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Die Wurzeln des Bauchtanzes liegen vermutlich in den traditionellen Tanzen des Orients bzw ursprunglich in Afrika Alle Theorie zur Geschichte den Ursprungen Zweck Entwicklung Form Einflussen und Veranderungen des orientalischen Tanzes sind nicht belegbar und entbehren historisch nachweisbarer Quellen Erst ab ca 1700 sind Quellen z B Reiseberichte oder alte Fotografien vorhanden die Ruckschlusse auf den Tanz die Haltung und die Kostume orientalischer Tanzerinnen geben Die Maler des Orientalismus malten zwar den Orient und orientalische Frauen und Tanzerinnen jedoch arbeiteten sie nicht alle mit eigenen Skizzen der Originale Viele unter ihnen zeichneten die Sicht des Westens auf den Orient eine eher verklarte Wunschvorstellung Darstellungen und Beschreibungen tanzender Frauen sind aus vielen Jahrtausenden und aus vielen Kulturen des alten Orients bekannt Man kann annehmen dass der Bauchtanz auf alte Fruchtbarkeits Anbetungs und Gebartanze von zum Beispiel Initiationsriten zuruckgeht Moglicherweise diente er auch der Geburtsvorbereitung da er unter anderem die Muskulatur des Abdomens trainiert und beweglich halt Inhaltsverzeichnis 1 Praantike Figurinen und Reliefs 2 Tanz im alten Agypten 3 Europaische Reisende des 18 und 19 Jahrhunderts 4 Orientalischer Tanz in Burleske Variete Kabarett Revue 5 Literatur 6 WeblinksPraantike Figurinen und Reliefs BearbeitenEs gibt viele praantike Figurinen Reliefs und Hohlenmalereien die uberraschenderweise eine ganz typische Armhaltung des orientalischen Tanzes zeigen Beide Arme sind sichelformig uber den Kopf erhoben Diese typische Tanzpose gibt es naturlich auch in anderen Tanzen und uberall auf der Welt tanzte der fruhe Homo sapiens Damit sind diese Figurinen oder Reliefs kein Beweis dass der orientalische Tanz aus sehr fruhen Geburts Initiations oder Fruchtbarkeitstanzen hervorging und seine typische Haltung uber Jahrtausende bewahrte Es gibt bis heute auch keinen gegenteiligen Beweis fur diese Theorie nbsp Venus von Willendorf um 25 000 v Chr Aus dem Jungpalaolithikum und spateren Zeiten finden sich viele weibliche Figuren sowie Reliefs von Frauen oder Gottinnen Ab etwa 28 000 bis vor 21 000 Jahren findet sich das Gravettien als Fruchtbarkeitssymbole oder Gottinnen gedeutete Figuren wie die Venus von Willendorf deuten auf religiose Vorstellungen hin Einige Theorien wollen hier eine sehr fruhe Verehrung der Weiblichkeit oder der Leben gebarenden Frau bzw einen matriarchalen Kult oder ein fruhes Matriarchat erkennen Beweise fur Matriarchate in fruhen archaischen Kulturen wurden bisher nicht gefunden Fur Vertreter der Frauenbewegung insbesondere des differentialistischen Zweiges bedeutet das Matriarchat im Besonderen eine Zeit der Ur und Fruhgeschichte in der die Frauen kulturschopfend und pragend gewesen sind aber nicht geherrscht haben Es herrscht heute bei Historikern wie bei Feministinnen Einigkeit daruber dass es Gesellschaften mit Frauenherrschaft nicht gegeben hat siehe dort Erste dreidimensionale Skulpturen aus dieser Zeit zeigten meistens weibliche Figuren mit stark hervorgehobenen Geschlechtsmerkmalen wie grossen Brusten und breitem Becken oder aber Jagdtiere Hergestellt wurden sie aus Stein und Ton wahrscheinlich aber auch leichter verganglichem Material wie Holz oder Knochen Dabei wurden manche Details bei den weiblichen Statuetten nicht oder fast nicht ausgefuhrt so etwa Gesichter Arme und Beine Einige Forscher interpretieren die Darstellungen als Fruchtbarkeits Gottin Muttergottin eventuell auch als Hinweis auf ein vorherrschendes Matriarchat sicher aber sind es keine realen Portrats Man kann davon ausgehen dass die durchschnittliche normale Steinzeitfrau keine Chance hatte derartige ausgreifende Formen anzunehmen Einige Theorien mochten diese Funde und Malereien als Verehrungsbeweise des Ur Weiblichen bzw einer fruhen Gottin gerne mit dem als ur weiblichsten Tanz bezeichneten orientalischen Tanz in Verbindung bringen um damit