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Georges Edouard Lemaitre 17 Juli 1894 in Charleroi Belgien 20 Juni 1966 in Lowen Belgien war ein belgischer Theologe katholischer Priester und Astrophysiker Er gilt als Begrunder der Urknalltheorie Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Urknalltheorie 3 Ehrungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenSchon in jungen Jahren wollte Lemaitre Priester und Wissenschaftler werden Als 17 Jahriger wechselte er von einer Jesuitenschule zur Katholischen Universitat Lowen 1 Im Ersten Weltkrieg kampfte er als Freiwilliger in einer Artillerieeinheit der belgischen Armee Nach dem Krieg setzte er seine Studien in Lowen fort wechselte jedoch vom Fach Technik zu Physik und Mathematik Durch seine Kriegserlebnisse geleitet schrieb er sich zusatzlich im Priesterseminar der Erzdiozese Mechelen ein 1 1920 promovierte er mit der Arbeit L approximation des fonctions de plusieurs variables reelles Naherung von Funktionen mehrerer reeller Variablen 1923 wurde er zum Priester geweiht Mit seinem von Charles Jean de La Vallee Poussin erlerntem starken mathematischen Hintergrund setzte er seine Studien nun bis 1924 an der Universitat Cambridge fort wo Arthur Eddington ihn in die moderne Stellarastronomie und die numerische Analyse einfuhrte Zwischen 1924 und 1927 folgte ein Studium am Massachusetts Institute of Technology mit Promotion 1925 ubernahm er an der Universitat Lowen eine Teilzeitprofessur 2 In Lowen begann er seine Ideen zur Expansion des Universums aufzuschreiben Erstmals erschien seine Arbeit 1927 in den Annales de la Societe scientifique de Bruxelles 3 einer eher wenig bekannten Fachzeitschrift 4 Damit erschien seine Arbeit die bereits wesentliche Grundzuge der Expansion des Universums darlegte zwei Jahre fruher als die Arbeiten Edwin Hubbles dem das Konzept von der Expansion des Universums bisher zugeschrieben wurde und nach den entsprechenden Arbeiten des schon 1925 verstorbenen russischen Mathematikers Alexander Alexandrowitsch Friedmann der diese Losung der Einsteinschen Feldgleichungen nach heutigem Kenntnisstand zuerst fand Friedmanns Arbeiten waren Georges Lemaitre vermutlich nicht bekannt sehr wohl aber Albert Einstein der sie auch kommentierte nbsp Lemaitre Mitte zusammen mit Millikan und Einstein im California Institute of Technology Januar 1933Erst 1931 erschien der Aufsatz Lemaitres in welchem er die Idee des Urknalls als quantenphysikalischen Beginn der kosmischen Expansion in die Kosmologie einfuhrte auch auf Englisch 5 allerdings um die entscheidenden Passagen gekurzt die die heute Hubble Konstante genannte Konstante und Berechnungen uber die Ausdehnungsrate des Universums betrafen Da er selbst die Ubersetzung ausfuhrte liess er die Passagen aus die seiner Meinung nach von Hubble 1929 schon detaillierter dargelegt waren 6 Obwohl Lemaitre nie versuchte ein Erstentdeckerrecht zu beanspruchen sprach sich die Internationale Astronomische Union IAU als weltgrosste Astronomenvereinigung mit gut 12 000 Mitgliedern nach einer Abstimmung im Oktober 2018 dafur aus die Hubble Relation die den Zusammenhang zwischen Entfernung und Geschwindigkeit beschreibt Hubble Lemaitre Beziehung zu nennen 7 Lemaitre beschaftigte sich zwangslaufig auch mit der Frage nach der Vereinbarkeit von judisch christlicher Schopfungslehre aus der Genesis und wissenschaftlicher Urknalltheorie Er wurde mit Vorstellungen konfrontiert dass die Urknalltheorie die Schopfung der Welt durch Gott beweisen wurde dies lehnte er ab Er