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Der Gemeine Ohrwurm Forficula auricularia ist ein Ohrwurm aus der Familie der Eigentlichen Ohrwurmer Forficulidae Ursprunglich war er im Grossteil Europas beheimatet wurde durch den Menschen aber in zahlreiche andere Regionen der Welt eingeschleppt Dadurch ist er heutzutage beispielsweise in Nordamerika Neuseeland im Suden Australiens oder Teilen Sudamerikas ebenfalls haufig zu finden In Europa ist er die am weitesten verbreitete und haufigste Art der Ohrwurmer Tatsachlich handelt es sich aber um einen Artenkomplex mehrerer nah verwandter Arten wobei die abzuspaltenden Arten vor allem auf der Iberischen Halbinsel und in Nordafrika vorkommen aber auch in anderen Teilen Westeuropas und Nordamerika Gemeiner OhrwurmGemeiner Ohrwurm Forficula auricularia WeibchenSystematikUnterstamm Sechsfusser Hexapoda Klasse Insekten Insecta Ordnung Ohrwurmer Dermaptera Familie ForficulidaeGattung ForficulaArt Gemeiner OhrwurmWissenschaftlicher NameForficula auriculariaLinnaeus 1758Ein mannliches ExemplarEin Mannchen in typischer AbwehrhaltungEine L4 NympheManchmal findet man tote Exemplare die von Pilzen bewachsen sind Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Vorkommen 3 Lebensweise 4 Entwicklung 5 Bilder 6 Taxonomie 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenDer Gemeine Ohrwurm erreicht eine Korperlange von 10 17 mm Der Kopf und das Abdomen sind dunkel rotlichbraun bis dunkelbraun gefarbt Das Pronotum ist dunkelbraun gefarbt mit hellbraunen bis gelblichen Seitenrandern Die Elytren Deckflugel sind von einer ahnlich hellen Farbe Die Hinterflugel die zusammengefaltet unter den Elytren sitzen und in der Form von zwei Viertelkreisen unter diesen hervorragen sind uberwiegend sehr hell gefarbt aber weisen auch braune Anteile auf Anhand dieser sichtbaren Hinterflugel lasst sich die Art im Grossteil Europas leicht von den meisten anderen Ohrwurm Arten unterscheiden Die Beine sind von gelblicher bis oranger Farbe Die Antennen sind braun gefarbt und bestehen bei den adulten Tieren meist aus 13 14 Fuhlergliedern Allerdings werden in manchen Fallen zu viele Fuhlerglieder ausgebildet oder es brechen welche ab daher sind sie kein gutes Bestimmungsmerkmal Bei den Nymphen ist die Anzahl der Fuhlerglieder jedoch konstanter Die Cerci am Hinterleibsende sind zu Zangen Forceps ausgebildet die an der Basis heller und Richtung Spitze dunkelbraun gefarbt sind Je nach Region und Individuum konnen sowohl Farbung als auch Form der Zangen leicht abweichen so gibt es dunklere und hellere Tiere und Mannchen mit sehr grossen oder eher kleinen Zangen Die Zangen dienen zur Verteidigung zum Ergreifen von Beute und als Hilfsmittel zum Entfalten der Flugel Die Mannchen benutzen sie auch bei der Paarung Anhand der Form der Zangen lassen sich bei adulten Tieren leicht die Geschlechter unterscheiden Die Mannchen haben an der Basis breite Cerci die stark bogenformig gekrummt sind jedoch nur horizontal gekrummt Am basalen Teil sind ein oder zwei deutliche Zahne und manchmal weitere kleine Zahne an der Innenseite zu erkennen Die Zangen der Weibchen sind kurzer nur schwach gekrummt und weisen keine Zahne auf Die Nymphen erkennt man daran dass sie noch keine voll entwickelten Flugel Elytren Hinterflugel besitzen Ihr Korper ist kurz behaart die Zangen kahl Der Kopf ist hell bis graubraun und die Augen schwach dreieckig Sie durchlaufen vier Larvalstadien bis zur Imago Im L1 Stadium sind sie etwa 6 mm lang besitzen 8 