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Die Gutenberg Produktionsfunktion auch Produktionsfunktion Typ B oder Theorie der Anpassungsformen ist in der Betriebswirtschaftslehre und Produktionstheorie eine 1951 von Erich Gutenberg entwickelte 1 Produktionsfunktion Sie ging aus der ertragsgesetzlichen Produktionsfunktion hervor die auch als Produktionsfunktion Typ A bekannt ist und aus der Volkswirtschaftslehre in die Betriebswirtschaftslehre ubernommen wurde Die Gutenberg Produktionsfunktion wird zusammen mit der Aktivitatsanalyse zu den zwei bedeutendsten Neuerungen der Produktions und Kostentheorie in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts gezahlt 2 Der U formige Verlauf des Produktionskoeffizienten a in Abhangigkeit von der Intensitat d gilt als typisch fur die Gutenberg ProduktionsfunktionDie Gutenberg Produktionsfunktion ist wie alle anderen Produktionsfunktionen ein theoretisches Modell das Zusammenhange zwischen den bei der Produktion verbrauchten Rohstoffmengen und den dabei erzeugten Produktionsmengen betrachtet Sie ist die erste Produktionsfunktion die auf die besonderen Erfordernisse der Betriebswirtschaft ausgerichtet ist 3 und bildet die Grundlage vieler weiterer Produktionsfunktionen Typen C D E und F Wahrend fruhere Produktionsfunktionen fur eine gegebene Menge von Produktionsfaktoren r Arbeitskrafte Maschinen etc die maximal mogliche Produktionsmenge x angeben ergibt sich bei Gutenberg sowohl die Produktionsmenge als auch der Faktorverbrauch aus der Anzahl n der aktiven Maschinen der Geschwindigkeit d mit der sie arbeiten Intensitat und der Zeit t wahrend der sie aktiv sind Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Die z Situation 3 Die Verbrauchsfunktion 4 Kostenfunktionen reiner Anpassungen 4 1 Rein intensitatsmassige Anpassung 4 2 Rein zeitliche Anpassung 4 3 Rein quantitative Anpassung 5 Kostenfunktionen kombinierter Anpassungen 5 1 Zeitliche und quantitative Anpassung 5 2 Intensitatsmassige und zeitliche Anpassung 5 3 Intensitatsmassige quantitative und zeitliche Anpassung 6 Kritische Wurdigung und Weiterentwicklung 7 Parallele Entwicklungen in der Produktionstheorie 8 Siehe auch 9 Literatur 10 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAnfange in der VolkswirtschaftslehreDie Produktionstheorie entstand im 18 Jahrhundert als Teilgebiet der Preistheorie welche selbst Teil der Volkswirtschaftslehre ist und somit noch vor der Entwicklung der Betriebswirtschaftslehre um 1900 Mithilfe der Produktionsfunktionen die fur eine gegebene Menge der Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital die maximal mogliche Menge an Produkten angibt wird versucht die Angebotskurve der Unternehmen herzuleiten Sie gibt an wie viel die Unternehmen bei einem gegebenen Preis anbieten Zusammen mit der Nachfragekurve der Haushalte lasst sich dann ein Marktgleichgewicht bestimmen Die in der Volkswirtschaftslehre gebrauchlichen Produktionsfunktionen gingen davon aus dass sich eine bestimmte Produktionsmenge durch verschiedene Kombinationen von Arbeit und Kapital erreichen lasst was der Beobachtung entstammt dass im Laufe der industriellen Revolution menschliche Arbeit durch Maschinen die zum Realkapital zahlen ersetzt wurden Die Eigenschaft dass die Produktionsfaktoren austauschbar sind wird als Substitutionalitat bezeichnet Ausserdem hatten die fruhen Produktionsfunktionen die Eigenschaft dass sich auch bei Konstanz eines Faktors die Produktionsmenge erhohen lasst wenn man den Einsatz des anderen Faktors erhoht 4 Ausgehend von der Produktionsfunktion wurde der Verbrauch der Faktoren mit den jeweiligen Beschaffungspreisen bewertet um so zu den Kostenfunktionen zu gelangen Mit ihnen war es dann moglich fur gegebene Marktpreise der Produkte die von den Unternehmen angebotene Menge herzuleiten Die ertragsgesetzliche Produktionsfunktion die Ende des 18 Jahrhunderts aufgrund von Beobachtungen in der Landwirtschaft entwickelt wurde war die erste konkrete Produktionsfunktion Aufgrund von Analogieschlussen herrschte die Meinung