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Giaches de Wert 1535 wahrscheinlich in Gent 6 Mai 1596 in Mantua war ein franko flamischer Komponist Sanger und Kapellmeister der spaten Renaissance 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Werke summarisch 4 Literatur Auswahl 5 Weblinks 6 QuellenLeben und Wirken BearbeitenDer Vater von Giaches de Wert lebte in Gent von wo aus der Sohn in jungen Jahren povero fiammingo von Francesco d Este 1543 nach Italien gebracht wurde und zwar nach Avellino bei Neapel zum Dienst als Sangerknabe bei Maria di Carona der Marchesa della Padulla Dort blieb er offenbar nicht lange denn noch im gleichen Jahr wird ein Jaches falls es sich da um ihn handelt als Familienmitglied des Grafen von Novellara und Bagnolo Giulio Cesare Gonzaga erwahnt letzterer war am papstlichen Hof in Rom tatig Als dieser 1550 starb hat dessen Neffe Graf Alfonso I Gonzaga auch Inhaber hoher Amter an der Kurie die weitere Ausbildung von Giaches ubernommen und spricht in einem Brief vom 20 August 1550 von grossen Fortschritten seines Schutzlings Wert hat sich ab 1551 grossenteils in Novellara der Residenzstadt dieses Zweigs der Familie Gonzaga aufgehalten ab 1552 auch mehrfach in Mantua Mitte der 1550er Jahre wirkte er offenbar vorubergehend in Ferrara wo er vielleicht Unterricht bei Cipriano de Rore hatte Dieser uberredete ihn im Januar 1556 wieder nach Novellara zu Herzog Alfonso zuruckzukehren Im darauf folgenden Jahr heiratete Giaches de Wert die wohlhabende Adelige Lucrezia Gonzaga aus einer Nebenlinie der Familie von seinen sechs Kindern wirkte der Sohn Ottavio 1560 spater in der Hofkapelle des Vaters in Mantua mit Taufpate dieses Sohnes war der Herzog von Parma Ottavio Farnese ihm hatte Giaches 1561 sein zweites funfstimmiges Madrigalbuch gewidmet In Parma wirkte seit Anfang 1561 auch Cipriano de Rore Von 1563 bis 1565 versah Wert den Dienst eines Kapellmeisters fur die kaiserlichen Gouverneure in Mailand Spatestens ab September 1565 wirkte der Komponist als Kapellmeister an der neu gebauten Basilika Santa Barbara in Mantua der Hofkirche der Gonzaga Herzoge nachdem er dorthin fur das erste Barbara Fest am 4 Dezember 1564 eine neue von ihm komponierte Messe geschickt hatte In dieser Stellung ist er bis zu seinem Tod geblieben Er war auch prefectus musicorum fur die weltliche Musik am Hof von Herzog Guglielmo Gonzaga in Mantua zustandig Er bezog ein ausserordentlich hohes Jahresgehalt zu welchem weitere Gratifikationen und im Jahr 1580 eine Schenkung von Landereien hinzukamen Daruber hinaus erhielt er fur seine grossen Verdienste das Burgerrecht der Stadt Mantua In den folgenden Jahren bekam Giaches von verschiedenen europaischen Hofen das Angebot die Leitung der Hofkapelle zu ubernehmen so von Kaiser Maximilian II im Fruhjahr 1566 die Hofkapelle in Prag nachdem ihn der Komponist auf den Reichstag in Augsburg mit einem musiktheoretischen Vortrag und virtuosen Gesangsimprovisationen ausserordentlich beeindruckt hatte Auch versuchte Ottavio Farnese Giaches de Wert als Nachfolger fur den 1565 verstorbenen Cipriano de Rore nach Parma zu holen Der Komponist war in seinen ersten Jahren in Mantua Feindseligkeiten und Intrigen ausgesetzt die von seinem Konkurrenten Agostino Bonvicino 1576 ausgingen und in die auch Giaches Frau Lucrezia verwickelt war Eine langjahrige uberlieferte Korrespondenz zeigt dass Giaches de Wert von Mantua aus weiterhin sehr gute Beziehungen zu seinem fruheren Dienstherrn in Novellara aufrechterhielt er sandte