www.wikidata.de-de.nina.az
Georg Ludwig Bohmer 18 Februar 1715 in Halle 17 August 1797 in Gottingen war ein deutscher Rechtswissenschaftler und Universitatsprofessor fur Straf und Kirchenrecht Georg Ludwig Bohmer auf einem undatierten Gemalde Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Laufbahn 3 Gesellschaftliches 3 1 Grundbesitzer 3 2 Freimaurer 3 3 Hospital 4 Juristische Verdienste 5 Familie 6 Werke Auswahl 7 Literatur und Quellen 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenGeorg Ludwig Bohmer gehorte zu der Juristenfamilie Bohmer von Boehmer die im 18 und 19 Jahrhundert zu den so genannten Hubschen Familien in Kurhannover und im fruhen Konigreich Hannover zahlte 1 Er war der Sohn von Justus Henning Bohmer und der Eleonore Rosine Stutzing 1679 1739 sowie Bruder der Rechtswissenschaftler Johann Samuel Friedrich von Bohmer und Karl August von Bohmer sowie des Mediziners Philipp Adolph Bohmer Laufbahn Bearbeiten nbsp Gottinger Gedenktafel fur Georg Ludwig Bohmer Tatigkeitszeitraum Nach dem Besuch des koniglichen Padagogiums begann er ebenso wie sein alterer Bruder Johann Samuel Friedrich unter der Anleitung seines Vaters Justus Henning Bohmer aber auch bei Johann Peter von Ludewig und Johann Gottlieb Heineccius im Jahre 1730 sein Studium der Rechtswissenschaften an der 1694 gegrundeten Universitat Halle der heutigen Martin Luther Universitat Halle Wittenberg Am 29 Januar 1738 promovierte er schliesslich zum Doktor beider Rechte am selben Tag an dem sein Bruder Philipp Adolf seine Promotion zum Doktor der Medizin erlangte Es folgten zwei Jahre in denen Bohmer zunachst juristische und historische Vorlesungen hielt Mittels eines Empfehlungsschreibens seines Vaters an den Kurator der 1737 eroffneten Universitat Gottingen Gerlach Adolph Freiherr von Munchhausen wurde Bohmer im Jahre 1740 von der Universitat Gottingen zunachst zum ausserordentlichen Professor der Rechte Syndikus der Akademie und zum ausserordentlichen Beisitzer der Juristenfakultat berufen eine Position die ursprunglich fur den Vater Justus Henning vorgesehen war Bereits 1742 wurde Georg Ludwig zum ordentlichen Professor und 1743 zum ordentlichen Beisitzer ernannt Im Jahr 1744 erfolgte seine Beforderung zum koniglichen kurfurstlichen Rat 1746 zum Hofrat und 1770 schliesslich zum Geheimen Justizrat Zum Abschluss seiner Laufbahn wurde er im Jahre 1776 zum Primarius und Ordinarius der juristischen Fakultat ernannt Gesellschaftliches BearbeitenGrundbesitzer Bearbeiten nbsp Bohmer im Alter von 75 JahrenBereits 1747 erwarb Bohmer die Hauser Stumpfebiel 1 und Stumpfebiel 2 Ecke Muhlenstrasse nahe dem heutigen Leinekanal und liess sie 1755 recht grosszugig umbauen und erweitern 2 3 Spater erwarb er in der Nahe weitere Grundstucke Damit gehorte Bohmer unter den Professoren der jungen Universitat zu einer mutigen Minderheit die auf ihre zukunftige Entwicklung vertrauten und darin bestatigt wurden 4 Wie damals ublich war das kleinere der beiden Hauser zur Nutzung durch Dritte vorgesehen so fur das Personal das Grosse Haus dagegen fur den eigenen und reprasentativen Gebrauch Dort fanden bis zu Bohmers Tod die meisten seiner Vorlesungen statt Zu seinen Horern in der Stumpfebiel gehorten nicht nur sein Sohn Johann Georg Wilhelm Bohmer sondern etwa auch Johannes Georg Ludwig Nieper Sohn des Georg Heinrich Nieper wie sich aus den Vorlesungsverzeichnissen ergibt 5 Nach Bohmers Tod wurde das Anwesen am Stumpfebiel an Dritte veraussert Wenige Jahre darauf als der bayerische Kurprinz Ludwig in der Nahe Quartier nahm wurde Bohmers fruherer Besitz noch wegen der Bauweise des Grossen