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Die MAUD Kommission englisch MAUD Committee englisch offiziell Military Application of Uranium Detonation war eine Vereinigung von britischen Wissenschaftlern die von April 1940 bis Marz 1941 bestand und sich mit der Moglichkeit des Baus einer Atombombe befasste Die Berichte der Kommission waren von grosser Bedeutung in Hinsicht auf die spatere Entscheidung zum Bau der ersten Atombombe im Rahmen des Manhattan Projekts Erste Seite des Berichts der MAUD Kommission Marz 1941 Inhaltsverzeichnis 1 Die Bildung der Kommission als Reaktion auf das Memorandum von Frisch und Peierls 2 Mitglieder der Kommission 3 Die Namensgebung Miss Maud Rey at Kent 4 Erste Beschlusse der Kommission 5 Abschlussberichte der Kommission 6 Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten 7 Interessen der Sowjetunion 8 Siehe auch 9 Einzelnachweise 10 Literatur 11 WeblinksDie Bildung der Kommission als Reaktion auf das Memorandum von Frisch und Peierls BearbeitenDie Kommission wurde als Reaktion auf ein von den an der Universitat Birmingham arbeitenden deutsch osterreichischen Emigranten Otto Frisch und Rudolf Peierls im Marz 1940 abgefasstes Memorandum Frisch Peierls Memorandum ins Leben gerufen In ihrem Memorandum hatten Frisch und Peierls die jungsten Fortschritte auf dem Gebiet der Kernspaltung erortert und eindringlich vor der Moglichkeit des Baus einer Uran Bombe durch Hitler Deutschland gewarnt Dieses als streng vertraulich strictly confidential gekennzeichnete Memorandum wurde von Marcus Oliphant dem Vorgesetzten von Frisch und Peierls an Henry Tizard weitergegeben Tizard war Vorsitzender des britischen Aeronautical Research Committee das vor Kriegsbeginn an der Entwicklung des Radars entscheidenden Anteil gehabt hatte Er erkannte die Bedeutung des Uran Problems und rief die bedeutendsten Atomphysiker des Landes zusammen Die konstituierende Sitzung der Kommission fand am 10 April 1940 statt Mitglieder der Kommission BearbeitenDie Mitglieder der streng geheim gehaltenen Kommission waren George Paget Thomson Vorsitzender Cambridge Marcus Oliphant Birmingham Patrick Blackett Manchester James Chadwick Liverpool Philip Burton Moon Birmingham John Cockcroft Cambridge Frisch und Peierls wurden obwohl ihr Memorandum zur Bildung derselben gefuhrt hatte nicht in die Kommission aufgenommen Offiziell galten sie als feindliche Auslander und ihre Teilnahme wurde als Sicherheitsrisiko eingestuft Spater leisteten beide wichtige Beitrage in Los Alamos im Rahmen des britischen Beitrags zur Konstruktion der ersten Atombombe Die Namensgebung Miss Maud Rey at Kent BearbeitenIm April 1940 wurde Danemark durch deutsche Truppen besetzt Niels Bohr schrieb aus Kopenhagen kurz danach einen Brief an seinen ehemaligen Mitarbeiter Frisch in dem die Rede von einer Miss Maud Rey at Kent war Diese Miss Rey konnte zunachst nicht gefunden werden so dass die Vermutung aufkam dass Bohr eine verschlusselte Nachricht an der deutschen Militarzensur vorbei hatte ubermitteln wollen Bei genauerer Durchsicht fiel auf dass darin die Buchstaben fur die Worte Radium taken Radium beschlagnahmt Miss Maud Rey at Kent verborgen waren Dies alarmierte die Beteiligten in Birmingham da sie vermuteten dass die deutschen Besatzer das im Kopenhagener Institut lagernde radioaktive Material konfisziert hatten und dass in Deutschland moglicherweise schon mit Hochdruck an der Entwicklung von Kernwaffen gearbeitet wurde Von dieser ominosen Nachricht Bohrs erhielt die britische Kommission den Namen