ihm mehrfach neue Kompositionen und nach der Heirat von Alfonso Gonzaga mit Vittoria di Capua sorgte er im Januar 1568 fur die musikalische Gestaltung der Zwischenmusiken einer Komodie im neu gebauten Theater von Novellara Ab den 1570er Jahren wurde daruber hinaus der Hof des musikbegeisterten Herzogs Alfonso d Este in Ferrara fur Giaches immer interessanter weil hier mit dem Aufbau eines privaten musikalischen Ensembles musica secreta neue Massstabe fur den virtuosen Ensemble Gesang gesetzt wurden und ein sich gegenseitig inspirierendes Zusammenwirken zwischen Gesang Komposition und neuester Dichtung entstand Giovanni Battista Guarini und Torquato Tasso Giaches de Wert beteiligte sich hier mit Beitragen zu den Sammelbanden fur die Sangerin Laura Peverara und mit seinem Ottavio libro von 1586 welches Alfonso d Este gewidmet war Hinzu kamen personliche Beziehungen zu der Sangerin und Dichterin Tarquinia Molza 1542 1617 die aber vom Hof in Ferrara letztlich nicht geduldet wurden und zur Verbannung der Sangerin fuhrten Als Vincenzo Gonzaga 1587 in Mantua die Regierungsnachfolge in Mantua ubernahm begann hier eine kulturelle Blutezeit weil sich der Herrscher die glanzende Hofkultur in Ferrara zum Vorbild nahm Er vergrosserte die Hofkapelle stellte virtuose Sangerinnen ein und Wert schrieb dazu mit seinen drei Veroffentlichungen von 1588 bis 1591 ein Kompendium geeigneter Madrigale und Canzonetten Theater und Tanz wurden besonders gefordert und der Komponist hatte pflichtgemass Musiken zu Komodien Pastoralen und anderen Theaterstucken zu liefern so auch 1591 zu der Favola boscareccia Le nozze di Semiramis con Mennon von Muzio Manfredini Ein noch anspruchsvolleres Projekt das Stuck Il pastor fido von Guarini mit Musik von Wert und Francesco Rovigo 1592 zu inszenieren scheiterte letztlich an choreografischen Problemen bei der Umsetzung des dritten Akts Zu einer Auffuhrung kam es erst 1598 mit Musik von Giovanni Gastoldi Herzog Guglielmo Gonzaga hatte Unterricht bei Giaches de Wert ob der Komponist weitere Schuler hatte ist nicht belegt Man kann aber ziemlich sicher davon ausgehen dass der junge Luca Marenzio ebenso wie Giovanni Gastoldi Benedetto Pallavicino 1550 51 1601 und auch Claudio Monteverdi stark von ihm beeinflusst wurden letzterer wirkte unter Wert als Geiger und Sanger Wert hat nicht nur als fahiger Musiker gewirkt aus seinem uberlieferten Briefwechsel geht hervor dass er auch ein geschickter Geschaftsmann war Seit 1582 litt er an den Folgen einer Malaria Erkrankung an der er schliesslich im Mai 1596 verstorben ist er wurde in der Krypta von Santa Barbara beigesetzt Sein Nachfolger an Santa Barbara wurde Gastoldi als Hofkapellmeister in Mantua wurde zunachst Pallavicino ernannt ab 1601 02 dann Monteverdi Bedeutung BearbeitenGiaches de Wert war der letzte grosse niederlandischen Komponist der in Italien gewirkt hat Sein hoher Rang grundet sich hauptsachlich auf sein umfangreiches Madrigalschaffen es gibt von ihm aber auch bedeutsame geistliche Werke Von seinen neun Messen wurde nur eine gedruckt weil fur sie die speziell fur die Hofkirche Santa Barbara mit ihrer abweichenden Liturgie geschrieben wurden keine allgemeine Verwendung bestand Sie sind strikt polyphon komponiert und in Alternativform angelegt sie besitzen grosse Ahnlichkeit mit den Messen die Palestrina im Auftrag Herzog Guglielmos fur Santa Barbara geschrieben hat Hiervon abweichend ist nur Werts funfstimmige Parodiemesse uber die eigene Motette Transeunte Domino Die 78 meist mehrstrophigen