vor dass sie auch fur die industrielle Produktion gultig sei Sie wurde im 19 Jahrhundert zur Cobb Douglas Funktion weiterentwickelt Bei beiden handelt es sich um substitutionale Produktionsfunktionen Die gesamte Produktionstheorie wurde in die um 1900 herum entstandene Betriebswirtschaftslehre integriert Von Interesse war hier vor allem innerhalb der Industriebetriebslehre der Zusammenhang zwischen der Produktion und den durch sie verursachten Kosten Gutenbergs Kritik am Stand der ProduktionstheorieGutenberg waren durch sein Studium der Volkswirtschaftslehre diese Theorien bekannt Nach Abschluss des Studiums arbeitete er fur einige Jahre in einem Industrieunternehmen studierte anschliessend Betriebswirtschaft und wurde schliesslich Professor fur Betriebswirtschaft In der zweiten Auflage von 1955 seines Hauptwerks Die Produktion kritisierte er die bisherige Theorie im Allgemeinen und vor allem das Ertragsgesetz im Besonderen als fur die industrielle Praxis ungeeignet obwohl er sie in der ersten Auflage von 1951 noch verteidigte 5 So gehe die klassische Theorie unausgesprochen von beliebiger Teilbarkeit der Faktoren Arbeit und Kapital aus Arbeitskrafte und Maschinen seien jedoch nicht beliebig teilbar Kritisiert wurde ebenfalls die Substitutionalitat Sie sei in der betrieblichen Realitat nicht erfullt Stattdessen herrschen sogenannte limitationale Bedingungen vor bei denen nur eine bestimmte Kombination der Faktoren zur gewunschten Produktionsmenge fuhrt Fur einen bestimmten Maschinentyp wird beispielsweise eine bestimmte Anzahl an Bedienern benotigt Mehr Personal bei einer einzelnen Maschine kann nicht die Produktionsmenge erhohen Die Maschinenanzahl limitiert dann die maximal mogliche Produktionsmenge Uberhaupt abstrahiere die bisherige Theorie davon wie die Faktoren in Produkte transformiert werden 6 und fuhre deshalb dazu dass sie sich wenig bewahrt habe Die neue ProduktionsfunktionGutenberg entwickelte eine neue Produktionsfunktion die er Produktionsfunktion vom Typ B nannte als Gegenstuck zum Ertragsgesetz das er Produktionsfunktion vom Typ A nannte das seither unter diesem Namen in der Betriebswirtschaft bekannt ist Er teilte die Produktionsfaktoren zunachst neu ein in menschliche Arbeit Maschinen und Werkstoffe und stellte die Maschinen ins Zentrum seiner Betrachtung Den Bestand an Maschinen sah er als konstant an die Produktionsmenge jedoch als variabel uber die Anzahl der eingesetzten Maschinen quantitative Anpassung der Intensitat mit der sie arbeiten in produzierten Stuck pro Zeit intensitatsmassige Anpassung und durch ihre Einsatzdauer zeitliche Anpassung Er ging davon aus dass eine Verdopplung der Maschinenzahl bei konstanter Intensitat und Einsatzdauer auch zu einer Verdopplung des Verbrauchs an Werkstoffen fuhrt Gleiches gilt fur eine Anderung der Einsatzdauer Bei einer Anderung der Intensitat jedoch kann keine allgemeine Aussage uber den Verbrauch der anderen Faktoren gemacht werden Diese sind fur jede Maschine und jeden Faktor getrennt im Einzelfall zu ermitteln An vielen Maschinen folgt der Verbrauch der Betriebsstoffe Treibstoff Schmierol pro hergestelltem Produkt einem u formigen Verlauf mit einer verbrauchsminimalen Intensitat Dieser Fall wurde von Gutenberg eingehend untersucht Er ermittelte fur jede mogliche Produktionsmenge diejenige Kombination von Maschinenanzahl Einsatzdauer und Intensitat die zu den geringsten Kosten fuhrt RezeptionGutenbergs Arbeiten stiessen auf grosse Zustimmung Seine Theorien bestimmten fur etwa ein Jahrzehnt die Forschungsrichtung der Betriebswirtschaft Das von ihm begrundete Wissenschaftsprogramm wird als faktortheoretischer Ansatz bezeichnet Die von ihm vorgeschlagene Einteilung der Produktionsfaktoren wurde verfeinert und erweitert aber im grundsatzlichen Aufbau beibehalten Auch zu seiner Produktionsfunktion gab es viele Arbeiten die die Theorie erganzten und bestatigten Edmund Heinen entwickelte sie weiter zu der nach ihm benannten Heinen Produktionsfunktion Er war jedoch mit dem Stand der Theorie nicht zufrieden