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Lew Kowarski russisch Lev Nikolaevich Kovarskij 10 Februarjul 23 Februar 1907greg in Sankt Petersburg 30 Juli 1979 in Genf war ein russisch franzosischer Physiker Kowarski war ein Pionier der Kernphysik und leistete bedeutende Arbeiten zur nuklearen Kettenreaktion Lew Kowarski 1942 in Montreal Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Literatur 3 Siehe auch 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenLew Kowarski wurde in der damaligen russischen Hauptstadt St Petersburg als Sohn des judischen Kaufmanns Nikolaus Kowarski und der ukrainischen Sangerin Olga Vlassenko geboren Seine Kindheit verbrachte er zunachst in seiner Geburtsstadt Nach der Machtergreifung der Bolschewiki floh die Familie jedoch Richtung Westen und Kowarski wurde als 12 Jahriger unter abenteuerlichen Umstanden 1919 durch die sich demobilisierenden deutschen Frontlinien nach Westen geschleust Er liess sich zusammen mit seinem Vater in Vilnius nieder und besuchte dort die Schule die Stadt war 1920 von Polen einverleibt worden Wahrend seiner Jugendzeit erwies er sich als begabter Musiker musste den Gedanken an eine Musikerlaufbahn jedoch aufgeben als sich zeigte dass seine Finger zu dick fur die Klaviatur wurden Durch den Vater weiterhin mit kleinen Summen unterstutzt studierte er Chemieingenieurwesen in Brussel und in Lyon In Lyon erhielt er 1928 sein Diplom und begann anschliessend ein Aufbaustudium der Chemie und Physik an der Universitat Paris Seinen Lebensunterhalt in Paris finanzierte er sich durch Arbeit in einer Fabrik in der Gasleitungssysteme konstruiert wurden 1931 begann er mit der Anfertigung einer Dissertation uber ein kristallografisches Thema im Labor von Jean Baptiste Perrin Dadurch kam er in Kontakt mit der Wissenschaftler Familie Joliot Curie Marie Curie ihrer Tochter Irene Joliot Curie und deren Ehemann Frederic Joliot Das Ehepaar Joliot Curie erhielt 1935 den Nobelpreis fur Chemie fur seine Arbeiten auf dem Gebiet der kunstlichen Radioaktivitat Im selben Jahr erhielt Joliot eine Professur am College de France und Kowarski bekam eine gering bezahlte Anstellung als Joliots Sekretar Als Kowarski auch ein Forschungsstipendium bekam hatte er endlich die finanzielle Unabhangigkeit erreicht die es ihm ermoglichte die Arbeit in der Gasrohren Fabrik aufzugeben Nachdem Anfang 1939 die Ergebnisse von Otto Hahn und Fritz Strassmann 1 uber die Uran Kernspaltung in Berlin und deren korrekte Interpretation durch Lise Meitner und ihren Neffen Otto Frisch 2 im Pariser Labor bekannt wurden war sich Joliot sofort uber deren grosse Bedeutung im Klaren Die Pariser Gruppe bestehend aus Frederic Joliot dem deutschen Emigranten Hans von Halban und Lew Kowarski machte sich daran die Experimente von Hahn und Strassmann nachzuvollziehen 3 Binnen kurzester Zeit wurde ihnen klar dass sich 235Uran durch Beschuss mit langsamen thermischen Neutronen spalten liess und dass bei der Spaltung weitere Neutronen frei wurden die somit eine Kettenreaktion auslosen konnten Im April 1939 ermittelte die Pariser Arbeitsgruppe dass bei der Spaltung von 235U im Mittel etwa 3 7 Neutronen der exakte Wert liegt bei 2 5 Neutronen frei wurden Das Ergebnis wurde veroffentlicht 4 5 obwohl Leo Szilard und Victor Weisskopf in Princeton ihren Physikerkollegen und allen anderen Labors ausserhalb Deutschlands die sich mit diesen Fragen beschaftigten eindringlich davon abgeraten hatten da sie die mogliche militarische Nutzung dieser Entdeckung durch Nazi Deutschland befurchteten Nach dem Kriegseintritt