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Die Graflich Schaffgotsch schen Werke auch Graflich Schaffgotsch sche Grubenverwaltunggenannt waren eine 1904 gegrundete Kapitalgesellschaft der uber 60 Steinkohlen und Galmei Bergwerke gehorten Der letzte zum Familienbesitz gehorende Betriebszweig die Bank Bass amp Herz meldete 1974 Insolvenz an Inhaltsverzeichnis 1 Die Entwicklung bis 1945 1 1 Die Anfange unter Karl Godulla 1 2 Die Fortfuhrung unter Johanna von Schaffgotsch geborene Gryzik 1 3 Die Schaffgotsch schen Steinkohlenwerke von 1921 bis 1945 1 4 Investitionen in neue Geschaftsfelder ab 1920 2 Die Schaffgotsch Gruppe nach dem Zweiten Weltkrieg 3 Literatur 4 EinzelnachweiseDie Entwicklung bis 1945 BearbeitenDie Anfange unter Karl Godulla Bearbeiten Der Grundstock der Schaffgotsch schen Werke wurden durch das unternehmerische Engagement von Karl Godulla gelegt In seiner Funktion als Verwalter der Guter und Betriebe des Grafen Carl Franz von Ballestrem erwarb er die notwendigen unternehmerischen Kenntnisse um im Laufe seines Lebens 80 Zinkbergwerke 4 Zinkhutten und 48 Steinkohlenbergwerke zu erwerben und verwalten Als Startkapital seiner eigenen unternehmerischen Tatigkeit erhielt er 1815 von Ballestrem 28 freie Kuxe der Carls Zinkhutte in Ruda die unter seiner Leitung von anfangs funf auf 15 Doppelofen erweitert wurde Das erste bedeutendere Galmei Bergwerk war die Annagrube bei Miechowitz die eine so grosse Ausbeute erbrachte dass sie Godulla weitere Kaufe ermoglichte So kamen 1832 die Morgenroth und 1836 1839 die Gutehoffnungs Zinkhutte hinzu Von Anfang an bemuht Grund und Boden sowie die Berechtsame fur moglichst dieselben Flachen in seinen Besitz zu bringen erwarb er zwischen dem Ballestrem schen Besitz im Westen und dem Donnersmarck Neudeck schen im Norden und Sudosten grosse Flachen im Gebiet von Schomberg Orzegow Erste Anteile an Steinkohlenbergwerken erwarb er bei den Gruben Stein in Nowy Bytom und Rosalie in Godullahutte Vier Jahre nach seinem Tod 1848 stellte sich die Situation folgendermassen dar 1 Galmeigruben JahresproduktionMaria 4 3 tElisabeth 3 8 tVerona 1 14 tScharley wenige Kuxe 9 34 tSteinkohlengruben JahresproduktionOrzegow 186 000 tBergfreiheit 100 000 tPaulus Godulla 34 082 tCleophas 160 000 tFranz 28 000 tLithandra 32 000 tGrundbesitz einschl Forsten Flache 2 Schomberg und Orzegow 6 100 haBobrek 10 980 haBujakow 130 280 haCutow und Klein Paniow 16 150 haEr starb kinderlos und vermachte den gesamten Besitz seiner Adoptivtochter Johanna Gryzik Die Fortfuhrung unter Johanna von Schaffgotsch geborene Gryzik Bearbeiten Als Johanna Gryzik 1842 in Poremba geboren wurde sie von Karl Godulla nach dem Tod ihrer leiblichen Eltern 1846 aufgenommen erzogen und als Universalerbin eingesetzt 1858 heiratete sie Hans Ulrich von Schaffgotsch blieb aber auch nach ihrer Eheschliessung Eigentumerin der Graflich Schaffgotsch schen Generaldirektion in die das Erbe Godullas eingebracht worden war Den Besitz verwaltete das Ehepaar gemeinsam sie machten die Schaffgotsch Werke bis um 1900 zu einem der vier grossten Montanunternehmen in Schlesien Im Jahr 1891 wurden fast funftausend Arbeiter in den Betrieben und Gruben beschaftigt Da sich ab 1852 der Galmeiabbau nur in konjunkturell guten Jahren lohnte und die Ergiebigkeit einiger Gruben nachliess wurden mehrere stillgelegt andere an die Grafen von Hohenlohe Ohringen verkauft und wiederum andere verpachtet Der gesamte Betriebszweig der Zinkerzgewinnung wurde 1891 eingestellt Auch bei dem Betrieb von Zinkhutten erfolgte ein allmahlicher Ausstieg So wurden die Morgenroth und Gutehoffnungshutte 1871 und die Bobrekhutte 1885 stillgelegt Auch hier