Betriebswirtschaften sind nicht Veranstaltungen irgendwelcher abstrakter Produktionsfaktoren sondern Sozialsysteme in denen Menschen zusammenarbeiten 7 Das durch ihn angestossene Wissenschaftsprogramm bestimmte im folgenden Jahrzehnt die betriebswirtschaftliche Forschung und wird als entscheidungsorientierter Ansatz bezeichnet Die Gutenberg Produktionsfunktion hat sich bis heute zusammen mit dem Ertragsgesetz einen festen Platz in betriebswirtschaftlichen Lehrbuchern erhalten Wahrend letztere allerdings eher aus didaktischen Grunden aufgefuhrt wird wird ersterer eine hohe Praxistauglichkeit bescheinigt Die z Situation BearbeitenDie technischen Parameter der einzelnen Maschinen werden zur sogenannten z Situation zusammengefasst die dann als konstant angesehen wird Zu ihr gehoren alle Werte die fur die Produktion relevant sind sich jedoch kurzfristig nicht andern lassen Ein Motor lasst sich beispielsweise charakterisieren durch die Anzahl seiner Ventile z1 den Hubraum z2 der benotigten Treibstoffart z3 der Betriebstemperatur z4 und weiteren Merkmalen die durch die Konstruktion bedingt sind Lassen sich Maschinen umrusten zum Beispiel lassen sich Stanzmaschinen mit verschieden geformten Werkzeugen bestucken so bedeutet dies einen Ubergang zu einer anderen z Situation Ebenso gehort der Bestand an Maschinen dazu die Beschaffung neuer oder der Verkauf vorhandener Maschinen wird also als Anderung der z Situation gewertet 8 Von allen technischen Werten wird die Intensitat d displaystyle d nbsp besonders hervorgehoben Sie gibt die von einer Maschine erbrachten okonomischen Arbeitseinheiten pro Zeit an z B Stuck pro Stunde bei Stuckgutern oder Meter pro Minute bei Fliessgutern Die Verbrauchsfunktion BearbeitenFruhere Produktionsfunktionen stellten einen unmittelbaren Zusammenhang her zwischen der Produktionsmenge x displaystyle x nbsp auch Ausbringungsmenge oder Output und der Menge der verbrauchten Faktoren r displaystyle r nbsp meistens Rohstoffe auch als Einsatzmenge oder Input bezeichnet Diese Funktionen hatten die Form x f r displaystyle x f r nbsp fur einen einzelnen Faktor oder x f r 1 r 2 r n displaystyle x f r 1 r 2 cdots r n nbsp fur n displaystyle n nbsp verschiedene Faktoren Bei der Gutenberg Produktionsfunktion hangt sowohl die Produktionsmenge als auch der Faktorverbrauch von der Intensitat der Produktion d displaystyle d nbsp der Dauer der Produktion t displaystyle t nbsp und der Anzahl der aktiven Maschinen m displaystyle m nbsp ab 9 x d t m displaystyle x d cdot t cdot m nbsp r a x a d t m displaystyle begin aligned r amp a cdot x amp a cdot d cdot t cdot m end aligned nbsp Dabei ist a displaystyle a nbsp der sogenannte Produktionskoeffizient der im Allgemeinen nicht konstant ist sondern von der Intensitat abhangt also a d displaystyle a d nbsp Wobei bei dieser Darstellungsform unterstellt wurde dass alle Maschinen identisch sind und mit derselben Intensitat und Dauer betrieben werden Wenn man verschiedene Intensitaten und Einsatzdauern berucksichtigen mochte muss man fur die gesamte Produktionsmenge die Produktionsmengen der einzelnen Maschinen addieren und fur den gesamten Faktorverbrauch entsprechend den Verbrauch der einzelnen Maschinen x d 1 t 1 d 2 t 2 d m t m displaystyle x d 1 cdot t 1 d 2 cdot t 2 dotsb d m cdot t m nbsp r a 1 x 1 a 2 x 2 a m x m displaystyle r a 1 cdot x 1 a 2 cdot x 2 dotsb a m cdot x m nbsp In der Regel werden fur die Produktion mehrere Faktoren gleichzeitig benotigt z B Werkzeuge Treibstoffe Rohstoffe Schmierstoffe etc Daher ist fur alle n displaystyle n nbsp Faktoren eine eigene Verbrauchsfunktion zu ermitteln Der Produktionskoeffizient a d r x displaystyle textstyle a d frac r x nbsp kann als durchschnittlicher Verbrauch interpretiert werden Verbrauch pro produzierten Stuck Fur viele Faktorarten ergibt sich ein u formiger Verlauf mit einem minimalen Durchschnittsverbrauch bei der Intensitat d o p t displaystyle d mathrm opt nbsp Die zugehorigen Verbrauchsfunktionen r displaystyle r nbsp haben dann einen s formigen Verlauf