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Georg Karl Philipp Struensee ab 1820 Georg Karl Philipp von Struensee A 1 30 November 1774 in Greifenberg in Pommern 2 Oktober 1833 in Breslau war ein preussischer Verwaltungsbeamter Er amtierte unter anderem als erster Polizeiprasident in Koln nach der Ubernahme der Stadt in die preussische Herrschaft Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Familie 2 Leben 2 1 Fruhe Jahre 2 2 Als Polizeiprasident in Koln 2 2 1 Ausgangslage und Amtsantritt 2 2 2 Als Zensor 2 2 3 Karneval 2 3 Ende seiner Dienstzeit in Koln und spatere Tatigkeiten 3 Familie 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 AnmerkungenHerkunft und Familie BearbeitenStruensee entstammte einer ursprunglich in der Mark Brandenburg ansassigen Tuchmacherfamilie Struensee deren Name im Jahr 1477 in Neuruppin erstmals urkundlich erwahnt wird Einige Mitglieder der Familie wechselten spater in den preussischen Staatsdienst Struensees Eltern waren der preussische Kreissteuerverwalter und Erster Kreisdirektor Christian Philipp Struensee 1743 1811 und dessen Ehefrau Charlotte Friederike geb Moldenhauer Mit dem Leibarzt Reformer und Staatsminister in danischen Diensten Johann Friedrich Struensee 1737 1772 war er weitlaufig verwandt da sein Ururgrossvater und Johann Friedrich Struensees Grossvater Bruder waren Leben BearbeitenFruhe Jahre Bearbeiten Uber Struensees Ausbildung ist nichts bekannt Anzunehmen ist dass er nach dem Abitur ein Studium antrat und dieses mit den fur den hoheren Verwaltungsdienst im Konigreich Preussen notigen Examina abschloss 1806 trat er folgerichtig in den Staatsdienst Preussens ein Von 1807 bis 1809 war er Burgermeister und stadtischer Landrat seiner Heimatstadt Greifenberg in Pommern 1 In Greifenberg war Struensee auch wesentlich an der Bildung des Schillschen Freikorps beteiligt woraufhin sein Haus von franzosischen Soldaten als Vergeltungsmassnahme geplundert wurde Wahrend der Belagerung Kolbergs 1807 sorgte er fur den Nachschub fur die Festung Koslin Ab 1810 war Struensee dann als Polizeidirektor in Stargard und spater in gleicher Funktion in Magdeburg eingesetzt In Magdeburg erwarb er sich hohes Ansehen und wurde auch nach seinem Weggang noch zu Beratungen der Stadtoberen hinzugezogen Als Polizeiprasident in Koln Bearbeiten Ausgangslage und Amtsantritt Bearbeiten Am 8 November 1816 wurde Struensee der ein Protege des preussischen Innenministers Friedrich von Schuckmann war zum Polizeiprasidenten von Koln ernannt Die Ernennung war von vornherein problematisch Koln war zusammen mit der Provinz Julich Kleve Berg bei der territorialen Neuordnung des Wiener Kongresses erst im Jahr zuvor an Preussen gekommen Vorher war es ab 1794 franzosisch besetzt und war fur die Loyalitat seiner Burger zum franzosischen Kaiserreich noch 1812 mit dem Titel einer Bonne ville de l Empire francais geehrt worden Vor der franzosischen Besatzung galt die Stadt lange Zeit als Hort eines intoleranten obskurantistischen und fortschrittsfeindlichen Katholizismus 2 Die Kolner Burgerschaft war demnach nicht unbedingt preussenfreundlich eingestellt und hatte demnach einen lokalen und zudem katholischen Kandidaten bei Weitem bevorzugt Der schon zu dieser Zeit schwelende konfessionelle Konflikt zwischen der katholischen Kirche und den protestantischen Vertretern des preussischen Staats mundete einige Jahre nach Struensees Weggang aus Koln in die Kolner Wirren Dazu stellte die Position des Polizeiprasidenten grundsatzlich eine Neuerung im Kolner Verwaltungsapparat dar da die ortspolizeilichen Aufgaben bisher vom Kolner Oberburgermeister mit wahrgenommen wurden Diese Aufgaben wurden nun abgetrennt was Struensee in Konflikt mit dem amtierenden Oberburgermeister Karl Josef von Mylius brachte Am 27 Dezember 1816 erhielt Struensee auf Erlass Schuckmanns noch zusatzlich zu seinen ortspolizeilichen Aufgaben auch die landratlichen Geschafte des Stadtkreises Koln Dies entsprach der ublichen Verwaltungsorganisation Preussens auch in anderen Provinzen brachte Struensee aber noch zusatzlich in Konflikt mit Mylius der auch in diesem Fall vorher mit diesen Aufgaben betraut gewesen war Struensee traf am 1 Februar 1817 in Koln ein und ubernahm seine Amtsgeschafte kurze Zeit spater Aufgrund der Konfliktfelder traf er unmittelbar