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Dieser Artikel behandelt das Dorf in der Stadt und Land Gemeinde Mirsk Zu weiteren Bedeutungen siehe Giebultow Begriffsklarung Giebultow deutsch Gebhardsdorf ist ein Dorf in der Stadt und Land Gemeinde Mirsk Friedeberg am Queis im Powiat Lwowecki in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen Giebultow Hilfe zu Wappen Giebultow Polen GiebultowBasisdatenStaat PolenWoiwodschaft NiederschlesienPowiat Lwowek SlaskiGmina MirskGeographische Lage 50 59 N 15 21 O 50 978333333333 15 346944444444 Koordinaten 50 58 42 N 15 20 49 OEinwohner Telefonvorwahl 48 75Kfz Kennzeichen DLW Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 3 Exulanten und Glaubensprobleme 4 Ortsteile und Einwohnerzahlen 5 Sehenswurdigkeiten 6 Personlichkeiten 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeographie Bearbeiten nbsp Ehemalige evangelische Zufluchtskirche von Gebhardsdorf jetzt katholische Pfarrkirche des OrtesGiebultow liegt im Isergebirgsvorland den nordlichen Auslaufern des Isergebirges am Zusammenfluss des Lausitzbaches und dem Schwarzbach drei Kilometer nordwestlich von Mirsk Der Ort untergliederte sich in Ober und Untergebhardsdorf die zwei dazugehorigen Exulantenkolonien sind Estherwalde und Augusta Nachbarorte sind Zlotniki Lubanskie Goldentraum im Norden Zacisze Hartha und Karlowiec Karlsberg im Nordosten Orlowice Graflich Ullersdorf und im Suden Swiecie Schwerta mit der Burg Swiecie im Nordwesten Jenseits der Grenze zu Tschechien liegen im Sudwesten Nove Mesto pod Smrkem Neustadt an der Tafelfichte Detrichovec Dittersbachel und Jindrichovice pod Smrkem Heinersdorf an der Tafelfichte Geschichte BearbeitenGebhardsdorf wurde vermutlich in der ersten Halfte des 13 Jahrhunderts gegrundet In alten Urkunden hiess es Geppersdorf Es gehorte zunachst zum Burgbezirk Schwerta im Oberlausitzer Queiskreis Von 1187 an war Gebhardsdorf im Besitz des adligen Geschlechts von Uechtritz Wahrend der Hussitenkriege wurde es 1431 zerstort 1508 09 hielt sich der namhafte Ablasshandler Johann Tetzel in Alt Gebhardsdorf No 3 im Queiskreis auf Eine Einreise nach Schlesien wurde ihm versagt Trotzdem liess er aus Dankbarkeit fur die guten Ablassgeschafte im Grenzgebiet Sachsen Schlesien die Kapellen in Friedeberg und Gebhardsdorf mit einem Teil des fur den Papst erworbenen Geldes renovieren Die nun wieder errichtete Kirche St Michael diente nach Annahme der Reformation als evangelisches Gotteshaus 1536 trat der Dorfherr zur protestantischen Kirche uber Nach dem Erloschen des Schwertaer Familienzweigs der Uechtritz wurde die Herrschaft Schwerta dreigeteilt Gebhardsdorf wurde Sitz der gleichnamigen Herrschaft die etwa 15 km gross war und an der Grenze der Oberlausitz zum bohmischen Erbfurstentum Schweidnitz lag Sie blieb bis ins 20 Jahrhundert im Besitz verschiedener Zweige des Adelsgeschlechts Uechtritz 1 Zusammen mit der Oberlausitz fiel die Herrschaft Gebhardsdorf 1635 an das evangelische Kurfurstentum Sachsen Dadurch kam es zur Ansiedlung von Glaubensfluchtlingen aus Bohmen und Schlesien fur die auf Gebhardsdorfer Grund zwischen 1650 und 1674 vier Siedlungen unter anderem Neu Gebhardsdorf um 1663 und 1674 Ober Gebhardsdorf und zwei weitere 1713 die Ortssiedlung Estherwaldau und 1730 der Ortsteil Augustthal entstanden Bereits seit 1654 diente die Gebhardsdorfer Kirche als Zufluchtskirche fur die evangelische Bevolkerung jenseits der Grenze zu Schlesien 1682 kam es zu einem