Dieser Fall wurde von Gutenberg eingehend untersucht Kostenfunktionen reiner Anpassungen Bearbeiten Hauptartikel Anpassung Betriebswirtschaftslehre nbsp Bei konstantem Verlauf der Stuckkosten blau ergibt sich eine linear steigende Gesamtkostenfunktion rot Kostenfunktionen stellen einen Zusammenhang her zwischen der Produktionsmenge x displaystyle x nbsp und den durch die Produktion entstehenden Kosten Die gesamten Kosten K displaystyle K nbsp einer einzelnen Maschine ergeben sich indem man den Verbrauch der Faktoren mit den jeweiligen Beschaffungspreisen p displaystyle p nbsp multipliziert und die Kosten der einzelnen Faktoren dann addiert 10 K r 1 p 1 r 2 p 2 r n p n a 1 d x 1 p 1 a 2 d x 2 p 2 a n d x n p n displaystyle begin aligned K amp r 1 p 1 r 2 p 2 cdots r n p n amp a 1 d x 1 p 1 a 2 d x 2 p 2 cdots a n d x n p n end aligned nbsp Teilt man die gesamten Kosten durch die Produktionsmenge erhalt man die Stuckkosten k displaystyle k nbsp k K x a 1 d p 1 a 2 d p 2 a n d p n displaystyle k K x a 1 d p 1 a 2 d p 2 cdots a n d p n nbsp Fixe Kosten die unabhangig davon entstehen ob oder wie viel produziert wird werden ublicherweise vernachlassigt da die Produktion keinen Einfluss darauf hat Streng genommen handelt es sich also um die variablen Kosten K v displaystyle K v nbsp und die variablen Stuckkosten k v displaystyle k v nbsp Rein intensitatsmassige Anpassung Bearbeiten nbsp Konstante Gesamtkosten und fallende Stuckkosten nbsp Linear steigende Stuckkosten und uberlinear steigende Gesamtkosten nbsp u formiger Verlauf der Stuckkosten und s formiger Verlauf der GesamtkostenBei der rein intensitatsmassigen Anpassung werden die Anzahl der Maschinen und die Einsatzdauer konstant gehalten und nur die Intensitat der Maschinen zwischen der minimal moglichen Intensitat d m i n displaystyle d mathrm min nbsp und der maximal moglichen Intensitat d m a x displaystyle d mathrm max nbsp verandert Sie sind haufig technisch vorgegeben Viele Motoren beispielsweise funktionieren nur innerhalb eines bestimmten Drehzahlbereiches Die minimale Intensitat kann aber durchaus Null betragen Im Folgenden wird vereinfachend davon ausgegangen dass mit einer einzelnen Maschine produziert wird Der Verlauf der Kostenfunktionen ist abhangig vom Verlauf der Produktionskoeffizienten a d displaystyle a d nbsp Bei Produktionskoeffizienten die konstant sind also unabhangig von der Intensitat ergibt sich ein waagrechter Verlauf der Stuckkosten und ein linear steigender Verlauf der Gesamtkosten Dieser Spezialfall wurde bereits vor Gutenberg durch Wassily Leontief in der nach ihm benannten Leontief Produktionsfunktion untersucht Ein solcher Verlauf ergibt sich oft fur die Materialien aus denen das Endprodukt besteht Der Produktionskoeffizient ergibt sich oft direkt aus Stucklisten Rezepten chemischen Reaktionsgleichungen und ahnlichem Fur die Herstellung eines Fahrrades benotigt man beispielsweise genau zwei Reifen unabhangig davon wie schnell produziert wird Falls die Arbeitskrafte per Akkordlohn bezahlt werden also pro hergestellten Produkt so ergibt sich fur den Verbrauch der Arbeitskrafte ebenfalls ein konstanter Produktionskoeffizient 11 Fallende Produktionskoeffizienten ergeben sich falls Arbeitskrafte pro Zeit bezahlt werden Zeitlohn Je schneller sie arbeiten desto geringer sind dann die Stuckkosten Die gesamten Kosten verlaufen dann waagrecht also unabhangig davon wie schnell produziert wird Steigende Produktionskoeffizienten sind typisch fur den Verbrauch von Schmiermitteln oder Werkzeugen bei Dreh oder Frasmaschinen Der Verbrauch wird oft in den Ingenieurwissenschaften genauer analysiert Der Verschleiss von vielen Werkzeugen ergibt sich beispielsweise uber die Taylor Gerade Auch der Verbrauch von Werkstoffen steigt ab einer gewissen Schwelle wenn die erhohte Produktionsgeschwindigkeit zu erhohtem Ausschuss fuhrt 12 Ein u formiger Verlauf hat sich fur viele Betriebsstoffe als typisch erwiesen Der Produktionskoeffizient fallt dann zunachst ab bis er bei d o p t displaystyle d mathrm opt nbsp sein