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Franz Xaver Stohr 19 November 1879 in Weitentrebetitsch Bohmen 13 November 1938 in Schneidemuhl war ein deutscher Funktionar des Deutschnationalen Handlungsgehilfen Verbands und nationalsozialistischer Parteien Politiker und Reichstagsabgeordneter Franz Stohr Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenStohr wurde 1879 als Sohn des Sattlermeisters Karl Stohr und dessen Ehefrau Franziska geb Voit geboren Bis zu seinem vollendeten 16 Lebensjahr besuchte Stohr Volks Burger und Mittelschulen Danach war er mehrere Jahre als Fakturist Korrespondent und Buchhalter in diversen Betrieben in Industrie und Handelsgewerbe tatig Zudem leistete er einen dreijahrigen Militardienst in der k u k Armee ab Im Januar 1903 siedelte Stohr von Bohmen nach Sachsen uber und trat dort in dem deutschnationalen Handlungsgehilfen Verband DHV ein Ab 1906 arbeitete er hauptberuflich als Sozialpolitiker beim DHV in Hamburg spater bis 1918 als Geschaftsfuhrer in Chemnitz Stohr trat zudem der antisemitischen Deutschsozialen Partei bei Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges in dem er als Feldwebel des k u k Heeres in Italien und Serbien eingesetzt wurde war er Gauvorsteher des DHV fur Thuringen in Erfurt Nach dem Krieg kehrte er fur ein Jahr auf diesen Posten zuruck Anschliessend wurde er Geschaftsfuhrer des DHV in Wien fur den Gau Ostmark und in Munchen fur den Gau Brandenburg Pommern Von 1921 bis 1925 war er Vorsteher des DHV Gaus Brandenburg Pommern mit Sitz in Berlin Zuletzt betatigte er sich gewerkschaftlich als Herausgeber und Redakteur der Brandenburgischen Wacht Am 4 Mai 1924 zog Stohr als thuringischer Spitzenkandidat der Nationalsozialistischen Freiheitspartei NSFP in den Reichstag ein dem er fortan bis zu seinem Lebensende zunachst fur die Deutschvolkische Freiheitspartei DVFB als Teil der NSFP danach fur die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei ununterbrochen angehorte bis 1930 fur den Wahlkreis 12 Thuringen von da an fur den Wahlkreis 11 Merseburg Als Abgeordneter der DVFB ausserte sich Stohr uberwiegend zu Fragen der Arbeits und Sozialpolitik und vertrat als DHV Funktionar vor allem die Interessen von Angestellten im Parlament Stohr befurwortete den Achtstundentag eine Ausweitung der Mitbestimmungsrechte und eine berufsstandisch organisierte Arbeitslosenversicherung wobei er Arbeitslosen insbesondere Arbeitern unterstellte sich bei zu hohen Unterstutzungsleistungen nicht mehr um eine Neuanstellung zu bemuhen Dem Historiker Martin Doring zufolge begrundete Stohr die Ausweitung der Mitbestimmung mit einer bezeichnenden Mischung paternalistisch konservativer standischer und sozialistischer Argumente Eine sozialistische Position sei dabei lediglich fur einen kurzen Zeitraum und in sehr begrenztem Umfang vertreten worden so Doring 1 Im Februar 1927 verliess Stohr die DVFB im Streit um ein starker auf die Interessen der Arbeiterschaft ausgerichtetes Programm Dabei warf er dem DVFB Fuhrer Albrecht von Graefe vor es mangele ihm am Verstandnis fur die Probleme der Arbeiter 2 Der NSDAP trat Stohr im Marz 1927 bei Seit Mai 1924 war Stohr Geschaftsfuhrer der jeweiligen Fraktion oder Gruppe von Volkischen oder Nationalsozialisten im Reichstag Nach der Ernennung Wilhelm Fricks zum thuringischen Minister im Januar 1930 fuhrte Stohr faktisch die NSDAP Gruppe im Reichstag Seit 1929 war er Herausgeber und Redakteur des parteioffiziellen Pressedienstes Nationalsozialistische Pressekorrespondenz Stohr bekannte sich zu ahnlichen Positionen wie Otto Strasser Als Strasser im Juli 1930 aus der NSDAP austrat verblieb Stohr in der Partei und