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Groditz sorbisch Hrodzisco ist ein Ort im Osten des Landkreises Bautzen in Ostsachsen und gehort seit 1994 zur Stadt Weissenberg Der Ort liegt am Rand des Oberlausitzer Gefildes einer fruchtbaren und hugeligen Gegend zwischen Mittelgebirge und Flachland Groditz zahlt zum offiziellen sorbischen Siedlungsgebiet in der Oberlausitz Groditz HrodziscoVorlage Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland Wartung AlternativnameStadt WeissenbergKoordinaten 51 12 N 14 37 O 51 207222222222 14 623333333333 Koordinaten 51 12 26 N 14 37 24 OHohe 161 209 m u NNFlache 5 06 km Einwohner 245 31 Dez 2022 Bevolkerungsdichte 48 Einwohner km Eingemeindung 1 Januar 1994Postleitzahl 02627Vorwahl 035876Luftaufnahme von 2017 Inhaltsverzeichnis 1 Geografie 2 Geschichte 2 1 Schloss 2 2 Schlosspark 2 3 Kirche 3 Bevolkerung 4 Infrastruktur 5 Personlichkeiten 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeografie Bearbeiten nbsp Groditz und Weissenberg auf einer Karte von 1840Groditz befindet sich etwa 15 Kilometer ostlich der Grossen Kreisstadt Bautzen am Nordrand des Oberlausitzer Gefildes wo dieses in das Flachland ubergeht Aufgrund seiner exponierten Lage auf etwa 200 m u NN ist der Ort und vor allem sein Kirchturm schon von weither sichtbar Sudostlich des Ortes verlauft das Lobauer Wasser welches sich hier ein Durchbruchstal ausgewaschen hat die sogenannte Groditzer Skala Vom hoher gelegenen Ortskern in Rundweilerform mit Kirche Dorfplatz und Schloss aus zieht sich der Ort entlang zweier Strassen bis hinunter zum Fluss Zu Groditz gehort ausserdem ein Vorwerk welches sich etwa zwei Kilometer nordostlich des Ortskerns an der Strasse nach Gebelzig befindet Die Nachbarorte sind Gross Saubernitz im Norden Gebelzig im Nordosten Wuischke im Osten Weicha auf der anderen Seite der Skala im Sudosten Nechern im Sudwesten sowie Cortnitz und Briessnitz im Nordwesten Die nahere Umgebung von Groditz wird abgesehen von der unter Naturschutz stehenden Skala fur den Ackerbau genutzt Geschichte Bearbeiten nbsp Die Groditzer Schanze Westansicht nbsp Ortsansicht von 1775Mit seiner Ersterwahnung als Gradis von altsorbisch grodisce bzw grod die Burg 1 im Jahre 1222 ist Groditz eine der altesten verburgten Siedlungen in der Oberlausitz Bereits vier Jahrhunderte zuvor hatten die slawischen Milzener Vorfahren der heutigen Sorben einen Burgwall an der hochsten Stelle uber dem Tal des Lobauer Wassers angelegt Dieser ist heute noch deutlich sichtbar Nach 1815 wurde Groditz zum Grenzort Nur etwa einen Kilometer vom Vorwerk entfernt verlief nach dem Wiener Kongress die Grenze zwischen den Konigreichen Preussen und Sachsen wobei Groditz zu Sachsen der Nachbarort Gebelzig jedoch schon zum preussischen Kreis Rothenburg gehorte Im Jahre 1854 waren auch einige Groditzer Einwohner unter den 558 sorbischen Auswanderern die unter Fuhrung von Pfarrer Jan Kilian Europa verliessen und die sorbische Siedlung Serbin in Texas begrundeten Gegen Ende des 19 Jahrhunderts beschloss die sachsische Landesregierung den Bau der Bahnstrecke Lobau Radibor die parallel zur preussischen Landesgrenze verlaufen sollte Groditz erhielt einen Bahnhof am Vorwerk der zusammen mit der Strecke die ostlich des Ortes in einem zehnbogigen Viadukt das Lobauer Wasser quert am 10 November 1904 eroffnet wurde Zunachst war Zugverkehr nur bis Baruth ab 1906 auch durchgangig bis Radibor moglich Der Zugverkehr wurde 1972 eingestellt Bis 1994 war Groditz eine eigenstandige Landgemeinde mit den Ortsteilen Cortnitz Weicha und Wuischke mit der Gemeindegebietsreform wurde es in die benachbarte Kleinstadt Weissenberg eingemeindet Schloss Bearbeiten nbsp Schloss Groditz nbsp Schloss Groditz Weissenberg Luftaufnahme 2017 Das Groditzer Gutshaus wurde in seiner heutigen Form 1738 errichtet und thront am Rand des