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Franz Baring 1 Februar 1522 in Venlo 1589 in Lutau ein geborener Niederlander war von 1565 bis 1582 erster lutherischer Superintendent von Sachsen Lauenburg Zuvor war er Prediger im Luneburgischen in Holstein in Buxtehude und Hamburg Nach der Kirchenvisitation von 1581 82 wurde er von Herzog Franz II seines Amtes enthoben Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Herkunft und Familie 1 2 Jugend 1 3 Hamburg 1 4 Lauenburg 1 5 Absetzung als Superintendent und Pfarrer in Lutau 2 Siehe auch 3 Literatur 4 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenHerkunft und Familie Bearbeiten Baring stammte aus der Baring Familie und war der Sohn von Petrus Baring 1483 1532 36 und Everharda N 1558 Seit 1544 blieb er in Norddeutschland ansassig wo er der Stammvater zweier Linien der Familie wurde In erster Ehe war er seit 1545 verheiratet mit Magdalena Tuchters 1552 aus dieser Ehe stammten drei Kinder In zweiter Ehe heiratete er 1554 Margarita Burgstede aus dieser Ehe stammten sieben Kinder Von seinen Kindern sind einige bereits fruh verstorben Jugend Bearbeiten Er wuchs in Venlo auf bis die Familie 1532 nach Geldern ubersiedelte Nach dem Tod seines Vaters wurde er durch einen Freiherrn von Egern ausgebildet und besuchte dann die Lateinschule in Emmerich am Rhein Anschliessend wurde er Monch des Karmeliten Klosters in Geldern und im Jahr 1540 bereits im Alter von 18 Jahren im Kolner Dom als Messpriester ordiniert Unter dem Eindruck der Reformation wurde auch Baring von Luthers Gedanken ergriffen es ist moglich dass Barings Ubertritt auf dem starken Eindruck beruhte den Martin Bucer und Philipp Melanchthon personlich auf ihn gemacht hatten und dass er spater eben aus diesem Grund Melanchthon in hohem Masse zugetan blieb Er begab sich um diese Zeit zu dem lutherischen Fuhrer Graf Jodokus Bronkhorst und trennte sich damit von seinem Orden Baring wurde von Bronkhorst als Begleiter dessen Sohnes Wilhelm 1 an die Universitat Rostock geschickt wo sich die beiden 1544 in die Matrikel eintrugen 2 1545 trat er in den Dienst der lutherischen Kirche Nach einer etwa zweijahrigen Ubergangsstellung zu Elverstorff im Luneburgischen 3 war er ab 1547 zunachst in Krempe und dann in Buxtehude funf bzw sechs Jahre lang Prediger In Buxtehude trat Baring in Verbindung mit Johannes Aepinus welcher dort lutherischer Superintendent war und vom Rat ersucht wurde fur Buxtehude eine neue Kirchenordnung auszuarbeiten wie bereits zuvor im Jahr 1539 fur Hamburg bei deren Abfassung Baring moglicherweise mitwirkte Hamburg Bearbeiten Baring kam durch Aepinus in Kontakt mit Paul von Eitzen der seit 1549 mit Aepinus am Hamburger Dom gewirkt hatte und ihm 1555 als Superintendent gefolgt war Mit ihm verband Baring zeitlebens eine auf religioser Gleichstimmung beruhende Freundschaft Nach der spateren raumlichen Trennung beider kam es zu einem vertrauensvollen Briefwechsel Baring wurde 1558 als Diakonus an die St Petri Kirche zu Hamburg berufen und blieb im Rahmen kirchlicher Auseinandersetzung an Eitzens Seite als dieser z B die Positionen Melanchthons unterstutzte insbesondere bei den Auseinandersetzungen mit Joachim Westphal einem Unterstutzer des Matthias Flacius Seit Melanchthon 1548 zugunsten der Katholiken in das Leipziger Interim eingewilligt und sich auch wiederholt gegenuber den