profanierte hingegen die judisch christliche Schopfungslehre und ging von Augustinus Confessiones Kap 12 Nr 8 aus wobei zwei durch einen Schleier getrennte dies und jenseitige Mysterien beschrieben wurden Den Urknall mit der Erschaffung von Raum und Zeit stellte er dem es werde Licht lat fiat lux aus Genesis 1 3 EU der judischen Thora gegenuber Im Dezember 1940 wurde er aufgrund seiner wissenschaftlichen Leistungen in die Papstliche Akademie der Wissenschaften berufen 1960 wurde Lemaitre Prasident der Akademie Mit diesem Amt das er bis zu seinem Tode bekleidete war die Verleihung des Titels eines papstlichen Pralaten verbunden In den 1950er Jahren verfolgte Lemaitre mit grossem Interesse das Aufkommen der elektronischen Rechenanlagen der Computer 1958 liess er den ersten derartigen Apparat der Universitat Lowen installieren eine Burroughs E 101 1964 wurde er emeritiert Zu seinen beruhmtesten Schulern zahlen Andre Deprit einer der Erfinder der modernen Technik der schnellen Fourier Transformation mathematischer Algorithmus und Georges Papy Spezialist der Didaktik der modernen Mathematik Zeit seines Lebens blieb er ein Einzelganger der nicht viele Kontakte zu Wissenschaftlerkollegen pflegte Seine Korrespondenz ist minimal Kurz vor seinem Tod erfuhr Lemaitre noch von der Entdeckung der kosmischen Mikrowellenstrahlung die seine Theorie erhartete Urknalltheorie Bearbeiten nbsp Illustration der Entstehung des Universums aus dem UrknallLemaitre stellte seine Ideen auf einem Kongress in London vor der sich mit dem Ursprung des Universums und der Spiritualitat beschaftigte Er beschrieb seine Vorstellungen vom Ursprung des Universums als Uratom ein kosmisches Ei das im Moment der Entstehung des Universums explodierte In diesem Uratom soll die gesamte heute im Universum vorhandene Materie zusammengepresst gewesen sein Er zog dabei unter anderem die Rotverschiebung weit entfernter Galaxien heran Seine Kritiker bezeichneten danach die Theorie als Urknalltheorie oder Big Bang Eddington und auch Einstein lehnten sie zuerst ab weil sie ihrer Meinung nach zu sehr an eine religiose Vorstellung von der Erschaffung der Welt angelehnt war und weil sie vom physikalischen Standpunkt aus viele Unschonheiten hatte wie beispielsweise Singularitaten Der Streit daruber hielt uber mehrere Jahrzehnte an Auf einer gemeinsamen Reise nach Kalifornien gelang es Lemaitre schliesslich Einstein von seiner Theorie zu uberzeugen nachdem er sie ihm in allen Einzelheiten dargelegt hatte 8 Auf einer Tagung im November 1951 akzeptierte die Papstliche Akademie der Wissenschaften Lemaitres Theorie 9 Papst Pius XII fuhrte in einem abschliessenden Vortrag aus der mit dem Urknall zeitlich festlegbare Anfang der Welt sei einem gottlichen Schopfungsakt entsprungen Ehrungen BearbeitenAm 17 Marz 1934 erhielt Lemaitre den Francqui Preis die hochste wissenschaftliche Auszeichnung Belgiens aus der Hand Konig Leopolds III 1936 Jules Janssen Preis Das klassische Standardmodell der Urknalltheorie wird nach ihm Lemaitre Universum genannt Anlasslich seines 100 Geburtstages hat seine Geburtsstadt Charleroi die zum Flughafen fuhrende Hauptstrasse nach ihm benannt Das Institut fur Astronomie und Geophysik der Katholischen Universitat Lowen tragt seinen Namen Ein Asteroid des Hauptgurtels 1565 Lemaitre wurde nach ihm benannt Der Mondkrater Lemaitre tragt seinen Namen Das funfte Automated Transfer Vehicle ATV der ESA zur Versorgung der Internationalen Raumstation trug den Namen Georges Lemaitre 10 Literatur BearbeitenHelge Kragh