auch die spirituelle Kraft des orientalischen Tanzes zu bekraftigen der damit eine jahrzehntausendealte Geschichte bekommen wurde Auch diese Theorien sind nur Mutmassungen Tanz im alten Agypten Bearbeiten nbsp Agyptische Malerei mit tanzenden Frauen und Musikantinnen um 1400 v Chr Die eindeutigsten und beeindruckendsten Bildnisse tanzender Frauen finden sich auf alten agyptischen Wandmalereien Die Merkmale der agyptischen Malerei sind im Wesentlichen aus Funden in Grabkammern der Pharaonenfamilien und hoher Beamter bekannt Schon in der Vorgeschichte Agyptens wurden Felsbilder und keramische Malereien hergestellt nbsp Grab des Nacht Szene Musikantin um 1400 v Chr Die Agypter waren ein sehr auf das Jenseits ausgerichtetes religioses Volk gleichzeitig aber auch dem Diesseits zugewandt Kaum ein anderes Volk der Weltgeschichte hat sich so intensiv mit dem Tod auseinandergesetzt Gleichzeitig waren die alten Agypter dem Diesseits nicht abgewandt und lebten durchaus lebens liebes und korperbejahend Im religiosen Kult und bei Festen weltlicher Art spielte der Tanz im Alten Agypten eine grosse Rolle Es gab strenge lebhafte und ekstatisch akrobatische Tanzformen Die Tanzerinnen oder Tanzer ubten ihre Tatigkeit berufsmassig aus Den Tanz als Element einer Paarbeziehung gab es nicht die hoheren Wurdentrager liessen tanzen Das Kostum der auf den Wandmalereien dargestellten Tanzerinnen war praktisch kaum vorhanden oder auf einen plissierten Baumwollhuftschal manchmal nur eine Perlenkette die um die Hufte gebunden wurde beschrankt Tanzbeschreibungen sind nicht uberliefert Auf einigen Wandmalereien kann man noch einzelne Bewegungen der Tanzerinnen erkennen und die zur Begleitmusik benutzten Instrumente Sistrum Flote Zimbel turkisch zil und Trommel arabisch tabl Wie sich der agyptische Tanz durch die verschiedenen Reiche unter den verschiedenen Dynastien veranderte ist nicht uberliefert Auch ist nicht uberliefert ob er sich uberhaupt veranderte Da die agyptische Malerei vor allem Szenen aus dem Leben privilegierter Menschen darstellte sind auch die abgebildeten Tanzszenen nur ein winziger Eindruck eines Tanzes der nicht allen Menschen zuganglich war Der alt agyptische Tanz dessen Schritte Bewegungen und Musik nicht schriftlich uberliefert wurde darf auch nicht pauschal als Tanz des Volkes oder gar Vorlaufer des heutigen Bauchtanzes aufgefasst werden Hierzu fehlen vor allem Quellen und gesicherte Forschungsergebnisse Dass sich im agyptischen Volk andere Tanze entwickelten als in der privilegierten Oberschicht ist sehr wahrscheinlich Diese Tanze wurden nicht durch Malerei festgehalten daher bleiben diese Quellen der Forschung verschlossen Sehr wahrscheinlich ist aber dass der orientalische Tanz mehr in den Tanzen des Volkes seine Wurzeln hat als in der abgeschotteten Welt des Adels reicher Beamter und des Priestertums Die Darstellungen von Tanzerinnen in den agyptischen Grabkammern werden oft von heutigen Tanzerinnen nachempfunden ohne die dargestellten Kostumierungen der Tanzerinnen zu ubernehmen Bei diesen Tanzinterpretationen werden auch babylonische und agyptische Gottinnen und deren Mythen fur orientalische Tanzinterpretationen benutzt Ebenso werden die Symbole die Krone der Hathor die Flugel der Isis und die Tiere von Gottinnen im Tanz eingesetzt siehe auch Schlangentanz pharaonischer Tanz Europaische Reisende des 18 und 19 Jahrhunderts BearbeitenDie ersten in Europa publizierten Reisebeschreibungen die unter anderem Tanzerinnen ihre Tanze und Kostume beschrieben entstanden zwischen 1712 und dem Beginn des 20 Jahrhunderts Auch diese Beschreibungen lassen keine genauen Schlusse auf die gesehenen Tanze und Tanzerinnen zu Die Beschreibungen der europaischen Reisenden schwanken zwischen Verwunderung und Erstaunen uber die Geschmeidigkeit der Tanzerinnen und Abscheu vor der allzu offen gezeigten Korperlichkeit Man bedenke hierbei dass in Europa die Bewegungsfreiheit der Frauen durch ein Korsett abgeschnurt war und eine freie Bewegung wie man sie