Minimum erreicht und dann wieder steigt Der Verlauf der Stuckkosten ist dann ebenfalls u formig und die zugehorigen Gesamtkosten s formig Sie steigen zunachst schnell an dann immer langsamer bis sie in der Umgebung von d o p t displaystyle d mathrm opt nbsp naherungsweise linear steigen Anschliessend steigen sie immer schneller Wenn man die Stuckkosten der einzelnen Faktoren an einer einzelnen Maschine addiert so ergibt sich haufig auch ein u formiger Verlauf Wenn beispielsweise eine Maschine nur die zwei Faktoren Arbeit Zeitlohn also fallende Stuckkosten und Werkzeuge steigend benotigt so sind die gesamten Stuckkosten u formig Bei den kombinierten Anpassungen intensitatsmassig quantitativ intensitatsmassig zeitlich und intensitatsmassig zeitlich quantitativ wird daher im Folgenden immer ein u formiger Produktionskoeffizient a d displaystyle a d nbsp zugrunde gelegt 13 Rein zeitliche Anpassung Bearbeiten Bei der rein zeitlichen Anpassung sind die Anzahl der Maschinen und ihre Intensitat konstant lediglich ihre Einsatzdauer wird verandert In diesem Fall sind die Produktionskoeffizienten konstant und es ergeben sich konstante Stuckkosten und linear steigende Gesamtkosten genau wie bei der intensitatsmassigen Anpassung und konstantem Produktionskoeffizienten Die Zeit kann nur innerhalb der Grenzen t m i n displaystyle t mathrm min nbsp und t m a x displaystyle t mathrm max nbsp variiert werden Die Mindestdauer der Produktion betragt in der Regel Null kann aber auch mit der maximalen Dauer identisch sein Das Anfahren von Kraftwerken und Hochofen ist beispielsweise so teuer dass sie normalerweise ununterbrochen im Einsatz sind und nur fur Wartungsarbeiten abgeschaltet werden Die maximale Einsatzzeit kann technisch vorgegeben sein in der Regel wird sie aber uber die vertraglich oder tariflich geregelte Arbeitszeit bestimmt Fur die Maschinen ist die zeitliche Anpassung meist kein Problem Sie werden nach der gewunschten Dauer einfach abgeschaltet Arbeitskrafte die nach Zeitlohn bezahlt werden mussen aber bezahlt werden auch wenn sie nicht arbeiten Eine gewisse Anpassungsmoglichkeit ergibt sich durch den Einsatz von Kurzarbeit und den Abbau von Schichten oder durch Uberstunden und zusatzliche Schichten Moglich sind auch flexible Arbeitszeitmodelle 14 Rein quantitative Anpassung Bearbeiten Bei der rein quantitativen Anpassung sind die Intensitat und Einsatzdauer aller aktiven Maschinen identisch Es werden bisher inaktive Maschinen in Betrieb genommen oder aktive abgeschaltet Der Verlauf der Kostenfunktionen besteht aus einzelnen Punkten Wenn mit einer einzelnen Maschine die Produktionsmenge x displaystyle x nbsp erzeugt werden kann so sind die Kostenfunktionen nur an den Stellen x 2 x 3 x displaystyle x 2x 3x dotsc nbsp definiert Zu unterscheiden ist jedoch ob die vorhandenen Maschinen alle dieselben Stuckkosten haben mutative Anpassung oder verschiedene selektive Anpassung 15 In vielen Betrieben werden uber viele Jahre hinweg immer wieder neue Maschinen beschafft sodass neben neueren und in der Regel verbrauchsarmen Maschinen auch noch altere vorhanden sind mit hoherem Verbrauch Die selektive Anpassung stellt somit den Normalfall dar In der Regel ist es jedoch ohne weiteres moglich alle Maschinen auch gleichzeitig zeitlich anzupassen sodass die rein quantitative Anpassung selten ausfuhrlich analysiert wird Sie wird als Spezialfall der kombinierten zeitlichen und quantitativen Anpassung betrachtet 16 Kostenfunktionen kombinierter Anpassungen BearbeitenBei den kombinierten Anpassungen werden mindestens zwei oder auch alle drei moglichen Parameter d t displaystyle d t nbsp und m displaystyle m nbsp gleichzeitig verandert Es handelt sich somit um Kombinationen der reinen Anpassungen Zeitliche und quantitative Anpassung Bearbeiten nbsp Gesamtkostenverlauf bei zeitlich quantitativer AnpassungBei der kombinierten zeitlichen und quantitativen Anpassung wird meist davon ausgegangen dass in einem Betrieb Fixkosten K f i x displaystyle K mathrm fix nbsp anfallen die unabhangig von der