Antennenglieder und das Pygidium ist flach dreieckig und apikal abgerundet Im L2 Stadium sind sie 7 5 8 5 mm lang besitzen 10 Antennenglieder und das Pygidium ist flach dreieckig Im L3 Stadium sind sie etwa 10 5 mm lang besitzen 11 Antennenglieder und die Anlagen der Alae Flugel sind hinten ausgebuchtet und ungeadert Im L4 Stadium sind sie 11 14 mm lang besitzen 12 Antennenglieder und die Anlagen der Alae sind apikal zugespitzt und facherartig geadert Anhand der Flugelknospen und des typischen gelbbraunen Musters auf dem Thorax lassen sich die L3 und L4 Larven gut im Feld bestimmen 1 Eine Geschlechtsbestimmung ist bei den Nymphen ausserlich nicht moglich In Mitteleuropa sind die Nymphen von Marz bis Juli zu finden Ahnliche ArtenIn Mitteleuropa ist die Art ausserlich unverwechselbar wird von Laien jedoch trotzdem haufig fehlbestimmt da das Wissen um ahnliche Arten fehlt Vom Gebuschohrwurm Apterygida albipennis lasst sich die Art durch die Hinterflugel unterscheiden Diese fehlen beim Gebuschohrwurm an die gerade Hinterkante der Elytren folgt das Abdomen Ansonsten sind beide Arten sehr ahnlich gefarbt wobei das Pronotum von A albipennis vollstandig hell gefarbt ist Die Mannchen unterscheiden sich in der Form der Zangen Der Waldohrwurm Chelidura acanthopygia besitzt weder Hinterflugel noch voll entwickelte Elytren Diese sind nur rudimentar vorhanden Zudem unterscheidet sich die Form der mannlichen Zangen und die Farbung Der Kleine Ohrwurm Labia minor der Sandohrwurm Labidura riparia und der Zweipunkt Ohrwurm Anechura bipunctata unterscheiden sich deutlich In Sud und Westeuropa kann die Art von Forficula lesnei und Forficula decipiens wie beim Gebuschohrwurm durch die vorhandenen Hinterflugel unterschieden werden Zudem unterscheidet sich die Basis der mannlichen Zangen In Sudosteuropa unterscheidet sich Forficula smyrnensis durch die gelben Flecken dieser Art Forficula tomis in Osteuropa wird deutlich grosser und auch hier unterscheiden sich die mannlichen Zangen Die L3 und L4 Nymphen konnen mit ihren Flugelstummeln am ehesten mit Nymphen des Sandohrwurms verwechselt werden Die Bestimmung jungerer Nymphen ist schwieriger ebenso die Bestimmung der Weibchen ausserhalb von Mitteleuropa Der Gelbliche Ohrwurm Forficula luridus aus Sudosteuropa und Westasien ahnelt dem Gemeinen Ohrwurm sehr stark Die Zangen der Mannchen besitzen jedoch eine langere Basis die an Forficula decipiens erinnert Vorkommen BearbeitenDer Gemeine Ohrwurm kam ursprunglich nur in Europa vor wurde aber Anfang des 20 Jahrhunderts in Nordamerika eingeschleppt und ist mittlerweile auch dort weit verbreitet In Europa ist der Artkomplex fast uberall zu finden Ausnahmen sind Fennoskandinavien nordlich des 64 Breitengrades und Island Nach Osten ist die Art bis Sudwestasien den Kaukasus und Sibirien ostlich etwa bis in die russische Oblast Kemerowo verbreitet In Nordamerika ist die Art von der Pazifikkuste im Westen bis zur Atlantikkuste im Osten verbreitet sowie vom Suden Kanadas im Norden bis in den Norden Mexikos im Suden Daruber hinaus gibt es Verschleppungen in weitere Gebiete der Welt wie Neuseeland Australien Sudamerika China Taiwan und andere 2 3 Der Gemeine Ohrwurm ist eine extrem euryoke Art das heisst er kommt mit einer Vielzahl verschiedener Umwelteinflusse zurecht Man findet die Art in zahlreichen Lebensraumen von Waldern und Wiesen bis hin zu Garten und urbanen Bereichen Ausserdem werden vom Flachland bis in Gebirge viele Hohenzonen besiedelt Diese Anpassungsfahigkeit hat