Hauses und des grosszugigen bis zur Leine reichenden Ziergartens gelobt 6 Heute erinnert eine Gedenktafel an diese Wohnung Georg Ludwig Bohmers 7 Freimaurer Bearbeiten Georg Ludwig Bohmer war uber Jahrzehnte hinweg Freimaurer und machte dadurch eine gewisse geistige Unabhangigkeit von der Obrigkeit deutlich Das galt vor allem als er erster und einziger Meister vom Stuhl der 1747 als Filiale der im preussischen Halle gegrundeten Gottinger Deputationsloge Friedrich wurde zumal diese der Strikten Observanz folgte also laizistisch orientiert war 8 Zu den weiteren Mitgliedern gehorte auch Bohmers Fachkollege Professor Johann Stephan Putter Auch wenn diese Loge durchaus elitar war indem die Mitgliedschaft auf zwolf begrenzt wurde und fast nur Professoren Vertreter des Adels und Honoratioren zu den Mitgliedern gehorten so missfielen den Behorden doch grundsatzlich solche geheimen Gesellschaften und die Loge Friedrich musste daher schon nach sechs Jahren aufgelost werden Bohmer trat aber 1765 der Gottinger Loge Augusta zu den drei Flammen bei In Zusammenarbeit mit dem damaligen Meister vom Stuhl sorgte er fur ein Anwachsen der Loge auf fast 90 Mitglieder im Jahr 1779 von denen nunmehr die grosse Mehrheit dem Burgertum angehorte 9 1793 also wenige Jahre vor Bohmers Tod musste auch diese Loge auf behordliche Anordnung aufgelost werden Hospital Bearbeiten 1781 10 hatte die Loge Augusta zum goldenen Zirkel fur die erhebliche Summe von 2 000 Reichstalern 9 das mehrstockige Gasthaus Zu den sieben Turmen am Geismartor erworben und richtete dort in Absprache mit der Universitat mit dem Freimaurerhospital die erste chirurgische Klinik Gottingens ein 11 Die Loge bezuschusste das Krankenhaus ausserdem mit jahrlich 250 Reichstalern wahrend die Regierung jahrlich nur 80 Taler Pacht zahlte Die Logen regelten ihre Einkunfte uber Beitrage und Gebuhren waren aber nach ihren Statuten zur Geheimhaltung gegenuber Aussenstehenden verpflichtet 12 Es ist anzunehmen dass sowohl das betrachtliche Startkapital 13 als auch die jahrlichen Zuschusse von den wenigen Mitgliedern der Loge mit Vermogen wie Georg Ludwig Bohmer in starkerem Masse aufgebracht wurden als von der damals in dieser Loge uberwiegenden Anzahl von Studenten und jungen Gelehrten 9 Einer der Arzte an diesem Haus war Georg Ludwig Bohmers Sohn Johann Franz Wilhelm Bohmer ebenfalls Freimaurer Nach Auflosung der Loge wurde das Freimaurerhospital noch bis 1809 weitergefuhrt Juristische Verdienste BearbeitenGeorg Ludwig Bohmer hatte sich bereits fruhzeitig fur die Bereiche Zivilrecht Lehnsrecht und Kirchenrecht entschieden und war zunachst darum bemuht das wissenschaftliche Erbe seines Vaters pietatvoll zu wahren So knupfte er beispielsweise beim Verfassen seines ersten grossen Werkes der Principia juris canonica speciatim juris ecclesiastici an die Lehren des Vaters an sah sich in diesem Zeitalter der Aufklarung jedoch veranlasst sich allmahlich von dessen anfangs noch vorhandener Einstellung zum Territorialsystem und seiner theokratisch gepragten Rechts und Staatsauffassung und der Reichsunmittelbarkeit weiter abzuwenden und stattdessen den naturrechtlichen Standpunkt und das Kollegialsystem noch mehr in den Vordergrund zu stellen Damit stehen die kirchenrechtlichen Theorien dieses Aufklarer oft im Gegensatz zu den traditionellen Lehren der Kirche haben aber spater als Grundlage nachhaltigen Einfluss bei der praktischen Gestaltung und Ubernahme des Kirchenrechtes in das allgemeine Landrecht fur die preussischen Staaten Sein Werk wurde bei kirchenrechtlichen Vorlesungen bis in die 1830er Jahre als Leitfaden benutzt