Prozess zwischen der bohmischen Herrschaft Starkenbach und der sachsischen Herrschaft Gebhardsdorf wegen 200 von George Gernert nach Gebhardsdorf gefuhrter bohmischer Exulanten Der Kurfurst von Sachsen sollte die Personen auf Prager Geheiss zuruckfuhren 120 Exulanten wurden wieder nach Rochlitz in Bohmen zuruckgebracht Anfang des 18 Jahrhunderts kam es durch die Glaubensausubung der bohmischen Exulanten zu Verwurfnissen in der Gemeinde die sich erst wieder 1740 durch Wegzug und Vertreibung der ehemaligen Exulantenfamilien legte siehe Exulanten und Glaubensprobleme Im Ort wurden zwei Markte pro Jahr abgehalten Durch das Einfuhren der sachsischen Postkutschen Jouraliere gab es eine Verkehrsverbindung in die Messestadt Leipzig Gebhardsdorf erhielt zu der Zeit den scherzhaften Beinamen Klein Leipzig schlesische Kaufer erwarben hier die aus aller Welt herangefahrenen Waren 2 1745 nach der Schlacht bei Hohenfriedeberg ruckte vorubergehend ein osterreichisches Militar Corps mit 13 000 Mann in den Ort ein Nach dem Wiener Kongress 1815 fiel Gebhardsdorf zusammen mit dem Queiskreis und der Ostoberlausitz an Preussen Es wurde nun der Provinz Schlesien zugeschlagen und 1816 als selbstandige Landgemeinde dem neu gebildeten Landkreis Lauban im Regierungsbezirk Liegnitz eingegliedert 3 Dadurch verlor Gebhardsdorf 1816 seine regelmassigen Jahrmarkte Es gab zudem Einschnitte in der wirtschaftlichen Entwicklung der Gemeinde 1630 Einwohner lebten in der Folgezeit um 1860 von den Einnahmen der Kattunfabrikation der Zwirnfabrikation der Weberei vom Spillenmacher und vom Drechslerhandwerk dem Ackerbau und den eintraglichen Marktgeschaften 1874 wurde der Amtsbezirk Gebhardsdorf gebildet der am 1 Januar 1908 aus den Landgemeinden Gebhardsdorf Hartha Karlsberg und Wiesa sowie den Gutsbezirken Gebhardsdorf Hartha und Wiesa bestand 4 Wahrend des Zweiten Weltkriegs befand sich mit dem Namen Friedeberg 5 ausserhalb von Gebhardsdorf auf einer Anhohe ab September 1944 eines von fast hundert Aussenlagern des KZ Gross Rosen Die Haftlinge waren 500 judischen Frauen aus Polen und Ungarn die nach einer Selektion in Auschwitz zur Zwangsarbeit fur den kriegswichtigen Rustungsbetrieb und Hersteller von Flugzeugteilen Aerobau Heinrich Lehmann KG nach Gebhardsdorf transportiert worden sind Am 18 Januar 1945 wurden sie zusammen mit 260 Frauen des Aussenlager Graflich Rohrsdorf auf einen Todesmarsch nach Westen in das 30 Kilometer entfernte St Georgenthal heute Jiretin pod Jedlovou in Tschechien gebracht wo sie erst am 8 Mai 1945 durch sowjetische Truppen der Roten Armee befreit wurden 6 7 Nach Kriegsende fiel Gebhardsdorf 1945 an Polen und wurde in Giebultow umbenannt Die deutsche Bevolkerung wurde vertrieben Die neu angesiedelten Bewohner waren teilweise Zwangsausgesiedelte aus Ostpolen 1975 1998 gehorte Giebultow zur Woiwodschaft Jelenia Gora Exulanten und Glaubensprobleme BearbeitenNach dem Westfalischen Frieden wurde im Reglement cuius regio eius religio festgeschrieben das Untertanen die Konfession des Landesherren nicht annehmen mussen Im benachbarten Niederschlesien blieben grossere Landesteile evangelisch Anders aber in Bohmen der Rekatholisierungsdruck fuhrte zur Vertreibung und zum Wegzug vieler evangelisch glaubigen Bohmen nach Sachsen Die Exulanten wurden im Queiskreis seit 1650 von den protestantisch adligen Dorfherren aufgenommen 1682 fuhrte der Exulantenfuhrer George Gernert der Jungere dem Herrn von Uechtritz zweihundert Exulaten aus