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Das Franziskanerkloster Bozen italienisch Convento dei Francescani mit der Franziskanerkirche befindet sich in der Franziskanergasse 1 der Sudtiroler Landeshauptstadt Bozen Es liegt im Stadtteil Zentrum Bozner Boden Rentsch Kirche und Kloster beherbergen wertvolle Fresken und weitere Kunstwerke Franziskanerkirche von SudenInhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Franziskanerkirche 2 1 Glasfenster 2 2 Gotischer Schnitzaltar 2 3 Laienraum 3 Kreuzgang 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNach einer unbestatigten Legende soll der heilige Franziskus mit seinem Vater Pietro Bernardone einem Tuchhandler auf einer Geschaftsreise auf den Markt nach Bozen gekommen sein Der kleine Franziskus habe dabei in der Kapelle zum hl Ingenuin und hl Erhard die heute ein Teil des Klosterkomplexes ist bei der Messe ministriert und die dortige Glocke gelautet Als im Jahr 1221 die ersten Minderbruder unter Casar von Speyer aus dem 1210 gegrundeten Orden des hl Franz von Assisi uber den Brenner nach Deutschland zogen kamen sie auf ihrem Weg auch an Bozen vorbei Sie erhielten vom Bischof von Trient in seiner Bozner Burg die Predigterlaubnis Offenbar blieben einige von ihnen in Bozen zuruck weil bereits 1237 eine Niederlassung der Franziskaner an der Stadtmauer urkundlich erwahnt wird Das erste Franziskanerkloster entstand um einen vom Bischof von Brixen zur Verfugung gestellten Meierhof ausserhalb der nordlichen Stadtmauer mit der Kirche zum hl Ingenuin und hl Erhard 1285 sind mit dem urkundlich genannten cimiterium sancti Francissci ein eigener Friedhof und damit das Bestattungsrecht bezeugt 1 Nachdem im Jahr 1291 ein Brand das ursprungliche romanische Gebaude zerstorte wurde das Kloster bis 1322 neu aufgebaut 1348 konnte auch die dazugehorende Franziskanerkirche eingeweiht werden Weil es zu Beginn des 16 Jahrhunderts zu einem Niedergang der Ordensdisziplin besonders des franziskanischen Armutsideals kam wurde 1514 eine Reform im Kloster durchgefuhrt Im Zuge dessen ubernahmen Franziskaner der Observantenbewegung das Bozner Kloster Ab 1580 gehorte es zu der neu gegrundeten Tiroler Franziskanerprovinz Im Jahre 1780 wurde von Kaiserin Maria Theresia die Einrichtung des heutigen Franziskanergymnasiums Bozen veranlasst mit dessen Leitung und Unterricht die Bruder des Klosters beauftragt wurden Unter der bayerischen Herrschaft wurde 1810 das Kloster in Bozen aufgehoben und Teile des Konvents des Landes verwiesen Kurz diente es als Kaserne bis die Franziskaner 1813 wieder das Gebaude beziehen konnten Die Franziskanerkirche wurde am 29 Marz 1944 durch einen Bombentreffer zerstort und nach dem Krieg wieder aufgebaut In den ersten Nachkriegsjahren diente das Kloster wie auch mehrere andere in Sudtirol das als einzige deutschsprachige Region nicht unter Kontrolle einer Besatzungsmacht stand als Versteck fur auf der Flucht befindliche hochrangige Nationalsozialisten So wurde etwa Adolf Eichmann vom Sterzinger Pfarrer in diesem Kloster untergebracht 2 Sein aktuelles Bild verdankt die Kirche ausserlich Portikus und Fassade dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg und innerlich einer eingehenden Renovierung in der Zeit zwischen 1990 und 1992 Heute widmen sich die Franziskaner die Teile des Klosters immer noch bewohnen in Bozen der Seelsorge an der Klosterkirche und der Lehrtatigkeit am Gymnasium Sie gehoren seit 2007 zur Provinz Austria vom Hl Leopold mit Sitz in Salzburg nachdem zuvor die Sudtiroler Kloster nach dem Ersten Weltkrieg auf Druck Italiens von der Tiroler Franziskanerprovinz abgetrennt worden waren nbsp Chorraum mit Flugelaltar von Hans Klocker 1500 und Glasfenstern von Josef Widmoser 1954Franziskanerkirche BearbeitenDer Turm der Kirche ist angesichts der Bauvorschriften der Bettelorden mit 44 Metern ungewohnlich hoch und wurde 1376 fertiggestellt Er besitzt eine Spitzpyramide als Dach und acht Schallfenster