Hymnen von Giaches de Wert decken das gesamte Kirchenjahr ab Von den 55 Motetten des Komponisten lassen einige der fruher entstandenen Werke mit ihrer expressiven Textdarstellung den deutlichen Einfluss seines Lehrers Cipriano de Rore erkennen im Ubrigen zeigen sie eine durchimitierte Polyphonie nur beim Wechsel zum tempus perfectum stellt sich ein homophoner Satz ein Die Motettentexte entstammen fast alle dem Neuen Testament In seinen spateren Motetten zeigt der Komponist seine ganze Kunst des bildhaft expressiven Textausdrucks und kann hier als fruher Verfechter der Seconda pratica gelten ein Musikstil der erst Jahrzehnte spater von Claudio Monteverdi voll umgesetzt wurde Das Madrigalschaffen von Giaches de Wert erreicht mit seiner kunstvollen Hohe durchaus den Rang von Orlando di Lasso oder Philippe de Monte Alfred Einstein 1949 Der Musikforscher Ludwig Finscher halt es sogar fur moglich ihn vielleicht fur den grossten Madrigalkomponisten anzusehen weil Wert anders als Orlando di Lasso seinen Madrigalstil uber vier Jahrzehnte stets dynamisch weiterentwickelt hat und fur eine virtuos plastische und rhetorisch dramatische Textvertonung neue Massstabe gesetzt hat Er wurde in dieser Gattung auch Vorbild fur Luca Marenzio und Claudio Monteverdi Er verwendet literarisch anspruchsvolle Texte von Francesco Petrarca Luigi Tansillo Torquato Tasso und Giovanni Battista Guarini Insbesondere hat der Komponist mit seinen 14 Vertonungen aus Tassos Gerusalemme liberata die typische Musikalitat und dramatische Kraft dieser Gedichte effektvoll umgesetzt Fur Werts Madrigalstil ist grundsatzlich seine Sensibilitat fur den Sprachrhythmus charakteristisch weil die Verse nicht nur genau deklamiert werden sondern sogar in kontrapunktischen Satzen kontrastreich und spannungsvoll rhythmisiert werden Er zeigt sich als geborener Dramatiker arbeitet im Satz mit mehreren Motiven gleichzeitig und lasst immer das Bestreben erkennen das fur Motetten typische Prinzip der kleingliedrigen Reihung von Details durch die Bildung grosserer in sich homogener Formkomplexe zu uberwinden Hartmut Schick in der Quelle MGG Werke summarisch BearbeitenGesamtausgabe Giaches de Wert Collected Works herausgegeben von Carol MacClintock und Melvin Bernstein 17 Bande ohne Ortsangabe 1961 1977 Corpus Mensurabilis Musicae Nr 24 Messen Missa dominicalis zu funf Stimmen 1592 Missa in festis apostolorum zu funf Stimmen Missa in die martis zu funf Stimmen Missa in festis Beatae Mariae Virginis zu sechs Stimmen Missa in festis duplicibus maioribus zu funf Stimmen Missa in ferstis duplicibus minoribus zu funf Stimmen Missa Transeunte Domino zu funf Stimmen Missa defunctorum zu vier Stimmen Autorschaft angezweifelt auch Guglielmo Gonzaga zugeschrieben Motetten 55 Kompositionen Hymnen 78 Kompositionen Psalmen 20 Kompositionen Passion Passio Domini nostri Iesu Christi secundum Marcum zu zwei bis funf Stimmen datiert 1587 Madrigale Il primo libro de madrigali zu funf Stimmen Venedig 1558 Il primo libro de madrigali zu vier Stimmen Venedig 1561 Il secondo libro de madrigali zu funf Stimmen Venedig 1561 Il terzo libro de madrigali zu funf Stimmen Venedig 1563 das Vorwort weist ihn als maestro die Capella de Consalvo Fernandes di Cordova Herzog von Sessa und Gouverneur von Mailand aus Il primo libro de madrigali novamente con nova giunta ristampati zu funf Stimmen Venedig 1564 Il secondo libro de madrigali novamente con nova giunta ristampati zu funf Stimmen Venedig 1564 Octaviano Farnese gewidmet Il quarto libro de