auf die ablehnende Haltung des Oberburgermeisters des Stadtrats und der Burgerschaft Diese Haltung verstarkte sich noch da es Struensee in seiner gesamten Kolner Dienstzeit ein Anliegen war die preussische Herrschaft in dem neuen Landesteil zu festigen und jegliche Souveranitatsbestrebungen der Stadt Koln sowie des Rheinlandes zu unterbinden Zu Beginn seiner Tatigkeit konnte Struensee durchaus Erfolge vorweisen So konnte er mittels einer auf Wunsch des Oberburgermeisters Mylius am 17 September 1818 erlassenen Verordnung erfolgreich gegen die in Koln zu dieser Zeit charakteristische Stadtbettelei vorgehen Allerdings war der Erfolg nicht von Dauer und die Bettelei nahm in den spateren Jahren unter Struensees Amtsfuhrung wieder erheblich zu Auch die Kriminalitat in dieser Zeit zumeist Kleinkriminalitat konnte Struensee nur unzureichend bekampfen Hierbei kam die mangelnde Organisation der Polizei und die Kompetenzstreitigkeiten mit der stadtischen Verwaltung zum Tragen auch da Struensee Wunsche und Anregungen der Stadtverwaltung gegenuber der Polizei ignorierte was die Abneigung des Gremiums ihm gegenuber noch weiter verstarkte Stattdessen baute Struensee der weiterhin auch von dem preussischen Polizeiminister Wilhelm zu Sayn Wittgenstein Hohenstein protegiert wurde ein regelrechtes Spitzelsystem in Koln auf Hierbei arbeitete er auch eng mit dem spateren Polizeidirektor in Aachen Schnabel zusammen Binnen kurzer Zeit schuf Struensee so ein System das die gesellschaftlichen Bewegungen in der Stadt wirksam kontrollierte wodurch eine freie Meinungsausserung in diesem Rahmen erschwert oder unmoglich gemacht wurde Weiterhin weitete Struensee seine Kompetenzen auch bis in wichtige Bereiche der Stadtverwaltung aus und konnte aus dieser Position Verfugungen selbst erlassen ohne den Regierungsprasidenten der Provinz Julich Kleve Berg Friedrich zu Solms Laubach seinen direkten Vorgesetzten zu konsultieren Ziel war es hierbei der preussischen Regierung in Koln ein wirksames Instrument zur Machtausubung zu geben Als Zensor Bearbeiten Am 31 Marz 1817 wurde Struensee durch den Regierungsprasidenten Solms Laubach daruber hinaus zum obersten Zensor von Koln ernannt Diese Dienststellung behielt er bis zu seinem Dienstende 1830 bei Neben politischen und staatswissenschaftlichen Publikationen umfasste Struensees Tatigkeit auch alle in Koln erscheinenden Zeitungen und Flugschriften Kurz vor Ende seiner Dienstzeit in Koln ubernahm er auch noch die Zensorenstelle fur juristische Schriften fur Koln und Dusseldorf Das Amt des Zensors versah Struensee offenbar mit grossem Eifer sodass die Polizeiverwaltung schon bald das Pressewesen Kolns weitgehend bestimmte Besonderes Augenmerk legte Struensee dabei auf Schriften die die neuen preussischen Machthaber in ein schlechtes Licht rucken konnten Gleich zu Beginn seiner Tatigkeit am 4 Mai 1817 musste daher die von dem Verleger Marcus DuMont herausgegebene Sonntagsausgabe der Kolnischen Zeitung mit leerem Titelblatt erscheinen obwohl Struensee DuMont gleich bei seinem Amtsantritt in einem personlichen Gesprach genaue Anweisungen zur Einhaltung der Zensurkriterien gegeben hatte Der fur die Titelseite vorgesehene Artikel war durch Struensee beanstandet und nicht freigegeben worden da er mit Forderungen nach Tilgung der preussischen Staatsschulden und Steuersenkungen endete DuMont erhielt fur die Leerseite eine Ruge da er wie auch andere Zeitungsmacher damals den Artikel bewusst spat bei der Vorzensur vorgelegt hatte Der Grund hierfur war dass in der Vergangenheit diese Texte unter Zeitdruck zwar beanstandet aber dann doch freigegeben wurden um Leerstellen zu vermeiden Nicht so in diesem Fall Der Vorfall war bis dahin einzigartig in Deutschland und die Praxis Leerstellen anstelle von beanstandeten Artikeln zu setzen fand kurzfristig bis zu einem entsprechenden Verbot durch die preussische Regierung viele Nachahmer 3 In einem anderen Fall als Dumont erneut aus Zeitnot nach einer Zensur durch Struensee den Teil einer Zeitungsseite freilassen musste erhielt Struensee durch den preussischen Staatskanzler Hardenberg einen Verweis Weiterhin unterband Struensee jegliche Schriften der von Christoph von Sethe geleiteten Rheinischen Immediat Justiz Kommission die ab 1816 das preussische und das franzosische Recht in Bezug auf eine