Reformierten nachgiebig gezeigt hatte wurden die Angriffe der Gnesiolutheraner Echt Lutherischen insbesondere von Seiten des Flacius gegen den Praeceptor Germaniae immer massloser Eitzen galt in Hamburg als mit Melanchthon befreundet und als Hauptvertreter von dessen Anschauungen Tatsachlich gehorte er zu den vielen die damals noch Luther und Melanchthon als eine untrennbare Einheit ansahen die durchaus lutherisch dachten und lehrten namentlich uber das Abendmahl aber in Melanchthons Formen Auch trat Eitzen gegenuber beschimpfenden Angriffen auf Melanchthon stets fur diesen ein Fur Baring war es zunachst ein Schlag dass die Stelle des Hauptpastors an seiner Kirche 1560 Johann Crusius oder Crispinus Krause ubertragen wurde einem der strengsten Lutheraner vor allem aber dass 1562 Eitzen aufgrund der heftigen Auseinandersetzungen nach Melanchthons Tod die Superintendentur aufgab die dann Joachim Westphal zufiel und Hamburg verliess Die Flacianer erreichten im Sommer 1563 Barings Verabschiedung Solche Entlassungen von Geistlichen durch die herrschende theologische Richtung waren in jener Zeit allerdings sehr haufig Lauenburg Bearbeiten Vermutlich begab sich Baring im 1564 Jahr von Hamburg nach Holstein in Eitzens Wirkungsbereich Nachdem der holsteinische Herzog Franz I von Lauenburg 1564 beim Kanzler Adam Tratziger um einen Geistlichen zur Vornahme der Kirchenvisitation angefragt hatte wurde Baring diese Aufgabe auf Empfehlung Tratzingers und Eitzens ubertragen Erleichternd war dabei dass Baring plattdeutsch sprach Baring wurde im Anschluss daran zum ersten Superintendenten des Landes bestellt zugleich wurde er als Pfarrer der Stadt berufen Die Amtsfuhrung gestaltete sich fur Baring in Lauenburg aufgrund der Haltung des Fursten in religiosen Angelegenheiten in jeder Hinsicht schwierig 4 Zwei seiner dem Herzog vorgelegten Entwurfe fur eine neue Kirchenordnung wurden von diesem nicht beachtet da sie nicht von ihm beauftragt waren Diese Entwurfe gingen vermutlich bei dem Schlossbrand von 1616 unter Wie die Haltung des Fursten so war auch der allgemeine Zustand des Landes fur Barings Amtsausubung erschwerend Bei der Visitation von 1564 fand man die Sitten und die religiose Erkenntnis im tiefsten Verfall vielen Aberglauben katholische Zeremonien und eine Unordnung in allen kirchlichen Verhaltnissen Herzoge und Adel sowie auch Bauern und Bauernvogte vergriffen sich an kirchlichem Besitz 5 Schon im Jahre 1565 fuhrte Baring in Lauenburg Ordinationen durch Urkunden die uber seine Wirksamkeit als Superintendent Aufschluss geben konnten sind dem Schlossbrand zum Opfer gefallen Einige wenn schon nur durftige Nachrichten lassen immerhin erkennen dass Baring alsbald gegen manche kirchliche Missbrauche einschritt 6 Das Amt des Pfarrers brachte zusatzlich einige Arbeit bei mangelnden zur Verfugung stehenden Hilfskraften mit sich so hielt er u a mehrere Predigten pro Woche in der Kirche und in der Schlosskapelle und war fur die Organisation der Kirchenfeste zustandig Die von ihm ordinierten Prediger konsultierten ihn hinsichtlich schwieriger Fallen des Eherechts der Kirchenzucht und bei eigenen Streitigkeiten Zu seinen Aufgaben gehorte auch das Entwerfen einer Kirchenordnung oder die Erledigung von Streitigkeiten mit auswartigen Amtsstellen 7 Baring besass die Bibel in vier Sprachen die Werke verschiedener Kirchenvater sowie