mit Dreipassabschlussen Die gotische Kirche selbst besteht aus einem dreischiffigen Laienraum und dem polygonalen Langchor mit Wanddiensten und Gewolberippen aus farbigem Sandstein Nach einem Augenzeugenbericht seien beim grossen Stadtbrand von 1483 auch der Kirchturm in Mitleidenschaft gezogen und die Glocken aufgrund der Brandhitze geschmolzen 3 Glasfenster Bearbeiten In der Apsis befinden sich drei grosse Glasfenster moderne Arbeiten des Innsbrucker Kunstlers Josef Widmoser aus dem Jahr 1954 Das mittlere Fenster stellt die Stigmatisierung des Hl Franziskus dar Diesem Fest 17 September ist die Kirche auch geweiht Auf dem linken Fenster ist unten Franziskus zu sehen wie er seinem Vater Geld und Kleider zuruckgibt in der Mitte sein Erscheinen vor Papst Innozenz III um seine Gemeinschaft bestatigen zu lassen und oben die Heiligen Konig Ludwig IX von Frankreich und Elisabeth von Thuringen Das rechte Fenster zeigt oben Franziskus zwischen Christus und Maria in der Mitte seine Vogelpredigt und unten den Tod des Heiligen Gotischer Schnitzaltar Bearbeiten Im Chor hat der spatgotische Schnitzaltar des Hans Klocker aus dem Jahr 1500 Aufstellung gefunden Er war ursprunglich in der Annakapelle gestanden die parallel zur Kirche angebaut war und 1373 von der Bozner Familie Vintler gestiftet wurde Der Schrein stellt die Geburt Jesu dar im Hintergrund drangt das zahlreiche Gefolge der Heiligen Drei Konige heran und umrahmt ist die Szene von einem Bogen aus Rankenwerk und Figuren der Wurzel Jesse An den beiden Seitenflugeln sind im geoffneten Zustand die Schnitzbilder der Verkundigung Maria und der Darstellung Jesu im Tempel sowie die Beschneidung Jesu und der Tod Mariens zu sehen Im geschlossenen Zustand sind an den Seitenflugeln Malereien mit vier Abschiedsszenen der Apostel dargestellt Die Predella zeigt im geoffneten Zustand die hl Anna selbdritt Johannes den Taufer und den Apostel Jakobus auf den inneren Predellenflugeln Joachim und Anna im geschlossenen Zustand die Verkundigung Mariens Anna selbdritt und die Hl Klara von Assisi Laienraum Bearbeiten nbsp Innenraum der Kirche nach Norden mit Doktorenfresko daruber die Flugelturen der ehemaligen Butz Orgel von 1618 links die Pirchner Orgel von 1995Der Laienraum der ursprunglich flach gedeckt war erhielt 1450 54 ein Netzrippengewolbe und achteckige Pfeiler Anstelle der abgerissenen Annakapelle wurden 1680 drei barocke Seitenkapellen an die Sudseite der Kirche angebaut In der ersten Seitenkapelle befindet sich der 1683 von der Bozner Kaufmannsgilde gestiftete Antoniusaltar in der dritten Seitenkapelle hangen Kreuzwegbilder des osterreichischen Malers Leo Sebastian Humer aus dem Jahr 1954 Ebenfalls auf der Sudseite befindet sich das grosse Fenster der Seligpreisungen des Grazer Kunstlers Hans Szyszkowitz aus dem Jahr 1994 An der Stirnseite zum Chorraum sind links die Figur einer schmerzhaften Muttergottes aus dem 18 Jahrhundert und rechts die Figur des Hl Josef des Bildhauers Franz Tavella aus dem Jahr 1904 aufgestellt An der Nordseite der Kirche steht der Sebastiansaltar dessen Bild von Anton Psenner 1826 geschaffen wurde Links vom Haupteingang befindet sich der sogenannte Doktorenfries aus der Zeit kurz nach 1500 auf dem ursprunglich 35 heute nur mehr 21 gelehrte Angehorige des Franziskanerordens zu sehen sind Darunter befinden sich die drei franziskanischen Papste Alexander V Nikolaus IV und Sixtus IV sowie der Hl Bonaventura und Johannes Duns Scotus alle nicht chronologisch sondern hierarchisch nach ihren Kirchenamtern gereiht Das Fresko hielt am Vorabend der Reformation die gesellschaftliche Reputation der intellektuellen monastischen Tradition fest 4 Daruber hangen die Flugelturen der ehemaligen barocken Orgel von Andreas Butz 1618 die der Munchner Hofmaler Georg Fischer 1636 geschaffen hat Die heutige Orgel auf der Empore stammt von Johann Pirchner jun aus Steinach am Brenner A und wurde 1995 errichtet Die Orgel hat 44 Register davon 