kam es bei der Godullahutte zu einer Verpachtung an die Hohenlohe Werke AG Beim Steinkohlenbergbau strebte man eine starke Konzentration in Besitz und Verwaltung an Anstelle der vielen kleinen Gruben wurde im Bereich der Ortschaften Schombeck Orzegow und Ruda das Bergwerk Consolidierte Paulus Hohenzollern Grube geschaffen dessen Vorrate durch die Schachtanlagen Gotthard Karol Paulus Godulla Pawel und Hohenzollern Szombierki erschlossen wurde Der Besitz wurde 1899 bzw 1906 nach Suden hin durch den Erwerb der Gruben Lithandra Wanda und Beelowsegen abgerundet Hingegen wurde das westlich von Kattowitz liegende Bergwerk Cleophas 1880 an Georg von Giesches Erben verkauft Von wenig Erfolg war das Engagement bei der Oberschlesische AG fur Kohlenbergbau in Orezsche gepragt Trotz einer Investition in Hohe von 2 25 Mio Mark kam es damals zu keinem gewinnbringenden Abbau in dieser Region Wesentlich erfolgreicher verlief hingegen der Kohleabbau im Bereich des Bergwerks Paulus Hohenzollern so dass man sich seitens der Unternehmensleitung entschloss das Nordwestfeld 1907 durch das Abteufen der Schachtanlage Grafin Johanna Bobrek zu erschliessen Mit der dort geforderten Steinkohle wurde ab 1920 fast ausschliesslich in dem ebenfalls zur Kapitalgesellschaft gehorenden Elektrizitatswerk Szombierki Strom erzeugt Die Schaffgotsch schen Steinkohlenwerke von 1921 bis 1945 Bearbeiten Durch die Teilung Oberschlesiens in der Folge des Ersten Weltkriegs wurde das Abbaugebiet des Unternehmens vollig durchtrennt So lagen die Schachtanlagen Grafin Johanna und Hohenzollern auf der deutschen Gotthard Godulla Paulus und Lithandra auf der polnischen Seite der neuen Grenze Um diesem Sachverhalt Rechnung zu tragen wurde zur Verwaltung der westoberschlesischen Gruben nach Gleiwitz verlegt und fur die die ostoberschlesischen die Godulla SA mit Sitz in Ruda Morgenroth Chebzie gegrundet Da die Familie kein Kapital aus dieser Aktiengesellschaft abzog und zugleich in Polen investierte gab es von polnischer Seite keine Bedenken gegen diese Regelung Auch war die polnische Regierung zu diesem Zeitpunkt finanziell nicht in der Lage eine Mehrheit an dieser Gesellschaft zu erwerben 1928 kam es durch die Grundung der Wirek AG zu einem Zusammenschluss der in Antonienhutte Wirek Ortsteil von Ruda Slaska liegenden Bergwerke Gottessegen Lech und Hugo und Zwang Wirek Die Hauptaktionare dieser neuen AG bildeten Schaffgotsch Ballestrem und Prinz Henckel von Donnersmarck Linie Beuthen Siemianowitz Die beiden in Westoberschlesien liegenden Schachtanlagen konnten ihre Gesamtforderung an Steinkohlen von 1 35 Mio t im Jahr 1913 auf 2 98 Mio t im Jahr 1925 so deutlich anheben dass der Verlust der drei im Osten liegenden Anlagen kompensiert werden konnte 3 Nach der Besetzung Polens durch deutsche Truppen wurden die in Ostoberschlesien liegenden Schachtanlagen bzw Bergwerke Pawel Paulus Karol Gotthard und Wanda Lech Lithandra Hillebrand 1942 der Graflich Schaffgotsch sche Werke GmbH in Gleiwitz zuruckgegeben Da diese Ruckgabe aber keine vollstandige Entschadigung bildete Teile waren an die Reichswerke Hermann Goring gefallen erhielt Schaffgotsch 50 der Anteile an der Wirek AG und schuf so in der Zeit von 1942 bis 1945 in Wirek die Schachtanlage Godulla siehe Kopalnia Wegla Kamiennego Polska Wirek 4 Investitionen in neue Geschaftsfelder ab 1920 Bearbeiten Bereits kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs suchte die Schaffgotsch sche Grubengesellschaft nach weiteren Beteiligungsmoglichkeiten Diese bestanden u a in einer Zusammenarbeit mit der im Jahr 1900 von Fritz Friedlander gegrundeten Braunkohlen und Brikett Industrie AG BUBIAG die sich bald