steilen Nordhangs der Skala im ostlichen Teil des Ortes Im Schlossgarten befindet sich auch die alte Schanze Vom Groditzer Schloss aus wurde die Grundherrschaft uber den Ort und einige umliegende Dorfer ausgeubt Das Rittergut scheint im 13 und 14 Jahrhundert einer Familie von Porsitz gehort zu haben 2 Ihr Wappen ist an der Kirche zu Groditz angebracht Es gelangte dann an die Familie von Klux Anfang des 15 Jahrhunderts ging das Gut auf die verschwagerte Familie von Maxen uber die es bis zum Beginn des Dreissigjahrigen Krieges hielt Es folgten verschiedene aufeinander folgende Linien der Familie von Gersdorff die es bis 1896 besass In diesem Jahr kaufte Clara von Krauss 1850 1926 eigentlich Krauss das Rittergut die Tochter des Dresdner Industriellen Gottlieb Traugott Bienert die mit dem spateren kgl sachsischen Generalmajor Oskar von Krauss 1835 1915 verheiratet war und der dann 1911 in den sachsischen Adelsstand nobilitiert wurde 3 4 Oskar von Krauss 5 galt als Miteigentumer die Beguterung nannte sich Groditz Dubrauer Forst und hatte 1917 einen Umfang von 380 ha Wohnsitz der Familie war auch Dresden 6 1920 ubernahm es der Sohn Rudolf von Krauss 1872 1940 Rudolfs Schwester Johanna war mit dem Generalmajor Traugott von Pfeil und Klein Ellguth verheiratet 1921 brannte das Schloss teilweise ab und wurde 1922 24 durch den Architekten und Burgenrestaurator Bodo Ebhardt wieder aufgebaut und um einen Altan erweitert Gut Groditz war ein Familienfideikommiss dann Allodialgut 1931 mit einem Gesamtumfang von 426 ha nach Angaben des Gothaischen Genealogischen Taschenbuch GGT Die Witwe des Rudolf von Krauss Gerda Elfriede von Krauss geb von Zenker und ihre vier Kinder wurden 1945 enteignet 7 Das Gebaude beherbergte danach Fluchtlinge war seit 1949 Tuberkulose Heilanstalt und spater Aussenstelle des Fachkrankenhauses Grossschweidnitz 2006 initiierte der Grossneffe 8 von Gerda von Krauss Beat Beatus von Zenker zu Pommritz eine Stiftung Seit April 2007 engagiert sich der Forderverein pro Groditz e V gemeinsam mit Beat von Zenker fur den Erhalt des Schlosses und konnte 2008 das Naturschutzgebiet Groditzer Skala vor einem Teilverkauf retten Schlosspark Bearbeiten Der Schlosspark ist Mitglied des Gartenkulturpfades beiderseits der Neisse 9 Dies verbessert die Moglichkeiten der Pflege Parkseminare und die Aussichten auf Forderung sowie die touristische Erschliessung Kirche Bearbeiten Die stattliche Kirche von Groditz ist das Zentrum eines grossen evangelisch lutherischen Kirchspiels Das Gebaude selbst wurde erst 1902 errichtet wobei der Turm deutlich alter ist Am Bogen des Kirchenportals sowie am Altar finden sich sorbische Inschriften die von der sorbischen Geschichte dieses Teils der Oberlausitz zeugen Bevolkerung Bearbeiten nbsp Die DorfkircheFur seine Statistik uber die sorbische Bevolkerung der Lausitz ermittelte Arnost Muka in den 1880er Jahren eine Bevolkerungszahl von 390 Einwohnern davon waren 338 Sorben 87 und 52 Deutsche 10 Groditz lag damals am Ostrand des geschlossenen sorbischen Siedlungsgebietes in der Oberlausitz Der Anteil der sorbischsprachigen Bevolkerung ist seither besonders seit dem Zuzug von Vertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten stark gesunken und lag 1956 laut Ernst Tschernik nur noch bei 32 3 11 Vom sorbischen Erbe zeugen noch heute die Beschriftungen in der Kirche 1964 hatte die Gemeinde Groditz mit Ortsteilen insgesamt 700 Einwohner fur 1991 weist das Statistische Landesamt eine Einwohnerzahl von 603 aus Heute sind es in den vier Orten zusammen etwa 450 Einwohner Groditz ist seit der Reformation in der Lausitz evangelisch lutherisch gepragt war jedoch bereits zuvor Sitz einer katholischen Pfarrkirche Heute ist es Zentrum des Kirchspiels Groditz zu dem auch die Gemeinden Baruth und Weissenberg Kotitz gehoren Die letzten Zahlen zur Religionszugehorigkeit