9 Zungenregister drei Manuale und Pedal sie ist im Wesentlichen barock inspiriert Gottfried Silbermann Freiberg aufgrund der reichhaltigen Zungen aber auch fur romantische Musik insbesondere franzosische Romantik geeignet Der Prinzipal 16 des Hauptwerks steht im Prospekt neben dem Spieltisch befindet sich das schwellbare Unterwerk hinter dem mittleren Pedalturm das schwellbare Oberwerk nbsp Kreuzgang nbsp Kreuzgangsfresko aus der Giotto Schule um 1320 nbsp Grabstein Peters des Lahmen im Vorhof der FranziskanerkircheKreuzgang BearbeitenWahrscheinlich noch vor Vollendung des Chors 1348 wurde der Kreuzgang nordlich an die Kirche angebaut Durch tiefgekehlte Kleeblattbogen verbundenen Saulen folgen drei im sudlichen Flugel vier Pfeiler Die Einwolbung des Kreuzgangs erfolgte noch vor 1484 aufgrund der Forderung durch Erzherzog Sigmund den Munzreichen Seine Wappen sind als Schlusssteine im Ostflugel zu sehen Von besonderer Bedeutung sind Fresken aus der Schule Giottos im Sudflugel aus der Zeit von etwa 1320 bis 1330 Sie stellen eine Kreuzigung und eine Kreuzabnahme Christi dar Ein weiteres Fresko um 1360 zeigt in einem Medaillon einen Franziskaner der der Gottesmutter zwei Laien empfiehlt Ein Fries mit Prophetenkopfen ist ebenfalls aus dieser Zeit Erwahnenswert ist weiters eine Anbetung der Konige des Bozner Malers Ludwig Pfendter von 1607 und ein 90 cm hohes Hochrelief des Schmerzensmannes aus der 2 Halfte des 14 Jahrhunderts Durch die Einwolbung des Kreuzganges wurde die ursprungliche Bemalung teilweise beschadigt sodass etwa 1490 bis 1520 eine Neugestaltung al secco im Ostflugel erfolgte Erst in den 1970er Jahren wurden im Nordflugel 30 Medaillons mit Einsiedlern aufgedeckt 1609 In den Lunetten sind noch 13 von ursprunglich 25 Olgemalden zum Leben des Hl Franziskus von Hilarius Auffenbacher 1711 1719 zu sehen ein Bild stammt von Lukas Plazer An der Ostseite des Kreuzganges innerhalb der Klausur liegen die Erhardskapelle mit Fresken aus dem 14 und 17 Jahrhundert und die Johanneskapelle Westlich vor Kreuzgang und Kirche befindet sich ein Kirchhof mit dem Grabstein des exilierten Fursten Petre Schiopul Peter der Lahme 1574 1577 von Moldau der von den Turken vertrieben und 1594 in dieser Kirche begraben worden ist Literatur BearbeitenNorbert Karl Weis Das Franziskanerkloster in Bozen in seiner geschichtlichen Entwicklung Brixen 1946 Sven Mieth Das Franziskanerkloster in Bozen Geschichte Baugeschichte Kunst 1221 1514 Bozen Athesia 1998 ISBN 978 88 7014 980 7 Willibald Hopfgartner Das Franziskanerkloster in Bozen Regensburg Schnell amp Steiner 2009 ISBN 978 3 7954 6800 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Franziskanerkloster Bozen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag im Monumentbrowser auf der Website des Sudtiroler Landesdenkmalamts Franziskanerkloster Bozen Franziskanergymnasium Bozen Franziskaner in Osterreich und SudtirolEinzelnachweise Bearbeiten Hannes Obermair Bozen Sud Bolzano Nord Schriftlichkeit und urkundliche Uberlieferung der Stadt Bozen bis 1500 Band 1 Stadtgemeinde Bozen Bozen 2005 ISBN 88 901870 0 X S 105 f Nr 64 65 Gerhard Mumelter Nazi Fluchtweg Sudtirol Rezension von Gerald Steinachers Buch Nazis auf der Flucht Wie Kriegsverbrecher uber Italien nach Ubersee entkamen In Der Standard 3 Janner 2009 S Album A 5 Hannes Obermair Bozen Sud Bolzano Nord Schriftlichkeit und urkundliche Uberlieferung der Stadt Bozen bis 1500 Band 2 Stadtgemeinde Bozen Bozen 2008 ISBN 978 88 901870 1 8 S 182 Nr 1207 Hannes Obermair Fruhes Wissen Auf der Suche nach vormodernen Wissensformen in Bozen und Tirol In Hans Karl Peterlini Hrsg Universitas Est I Essays und Dokumente zur Bildungsgeschichte in Tirol Sudtirol Bozen Raetia 2008 ISBN 978 88 7283 316 2 S 35 87 Bezug S 78 79 46 500792 11 354086 Koordinaten 46 30 2 9 N 11 21 14 7 O Normdaten Korperschaft GND 4133039 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franziskanerkloster Bozen amp oldid 235241988