MAUD Committee und behielt ihn auch spater als die Adressatin des Briefes Miss Maud Rey die ehemalige englische Gouvernante von Bohrs Kindern ausfindig gemacht worden war Erste Beschlusse der Kommission BearbeitenBei den ersten Treffen wurde ein Forschungsprogramm zur Isotopentrennung und Kernspaltung beschlossen Im Juni 1940 wurde der in Cambridge arbeitende deutsche Emigrant Franz Eugen Francis Simon damit beauftragt eine Methode zur Isotopentrennung von 235U und 238U durch Gasdiffusion zu entwickeln Ralph Howard Fowler sollte dabei die Fortschritte auf diesem Forschungsgebiet an das amerikanische Advisory Committee on Uranium das 1939 unter der Leitung von Lyman Briggs ins Leben gerufen worden war weitergeben Simon legte uber seine Arbeiten zur Isotopentrennung im Dezember 1940 einen Bericht ab der zu dem Schluss kam dass eine Trennung der beiden Uranisotope 235U und 238U auf diesem Wege moglich war Simons Bericht an die MAUD Kommission enthielt auch Abschatzungen uber den Aufwand und die Kosten einer solchen Isotopentrennung und es wurde klar dass dafur eine sehr grosse Anlage notwendig sein wurde James Chadwick eines der Mitglieder der MAUD Kommission schrieb dazu spater I realised that a nuclear bomb was not only possible it was inevitable Mir wurde klar dass eine Nuklearbombe nicht nur moglich war sondern dass sie unausweichlich kommen wurde Und weiter I had then to start taking sleeping pills It was the only remedy Von da an musste ich Schlaftabletten einnehmen ohne ging es nicht mehr Im Marz 1941 bestimmten Wissenschaftler am Department of Terrestrial Magnetism DTM der Carnegie Institution den Wirkungsquerschnitt fur schnelle Neutronen von 235U Mit diesen Daten berechnete Peierls die kritische Masse von 235U zu etwa 9 kg in Kugelform oder 4 5 bis 5 kg wenn die Masse von einem Neutronenreflektor umgeben war Durch die MAUD Kommission wurde wiederum ein Bericht verfasst der auch in Kopie an Briggs Advisory Committee on Uranium in den Vereinigten Staaten ging Abschlussberichte der Kommission BearbeitenAm 15 Juli 1941 legte die MAUD Kommission zwei Berichte vor Der erste Bericht trug den Titel Use of Uranium for a Bomb Verwendung von Uran fur eine Bombe und der zweite Use of Uranium as a Source of Power Verwendung von Uran als Energiequelle Im ersten Bericht wurde festgestellt dass eine Bombe prinzipiell moglich sei und es wurden die technischen Details zur Konstruktion erortert Die benotigte Menge an spaltbarem Material wurde auf etwa 12 kg geschatzt und die Explosionskraft auf etwa 1 800 Tonnen TNT Die Kosten fur die Errichtung einer Anlage zur Produktion von 1 kg 235U pro Tag wurden auf 5 Millionen geschatzt und es wurde festgestellt dass enorme menschliche Ressourcen eine grosse Zahl an Technikern und Wissenschaftlern fur den Anreicherungsprozess und die Konstruktion notwendig waren Die Auswirkungen einer Atombombenexplosion mit lang dauernder und weitreichender radioaktiver Verstrahlung der Umgebung wurden beschrieben Der Bericht schloss mit der Feststellung dass ein deutsches Atomwaffenprojekt moglich sei und dass in Zusammenarbeit mit den USA Aktivitaten in Richtung auf die Konstruktion einer Bombe mit hoher Prioritat vorangetrieben werden sollten Der zweite Bericht der sich mit der nicht militarischen Nutzung der Atomenergie befasste stellte fest dass die Kernspaltung ein erhebliches Potenzial zum einen fur die Energiegewinnung und zum anderen fur die Erzeugung von anderweitig nutzbaren Radioisotopen hatte Der Bericht erwahnte die mogliche Nutzung von schwerem