Produktionsmenge sind wie Mieten fur Gebaude Versicherungsgebuhren oder Leasinggebuhren fur Maschinen Ausserdem fallen fur die blosse Inbetriebnahme jeder einzelnen Maschine sogenannte Sprungfixe oder intervallfixe Kosten K f i displaystyle K fi nbsp an Bei identischen Maschinen mutative Anpassung haben alle Abschnitte der Kostenfunktionen identische Steigung Die Fixkosten lassen sich in einen Nutzkostenanteil und einen Leerkostenanteil zerlegen der von der Produktionsmenge abhangig ist Wird die maximal mogliche Produktionsmenge mit x m a x displaystyle x mathrm max nbsp und die tatsachliche mit x displaystyle x nbsp bezeichnet so ergeben sich die Leerkosten als 17 K l e e r K f i x x m a x x m a x x displaystyle K mathrm leer frac K mathrm fix x mathrm max cdot x mathrm max x nbsp und die Nutzkosten als K n u t z K f i x x m a x x displaystyle K mathrm nutz frac K mathrm fix x mathrm max cdot x nbsp Bei Maschinen mit verschiedenen Kostenverlaufen ergibt sich ein okonomisches Auswahlproblem selektive Anpassung Kleine Produktionsmengen werden mit der kostengunstigeren Maschine produziert Erst wenn ihre Kapazitat nicht mehr ausreicht wird zusatzlich mit einer weiteren Maschine produziert Wenn bei einer rucklaufigen Produktionsmenge zuerst die kostengunstigere Maschine stillgelegt wird so verharren die Kosten auf einem hoheren Niveau als dies vor Ausweitung der Produktion der Fall war Dieser Effekt wird als Kostenremanenz bezeichnet Werden dagegen bewusst Kapazitaten aufgebaut um die Produktionsmenge in Zukunft ausweiten zu konnen verursachen diese zusatzlichen Kapazitaten trotzdem schon Kosten Dieses Phanomen wird als Kostenprakurenz bezeichnet 18 Intensitatsmassige und zeitliche Anpassung Bearbeiten nbsp Stuck und Gesamtkosten bei zeitlich intensitatsmassiger Anpassung bei der Gutenberg ProduktionsfunktionDie kombinierte intensitatsmassige und zeitliche Anpassung wird ublicherweise fur den Fall einer einzelnen Maschine und u formigen Produktionskoeffizienten betrachtet Im Folgenden wird vereinfachend davon ausgegangen dass die Mindesteinsatzdauer t m i n displaystyle t mathrm min nbsp und die Mindestintensitat d m i n displaystyle d mathrm min nbsp jeweils Null betragen Wegen des u formigen Produktionskoeffizienten gibt es eine verbrauchsminimale Intensitat d o p t displaystyle d mathrm opt nbsp bei der vorzugsweise produziert wird Kleine Produktionsmengen werden dann immer mit d o p t displaystyle d mathrm opt nbsp produziert und die Einsatzdauer an die geforderte Produktionsmenge angepasst Mit dieser Methode konnen jedoch maximal x o p t d o p t t m a x displaystyle x mathrm opt d mathrm opt cdot t mathrm max nbsp Produkteinheiten hergestellt werden Falls mehr produziert werden sollt muss die Intensitat bei maximaler Einsatzdauer uber d o p t displaystyle d mathrm opt nbsp erhoht werden Insgesamt lasst sich dann festhalten dass Produktionsmengen die kleiner als x o p t displaystyle x mathrm opt nbsp sind durch rein zeitliche Anpassung bei d d o p t displaystyle d d mathrm opt nbsp und t t m a x displaystyle t leq t mathrm max nbsp erreicht werden und solche die grosser sind durch rein intensitatsmassige Anpassung bei t t m a x displaystyle t t mathrm max nbsp und d d o p t displaystyle d geq d mathrm opt nbsp 19 Graphisch bedeutet diese Vorgehensweise fur den Stuckkostenverlauf eine Kombination der reinen Anpassungsformen Er ist zunachst horizontal wie der Stuckostenverlauf bei rein Zeitlicher Anpassung und ab x x o p t displaystyle x x mathrm opt nbsp verlauft er steigend wie der Verlauf bei rein intensitatsmassiger Anpassung Die Gesamtkosten verlaufen entsprechend zunachst vom Ursprung linear steigend um ab x o p t displaystyle x mathrm opt nbsp immer starker zu steigen Intensitatsmassige quantitative und zeitliche Anpassung Bearbeiten nbsp Verlauf der Grenzkosten zweier Maschinen bei zeitlich quantitativ intensitatsmassiger Anpassung Bei der kombinierten intensitatsmassigen quantitativen und zeitlichen Anpassung wird meist davon ausgegangen dass fur die einzelnen