Matter and Spirit in the Universe Scientific and religious preludes to modern cosmology Imperial College Press London 2004 ISBN 1 86094 485 X darin Kapitel 4 The Pirmeval atom Universe Hartmut Lohmann Georges Lemaitre In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 4 Bautz Herzberg 1992 ISBN 3 88309 038 7 Sp 1402 1405 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Harry Nussbaumer Achtzig Jahre expandierendes Universum In Sterne und Weltraum ISSN 0039 1263 Jg 46 2007 Nr 6 S 36 44 Wolfgang Schatz Georges Lemaitre In Astro News herausgegeben vom Astronomischen Arbeitskreis Pforzheim 1982 e V Ausgabe 3 2012 S 17 18 Hans Joachim Blome Die Entdeckung des Urknalls Georges Lemaitre und die moderne Kosmologie Munchen C H Beck 2016 ISBN 340669215X Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Georges Lemaitre Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Georges Lemaitre im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Veroffentlichungen von G Lemaitre im Astrophysics Data System ADS Nachrufe auf G Lemaitre im Astrophysics Data System Mark Midbon A Day Without Yesterday Georges Lemaitre amp the Big Bang In Commonweal Magazine 127 Heft 6 24 Marz 2000 S 18 19 abgerufen am 18 Juli 2018 englisch wiedergegeben auf der Website des Catholic Education Resource Center Ulf von Rauchhaupt Revolution unseres Weltbildes Der Vater des Urknalls In faz net 26 Juli 2014 abgerufen am 18 Juli 2018 Agathe Lukassek Dieser belgische Priester begrundete die Urknall Theorie In katholisch de 17 Juli 2018 abgerufen am 18 Juli 2018 Einzelnachweise Bearbeiten a b J J O Connor E F Robertson University of St Andrews Georges Henri Joseph Edouard Lemaitre Abgerufen am 22 Juli 2014 Ulf von Rauchhaupt Der Vater des Urknalls Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 20 Juli 2014 Seite 46 Georges Henri Joseph Edouard Lemaitre Un univers homogene de Masse constante et de rayon croissant rendant compte de la vitesse radiale des nebuleuses extra galactiques Provided by the NASA Astrophysics Data System Abgerufen am 22 Juli 2014 PDF G Lemaitre Un Univers homogene de masse constante et de rayon croissant rendant compte de la vitesse radiale des nebuleuses extra galactiques In Annales de la Societe Scientifique de Bruxelles A47 1927 S 49 59 G Lemaitre Expansion of the universe A homogeneous universe of constant mass and increasing radius accounting for the radial velocity of extra galactic nebulae In Monthly Notices of the Royal Astronomical Society Band 91 Marz 1931 S 483 490 bibcode 1931MNRAS 91 483L Mario Livio Mystery of the missing text solved In Nature Band 479 2011 S 171 173 doi 10 1038 479171a Otto Wohrbach Wer entdeckte die Expansion des Alls wirklich Abgerufen am 12 Dezember 2019 Bild von Lemaitre und Einstein spiegel de abgerufen am 22 Juli 2014 Francis Schussler Fiorensa John P Galvin Systematic Theology Roman Catholic Perspectives Theology and the Sciences 2011 Verlag Fortress Press U S ISBN 9780800662912 S 230 Fifth ATV named after Georges Lemaitre ESA 16 Februar 2012 abgerufen am 17 Februar 2012 englisch Normdaten Person GND 119526514 lobid OGND AKS LCCN n84073001 NDL 01065878 VIAF 109437363 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lemaitre GeorgesALTERNATIVNAMEN Lemaitre Georges EdouardKURZBESCHREIBUNG belgischer Priester und Physiker gilt als Begrunder der UrknalltheorieGEBURTSDATUM 17 Juli 1894GEBURTSORT Charleroi Belgien STERBEDATUM 20 Juni 1966STERBEORT Lowen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georges Lemaitre amp oldid 235975079