ihn zum mit Abstand am weitesten verbreiteten und haufigsten Ohrwurm der Holarktis gemacht Man findet die Art fast uberall wo sie geeignete Verstecke findet wie z B unter Laub in Ritzen und Spalten unter Rinde und Totholz unter Steinen in heruntergefallenen Fruchten z B gerne in Gangen des Apfelwicklers und ahnlichen Orten Lebensweise BearbeitenDie nachtaktiven Tiere konnen fliegen tun dies aber sehr selten Sie ernahren sich omnivor sowohl von pflanzlicher als auch von tierischer Nahrung Sie fressen Pflanzenteile Fruchte und Samen andere Wirbellose und Detritus Obwohl sie Schaden z B an Getreide und anderen Pflanzen anrichten konnen werden sie als nutzlich betrachtet da sie eine Vielzahl verschiedener Schadinsekten wie z B Blattlause und deren Eier fressen Der Gemeine Ohrwurm wird deswegen auch in der Biologischen Schadlingsbekampfung eingesetzt Seit 2007 entwickelt sich der Gemeine Ohrwurm zum Problemschadling in reifenden Weintrauben und Pfirsichen und gelangt so in grosserer Anzahl ins Erntegut Bisher gibt es keine Bekampfungsmoglichkeiten Zur Abwehr konnen die Tiere aus Drusen am Hinterleib ein Wehrsekret verspruhen dessen Geruch an Ammoniak erinnert Dieses Sekret ist zudem antibakteriell antimykotisch und nematozidisch Wahrend die adulten Tiere aus den Drusen am dritten und vierten Abdominaltergit die Substanz absondern kommen bei den Nymphen paarige Drusen am Pygidium zum Einsatz Ihr Wehrsekret enthalt unter anderem 2 Methyl 1 4 Benzochinon 2 Ethyl 1 4 Benzochinon n Tridecan und n Pentadecan Es bietet einen wirkungsvollen Schutz gegen Ameisen de Art Myrmica rubra nicht jedoch gegen Spinnen 4 Die Raupenfliege Triarthria setipennis Ohrwurm Raupenfliege tritt als Parasit bei F auricularia auf Dabei leben die Larven als Parasitoide in verschiedenen Ohrwurmern Entwicklung BearbeitenDie Weibchen legen ca 50 90 etwa 1 5 mm lange Eier sowohl im Fruhjahr als auch im Herbst in unterirdisch angelegte Bodennester Das Weibchen verharrt in einem der Dormanz ahnlichen Zustand im Nest bis die Larven geschlupft sind An der Fruhjahrsgeneration wird sogar Brutpflege betrieben das Weibchen reinigt die Eier standig und schutzt sie so vor Pilzbefall und Parasiten Nach dem Schlupf der Larven stirbt es und wird von diesen gefressen Die Larven hauten sich in dieser Zeit vier bis funfmal Die Uberwinterung erfolgt im Erwachsenenstadium in geschutzten Verstecken wie z B unter Rinde in Spalten unter Laub und zwischen Holzstucken Die Tiere konnen ganzjahrig gefunden werden die meisten Nachweise gelingen aber zwischen Marz und November In Mitteleuropa kann man die Nymphen von Marz bis Juli finden die fruheren Nymphenstadien von Marz bis Mai und die spateren Nymphenstadien vor allem von Mai bis Juli Vor allem im Juni konnen dabei die charakteristischen L4 Nymphen gefunden werden in kuhleren Regionen eher im Juli Bei den Populationen auf der Sudhalbkugel werden die meisten Tiere im Winter dem Sudsommer gefunden Bei sudlichen Populationen der Nordhalbkugel treten Nymphen auch schon Ende des Winters auf und entwickeln sich fruher als Tiere nordlicherer Regionen Exakte Monate der Nymphenstadien lassen sich also immer nur lokal bestimmen aber nicht fur die Art an sich 2 1 5 1 Bilder Bearbeiten nbsp Schlupfende Larven nbsp Eine Nymphe im ersten Stadium L1 nbsp Kinderstube mit L1 Nymphen Ebenfalls zu sehen ist eine Landassel der Gattung Trachelipus nbsp Eine Nymphe im vierten und letzten Stadium L4 subadultes Tier nbsp Eine weitere L4 Nymphe Auffallig sind die gelben