Frankreichs im September 1939 intensivierten sich die Forschungen im Pariser Labor wobei sich die Arbeiten auf die Konstruktion eines Reaktors konzentrierten da der Bau einer Bombe zu aufwandig schien Es war wohl Kowarskis Idee schweres Wasser D2O Deuteriumoxid statt gewohnliches Wasser als Moderator zur Abbremsung der Neutronen zu verwenden da schweres Wasser im Gegensatz zu normalem Wasser kaum Neutronen absorbiert Die einzige Fabrik fur schweres Wasser befand sich zu dieser Zeit in Rjukan in Norwegen Mit der Betreiberfirma Norsk Hydro wurde ein Kontrakt abgeschlossen und der gesamte Vorrat von 165 l Schwerwasser im Marz 1940 wenige Wochen vor der deutschen Invasion Norwegens erworben Nach dem militarischen Zusammenbruch Frankreichs im Juni 1940 und der abzusehenden Besetzung von Paris durch die deutschen Armeen fluchteten Kowarski und von Halban unter abenteuerlichen Umstanden mit dem gesamten Schwerwasser nach England Sie wurden dort im Verlauf des Krieges Mitarbeiter des britischen Atomprojektes und wechselten mit diesem im Sommer 1942 nach Kanada Dort ging 1945 der erste Schwerwasserreaktor in Betrieb drei Jahre nachdem dem Team um Enrico Fermi mit dem Reaktor Chicago Pile 1 eine kontrollierte Kettenreaktion gelungen war Nach Kriegsende kehrte Kowarski wieder nach Frankreich zuruck und war dort fuhrend an der Konstruktion der ersten beiden franzosischen Kernreaktoren ZOE spater EL1 genannt 1948 und EL2 1952 beteiligt Er spielte eine wichtige Rolle bei der Grundung des CERN und wurde 1954 der dortige Direktor fur wissenschaftliche und technische Dienste Director of Scientific and Technical Services Er war Gastprofessor an der Purdue University 1963 66 der University of Texas at Austin 1967 71 und der Boston University 1972 78 Er erhielt zahlreiche wissenschaftliche und gesellschaftliche Ehrungen u a wurde er Offizier der Ehrenlegion 1964 Literatur BearbeitenOtto Frisch Obituary Lew Kowarski Nature 282 29 November 1979 S 541 Nachruf und Kurzbiografie Roland Kollert Die Politik der latenten Proliferation Landerstudie Frankreich Kapitel 5 2 Berlin Freie Univ Diss 1992Siehe auch BearbeitenEntdeckung der KernspaltungWeblinks BearbeitenLiteratur von und uber Lew Kowarski im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Finding Aid to the Lew Kowarski Papers 1907 1981 bulk 1930 1981 Niels Bohr Library and Archives American Institute of Physics Center for History of Physics The Kowarski Family The National Archives File on Lew Kowarski britische Geheimdienstakte zu Lew Kowarski veroffentlicht 2007Einzelnachweise Bearbeiten Hahn O Strassmann F Uber den Nachweis und das Verhalten der bei der Bestrahlung des Urans mittels Neutronen entstehenden Erdalkalimetalle Naturwissenschaften Band 27 Nummer 1 Januar 1939 doi 10 1007 BF01488241 Meitner L Frisch O R Products of the Fission of the Uranium Nucleus Nature 143 471 472 18 Marz 1939 doi 10 1038 143471a0 Bild von 1939 in Paris H von Halban F Joliot L Kowarski Liberation of Neutrons in the Nuclear Explosion of Uranium Nature 143 1939 470 471 H von Halban F Joliot L Kowarski Number of Neutrons Liberated in the Nuclear Fission of Uranium Nature 143 1939 680Normdaten Person GND 136237924 lobid OGND AKS LCCN n85085919 VIAF 45314756 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kowarski LewALTERNATIVNAMEN Kovarskij Lev Nikolaevich russisch KURZBESCHREIBUNG russisch franzosischer PhysikerGEBURTSDATUM 23 Februar 1907GEBURTSORT Sankt PetersburgSTERBEDATUM 30 Juli 1979STERBEORT Genf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lew Kowarski amp oldid 205011500