Rochlitz an der Iser zu Der Gutsherr Caspar Christoph von Uchtritz gebot seinen Leibeigen in seinen Dorfern Schwarzbach Gebhardsdorf Schwerta und Scheibe hohe Strafen zu verhangen wenn sie die Entlaufenen nicht aufnehmen wurden So entstand Estherwalde als Exulantenkolonie von Gebhardsdorf Die Verluste des Dreissigjahrigen Krieges auf der sachsischen Isergebirgsseite wurden durch die Zuwanderung ausgeglichen Die Estherwalder Protestanten besuchten die Kirchen in Wiesa und in Alt Gebhardsdorf Der Ablasshandler Johann Tetzel liess anfangs des 16 Jahrhunderts aus Dankbarkeit fur die guten Ablassgeschafte im Grenzgebiet Sachsen Schlesien die Kapellen in Friedeberg und Gebhardsdorf mit einem Teil des fur den Papst erworbenen Geldes renovieren Die nun wieder errichtete Kirche St Michael diente nach Annahme der Reformation als evangelisches Gotteshaus 1536 trat der Dorfherr zur protestantischen Glauben uber Langfristig profitierten die sachsischen Herren von den handwerklich ausgebildeten Exulanten Viele schlesische Exulanten kamen zusatzlich uber die Grenze zu den Gottesdiensten nach Sachsen Zur Glaubensausubung durch anderen Rieten der Bohmen bedingt wurden kirchliche Regeln erlassen Die zustandige Alt Gebhardsdorfer Kirche bestimmte den Zeitpunkt der bohmischen Gottesdienste diese vor dem Vormittagsgottesdienst der angestammten sachsischen Dorfbevolkerung durchzufuhren Spater nach Anstieg der Bevolkerung durch Exulanten dann danach In der Parochie Gebhardsdorf kam es nach 1720 durch neue Exulanten zu Misshelligkeiten 8 So zogen 12 Familien zusammen 60 Personen aus Grunden der Uneinigkeit in der Glaubensausubung mit Streit und Verwurfnissen innerhalb der Gemeinde Gebhardsdorf fort 9 Daraufhin fuhrten einige Gruppen bohmischer Glaubigen ein eigenes Gemeindeleben mit heimlichen Konventikel 1728 wurden dann aus diesem Grund in der Gegend 21 Personen gefangen gesetzt Aus verschiedenen Glaubensauffassungsgrunden wurden fur einige bohmische Exulanten Ortsverweise ausgesprochen Die welche sich nicht fugen wollten bekamen Befehl ihre Hauser zu verkaufen und wegzuziehen Die Bleibenden aber versprachen Hausgottesdienste nur noch bei ihren Predigern zu halten 1740 erloschen in Gebhardsdorf und seinen Exulantenkolonien die bohmische Gottesdienste Der bohmische Prediger verliess den Ort und es blieb nur noch ein bohmischer Vorleser Administrativ wurden die kirchlichen Misshelligkeiten gelenkt und behoben So lenkte Ernst Graf von Seherr Thoss der u a Polizei und Distrikts Kommisarius von Meffersdorf und Schwerta war die Geschicke einiger Exulantenfamilien Zum Beispiel zogen drei Familien nach Niederschlesien in Primkenauer Stadtdorfer wie Petersdorf die die Eisenhutten betreibende Familie von Seherr Thoss nach 1750 kauflich erwarb 10 Ortsteile und Einwohnerzahlen Bearbeiten1764 gab es eine erste amtliche Volkszahlung Gebhardsdorf 834 Einwohner Ew Neu Gebhardsdorf 411 Ew Ober Gebhardsdorf 215 Ew Estherwaldau auch Esterwalde 150 EwDie Exulantenhauser 1 bis 10 wurden als Runddorf angelegt die Erweiterung mit den Hausern 11 bis 42 dann als Reihendorf Hinter den Hausern 9 und 10 lag die sachsisch schlesischen Grenze dort wohnten die Exulanten Nachkommen Gernert aus Rochlitz wegen der Gefahr der Ruckfuhrung nach Bohmen unter dem geanderten Namen Gerner Augustthal 134 EwSehenswurdigkeiten Bearbeiten nbsp Schloss GebhardsdorfDie Pfarrkirche St Michael wurde 1508 an der Stelle einer 1431 durch die Hussiten zerstorten Kirche errichtet