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Dieser Artikel befasst sich mit dem franzosischen Kernreaktor ZOE Fur weitere Bedeutungen siehe Zoe Begriffsklarung ZOE spater auch EL1 war der erste franzosische Kernreaktor Die Bezeichnung dieses Forschungsreaktors steht als Akronym fur Zero deutsch Null wegen der sehr geringen Leistung Oxide deutsch Oxid Uranoxid und Eau deutsch Wasser schweres Wasser Der Hochtemperaturreaktor wurde erstmals am 15 Dezember 1948 kritisch und war Vorlaufer einer Serie franzosischer gasgekuhlter Schwerwasserreaktoren Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte 3 Namensgebung 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenZOE befand sich auf dem Gelande des Fort de Chatillon in der Gemeinde Fontenay aux Roses wenige Kilometer sudostlich von Paris in einer 17 Meter hohen Halle mit einer Grundflache von etwa 20 20 Meter Der Reaktor bestand aus 1950 kg Uranoxid in gesinterten Pellets die in aufrecht stehenden Aluminiumrohren in 5 Tonnen schweres Wasser eingetaucht waren Dieses Material befand sich in einem zylindrischen Behalter aus Aluminium von 181 cm Durchmesser und 253 cm Hohe der von einer 90 cm starken Wand aus Graphit umgeben war Die Anlage wurde mit servobetriebenen Steuerelementen aus Cadmium und Sicherheitsstaben aus Borcarbid gesteuert Als aussere Hulle diente ein 150 cm starker Mantel aus Beton der die Strahlung absorbieren sollte In dem Betonmantel befanden sich Hohlraume zur Messung des Neutronenflusses und zur Bestrahlung von Fremdmaterialien Die Kuhlung des Systems erfolgte durch Konvektion innerhalb des schweren Wassers und durch einen um den Tank zirkulierenden Luftstrom ZOE erreichte erstmals am 15 Dezember 1948 seine Kritikalitat und erbrachte eine Leistung von nur 5 Kilowatt 1 2 3 4 1952 wurde ZOE umgebaut um Brennelemente aus metallischem Uran nutzen zu konnen Damit war der Anbau eines Kuhlsystems mit einem mit schwerem und leichtem Wasser betriebenen Warmetauscher verbunden Die Dauerleistung ZOEs konnte dadurch auf 150 kW erhoht werden 1957 wurde ZOE um eine quadratische Platte aus Uran mit einer Kantenlange von einem Meter und einer Starke von 2 cm erweitert Dazu gehorte ein Cadmiumschirm zur Ausrichtung des von ZOE erzeugten Neutronenflusses Die Erweiterung diente dazu Modelle von Vorrichtungen zum Strahlenschutz zu testen 3 5 Geschichte BearbeitenDer Bau von ZOE wurde 1947 von Frederic Joliot Curie angeregt der seit 1946 erster Hochkommissar des Commissariat a l energie atomique CEA deutsch Kommissariat fur Atomenergie war Ursprunglich plante man Ende 1947 den ersten franzosischen Kernreaktor in Betrieb zu nehmen Das CEA stand unter erheblichem Druck weil sein grosszugiges Budget wegen der hohen franzosischen Inflation des Jahres 1947 Anlass zur Kritik bot Dessen ungeachtet verzogerte sich das Atomprojekt da die Rekrutierung qualifizierter Wissenschaftler und Ingenieure sowie die Materialbeschaffung verzogerten 5 Frederic Joliot Curie war fur die Konstruktion und den Bau der Anlage verantwortlich Unter den an der Entwicklung beteiligten Wissenschaftlern spielte Lew Kowarski die bedeutendste Rolle Kowarski hatte in den kanadischen Chalk River Laboratories 1945 den Kernreaktor ZEEP aufgebaut und leitete in Fontenay den Bau von ZOE Zu seinem Team gehorten Bertrand Goldschmidt Jules Horowitz Jules Gueron Francis Perrin Raoul Dautry und Irene Joliot Curie die Tochter von Marie und Pierre Curie 1952 verliess Kowarski ZOE und ging an das neugegrundete europaische Kernforschungszentrum CERN Sein Nachfolger wurde Jacques Yvon bis dahin Leiter der Brennelemente Entwicklung 4 6 Mit dem Bau von ZOE verfolgte die franzosische Atomenergiebehorde vier Ziele Schaffen einer Moglichkeit zur Entwicklung der Kerntechnik Herstellung von Radionukliden fur die Forschung Herstellung der ersten Milligramme von Plutonium Vorbereitung des Baus eines nachfolgenden Reaktors der dann mit metallischem Uran betrieben werden sollte 2 nbsp Erinnerungsplakette an einem Gebaude des Gefangnisses in Riom 1940 vorubergehend der Aufbewahrungsort von schwerem WasserDer Kernbrennstoff fur ZOE wurde in der Usine du Bouchet in Vert le Petit hergestellt Dort fand auch die Wiederaufarbeitung des abgebrannten Brennstoffs von ZOE und daraus 1949 die Gewinnung des ersten Milligramms franzosischen Plutoniums statt Das fur ZOE verwendete schwere Wasser stammte teilweise aus Bestanden die Frankreich vor dem Zweiten Weltkrieg fur Forschungen zu Schwerwasserreaktoren angelegt hatte Es war wahrend des Krieges unter dramatischen Umstanden vor den anruckenden