territoriale Gesetzgebung fur das Rheinland verglich und dafur sorgte dass der franzosische Code civil abgewandelt als sog Rheinisches Recht im preussischen Rheinland weiter galt Struensee bezichtigte die Kommission ein eigenes Rheinisches Justizministerium aufbauen zu wollen und redigierte deren Schriften dahingehend besonders scharf Zusatzlich zwang er Kolner Zeitungsverleger darunter auch DuMont Artikel gegen das Rheinisch Franzosische Recht zu veroffentlichen Karneval Bearbeiten Ebenso wie die preussische Regierung stand auch Struensee als preussischer Protestant dem Karneval skeptisch gegenuber auch da Struensee oftmals im Rahmen des Karnevals satirisch angegriffen wurde Ernsthafte Versuche den Karneval zu verbieten unternahm er allerdings nicht zumal auch Konig Friedrich Wilhelm III die Feierlichkeiten als Kolner Folklore letztlich widerwillig akzeptierte Jedoch versuchte Struensee oftmals die Karnevalsfeierlichkeiten wie beispielsweise den Festumzug durch Massnahmen und Umleitungen zu behindern Ende seiner Dienstzeit in Koln und spatere Tatigkeiten Bearbeiten Am 6 Juni 1820 wurde Struensee in den erblichen preussische Adelsstand erhoben 4 5 1830 kam es dann zu einem abrupten Ende von Struensees Dienstzeit in Koln Vorausgegangen waren eine erhohte Unruhe in der Kolner Bevolkerung ausgelost durch die franzosische Julirevolution und speziell eine Flugblattaktion bei der zu einer Erhebung des Rheinlandes gegen Preussen aufgerufen wurde In der Folge kam es Ende August 1830 vor dem Polizeiprasidium zu Kundgebungen der Bevolkerung die teilweise gewaltsam aufgelost wurden Auch fuhrende Vertreter der Stadt wandten sich nunmehr gegen Struensee Anfang September 1830 wurde er schliesslich nach Berlin berufen Struensees Nachfolger wurde sein bisheriger Mitarbeiter der Polizeirat Laurenz Dolleschall Die Stadtoberen sowie auch der Erzbischof von Koln Ferdinand August von Spiegel begrussten den Weggang Struensees ausdrucklich Kurze Zeit spater wurde Struensee nach Breslau berufen wo er am 27 Marz 1831 die Stelle eines Dirigenten in der Abteilung des Innern der Provinzialregierung unter Friedrich Theodor von Merckel ubernahm und zum Oberregierungsrat ernannt wurde Diese Dienststellung behielt er bis zu seinem Lebensende Familie BearbeitenStruensee war verheiratet mit Friederike geborene von Laurenz Das Paar hatte neun Kinder von denen allerdings nur funf das Erwachsenenalter erreichten Unter den Kindern waren der Beamte und Romanschriftsteller Gustav von Struensee 1803 1875 sowie der preussische Major im Ingenieurkorps Johann Friedrich Albert von Struensee 1820 1863 Literatur BearbeitenKarin Hachenberg Die Entwicklung der Polizei in Koln von 1794 bis 1871 Bohlau Verlag Koln Weimar Wien 1997 ISBN 3 412 03297 2 Einzelnachweise Bearbeiten Gustav Kratz Die Stadte der Provinz Pommern Abriss ihrer Geschichte zumeist nach Urkunden Berlin 1865 S 179 Online Christoph Nebgen Konfessionelle Differenzerfahrungen Reiseberichte vom Rhein 1648 1815 De Gruyter Oldenbourg 2014 ISBN 978 3 11 035159 0 Artikel 4 Mai 1817 Warum die Kolnische Zeitung eine weisse Titelseite veroffentlichte Kolner Stadtanzeiger Ausgabe vom 6 Mai 2017 online veroffentlicht auf der Webpage Yahoo Nachrichten Willi Spiertz Eberhard von Groote Leben und Werk eines Kolner Sozialpolitikers und Literaturwissenschaftlers 1789 1864 Diss Seite 158 Koln 2007 ISBN 978 3 412 20016 9 Leopold Zedlitz Neukirch Neues Preussisches Adels Lexicon oder genealogische und diplomatische Nachrichten von den in der preussischen Monarchie ansassigen oder zu derselben in Beziehung stehenden furstlichen graflichen freiherrlichen und adeligen Hausern Band 4 Seite 250 veroffentlicht 1837 Anmerkungen Bearbeiten Namensgebung laut Eintrag in der Deutschen Nationalbibliothek In der Literatur werden die Vornamen zum Teil in anderer Reihenfolge angegeben Normdaten Person GND 117348155 lobid OGND AKS VIAF 35231775 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Struensee Georg Karl Philipp vonALTERNATIVNAMEN Struensee Karl Philipp Georg vonKURZBESCHREIBUNG deutscher Verwaltungsbeamter Polizeiprasident von KolnGEBURTSDATUM 30 November 1774GEBURTSORT Greifenberg in PommernSTERBEDATUM 2 Oktober 1833STERBEORT Breslau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Karl Philipp von Struensee amp oldid 231269500