Ein ebenso erfolgreiches und hoch angesehenes Werk war sein Kompendium Principia juris feudalis Zusatzlich hatte er noch zahlreiche weitere Abhandlungen uberarbeitet und erganzt und als Sammelwerke unter den Titeln Electa juris civilis und Electa juris feudalis veroffentlicht Daruber hinaus wurden mehrere ebenfalls bedeutende Werke des Georg Ludwig Bohmer nach seinem Tode unter anderem von seinen Schwiegersohnen Karl Wilhelm Hoppenstedt und Georg Jacob Friedrich Meister veroffentlicht Georg Ludwig Bohmer schopfte die Kraft und die Kreativitat fur seine Arbeit unter anderem aus spannenden juristischen Dialogen mit seinen mehrheitlich ebenfalls juristisch ausgebildeten Sohnen und Schwiegersohnen zu denen neben den bereits genannten seine weiteren Schwiegersohne und fruheren Doktoranden Friedrich Johann Lorenz Meyer Prasident des Hamburger Domkapitels und der Hofrat Georg Heinrich Nieper zu rechnen sind Familie BearbeitenGeorg Ludwig Bohmer war verheiratet mit Henriette Elisabeth Philippine Mejer 1734 1796 Tochter des Geheimsekretars bei der deutschen Kanzlei in London Johann Friedrich Mejer 1705 1769 Mit ihr hatte er zwolf Kinder darunter Johann Friedrich Eberhard Bohmer 1753 1828 Jurist Johann Franz Wilhelm Bohmer 1754 1788 Bergarzt in Clausthal und erster Ehemann der Schriftstellerin Caroline Michaelis Justus Ludwig Bechtold Bohmer 1755 1821 Rechtswissenschaftler Charlotte Dorothea Bohmer 1756 1793 heiratete den Juristen Georg Heinrich Nieper Johann Georg Wilhelm Bohmer 1761 1839 linksrheinischer Jakobiner und Mitgrunder der Mainzer Republik danach Friedensrichter und Polizeikommissar im Konigreich Westphalen Sophie Friederike Amalie Bohmer 1766 1840 heiratete Friedrich Johann Lorenz Meyer 1760 1844 Prases des Domkapitels in Hamburg sowie Reiseschriftsteller Luise 1769 1823 heiratete 1786 Georg Jacob Friedrich Meister 1755 1832 ordentlicher Professor der Rechte in Gottingen Vertreter einer humanen Strafrechtslehre Justus Henning Stephan Bohmer 1772 1835 Amtmann in BersenbruckWerke Auswahl BearbeitenOrdinis Ivridici Prodecanvs Georgivs Lvdovicvs Boehmer Viri Praenobilissimi Bartholdi Ioannis Davidis Claueri Moeno Francofvrthani Solennia Inavgvralia In Georgia Avgvsta Indicit Simvl Nonnvlla De Femina Ministeriali Commentatvr Gottingen 1755 Digitalisat Principia juris canonici speciatim juris ecclesiastici publici et privati quod per Germaniam obtinet Gottingen 1762 Principia juris feudalis praesertim Longobardici quod per Germaniam obtinet Gottingen 1764 Georgii Lvdovici Boehmeri Potent M Britanniae Regi Et Principi Electori Principia Ivris Fevdalis Praesertim Longobardici Qvod Germaniam Obtinet Frankfurt am Main Leipzig 1790 Digitalisat Literatur und Quellen BearbeitenFriedrich Wilhelm Bautz Bohmer Georg Ludwig In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 665 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Richard Wilhelm Dove Bohmer Georg Ludwig In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 3 Duncker amp Humblot Leipzig 1876 S 73 f Hans Liermann Bohmer Georg Ludwig In Neue Deutsche Biographie NDB Band 2 Duncker amp Humblot Berlin 1955 ISBN 3 428 00183 4 S 391 Digitalisat Bohmer George Ludewig In Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Supplement 4 Leipzig 1754 Sp 26 f Johann Stephan Putter Gelehrten Geschichte der Universitat Gottingen Band I III Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1765 Hans Thorald Michaelis Geschichte der Familie von Boehmer In Fortfuhrung der von Hugo Erich von Boehmer im Jahre 1892 verfassten Genealogie der von Justus Henning Boehmer abstammenden Familien Boehmer