madrigali zu funf Stimmen Venedig 1567 Il quinto libro de madrigali zu funf bis sieben Stimmen Venedig 1571 Il sesto libro de madrigali zu funf Stimmen Venedig 1577 Il settimo libro de madrigali zu funf Stimmen Venedig 1581 L ottavo libro de madrigali zu funf Stimmen Venedig 1586 Il nono libro de madrigali zu funf bis sechs Stimmen Venedig 1588 Il primo libro delle canzonette villanelle zu funf Stimmen Venedig 1589 Il decimo libro de madrigali zu funf Stimmen Venedig 1591 L undecimo libro de madrigali zu funf Stimmen Venedig 1595 Il duodecimo libro de madrigali con alcuni altri de diversi eccellentissimi autori fur vier bis sieben Stimmen posthum Venedig 1608 herausgegeben von Ottavio de Wert insgesamt 199 Madrigale Canzonetten Villanellen und Chansons 29 Kompositionen Instrumentalmusik 4 Fantasien zu vier Stimmen di Giaches auch als Ricercare im Bourdeney Codex anonym Autorschaft zweifelhaftLiteratur Auswahl BearbeitenS Davari La musica a Mantova Mantua 1884 Reprint Mantua 1975 A Lazzari Le ultime tre duchesse di Ferrara e la corte Estense a tempi di Torquato Tasso Florenz 1913 2 Auflage 1952 I Bogaert Giaches de Wert zijn betrekkingen met bekende tijdgenoten In Vlaamsch jaarboeck voor muziekgeschiedenis Nr 2 3 1940 Seite 61 74 Alfred Einstein The Italian Madrigal 3 Bande Princeton New Jersey 1949 Reprint ebenda 1971 Carol MacClintock The Five part Madrigals of Giaches de Wert Dissertation an der Bloomington University Indiana 1955 Melvin Bernstein The Sacred Vocal Music of Giaches de Wert Dissertation Chapel Hill North Carolina 1964 Melvin Bernstein The Hymns of Giaches de Wert In Gedenkschrift G Haydon herausgegeben von J W Pruett Chapel Hill North Carolina 1969 Seite 190 210 A Newcomb The Three Anthologies for Laura Peverara 1580 1583 In Rivista italiana di musicologia Nr 10 1975 Seite 329 345 A Newcomb Form and Fantasy in Wert s Instrumental Polyphony In Studi musicali Nr 7 1978 Seite 85 102 G Tomlinson Monteverdi and the End of Renaissance Berkeley California 1987 D Sabaino Solo e pensoso i piu deserti campi Musica e poesia nelle intonazioni di un sonetto petrarcheso In Luca Marenzio musicista europeo herausgegeben von M T Barezzani und M Sala Brescia 1990 Seite 49 90 S Ciroldi Musica e mecenati alla corte dei Gonzaga di Novellara e Bagnolo nel 500 In Documenta Luoghi di studio e studio di luoghi Bagnolo tra Reggio e Novellara Bagnolo i P 1995 Seite 53 94 J Chater Un pasticcio di madrigaletti The Early Musical Fortune of Il pastor fido In Guarini la musica i musicisti herausgegeben von A Pompilio Lucca 1997 Seite 139 155 Ludwig Finscher Giaches de Wert Io non son pero morto 8 Madrigalbuch 1586 In Chormusik und Analyse herausgegeben von H Poos Mainz 1997 Seite 85 91 I Fenlon Giaches de Wert The Early Years In Revue belge de musicologie Nr 52 1998 Seite 377 399 I Fenlon Giaches de Wert at Novellara In Early Music Nr 27 1999 Seite 25 40 S L Treloar The Madrigals of Giaches de Wert Patrons Poets and Compositional Procedures Dissertation Cambridge Massachusetts 2003 S McClary Modal Subjectivities Self fashioning in the Italian Madrigal Berkeley California 2004Weblinks BearbeitenWerke von und uber Giaches de Wert im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Giaches de Wert in der Deutschen Digitalen Bibliothek Noten und Audiodateien von Giaches de Wert im International Music Score Library Project Gemeinfreie Noten von Giaches de Wert in der Choral Public Domain Library ChoralWiki englisch 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