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Die Grosse Rohrratte Thryonomys swinderianus ist eine der beiden Arten der Rohrratten innerhalb der Stachelschweinverwandten Sie ist in grossen Teilen Afrikas sudlich der Sahara verbreitet und gehort neben den Stachelschweinen und den Springhasen zu den grossten Nagetieren Afrikas Grosse RohrratteGrosse Rohrratte Thryonomys swinderianus SystematikOrdnung Nagetiere Rodentia Unterordnung Stachelschweinverwandte Hystricomorpha Familie Rohrratten Thryonomyidae Gattung Rohrratten Thryonomys Art Grosse RohrratteWissenschaftlicher NameThryonomys swinderianus Temminck 1827 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Allgemeine Merkmale 1 2 Merkmale des Schadels 2 Verbreitung 3 Lebensweise 3 1 Ernahrung 3 2 Fortpflanzung 3 3 Fressfeinde und Parasiten 4 Systematik 5 Gefahrdung und Schutzmassnahmen 6 Belege 7 Literatur 8 WeblinksMerkmale BearbeitenAllgemeine Merkmale Bearbeiten Die Grosse Rohrratte ist eines der grossten Nagetiere Afrikas und wird dort nur von den Arten der Stachelschweine Hystrix und der Springhasen Pedetes ubertroffen Die Kopf Rumpf Lange betragt 67 bis 79 Zentimeter bei den Mannchen und 65 bis 67 Zentimeter bei den Weibchen mit einem Gewicht von etwa 3 bis 5 Kilogramm Der Schwanz erreicht eine Lange von 16 5 bis 19 5 Zentimeter und ist damit im Verhaltnis relativ kurz Die Hinterfusslange betragt 80 bis 100 Millimeter die Ohrlange 30 bis 45 Millimeter Prinzipiell sind die Mannchen etwas grosser und schwerer als die Weibchen 1 Die Tiere haben einen gedrungenen und kraftigen Korperbau mit einem kurzen und flachen Kopf Das Fell ist dicht und rau es ist braun bis rehbraun mit gelben und schwarzen Flecken teilweise kann es am Rucken und der Stirn dunkler bis fast schwarz sein Die Haare sind weitgehend braun mit einem gelblichen Ring nahe dem terminalen Ende und einer schwarzen Haarspitze Die Flanken sind ebenfalls braun und gehen in die weiss graue Farbung der Bauchseite uber Der Kopf ist kurz mit breiter und stumpfer Schnauze Die Augen sind klein das Maul liegt ventral und wird von der vergrosserten Nasenregion uberdeckt Die ebenfalls kleinen und gerundeten Ohren liegen eng am Kopf an sie sind mit kurzen Haaren besetzt und haufig von der langen Wangenbehaarung verdeckt 1 Die Vorder und Hinterbeine sind kurz und sehr kraftig gebaut sie besitzen kraftige Krallen Die Vorderfusse besitzen funf Zehen von denen der erste vergleichsweise kurz und der funfte nur rudimentar ausgebildet ist Die Hinterfusse haben nur vier Zehen der erste fehlt und der funfte ist sehr klein die Unterseite der Fusse ist behaart Der Schwanz ist kurz und nur am Ansatz dicht behaart der ubrige Teil ist mit kleinen Schuppen bedeckt Er hat einen dicken Ansatz und verjungt sich zum Ende 1 Die Weibchen besitzen drei Paar Zitzen in der Leistengegend 1 Merkmale des Schadels Bearbeiten nbsp Skelett der Grossen Rohrratte Darstellung aus Brehms Thierleben 1883Der Schadel der Tiere ist kraftig gebaut und erreicht eine Gesamtlange von 86 5 bis 95 Millimetern Die Breite im Bereich der Jochbogen betragt 55 6 bis 61 3 Millimeter und die Zahnreihe vom ersten Pramolaren bis zum letzten Molaren M3 betragt 18 bis 19 5 Millimeter 1 In der Seitenansicht ist der vordere Schadelbereich bogenformig die Jochbogen beginnen an der Schadeloberseite und stehen weit ab Die Tiere besitzen zudem gut ausgepragte Knochenkamme uber den Augen Die oberen Schneidezahne sind breit und an der Aussenseite mit einer dicken orangefarbenen Schicht Dentin besetzt Beide Zahne besitzen auf der Aussenseite drei Langsrillen