolliert worden finden sich auch in der protestantischen Polemik gegen das Papsttum unter dem Begriff Pornokratie In ahnlicher Weise wurde dem franzosischen Konig Ludwig XIV von seinen Gegnern zum Vorwurf gemacht er unterliege seiner Fleischeslust und dadurch auch seiner Matresse der Marquise de Maintenon die als eigentliche Regentin Frankreichs hingestellt wurde 8 Als Begrunder der modernen Geschichte der Matriarchatslehre gilt Johann Jakob Bachofen der 1861 das Buch Das Mutterrecht Eine Untersuchung uber die Gynaikokratie der alten Welt nach ihrer religiosen und rechtlichen Natur veroffentlichte Das Weib wahlt sich den Mann uber den sie in der Ehe zu herrschen berufen ist 9 Er benutzte jedoch nie das Wort Matriarchat das erst nach 1880 als Neologismus auftauchte sondern sprach von Muttertum Mutterrecht oder Gynaikokratie Inhalt und heutige Bedeutung BearbeitenFur Bachofen war die Gynaikokratie die Herrschaft der Frau in Familie und Staat das alleinige Erbrecht der Tochter und das Recht der Frau in der Partnerwahl 10 Dies war nach seiner Auffassung stets mit einem politischen Ubergewicht in der Gesellschaft mit einer Herrschaft der Frauen uber die Manner verbunden 11 Literatur BearbeitenHeide Wunder Gynakokratie Auf der Suche nach einem verloren gegangenen Begriff der fruhneuzeitlichen politischen Sprache In zeitenblicke 8 2009 Nr 2 Einzelnachweise Bearbeiten Beate Kortendiek Birgit Riegraf Katja Sabisch Hrsg Handbuch Interdisziplinare Geschlechterforschung 2019 S 211 f Conrad Schiede Gynaikokratie oder die Regierung der Frauen und Jungfrauen 1816 S 76 Conrad Schiede Gynaikokratie oder die Regierung der Frauen und Jungfrauen 1816 S 76 Beate Kortendiek Birgit Riegraf Katja Sabisch Hrsg Handbuch Interdisziplinare Geschlechterforschung 2019 S 212 Aristoteles Politika 1269b 23 34 Prokopios von Caesarea Historia Arcana 5 26 Plutarch Antonius 10 Martin Wrede Ludwig XIV Der Kriegsherr aus Versailles Theiss Darmstadt 2015 ISBN 978 3 8062 3160 1 S 198 f Johann Jakob Bachofen Das Mutterrecht Eine Untersuchung uber die Gynaikokratie der alten Welt nach ihrer religiosen und rechtlichen Natur 1861 S 92 Johann Jakob Bachofen Das Mutterrecht Eine Untersuchung uber die Gynaikokratie der alten Welt nach ihrer religiosen und rechtlichen Natur 1861 S 397 Uwe Wesel Der Mythos vom Matriarchat uber Bachofens Mutterrecht und die Stellung von Frauen in fruhen Gesellschaften vor der Entstehung staatlicher Herrschaft Suhrkamp Frankfurt am Main 1980 ISBN 3 518 27933 5 S 33 Normdaten Sachbegriff GND 4040950 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gynaikokratie amp oldid 233440620