bei unverschnurten Frauen im Orient sah als unnaturlich fast schon unmoralisch empfunden wurde nbsp Jean Leon Gerome 1824 1904 Wichtige Orientreisende viele davon Frauen die in ihren Buchern und Reisebeschreibungen Informationen uber orientalischen Tanz hinterliessen waren Lady Mary Wortley Montagu 1689 1762 Ida Pfeiffer 1797 1858 Gustave Flaubert 1821 1880 Isabel Burton 1831 1896 Alexine Tinne 1835 1869 Emile Zola 1840 1902 Gertrude Bell 1868 1926 Isabelle Eberhardt 1877 1904 Nachdem Napoleon Bonaparte 1798 in Agypten einmarschierte wurde das Interesse Europas am Orient vor allem Agypten entfacht siehe Agyptische Expedition Napoleons Die militarische Expedition Napoleons war zwar ein Fehlschlag jedoch ein wissenschaftlicher Erfolg In den Inscriptions de L Egypte die auf Befehl Napoleons angefertigt wurden einer umfassenden Aufzeichnung aller in Agypten vorgefundenen Entdeckungen von Mumien uber Tongefasse bis zu Radierungen ganzer Tempelanlagen bekam die intellektuelle Elite Europas plotzlich Einsicht in die vormals vollig unbekannte Kultur und Vorgeschichte Agyptens Im gleichen Mass wie das Interesse an agyptischer Geschichte in den intellektuellen Kreisen Europas wuchs wurde Agypten ein universeller Inspirationsquell fur Kunstler Maler und Modeschopfer Die damalige Mode des Empirestils vor allem an der griechischen Antike orientiert nahm plotzlich opulente orientalische Elemente auf Die Roben der Damen wurden nicht mehr aus leichten weissen Stoffen vor allem Musselin sondern aus schweren und farbigen Materialien genaht und der Turban verziert mit Federn und Perlen kam in Mode Orientalischer Tanz in Burleske Variete Kabarett Revue Bearbeiten nbsp Little Egypt ca 1893Die Fremdartigkeit des Orients faszinierte die Menschen seit den ersten Reiseberichten europaischer Reisender Vor allem die den Mannern verschlossene Welt der orientalischen Frauen und die orientalische Musik wirkten auf die Europaer und nahrten Fantasien wie die Tanze dieser exotischen Gestalten aussehen konnten Um 1900 wurden diese Themen ohne Verbindung zum traditionellen orientalischen Tanz von vielen Tanzerinnen aufgegriffen und in Tanzproduktionen vorgestellt vor allem auf Kabarett und Varietebuhnen So entstand ein eigenes erotisch konnotiertes Genre des orientalischen Tanzes ausschliesslich im Westen das erst uber die Medien des 20 Jahrhunderts auf den Orient zuruckwirkte Zur Zeit der Weltausstellung in Chicago um 1893 zeigte die relativ unbekannte Tanzerin Little Egypt zum ersten Mal orientalische Tanze vor internationalem Publikum In der Zeit des ausgehenden 19 Jahrhunderts war das Zeigen eines entblossten Bauches ebenso wie das Zeigen eines blossen Fusses oder unbedeckter Hande und Arme gesellschaftlich sanktioniert Die Tanze von Little Egypt die in den USA spater in Burlesque Auffuhrungen auftrat waren trotz oder gerade wegen der Zurschaustellung normalerweise bedeckter Korperteile eine Sensation Offiziell wurde dem Tanz und der Tanzerin nur entrustete Aufmerksamkeit gezollt trotzdem ist ihr Name bis heute ein Begriff Es existieren Fotoaufnahmen verschiedener Tanzerinnen die sich ebenfalls Little Egypt nannten Die amerikanische Tanzerin Ruth St Denis 1879 1968 beschaftigte sich mit verschiedensten religiosen und esoterischen Lehren Ihre Tanzausbildung beruhte auf der Grundlage des Delsarte Systems Ein Zigarettenplakat der Gottin Isis beeindruckte sie nachhaltig und inspirierte sie 1906 zu ihrer ersten Tanzschopfung In den nachsten Jahren beschaftigte sich Ruth St Denis immer mehr mit orientalischen Themen die ihre abendfullende Tanzproduktion Egypta mundeten Als Gemeinschaftsarbeit mit ihrem Mann Ted Shawn entstand 1916 die Produktion Dance Pageant of Egypta Greece and India Ihre Denishawn Schule in Los Angeles wurde zu einer zentralen Ausbildungsstatte Sie choreografierte die babylonischen Tanze in D W Griffiths Monumentalfilm Intolerance Mit ihrer Kompanie unternahmen beide 1925 26 eine grosse Tournee in den Fernen Osten Neben den Gruppenstucken