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Franz Eugen Simon spater im Vereinigten Konigreich Sir Francis Simon CBE 2 Juli 1893 in Berlin 31 Oktober 1956 in Oxford war ein deutsch britischer physikalischer Chemiker bzw Physiker der das Gasdiffusionsverfahren der Isotopentrennung von 235Uran entwickelte und somit einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der ersten Atombombe leistete Franz Eugen Francis SimonFranz Eugen Simon 1928 auf der Tagung der Bunsen Gesellschaft Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Werdegang 2 Ehrungen 3 Literatur 4 Quellen 5 EinzelnachweiseHerkunft und Werdegang BearbeitenFranz Eugen Simon entstammte einer grossburgerlichen deutsch judischen Berliner Familie der Physiker Kurt Mendelssohn war sein Cousin 1 In Berlin besuchte er das altsprachliche Kaiser Friedrich Reformgymnasium in Charlottenburg wobei schon zu seiner Schulzeit die Neigungen zu den Naturwissenschaften offenbar wurden Unter anderem auf Anregung von Leonor Michaelis eines Freundes der Familie fasste er den Entschluss Naturwissenschaften zu studieren 2 Nach dem Abitur 1912 begann Simon ein Studium zunachst in Gottingen und danach Munchen das er jedoch im Herbst 1913 unterbrechen musste da er als Einjahrig Freiwilliger zum Militardienst eingezogen wurde 2 Kurz vor dem Ende seines Dienstjahres brach der Erste Weltkrieg aus und Simon diente weiter 1914 bis 1918 als Soldat an der Westfront Er wurde durch einen Gasangriff verletzt und zweimal verwundet zuletzt schwer am 9 November 1918 nur zwei Tage vor Inkrafttreten des Waffenstillstands erhielt als Auszeichnung das Eiserne Kreuz 1 Klasse und wurde zum Offizier befordert 2 Im Sommer 1919 konnte er nachdem seine Kriegsverletzungen ausgeheilt waren das Militarlazarett verlassen Simon gehorte zu einer Generation die durch ihre Kriegsteilnahme viele Jahre fur ihre akademischen Ausbildung verloren hatten Er begann erneut sein Studium jetzt in Berlin an der Friedrich Wilhelms Universitat der heutigen Humboldt Universitat zu Berlin wo er 1921 bei Walther Nernst uber ein Thema aus dem Bereich Tieftemperaturphysik zum Dr phil im Fachbereich Physik promovierte Zu seinen akademischen Lehrern in Berlin gehorten auch Max Planck Max von Laue und Fritz Haber 2 1922 wurde Simon wissenschaftlicher Assistent in Nernsts Labor am Kaiser Wilhelm Institut fur Physik in Dahlem Im selben Jahr heiratete er Charlotte Munchhausen 1924 wurde er Privatdozent und 1927 ausserordentlicher Professor Extraordinarius in Berlin In seinen Berliner Jahren entwickelte er eine ausserordentliche wissenschaftliche Produktivitat und publizierte 1922 bis 1931 insgesamt 50 wissenschaftliche Arbeiten 2 Die meisten davon beschaftigten sich mit Problemen der Thermodynamik und der Tieftemperaturphysik Im Jahr 1931 folgte Simon einem Ruf an die Technische Hochschule Breslau wo er das Amt des Direktors des dortigen Instituts fur Physikalische Chemie ubernahm Im Jahr 1932 als sich die politischen Perspektiven in Deutschland mit dem Anschwellen der nationalsozialistischen Bewegung verdusterten war Simon kurz auch Gastwissenschaftler visiting professor an der University of California in Berkeley Dort entwickelte er unter anderem eine Methode zur Verflussigung von Helium Nach der sogenannten Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 blieb Simon im Gegensatz zu anderen Kollegen die als Juden galten zunachst von antisemitischen Massnahmen des neuen Regimes am 7 April 1933 Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums verschont da auf ausdrucklichen Wunsch Hindenburgs aktive Weltkriegsteilnehmer davon ausgenommen wurden Simon war aber Realist genug um zu erkennen dass er keine langerfristige akademische Zukunft mehr in Deutschland haben wurde Er trat von seinem Posten als Institutsdirektor zuruck und nahm im September 1933 eine Forscherstelle im Labor von Frederick Lindemann im Clarendon Laboratory der University of