unterschrieb eine Treueerklarung zugunsten Hitlers 3 Nach dem Wahlerfolg der Nationalsozialisten bei der Reichstagswahl im September 1930 wurde Stohr am 15 Oktober 1930 zum Vizeprasidenten des Reichstags gewahlt Er erhielt eine Mehrheit mit 288 von 534 abgegebenen Stimmen bei 577 Mitgliedern des Reichstags also eine Stimme weniger als die Mehrheit der Mitglieder Stohrs Verhalten wahrend der wenigen von ihm geleiteten Sitzungen wird als vorschriftsmassig und neutral beschrieben 4 Innerhalb der NSDAP durfte Stohr wegen seiner parlamentarisch administrativen Qualifikationen und seines Ansehens im DHV fur das Amt des Vizeprasidenten ausgewahlt worden sein Bei der DHV Generalversammlung im August 1930 war Stohr mit Ovationen empfangen worden Im Zuge eines Boykotts des Reichstags durch die Nationalsozialisten trat Stohr am 10 Februar 1931 als Vizeprasident zuruck Diesen Boykott inszenierte er selbst indem er anlasslich einer Haushaltsdebatte im Reichstag vors Mikrofon trat Ich warne die deutsche und die Weltoffentlichkeit Rufe in der Mitte und bei den Sozialdemokraten Hort Hort Das internationale Finanzkapital dieses Parlament und seine Beschlusse noch ernst zu nehmen Es kommt der Tag und er kommt sehr bald an dem Ihnen fur Ihr schamloses Verhalten die Quittung ausgestellt werden wird die Sie verdienen Wir verlassen zum Protest gegen Ihre Handlungsweise den Saal 5 Von Stohr geleitet verliessen die Abgeordneten der NSDAP Heil Rufe und das Horst Wessel Lied skandierend die Sitzung Im November 1932 wurde Stohr als Geschaftsfuhrer der Fraktion abgesetzt da er fur Unterschlagungen eines Fraktionsmitarbeiters verantwortlich gemacht wurde 6 Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung leitete Stohr von Mai 1933 bis 1934 das Amt fur soziale Fragen in der Deutschen Arbeitsfront DAF Ab 1934 war Stohr Oberburgermeister der preussischen Provinzialhauptstadt Schneidemuhl in der Grenzmark Posen Westpreussen und war zum Preussischen Provinzialrat ernannt worden Er starb am 13 November 1938 im stadtischen Krankenhaus von Schneidemuhl an den Folgen eines Suizidversuchs 7 Literatur BearbeitenFranz Stohr der Renommier Gewerkschafter Hitlers In O B Server Matadore der Politik Universitas Deutsche Verlags Aktiengesellschaft Berlin 1932 S 78 ff Joachim Lilla Martin Doring Andreas Schulz Statisten in Uniform Die Mitglieder des Reichstags 1933 1945 Ein biographisches Handbuch Unter Einbeziehung der volkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924 Droste Dusseldorf 2004 ISBN 3 7700 5254 4 S 649 f Weblinks BearbeitenFranz Stohr in der Datenbank der ReichstagsabgeordnetenEinzelnachweise Bearbeiten Martin Doring Parlamentarischer Arm der Bewegung Die Nationalsozialisten im Reichstag der Weimarer Republik Beitrage zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Band 130 Droste Dusseldorf 2001 ISBN 3 7700 5237 4 S 193 200 Reimer Wulff Die Deutschvolkische Freiheitspartei 1922 1928 Hochschulschrift Marburg 1968 S 150 153 Doring Parlamentarischer Arm S 220 223 Doring Parlamentarischer Arm S 273 Weimarer Reichstag 5 Wahlperiode 20 21 Sitzung am 9 Februar 1931 Protokolle S 827 Doring Parlamentarischer Arm S 272 f 280 347 Sterberegister des Standesamtes Schneidemuhl Nr 432 1938 Normdaten Person GND 130116106 lobid OGND AKS VIAF 6030624 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stohr FranzALTERNATIVNAMEN Stohr Franz Xaver vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker NSDAP NSFP MdRGEBURTSDATUM 19 November 1879GEBURTSORT Weitentrebetitsch BohmenSTERBEDATUM 13 November 1938STERBEORT Schneidemuhl Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Stohr Politiker 1879 amp oldid 218448988