Deutschen gerettet und in Grossbritannien in Sicherheit gebracht worden Ein grosser Teil des schweren Wassers stammte aus Norwegen Die Verwendung der gesinterten Pellets aus Urandioxid war eine Neuheit und technisch nicht notwendig Allerdings verfugte Frankreich uber einen bedeutenden Vorrat von Uransalzen die wahrend des Krieges in Marokko versteckt worden waren Gegenuber der Herstellung metallischen Urans bot die Verwendung dieses bereits vorhandenen Materials einen Zeitvorteil auf den Frankreich nicht verzichten wollte 5 6 ZOE war als experimenteller Reaktor konzipiert und eine Stromproduktion war nicht angestrebt Dennoch wurde der Reaktor produktiv eingesetzt Binnen weniger Monate war ein Betriebsrhythmus etabliert der an Vormittagen die Messung des Neutronenflusses und Tests der Reinheit von Nukleargraphit nachmittags verschiedene Experimente und die Kalibrierung der Teilchendetektoren und wahrend der Nachtschicht die Produktion von radioaktiven Isotopen vorsah 1950 erfolgten bereits 100 Lieferungen monatlich uberwiegend fur wissenschaftliche Zwecke bis Marz 1952 wurden fast 3000 Lieferungen getatigt Viele Radioisotope wurden erstmals durch ZOE produziert Allerdings konnte eine Reihe benotigter Isotope von ZOE nicht produziert werden so dass sie aus Grossbritannien importiert werden mussten 5 ZOE wurde spater EL1 genannt abgeleitet von Eau lourde deutsch schweres Wasser Auf sie folgte die Anlage EL2 im Centre CEA de Saclay in der etwa 20 Kilometer sudostlich von Paris gelegenen Gemeinde Saclay Im Fort de Chatillon wurden nach ZOE weitere Forschungsreaktoren eingerichtet 1959 gingen die Leichtwasserreaktoren Minerve Triton und Nereide in Betrieb 3 ZOE wurde am 6 April 1976 stillgelegt und 1977 sicher eingeschlossen Das Gebaude in dem der Reaktor untergebracht war soll ein Atommuseum werden Der Ruckbau der kerntechnischen Anlagen des Fort de Chatillon begann 1995 und wird von der franzosischen Atomenergiebehorde als Pilotprojekt betrachtet Er sollte ursprunglich 2018 abgeschlossen werden derzeit geht man von einem Abschluss der Arbeiten im Jahr 2034 aus Namensgebung BearbeitenDie Bezeichnung ZOE geht auf den an dem Projekt beteiligten Kernphysiker Lew Kowarski zuruck Er hatte ursprunglich das Akronym FLOP vorgesehen fur French Low Output Pile Der Vorschlag fand wegen seiner englischen Wortbedeutung als Bezeichnung fur eine gescheiterte Theaterauffuhrung keine Zustimmung bei Frederic Joliot Curie Das Akronym ZOE bezog sich auf die geringe Energieproduktion und zudem auf den Brennstoff Urandioxid und den Moderator schweres Wasser Zero Oxide Eau Spater erhielt ZOE die Kurzbezeichnung EL1 fur Eau Lourde deutsch schweres Wasser Sein Nachfolger erhielt die Bezeichnung EL2 spatere Forschungsreaktoren mit dem Moderator Graphit hiessen G1 G2 und G3 5 Weblinks BearbeitenLe president Auriol inaugure la premiere pile atomique francaise Zoe Wochenschau Bericht von der Inbetriebnahme ZOEs durch den franzosischen Staatsprasidenten Vincent Auriol Les Actualites Francaises vom 23 Dezember 1948 auf der Website des Institut national de l audiovisuel 0 31 min franzosisch ZOE Website des International Nuclear Information System INIS der Internationale Atomenergie Organisation PDF 7 0 MB mit zahlreichen historischen Aufnahmen von ZOE und den beteiligten Wissenschaftlern Visite virtuelle et photos panoramiques 360 de la Pile ZOE a Fontenay aux Roses Panorama Aufnahmen des Gebaudes in dem ZOE aufgebaut war aussen und innen Einzelnachweise Bearbeiten La Pile Francaise Science et Vie Dezember 1950 abgerufen am 15 Dezember 2018 a b ZOE Website des International Nuclear Information System INIS der Internationale Atomenergie Organisation PDF 7 0 MB abgerufen am 15 Dezember 2018 a b c Claude Chauvez und Francois Rossillon Utilisation et evolution des reacteurs de recherche du C E A Rapport CEA R 2696 Geneve 1964 PDF 554 kB abgerufen am 15 Dezember 2018 a b Cyrille Foasso La R amp D nucleaire en France de 1945 a 1965 Le Departement des etudes de piles du CEA In Annales historiques de l electricite 2007 Nr 5 S 63 74 ISSN 1762 3227 Online abgerufen am 15 Dezember 2018 a b c d e Matthew Adamson Cores of production Reactors and radioisotopes in France In Dynamis 2009 Band 29 S 261 284 PDF 173 kB abgerufen am 15 Dezember 2018 a b Pierre Radvanyi Frederic Joliot Curie and the first French atomic reactor In Europhysics News Band 40 Nr 6 November Dezember 2009 S 20 23 PDF 1 0 MB doi 10 1051 epn 2009801 abgerufen am 15 Dezember 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title ZOE amp oldid 200821755