Oxford in Grossbritannien an In England nannte er sich Francis Seine Arbeitsmoglichkeiten dort waren zunachst sehr eingeschrankt und er verfugte nicht annahernd uber die Ressourcen die er in Breslau oder Berlin gehabt hatte 1938 entdeckte er mit Bernard Vincent Rollin den Rollin Effekt dunner Filme von flussigem Helium Allmahlich besserten sich die Arbeitsmoglichkeiten und 1939 erwarb Simon schliesslich auch die britische Staatsangehorigkeit 2 Nach dem Kriegsausbruch 1939 bot Simon der britischen Regierung seine Hilfe an Diese zeigte sich jedoch misstrauisch gegenuber deutschen Emigranten und schlug das Angebot zunachst aus Angesichts einer befurchteten Invasion der britischen Inseln nach dem Fall Frankreichs im Jahr 1940 liess Simon seine Familie nach Kanada evakuieren Er selbst verblieb jedoch in Cambridge Dort interessierte er sich zunehmend fur das Problem der Konstruktion einer Atombombe da er und andere furchteten dass Nazi Deutschland solche Waffen entwickeln konne Im Jahr 1940 wurde er der als einer der weltbesten Experten auf dem Gebiet der Gasdiffusion galt durch die MAUD Kommission beauftragt die Machbarkeit einer Anreicherung des Uran Isotops 235U durch Gasdiffusion zu untersuchen Die technischen Grundlagen hierzu erarbeitete er zusammen mit seinem Mitarbeiter Nicholas Kurti Die gewonnenen Erfahrungen flossen spater in das Manhattan Projekt ein Unmittelbar nach Kriegsende 1945 wurde er Professor fur Thermodynamik am Christ Church College in Oxford und baute das Labor zu einem weltweit fuhrenden Labore fur Tieftemperaturphysik aus Simon erkrankte und starb nur knapp einen Monat nachdem er zum Nachfolger von Frederick Lindemann als Direktor des Clarendon Laboratory berufen worden war im Alter von 63 Jahren in Oxford Ehrungen Bearbeiten1941 wurde Simon als Mitglied Fellow in die Royal Society gewahlt die ihm 1948 die Rumford Medaille verlieh 1946 wurde er zum Commander des Order of the British Empire CBE ernannt 1952 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewahlt Im selben Jahr verlieh ihm der Deutsche Kalte und Klimatechnische Verein die Linde Denkmunze 3 1955 wurde er zum Knight Bachelor geschlagen Im Scherz meinte Simon er sei sicher die einzige Person die sowohl das Eiserne Kreuz als auch den CBE erhalten habe 2 Literatur BearbeitenHorst Kant Simon Franz Eugen In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 431 f Digitalisat Simon Sir Francis Eugen in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933 1945 Band 2 2 Munchen Saur 1983 S 1085Quellen BearbeitenDie biografischen Informationen sind sofern nicht ausdrucklich anders gekennzeichnet den folgenden Nachrufen entnommen Ressourcen der Alsos Digital Library for Nuclear Issues englisch N Kurti Franz Eugen Simon 1893 1956 Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society 1958 4 224 256 doi 10 1098 rsbm 1958 0020 G O Jones Sir Francis Simon C B E F R S Nature 1956 178 1434 1435 doi 10 1038 1781434a0 P W Bridgman Sir Francis Simon Science 1960 131 3414 1647 1654 doi 10 1126 science 131 3414 1647 E Rabinowitch Sir Francis Simon Bulletin of the Atomic Scientists 1956 Vol 12 Nr 10 S 382 Google DigitalisatEinzelnachweise Bearbeiten Nicholas Kurti Kurt Mendelssohn In Physics Today Jg 34 Nr 4 April 1981 S 87 89 Nachruf a b c d e f g P W Bridgman Sir Francis Simon Science 1960 131 3414 1647 1654 doi 10 1126 science 131 3414 1647 Stefan L Wolff Franz Pollitzer 1885 1942 In Physik Journal Band 20 Nr 7 2021 S 28 29 1 abgerufen am 2 August 2021 Normdaten Person GND 136672116 lobid OGND AKS LCCN n85803369 VIAF 38381739 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Simon Franz EugenALTERNATIVNAMEN Simon Sir FrancisKURZBESCHREIBUNG deutsch britischer physikalischer ChemikerGEBURTSDATUM 2 Juli 1893GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 31 Oktober 1956STERBEORT Oxford Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Eugen Simon amp oldid 230675713