Maschinen die Kostenfunktionen fur die kombinierte intensitatsmassige und zeitliche Anpassung bereits bekannt sind Die Gesamtkosten der einzelnen Maschinen werden dann nach der Produktionsmenge abgeleitet um so zu den Grenzkosten K displaystyle K nbsp zu gelangen K d K x d x displaystyle K frac mathrm d K x mathrm d x nbsp Geometrisch lassen sich die Grenzkosten als Steigung der Kostenfunktion interpretieren Okonomisch gesehen geben sie fur eine bestimmte Produktionsmenge x displaystyle x nbsp an um wie viel sich die Kosten K displaystyle K nbsp erhohen wenn eine zusatzliche infinitesimal kleine Einheit hergestellt wird Die Grenzkosten verlaufen grundsatzlich ahnlich wie die Stuckkosten bei zeitlicher und intensitatsmassiger Anpassung Grundsatzlich wird auf derjenigen Maschine die Produktionsmenge ausgeweitet die die geringsten Grenzkosten hat Sie wird zunachst zeitlich angepasst Da die Grenzkosten wahrend der zeitlichen Anpassung wegen des konstanten Produktionskoeffizienten nicht steigen wird die Einsatzdauer erhoht bis die maximale Einsatzdauer erreicht ist Danach muss intensitatsmassig angepasst werden was zu steigenden Grenzkosten fuhrt Sobald sie die Grenzkosten der zweitgunstigsten Maschine erreicht haben wird diese zeitlich angepasst 20 Kritische Wurdigung und Weiterentwicklung BearbeitenDer Gutenberg Produktionfunktion wird in eine hohe Realitatsnahe nachgesagt insbesondere fur die industrielle Produktion von Stuckgutern Fertigungsindustrie in geringerem Masse auch fur die chemische und die Rohstoffindustrie Prozessindustrie Sie wird aber den betrieblichen Moglichkeiten nicht in vollem Umfang gerecht Sie berucksichtigt nicht den zeitlichen Verlauf der Produktion sondern nur die Einsatzdauer und auch keine Auftragsreihenfolgen Losgrossen und substitutionalen Produktionsbedingungen Letztere sind insbesondere in der chemischen Industrie vorherrschend Dort fuhren haufig unterschiedliche Kombinationen von Temperatur und Druck zum selben Ergebnis Es existieren folglich auch Wahlmoglichkeiten fur die Leistungsabgabe des Kompressors fur den Druck und des Ofens fur die Temperatur Edmund Heinen hat die genannten Kritikpunkte aufgegriffen und die Gutenberg Produktionsfunktion erweitert und verfeinert zur Heinen Produktionsfunktion die auch als Produktionsfunktion vom Typ C bekannt ist Ausserdem wird kritisiert dass die Gutenberg Produktionsfunktion die Inanspruchnahme der Potentialfaktoren Anlagenverschleiss und menschliche Arbeit nur unzureichend abbilde Die als konstant angesehene z Situation wird ebenfalls bemangelt Jedes Mal wenn sie sich andert mussen neue Verbrauchsfunktionen ermittelt werden Insgesamt gesehen eignet sie sich deshalb vor allem fur die Modellierung des Werkstoffverbrauchs Energie Treibstoffe Werkzeuge Schmiermittel etc in der Fertigungsindustrie 21 In den 1960er Jahren beschaftigten sich mehrere Studien mit empirischen Uberprufung der Gutenberg Produktionsfunktion 1960 wurde der Zusammenhang zwischen der erzeugten Energie und dem Verbrauch von Dampf einer Dampfturbine 22 ermittelt 1966 23 wurde der Energieverbrauch von Elektromotoren und der Kohleverbrauch von Dampfkesseln untersucht 1968 wurde an einer Anlage zur Papiererzeugung 24 der Verbrauch von Wasser und Dampf ermittelt Bei allen wurde ein von der Intensitat abhangiger Produktionskoeffizient festgestellt der meist auch einen u formigen Verlauf hatte Lediglich der Verbrauch der Papieranlage verlief monoton fallend 25 Angeregt durch die Arbeiten Karl Poppers zum Kritischen Rationalismus untersuchten 1974 Marcel Schweitzer und Hans Ulrich Kupper 26 einen Grossteil der damaligen Produktionstheorie Die Gutenberg Produktionsfunktion stellte sich als widerspruchsfrei und grundsatzlich allgemeingultig heraus jedenfalls innerhalb der industriellen Produktion fur die sie entwickelt wurde Sie ist auch grundsatzlich empirisch uberprufbar auch wenn dies im Einzelnen aufgrund von Messproblemen schwierig sein kann Ihr wurde ein deutlich hoherer Bewahrungsgrad als anderen Produktionsfunktionen und ein