nach ihrer Grundung zum bedeutendsten Bergbauunternehmen des Lausitzer Braunkohlereviers entwickelte Ab 1920 mit der BUBIAG zusammenarbeitend ubernahm Schaffgotsch in den 1930er Jahren die Aktienmehrheit der BUBIAG von der Friedlander Gruppe Um die in den Bergwerken Westoberschlesiens geforderte Kohle verkoken zu konnen errichtete der Konzern in Deschowitz Zdzieszowice nach Planen der Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer Essen Berlin 1930 1931 die Odertal Kokerei Diese wurde zwischen den Jahren 1937 39 dem neu errichteten Treibstoffwerk der Schaffgotsch Benzin GmbH angegliedert um die bei der Verkokung anfallenden Nebenprodukte mittels der Fischer Tropsch Synthese in synthetisches Benzin umzuwandeln 5 Schon ab 1891 hatte sich der Schaffgotsch Konzern auch im Bereich der Sprengstoffproduktion engagiert Zunachst erwarb man an der oHG Alt Beruner Sprengstofffabrik einen Anteil von 5 26 kurze Zeit spater 11 100 an der Pulverfabrik Pniowitz Diese Aktivitaten wurden erweitert durch eine Beteiligung an dem Unternehmen Oberschlesische AG fur Fabrikation von Lignose ab 1916 Oberschlesische Sprengstoff AG und ab 1919 AG Lignose in Berlin Die Schaffgotsch Gruppe nach dem Zweiten Weltkrieg BearbeitenNach dem Verlust ihrer Guter und Betriebe in Ostdeutschland und Schlesien verlagerte die Familie Schaffgotsch 1948 den Sitz der verbleibenden Unternehmensgruppe einschliesslich der BUBIAG nach Munchen Trotz der Ubernahme der Elektrische Licht und Kraftanlagen AG Elikraft und der Fusion von BUBIAG und Elikraft 1971 konnten nach der Stilllegung der nordhessischen Gruben Borkener Braunkohlerevier keine Gewinne mehr erzielt werden Weitere Probleme entstanden durch hohe Verluste bei dem Bonner Buromaterial Hersteller Soennecken an der die Familie Schaffgotsch zu 50 beteiligt war Auch die Beteiligung am Otto Versand war glucklos Obwohl der Besitzer der Privatbank Bass amp Herz Hans Ulrich von Schaffgotsch versuchte uber kurzfristige Kreditanleihen die Familienunternehmungen zu retten misslang dies 1974 wurde die Bank insolvent und der Wiederaufbau des Familienimperiums im Westen muss als gescheitert betrachtet werden 6 7 Literatur BearbeitenPaul Deutsch Die oberschlesische Montanindustrie vor und nach der Teilung des Industriereviers Bonn 1926 Jahrbuch fur den Oberbergamtsbezirk Breslau Phonix Verlag Kattowitz Breslau Berlin 1913 Digitalisat auf www dbc wroc pl letzter Zugriff am 5 Mai 2015 Jerzy Jaros Slownik historyczny kopaln wegla na ziemiach polskich Katowice 1984 Wojciech Morawski Das deutsche Kapital im Polen der Zwischenkriegszeit In Dieter Bingen Peter Oliver Loew Nikolaus Wolf Hrsg Interesse und Konflikt Zur politischen Okonomie der deutsch polnischen Beziehungen 1900 2007 Harrassowitz Verlag Wiesbaden 2008 ISBN 978 3 447 05677 9 Werner Rohr Zur Rolle der Schwerindustrie im annektierten polnischen Oberschlesien fur die Kriegswirtschaft Deutschlands von 1939 bis 1949 Jahrbuch fur Wirtschaftsgeschichte Band 130 Als PDF Datei heruntergeladen unter www digitalis uni koeln de JWG letzter Zugriff am 5 Oktober 2015 Einzelnachweise Bearbeiten Angaben gemass Jahrbuch fur den Oberamtsbezirk Breslau S 457 Umrechnung gemass 1 Morgen 4 ha Paul Deutsch Die oberschlesische Montanindustrie S 90 f Werner Rohr Schwerindustrie im annektierten polnischen Oberschlesien S 25 siehe hierzu die polnische Wikipediaseite Schaffgotsch Benzin Werke Zugriff am 1 Mai 2016 Ende einer Dynastie In Die Zeit 34 1974 16 August 1974 abgerufen am 4 Mai 2019 Die Reste kommen In Der Spiegel Nr 34 1974 S 32 online 19 August 1974 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Graflich Schaffgotsch sche Werke amp oldid 236261300