wobei sich die aussere Rille etwa in der Mitte des Zahnes befindet Die Pramolaren und Molaren weisen ein komplexes Faltmuster des Zahnschmelzes mit jeweils zwei Falten an der Aussenseite und einer an der Innenseite auf In der Individualentwicklung bricht der dritte Molar erst deutlich spater aus dem Kiefer durch als die anderen Backenzahne 1 Verbreitung Bearbeiten nbsp Verbreitungskarte der Grossen RohrratteDas Verbreitungsgebiet der Grossen Rohrratte umfasst einen grossen Teil Afrika sudlich der Sahara Es reicht von Senegal Gambia und Guinea in Westafrika uber Zentralafrika bis Kenia Uganda und Tansania in Ostafrika sowie von dort nach Suden bis in den Sudosten von Sudafrika Die verfugbaren Lebensraume sind dabei teilweise fragmentiert und fleckenhaft sie kommt also nicht im gesamten Gebiet vor In den Regenwaldgebieten Zentralafrikas sowie in trockenen Wusten und Halbwustengebieten in Namibia Angola und Sudafrika ist die Art dagegen nicht anzutreffen 1 2 Die Hohenverbreitung reicht bis maximal 1 800 Meter auf dem Kilimanjaro 2 Lebensweise Bearbeiten nbsp Grosse Rohrratte PraparatSie leben in dicht bewachsenen Gras und Savannengebieten in der Nahe von Feuchtgebieten und Sumpfen mit Schilfbestand sowie den Ufern von Flussen und Seen dabei auch in Restflachen gerodeter Regenwalder Daneben kommen sie auch auf landwirtschaftlich genutzten Flachen wie Maisfeldern Zuckerrohrplantagen sowie in Randbereichen von Stadten und Siedlungen vor Auch in Erdnussfeldern Palmolplantagen und anderen Agrarflachen kommen sie vor und konnen dort erhebliche Schaden anrichten weshalb sie lokal als Schadlinge bekampft werden 2 Die Tiere sind nachtaktiv in geschutzten Bereichen konnen sie jedoch auch tagsuber anzutreffen sein Bei Storungen sind sie in der Lage schnell zu laufen und verfallen nach langeren Laufstrecken nicht selten in eine Starre um sich besser zu verstecken Dabei nutzen sie Laufstrecken in der dichten Vegetation Sie sind zudem gute Schwimmer Tagsuber halten sie sich in flachen Gruben in der Vegetation auf die haufig von Wallen aus Gras und Schilfstengeln umgeben sind Zudem nutzen sie Spalten und verlassene Erdbauten anderer Tiere wie Erdferkel oder Stachelschwein Hohlen 1 Ernahrung Bearbeiten Die Grosse Rohrratte ernahrt sich herbivor von Pflanzenmaterial wobei sie vor allem die Stangel von Grasern und Riedgrasern frisst Sie fressen dabei vor allem die dickeren Stangel wobei sie in der Regel ihren Kopf seitlich an den Stangel legen und diese mit den Aussenseite der oberen Schneidezahne in einem Winkel von etwa 45 abbeissen konnen Das abgebissene Stuck wird dann mit dem Mund aufgenommen und mit den Zahnen gespalten Die zerteilten Stucken werden dann mit den Vorderfussen festgehalten und zum Fressen in den Mund gefuhrt Mit den Schneidezahnen teilen sie die Stucke weiter und beissen Spahen ab die sie dann mit den Backenzahnen mit typischen Kaubewegungen zerkauen Die samentragenden Spitzen werden vollstandig in den Mund geschoben und die Samen mit den Zahnen abgeschabt 1 In landwirtschaftlichen Flachen ernahren sich die Tiere von Mais Zuckerrohr und Hirse Die Frasstellen sind durch die in Stapeln liegenden Stengelstucke gekennzeichnet Sie hinterlassen an diesen Stellen zudem typische Kotpillen 1 Fortpflanzung Bearbeiten Die Paarung findet von April bis Juni statt Nach einer Tragzeit von 2 3 Monaten kommen 2 bis 4 weit entwickelte Junge zur Welt Diese werden in einer mit Grasern ausgepolsterten ausgehobenen Erdmulde abgelegt Sie offnen die Augen gleich nach der Geburt und konnen bereits nach kurzer Zeit mit den Eltern umherziehen