kreierte Ruth weiterhin Solotanze wie The Spirit Of The Sea White Jade Angkor Vat Zusammen mit La Meri Russell Meriwether Hughes grundete sie den dem orientalischen Tanz gewidmete School of Natya Vor allem die orientalische Tanzszene Amerikas verehrt Ruth St Denis als Pionierin des orientalisch inspirierten Tanzes nbsp Maud Allan als SalomeLoie Fuller trat als Serpentinentanzerin ein Tanz mit ubergrossen Schleiern 1892 erstmals offentlich auf 1893 liess sie sich ihr Kostum und Buhnenvorrichtungen zur Erzeugung von Illusionseffekten in Frankreich und London patentieren Mit ihren Inszenierungen begeisterte und inspirierte sie viele Kunstler ihrer Zeit Henri de Toulouse Lautrec Jules Cheret Will Bradley Thomas Theodor Heine James McNeill Whistler Maurice Denis und viele andere verewigten sie in ihren Kunstwerken Sie arbeitete als erste mit farbigen Lichtprojektionen und elektrischem Licht Gabriel Pienre schrieb 1895 die Musik zu Fullers Interpretation der Salome die am 4 Marz 1895 in der Comedie Parisienne als lyrische Pantomime von Charles H Meltzer und Paul Armand Silvestre uraufgefuhrt wurde Das Thema der Salome der todbringende Tanz einer Frau mit seiner Tragik wie sie auch Oscar Wilde in seinem Stuck 1893 inszenierte diente als Vorlage fur viele Tanzerinnen der jungeren Generation Nach der Jahrhundertwende dem beruhmten Fin de siecle nahmen viele Tanzerinnen das Thema Salome auf und interpretierten es fur sich neu Die bekannteste Tanzerin die sich der Auffuhrung von Salome lange Zeit und mit nicht nachlassendem Erfolg widmete war Maud Allan Die erste Auffuhrung von The Vision of Salome fand am 2 Dezember 1906 am Wiener Carl Theater statt Ihr Tanz wurde als Weiterentwicklung der Tanze von Isadora Duncan betrachtet der Pionierin des freien Tanzes Eine weitere Tanzerin deren Hauptbeschaftigung aber eher den asiatischen Tanzen galt und die den Orient Boom des angehenden 20 Jahrhunderts ausnutzte war Mata Hari Unter diesem Kunstlernamen prasentierte sie Nachempfindungen indischer Tempeltanze Die Szene in der sie zuletzt nackt zu sehen war wurde eine Sensation Es folgten Auftritte in den Salons von Baron von Rothschild Cecile Sorel Gaston Menier Natalie Clifford Barney Viele Menschen wurden Mata Hari unbesehen zu den orientalische Tanzerinnen zahlen aufgrund der ausgepragten Exotik ihrer Kostume Mata Hari hatte jedoch nie eine Tanzausbildung und tanzte vor allem um am Ende ihre Nacktheit zu prasentieren was ihre Karriere ankurbelte Literatur BearbeitenWendy Buonaventura Serpent of the Nile Women and Dance in the Arab World Interlink Publishing Group 1998 ISBN 1 56656 300 3 Wendy Buonaventura Bauchtanz Kunstmann Verlag 1998 ISBN 3 88897 106 3 Donna Carlton Looking for Little Egypt IDD Books Bloomington Indiana USA erste Auflage 1995 zweite Auflage 2002 ISBN 0 9623998 1 7 Richard Fester Marie E P Konig Doris F Jonas Weib und Macht Funf Millionen Jahre Urgeschichte der Frau Fischer Frankfurt 2000 ISBN 3 596 23716 5 Eluan Ghazal Der heilige Tanz Orientalischer Tanz und sakrale Erotik Simon amp Leutner 2005 ISBN 3 922389 95 3 Eluan Ghazal Schlangenkult und Tempelliebe Sakrale Erotik in archaischen Gesellschaften Simon Leutner 1995 ISBN 3 922389 63 5 Dietlinde Bedauia Karkutli Das Bauchtanz Buch Rowohlt 2002 ISBN 3 499 61328 X Karin Van Nieuwkerk A Trade Like Any Other Female Singers and Dancers in Egypt University of Texas Press 1995 ISBN 0 292 78723 5 Brygida M Ochaim Claudia Balk Variete Tanzerinnen um 1900 Vom Sinnenrausch zur Tanzmoderne Ausstellung des Deutschen Theatermuseums Munchen vom 23 Oktober 1998 bis 17 Januar 1999 Stroemfeld Frankfurt M 1998 ISBN 3 87877 745 0 Rosina Fawzia Al Rawi Der Ruf der Grossmutter Oder die Lehre des wilden Bauches Promedia Wien 1996 ISBN 3 85371 110 3 Ernst Schubert Fahrendes Volk im Mittelalter Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 1995 ISBN 3 89534 155 X Weblinks BearbeitenLittle Egypt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte des orientalischen Tanzes amp oldid 236615051