stammen von 1925 Damals waren fast alle Einwohner evangelisch lutherischer Konfession Infrastruktur BearbeitenDie Staatsstrasse 110 Hochkirch Kleinsaubernitz fuhrt westlich an Groditz vorbei Wenige hundert Meter nordlich der Kirche tangiert die Bundesautobahn 4 Dresden Wroclaw das Ortsgebiet Die Anschlussstelle Weissenberg befindet sich vier Kilometer ostlich Personlichkeiten BearbeitenWenzeslaus Warich sorbisch Wjaclaw Warichius oder Wjaclaw Wawrich 1564 1618 sorbischer Theologe und Ubersetzer Johann August Miertsching Jan Awgust Mercink 1817 1875 sorbischer Missionar und DolmetscherLiteratur BearbeitenCornelius Gurlitt Groditz In Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen 31 Heft Amtshauptmannschaft Bautzen I Teil C C Meinhold Dresden 1908 S 81 Handbuch der historischen Statten Band 8 Alfred Kroner Verlag Stuttgart 1958 S 132 f Walter Schlesinger Hrsg Sachsen Kroners Taschenausgabe Band 312 Unveranderter Neudruck der 1 Auflage 1965 2 Auflage 1990 ISBN 3 520 31201 8 Trudla Malinkowa Zur Veranderung der nationalen Struktur in der Kirchgemeinde Groditz in den Jahren von 1881 bis 1940 In Letopis B 35 1988 S 58 84 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Groditz Hrodzisco Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Ritterguter und Schlosser im Konigreiche Sachsen Groditz Quellen und Volltexte Groditz im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen Website des Vereins Pro Groditz Schlosspark auf der Homepage des Gartenkulturpfad beiderseits der NeisseEinzelnachweise Bearbeiten Ernst Eichler Slawische Ortsnamen zwischen Saale und Neisse Band I VEB Domowina Verlag Bautzen 1985 S 179 Hermann Knothe Geschichte des Oberlausitzer Adels und seiner Guter vom XIII bis gegen Ende des XVI Jahrhunderts Leipzig 1879 Digitalisat Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Hauser 1932 Zugleich Adelsmatrikel der im Ehrenschutzbunde des Deutschen Adels vereinigten Verbande Teil B Briefadel GGT Jg 24 Justus Perthes Gotha 1931 S 340 Walter von Hueck Erik Amburger Friedrich Wilhelm Euler Hans Friedrich von Ehrenkrook Genealogisches Handbuch des Adels B Briefadel nach 1400 nobilitiert Band VIII Band 41 der Gesamtreihe GHdA C A Starke Limburg an der Lahn 1968 S 201 f ISSN 0435 2408 H L Hofmann Alfred Burgmann Wilhelm Feldmann Die Ritterguter des Konigreichs Sachsen Ein Abriss ihrer Geschichte und rechtlichen Stellung nebst topographischen und statistischen Nachrichten uber samtliche Ritterguter pp E Leonhardi Nachf K Erfurt Dresden Blasewitz 1914 S 108 Groditz Dubrauer Forst Gutsbes Besitzer Oskar von Krauss Generalmajor in Schlesisches Guter Adressbuch 1917 Regierungsbezirk Liegnitz Gottl Wilh Korn Breslau 1917 S 429 Reprint BoD Norderstedt Klaus B Decker Potsdam 2022 ISBN 978 3 88372 359 4 Bettina Comtesee de Cosnac Der Retter von Schloss Groditz in Deutsches Adelsblatt Magazin der Deutschen Adelsverbande Jahrgang 62 Heft Nummer 7 15 Juli 2023 Hrsg Deutsches Adelsblatt GmbH Selbstverlag Kirchbrak 2023 S 19 ff ISSN 0012 1193 Walter von Hueck Klaus von Andrian Werburg Friedrich Wilhelm Euler Genealogisches Handbuch des Adels B Briefadel Band XVIII Band 95 der Gesamtreihe GHdA C A Starke Limburg an der Lahn 1989 S 526 ISSN 0435 2408 Homepage Gartenkulturpfad beiderseits der Neisse Mitglieder und Kooperationspartner abgerufen am 4 Juni 2018 Ernst Tschernik Die Entwicklung der sorbischen Bevolkerung Akademie Verlag Berlin 1954 Ludwig Elle Sprachenpolitik in der Lausitz Domowina Verlag Bautzen 1995 S 244 Ortsteile der Stadt Weissenberg Belgern Bela Hora Cortnitz Chortnica Drehsa Drozdzij Groditz Hrodzisco Grube Jama Kotitz Kotecy Lauske Lusk Maltitz Malecicy Nechern Njechorn Nostitz Nosacicy Sarka Zarki Spittel Spikaly Weicha Wichowy Wuischke Wujezk Wurschen Worcyn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Groditz Weissenberg amp oldid 235492012