und von Boehmer sowie auch einiger der mit ihnen verschwagerten Familien Rheinische Verlagsanstalt Bonn Bad Godesberg 1978 in der DNB und in der Library of Congress Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Georg Ludwig Bohmer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Georg Ludwig Bohmer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Georg Ludwig Bohmer in der Deutschen Digitalen Bibliothek Literaturverzeichnis in Library of Congress 3 Literaturverzeichnis im Katalog der Universitatsbibliothek Freiburg 4 Literatur von und uber Georg Ludwig Bohmer im Katalog des GBVEinzelnachweise Bearbeiten Klaus Mlynek Hubsche Familien In Klaus Mlynek Waldemar R Rohrbein Hrsg u a Stadtlexikon Hannover Von den Anfangen bis in die Gegenwart Schlutersche Hannover 2009 ISBN 978 3 89993 662 9 S 310 Elmar Mittler Hrsg Elke Purpus Georg Schwedt Der gute Kopf leuchtet uberall hervor Goethe Gottingen und die Wissenschaft Wallstein Verlag 1999 ISBN 978 3 89244 367 4 Seite 265 Gottingen Stumpfebiel 2 Foto von 2011 alle Rechte bei Boris Raoul Rudi Gonschorek Panoramio Google Hermann Wellenreuther Hrsg Hermann Wellenreuther Gottingen 1690 1755 Studien zur Sozialgeschichte einer Stadt In Band 9 von Gottinger Universitatsschriften Schriften Universitat Gottingen Verlag Vandenhoeck amp Ruprecht 1988 ISBN 978 3 525 35839 9 Seite 166 Hans Joachim Heerde Das Publikum der Physik Lichtenbergs Horer Wallstein Verlag 2006 ISBN 978 3 8353 0015 6 Seiten 112 311 464 Hermann Thiersch Ludwig I von Bayern und die Georgia Augusta Severus Verlag 2013 ISBN 978 3 86347 488 1 Seite 11 Walter Nissen Christina Prauss Siegfried Schutz Gottinger Gedenktafeln eine biografischer Wegweiser Verlag Vandenhoeck amp Ruprecht 2002 ISBN 978 3 525 39161 7 Seite 31 184 Klaus Behrens Hrsg Die Publizistik der Mainzer Jakobiner und ihrer Gegner Revolutionare und gegenrevolutionare Proklamationen und Flugschriften aus der Zeit der Mainzer Republik 1792 93 Verlag Stadt Mainz 1993 ISBN 978 3 920615 16 5 Seite 58 a b c Freimaurerloge Augusta zum goldenen Zirkel Gottingen Entstehung der ersten Freimaurerloge in Gottingen und Die Loge Augusta zu den drei Flammen Selbstdarstellung Volker Zimmermann Eine Medicinische Facultat in Flor bringen zur Geschichte der Medizinischen Fakultat der Georg August Universitat Gottingen Universitatsverlag Gottingen 2009 ISBN 978 3 940344 98 4 Seite 33 Axel Fischer Das Wissenschaftliche der Kunst Johann Nikolaus Forkel als Akademischer Musikdirektor in Gottingen In Band 27 von Abhandlungen zur Musikgeschichte Verlag Vandenhoeck amp Ruprecht 2015 ISBN 978 3 8470 0370 0 Seite 225 Grosse National Mutterloge zu den drei Weltkugeln Hrsg Statuten des Bundes der Freimaurer des Grossen National Mutterloge der Preussischen Staaten genannt Zu den drei Weltkugeln Darin Seite 11 52 Verschwiegenheitspflicht Seite 31 Viertes Capitel Von den Beitragen zur Erhaltung der Loge ein Reichstaler hatte Anfang der 1800er Jahre etwa die Kaufkraft von 40 Euro Archivierte Kopie Memento des Originals vom 27 Mai 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www bundesbank de 1 das Startkapital entsprach damit dem mehrfachen Jahreseinkommen etwa eines damaligen Handwerksmeisters 2 Normdaten Person GND 11622133X lobid OGND AKS LCCN n86112266 VIAF 72139412 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bohmer Georg LudwigALTERNATIVNAMEN Boehmer Georg LudwigKURZBESCHREIBUNG deutscher RechtswissenschaftlerGEBURTSDATUM 18 Februar 1715GEBURTSORT HalleSTERBEDATUM 17 August 1797STERBEORT Gottingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Ludwig Bohmer amp oldid 233397356