Nach Einfuhrung der Reformation diente sie als evangelisches Gotteshaus ab 1654 als Zufluchtskirche 1703 04 wurde sie wegen Platzmangel zu einem rechteckigen Saalbau fur 2000 Glaubige umgebaut Der spatbarocke architektonische Hauptaltar wurde 1735 geschaffen Die Kanzel schuf der Lowenberger Bildhauer Gottfried Lincke An der Sudfassade befinden sich zahlreiche Epitaphien aus dem 17 bis 19 Jahrhundert Seit dem Ubergang an Polen 1945 dient die Kirche wiederum als katholisches Gotteshaus Die zweigeschossigen Emporen mit Malereien aus dem Jahr 1714 wurden 1963 bei Renovierungsarbeiten entfernt Das Schloss Gebhardsdorf wurde im 18 Jahrhundert von Christoph von Uechtritz errichtet Umbauten und Restaurierungen erfolgten im 19 und Anfang des 20 Jahrhunderts Nach 1945 wurde es dem Verfall preisgegeben Der Ablassprediger und handler Johann Tetzel hielt sich 1508 09 in Alt Gebhardsdorf Nr 3 einem Umgebindehaus auf Aus Dankbarkeit fur seine guten Geschafte liess er die Kapelle von Gebhardsdorf renovieren 11 Das Tetzelhaus Dom Tetzela soll mit Unterstutzung der Euroregion Neisse Nisa Nysa und des Europaischen Regionalfonds zu einer deutsch polnischen Begegnungsstatte ausgebaut werden projektiert 2020 2022 Personlichkeiten BearbeitenJohann Tetzel 1465 1519 Dominikaner Ablassprediger wirkte in Gebhardsdorf George Gernert 1630 1693 Exulantenfuhrer bohmischer Gerichtsprimus und Dorfrichter Paul Hubrich 1869 1948 deutscher BildhauerLiteratur BearbeitenHugo Weczerka Hrsg Handbuch der historischen Statten Band Schlesien Kroners Taschenausgabe Band 316 Kroner Stuttgart 1977 ISBN 3 520 31601 3 S 107 114 424 498 Dehio Handbuch der Kunstdenkmaler in Polen Schlesien Munchen Berlin 2005 ISBN 3 422 03109 X S 287f Johann Gottlieb Nischke Das Markgrafthum Ober Lausitz Koniglich Preussischen Antheils in geschichtlicher statistischer und topographischer Hinsicht Hrsg Freunde der Vaterlandskunde Verlag Selbstverlag und in Kommission G Kohlersche Buchhandlung Gorlitz Lauban 1861 Weblinks BearbeitenHistorische und aktuelle Aufnahmen sowie geographische Lage Historia Giebultowa auf der Website von Mirsk polnisch Einzelnachweise Bearbeiten Auszug Schlossarchiv Karl Pellegrini Kurze Geschichte der Gemeinde Gebhardsdorf Buchdruckerei Arthur Dresler Friedeberg Queis 1927 S 13 14 Landkreis Lauban Amtsbezirk Gebhardsdorf Gebhardsdorf aka Friedeberg Encyclopedia of Camps and Ghettos 1933 1945 Volume I Early Camps Youth Camps and Concentration Camps and Subcamps under the SS Business Administration Main Office WVHA von United States Holocaust Memorial Museum KZ Aussenlager ausserhalb Sachsens Marsche Evakuierungen durch und nach Sachsen aus Aussenlagern der Konzentrationslager ausserhalb Sachsens von Sachsische Landeszentrale fur politische Bildung Andrea Rudorff Frauen in den Aussenlagern des Konzentrationslagers Gross Rosen Metropol Verlag Berlin 2014 ISBN 978 3 86331 162 9 Misshelligkeit Definition In Digitales Worterbuch der deutschen Sprache DWDS abgerufen am 23 Marz 2021 Geschichte zur Gegenreformation in Bohmen In Mitglied der konigl Gesellschaft der Wissenschaften Prag Hrsg Hauptgeschichte seit 1621 und Nachgeschichte Band 2 Dresden und Leipzig Genealogisches Handbuch des Adels 1986 Karl Pellegrini Kurze Geschichte der Gemeinde Gebhardsdorf Buchdruckerei Arthur Dresler Friedeberg Queis 1927 S 10 Normdaten Geografikum GND 7591782 8 lobid OGND AKS VIAF 238161439 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Giebultow amp oldid 232457979