Wasser oder Graphit als Moderatorsubstanz fur die Abbremsung von schnellen Neutronen Es wurde empfohlen intensivere Forschungen fur die zivile Nutzung der Atomenergie erst nach Ende des Krieges durchzufuhren Die Kommission empfahl dass Hans von Halban und Lew Kowarski in die USA ubersiedeln sollten um dort an den Aktivitaten zur Herstellung von schwerem Wasser mitzuwirken Die Moglichkeit dass Plutonium geeigneter als 235U sein konnte wurde erwahnt und die Fortsetzung der Forschung daran in Grossbritannien empfohlen Nach Erstellung der Berichte sah die Kommission ihre Aufgabe als erfullt an und loste sich wieder auf Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten BearbeitenDie Berichte der MAUD Kommission waren an Lyman Briggs den Leiter des amerikanischen Advisory Committee on Uranium weitergegeben worden Jedoch erfolgte von dort keinerlei Reaktion auf den Bericht Als Marcus Oliphant schliesslich im August 1941 in die Vereinigten Staaten flog um direkt bei Briggs vorzusprechen stellte er fest dass Briggs die Berichte in seinem Safe eingeschlossen und keinem seiner Kollegen gezeigt hatte Daraufhin sprach Oliphant direkt mit den anderen Mitgliedern des Advisory Committees unter anderem mit Samuel King Allison in Chicago der von den eindringlichen Schilderungen uber die Notwendigkeit der Konstruktion einer Atombombe um Nazi Deutschland darin zuvorzukommen beeindruckt war Oliphant ausserte gegenuber Allison dass die Konstruktion einer derartigen Bombe derart grosse Ressourcen an Geld und Humankapital erfordern wurde dass dies unter den Bedingungen des Krieges nicht in Grossbritannien sondern nur in den Vereinigten Staaten moglich sei In Chicago besuchte Oliphant auch Ernest Lawrence James Bryant Conant und Enrico Fermi und legte ihnen die Dringlichkeit des Projektes dar In den USA waren die Aktivitaten zur Atomforschung zunachst zogerlich angelaufen Vannevar Bush der Vorsitzende des amerikanischen National Defense Research Committee NDRC berief Arthur Compton und die National Academy of Sciences um einen Bericht uber die mogliche Nutzung der Atomenergie zu erstellen Der Bericht wurde am 17 Mai 1941 veroffentlicht ging jedoch in keiner Hinsicht auf die mogliche Konstruktion einer Bombe ein Nicht zuletzt aufgrund der Aktivitaten von Oliphant wurde im Dezember 1941 durch Vannevar Bush das amerikanische Office of Scientific Research and Development OSRD gegrundet das deutlich erweiterte Kompetenzen besass und neben Forschungsaktivitaten auch grossere Konstruktionsaufgaben in Angriff nehmen konnte Der erste Schritt hin zum spater so genannten Manhattan Projekt war damit getan Grossbritannien hatte inzwischen auch ein eigenes Atomwaffenprojekt unter dem Codenamen Tube Alloys begonnen Interessen der Sowjetunion BearbeitenBereits im Herbst 1941 erhielt der NKWD eine Kopie des Berichts der MAUD Kommission Daraufhin begannen auch in der Sowjetunion erste Aktivitaten in Hinsicht auf die Forschung und Konstruktion einer Atombombe 1 Siehe auch BearbeitenFrisch Peierls Memorandum Manhattan ProjectEinzelnachweise Bearbeiten Nekrasow Wladimir F NKWD MWD i atom Das NKWD MWD und das Atom Moskau 2007Literatur BearbeitenPhilip L Cantelon Richard G Hewlett Robert C Williams Hrsg The American Atom A documentary history of nuclear policies from the discovery of fission to the present University of Pennsylvania Press 2 Auflage 1991 Philadelphia PA ISBN 0 8122 1354 8Weblinks BearbeitenThe MAUD Report Abgerufen von https de wikipedia org w index php title MAUD Kommission amp oldid 236669591