Im Alter von einem Jahr sind die Jungen geschlechtsreif Fressfeinde und Parasiten Bearbeiten Zu den naturlichen Fressfeinden der Grossen Rohrratte zahlen verschiedene Raubtiere wie der Leopard der Serval Wildhunde und andere Hinzu kommen Schlangen wie der Python und verschiedene Greifvogel Unter den Ektoparasiten sind vor allem Zecken verbreitet zudem sind verschiedene Fadenwurmer und Bandwurmer nachgewiesen 1 Systematik Bearbeiten nbsp Grosse Rohrratte Darstellung aus Brehms Thierleben 1883 nbsp Grosse Rohrratte in einer ZuchtstationDie Grosse Rohrratte ist eine eigenstandige Art der Rohrratten Thryonomys innerhalb der Stachelschweinverwandten Hystricomorpha die neben ihr nur noch die Kleine Rohrratte T gregorianus enthalten 3 Die wissenschaftliche Erstbeschreibung stammt von Coenraad Jacob Temminck der sie 1827 von der Typlokalitat Sierra Leone beschrieb zu Ehren von Theodorus van Swinderen als Aulacodus swinderianus benannte 3 Innerhalb der Art werden aktuell keine Unterarten unterschieden 3 Gefahrdung und Schutzmassnahmen BearbeitenDie Grosse Rohrratte wird in fast allen Regionen in denen sie lebt als Fleischlieferant genutzt und bejagt In Teilen von Afrika sind sie eine beliebte Fleischquelle und werden als Bushmeat gejagt verkauft und verzehrt Die Jagd ist in der Regel legal moglich und hat wahrscheinlich nur geringen Einfluss auf die Populationen Dabei gehort sie neben dem Afrikanischen Quastenstachler zu den am meisten bejagten und gehandelten Bushmeat Arten West und Zentralafrikas Zur Jagd werden Jagdhunde genutzt oder die Tiere werden durch Brande aufgescheucht und geschossen oder mit Fallen gefangen Regional etwa im Suden Nigerias stellen sie 20 bis 35 der als Bushmeat genutzten Tiere dar und sind die haufigsten oder zweithaufigsten Tiere die auf den lokalen Fleischmarkten angeboten werden Auf den Markten in Accra in Ghana wurden Anfang der 1970er Jahre uber das Jahr etwa 110 000 Kilogramm verkauft was etwa 40 000 bis 55 000 Tieren entspricht 1 Obwohl die Menschen sie wegen ihres Fleisches bejagen ist diese Art noch relativ haufig und kommt auch in Schutzgebieten vor zudem weist sie ein sehr grosses Verbreitungsgebiet auf Daher wird sie von der IUCN als nicht gefahrdet Least Concern LC eingestuft 2 Belege Bearbeiten a b c d e f g h i j k l D C D Happold Thryonomys swinderianus In Jonathan Kingdon David Happold Michael Hoffmann Thomas Butynski Meredith Happold und Jan Kalina Hrsg Mammals of Africa Volume III Rodents Hares and Rabbits Bloomsbury London 2013 S 688 690 ISBN 978 1 4081 2253 2 a b c d Thryonomys swinderianus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2016 Eingestellt von M F Child 2016 Abgerufen am 21 Mai 2020 a b c Thryonomys swinderianus In Don E Wilson DeeAnn M Reeder Hrsg Mammal Species of the World A taxonomic and geographic Reference 2 Bande 3 Auflage Johns Hopkins University Press Baltimore MD 2005 ISBN 0 8018 8221 4 Literatur BearbeitenD C D Happold Thryonomys swinderianus In Jonathan Kingdon David Happold Michael Hoffmann Thomas Butynski Meredith Happold Jan Kalina Hrsg Mammals of Africa Band 3 Rodents Hares and Rabbits Bloomsbury London 2013 ISBN 978 1 4081 2253 2 S 688 690 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grosse Rohratte Thryonomys swinderianus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Thryonomys swinderianus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2016 Eingestellt von M F Child 2016 Abgerufen am 21 Mai 2020 Normdaten Sachbegriff GND 4322559 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grosse Rohrratte amp oldid 240929799