relativ grosser Geltungsbereich bescheinigt Lediglich die fehlende Trennung in Axiome und daraus abgeleitete logische Folgerungen Axiomatisierung wurde kritisiert 27 Parallele Entwicklungen in der Produktionstheorie BearbeitenZeitgleich zu den Arbeiten Gutenbergs gab es im angelsachsischen Bereich zwei weitere Entwicklungen der Produktionstheorie In der Volkswirtschaftslehre wurde die lineare Aktivitatsanalyse entwickelt Sie wurde Ende der 1960er Jahre durch Waldemar Wittmann verallgemeinert und wie alle volkswirtschaftlichen Entwicklungen zuvor in die deutsche Betriebswirtschaft ubernommen Die allgemeine Aktivitatsanalyse enthalt als Spezialfall dann die Gutenberg Produktionsfunktion wie auch alle anderen Produktionsfunktionen Im Operations Management dem angelsachsischen Gegenstuck zur Produktionswirtschaft entstanden die Engineering Production Functions Sie zeichnen sich wie die Gutenberg Funktion durch eine hohe Praxisorientierung aus beziehen sich aber auf in der Planung befindliche Produktionsanlagen und nicht auf die Optimierung bereits existierender Betriebe Siehe auch BearbeitenProduktionstechnik Kosten und Leistungsrechnung Arbeitsvorbereitung Produktionsfunktion vom Typ C Produktionsfunktion vom Typ D Produktionsfunktion vom Typ E Produktionsfunktion vom Typ F Pichler ProduktionsfunktionLiteratur BearbeitenSusanne Sonntag Die Gutenberg Produktionsfunktion Gabler Wiesbaden 2004 ISBN 9783824480999 Einzelnachweise Bearbeiten Gunter Wohe Ulrich Doring Einfuhrung in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre 25 Auflage S 310 ISBN 9783800650002 Gunter Fandel Produktion I 1 Auflage 1987 Springer Berlin S I Harald Dyckhoff Betriebliche Produktion Springer Berlin 1992 S 35 Marion Steven Produktionstheorie Gabler Wiesbaden 1998 S 21 f Marion Steven Produktionstheorie Gabler Wiesbaden 1998 S 34 f Susanne Sonntag Die Gutenberg Produktionsfunktion Gabler Wiesbaden 2004 S 11 Edmund Heinen Grundfragen der entscheidungsorientierten Betriebswirtschaftslehre In Schweitzer Hrsg Auffassungen und Wissenschaftsziele der Betriebswirtschaftslehre Darmstadt 1978 S 219 246 Zitiert nach Erich Zahn Uwe Schmidt Produktionswirtschaft Band 1 Grundlagen und operatives Produktionsmanagement UTB Stuttgart ISBN 978 3 8252 8126 7 S 25 Volles Zitat Betriebswirtschaften sind nicht Veranstaltungen irgendwelcher abstrakter Produktionsfaktoren sondern Sozialsysteme in denen Menschen unter Verwendung technischer Hilfsmittel arbeitsteilig und kooperativ zur Erreichung des Organisationsziels und eigener Ziele zusammenarbeiten Marion Steven Produktionstheorie Gabler Wiesbaden 1998 S 128 Marion Steven Produktionstheorie Gabler Wiesbaden 1998 S 130 133 Hans Corsten Produktionswirtschaft 12 Auflage 2012 S 145 f Marion Steven Produktionstheorie Gabler Wiesbaden 1998 S 145 150 Marion Steven Produktionstheorie Gabler Wiesbaden 1998 S 145 Marion Steven Produktionstheorie Gabler Wiesbaden 1998 S 145 150 Marion Steven Produktionstheorie Gabler Wiesbaden 1998 S 135f Hans Corsten Produktionswirtschaft 12 Auflage 2012 S 150 f Marion Steven Produktionstheorie Gabler Wiesbaden 1998 S 138 143 Hans Corsten Produktionswirtschaft 12 Auflage 2012 S 150 f Hans Corsten Produktionswirtschaft 12 Auflage 2012 S 152 Hans Corsten Produktionswirtschaft 12 Auflage 2012 S 153 f Dietrich Adam Produktionsmanagement 9 Auflage 1998 S 380 Hans Corsten Produktionswirtschaft 12 Auflage 2012 S 101 Alois Galweiler Produktionskosten und Produktionsgeschwindigkeit 1960 S 114 ff Ludwig Pack Ermittlung der kostenminimalen Anpassungsprozesskombination in Zeitschrift fur betriebswirtschaftliche Forschung 1966 S 466 476 Dieter B Pressmar Die Kosten Leistungs Funktion industrieller Produktionsanlagen 1968 S 46 ff Gunter Fandel Produktion I 5 Auflage S 204 216 Marcell Schweitzer Hans Ulrich Kupper Produktions und Kostentheorie der Unternehmung Reinbek bei Hamburg 1974 S 91 Gunter Fandel Produktion I 5 Auflage 2013 S 195 198 und 201 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gutenberg Produktionsfunktion amp oldid 237910789