Streifenmuster und die deutlichen Flugelansatze nbsp Mannchen mit kleinen Zangen nbsp Mannchen mit grossen Zangen nbsp Weibchen Dorsalansicht source source source source source Beim Fressen an SchafgarbeTaxonomie BearbeitenDie Art wurde 1758 von Carl von Linne in seiner Systema Naturae erstbeschrieben Synonyme der Art lauten Forficula dentata Fabricius 1775 Forficula parallela Fabricius 1775 Forficula bipunctata Petanga 1789 Forficula media Marsham 1802 Forficula neglecta Marsham 1802 Forficula infumata von Muhlfeld 1825 Forficula borealis Leach 1835 Forficula forcipata Stephens 1837 Forficula caucasica Kolenati 1846 und Forficula silanoides Karny 1911 3 Genetische Analysen konnten zeigen dass es sich bei Forficula auricularia in Wahrheit nicht um eine Art sondern einen Artenkomplex mehrerer nahe verwandter Arten handelt So kommt in Portugal Spanien Frankreich und Grossbritannien Forficula dentata vor und in Spanien und Marokko Forficula mediterranea und Forficula aeolica Von den Pyrenaen an nordostlich kommt auch Forficula auricularia vor Forficula aeolica lasst sich auch morphologisch unterscheiden bei dieser Art ragen die Hinterflugel nur als kleine Schuppen unter den Elytren hervor und der dunkle Fleck in der Mitte des Pronotums ist zum Ende hin deutlich verschmalert Die ubrigen drei Arten sind ausserlich quasi nicht unterscheidbar zeigten in Analysen jedoch morphometrische Unterschiede Da die Verbreitungsgrenzen noch wenig erforscht sind und auch die Studie teilweise angezweifelt wird sollte man sofern keine DNA Barcodes vorliegen lieber vom Artkomplex sprechen wenn man Individuen vom Gemeinen Ohrwurm definiert 6 Literatur BearbeitenMichael Chinery Pareys Buch der Insekten Franckh Kosmos Verlags GmbH amp Co Stuttgart 2004 ISBN 3 440 09969 5 Anneliese Strenger Ein Beitrag zur Biologie von Forficula auricularia In Osterreichische Zoologische Zeitschrift 2 Linz 1950 S 624 638 zobodat at PDF Jiri Zahradnik Der Kosmos Insektenfuhrer 6 Auflage Franckh Kosmos Verlags GmbH amp Co Stuttgart 2002 ISBN 3 440 09388 3 S 100 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gemeiner Ohrwurm Album mit Bildern Videos und Audiodateien John L Capinera European Earwig Forficula auricularia Linnaeus Insecta Dermaptera Forficulidae University of Florida The Institute of Food and Agricultural Sciences IFAS abgerufen am 11 September 2012 www insektenbox de Forficula auricularia auf insektenbox deEinzelnachweise Bearbeiten a b c Danilo Matzke Zum Vorkommen und Bestimmung heimischer Ohrwurmlarven Dermaptera Arthropoda Popularis 1 17 30 PDF a b Forficula auricularia auf inaturalist org abgerufen am 21 November 2022 a b Forficula auricularia Linnaeus 1758 in GBIF Secretariat 2021 GBIF Backbone Taxonomy Checklist dataset doi 10 15468 39omei abgerufen via GBIF org am 21 November 2022 Tina Gasch amp Andreas Vilcinskas 2014 The chemical defense in larvae of the earwigForficula auricularia Journal of Insect Physiology 67 1 8 doi 10 1016 j jinsphys 2014 05 019 Bernhard Klausnitzer Hrsg Stresemann Exkursionsfauna von Deutschland Band 2 Wirbellose Insekten 11 Auflage Springer Spektrum Ruben Gonzalez Miguens Paloma Mas Peinado Yolanda Jimenez Ruiz Hamid Reza Ghanavi 2020 Speciation patterns in the Forficula auricularia species complex cryptic and not so cryptic taxa across the western Palaearctic region Zoological Journal of the Linnean Society doi 10 1093 zoolinnean zlaa070 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gemeiner Ohrwurm amp oldid 237478797