Schriften von Luther Melanchthon und Johannes Brenz 8 Absetzung als Superintendent und Pfarrer in Lutau Bearbeiten Baring verweigerte seine Unterschrift zur Konkordienformel FC die in das 1580 erschienene Konkordienbuch als abschliessendes lutherisches Symbol aufgenommen wurde und veranlasste auch den Herzog zur Ablehnung derselben Nach dem Tod Herzogs Franz I im Jahr 1581 kam es in Lauenburg unter der Herrschaft seines Sohnes Franz II auch zu einem Wechsel der kirchlichen Richtung Noch im selben Jahr ordnete Franz II zur Vorbereitung einer Kirchenordnung eine allgemeine Kirchenvisitation an und berief Andreas Pouchenius zum Visitator generalis Die Visitation begann im November 1581 Nach ihrem Ende fand 1582 eine Tagung zu Ratzeburg statt auf welcher der Herzog am 17 August Baring als Superintendenten entliess 9 Baring erhielt dann die Pfarre zu Lutau Pouchenius verfasste spater die umfangreiche Lauenburger Kirchenordnung von 1585 wonach bei jeder Kirche vor allem ein Abdruck der Konkordienformel vorhanden sein und ausserdem jeder Geistliche auf sie verpflichtet werden sollte Die Beweggrunde weshalb Baring die FC ursprunglich ablehnte sind nicht klar Dass Barings Gegner hinter seiner Ablehnung Calvinisterei suchten ist gewiss voraussichtlich wurde er von denselben Grunden wie Eitzen geleitet Er blieb bei seiner lutherischen Einstellung So konnte er spater in Lutau ohne Preisgabe einer grundlegenden Uberzeugung die Kirchenordnung von 1585 und damit die FC anerkennen nachdem sie kirchengesetzliche Geltung erlangt hatte Wie die baldige Verleihung der Lutauer Pfarre zeigt erfolgte die Entziehung der Pfarre in Lauenburg nur weil diese von der Generalsuperintendenten Stelle nicht getrennt werden konnte Nach heutigem Sprachgebrauch wurde Baring also als Pfarrer zwar seines Amtes enthoben nicht aber aus dem Dienst entlassen Mit der neuen Pfarre wurde ihm uberdies die Ehrenstellung des Senior Ministerii des Seniors des Geistlichen Ministeriums und damit Wortfuhrers der Landesgeistlichen bei bestimmten Gelegenheiten zuerkannt Lutau war eines der altesten Kirchdorfer in der damals Sadelbande genannten Gegend Von seinen Kindern begleiteten Baring zwei Tochter von 17 und 20 Jahren und der 12 jahrige Sohn Franz nach Lutau Als die Kirchenordnung von 1585 10 im Druck erschienen war unterzeichnete der Herzog selbst ein Druckstuck und liess es auch von seinen Raten und von allen Geistlichen des Landes unterzeichnen Es findet sich inmitten der ersten Unterschriften dieses Buches folgender eigenhandige Eintrag Barings Ego Franciscus Baringius Senior et pastor ecclesiae Lutoviensis in Inferiore Saxonia huic ecclesiasticae ordinationi subscripsi 11 1589 starb Franz Baring im 68 Jahr seines Lebens der Tag ist nicht bekannt Ein loses Blatt in den Kirchenakten aus der Zeit um oder vor 1627 enthalt die Worte Franciscus Baringius Past Lut et Minist Senior obiit 1589 Vielleicht wurde damit eine damals noch vorhandene Inschrift an oder in der Gruft wiedergegeben die unter der Kirche vorhanden und in welcher der Pfarrer bestattet worden war Diese Gruft wurde im Dreissigjahrigen Krieg mehrmals aufgebrochen und beraubt Ob sie bei dem Neubau der Kirche von 1845 46 beseitigt oder nur vermauert wurde ist nicht bekannt Siehe auch BearbeitenListe der Generalsuperintendenten Landessuperintendenten und Superintendenten fur Sachsen LauenburgLiteratur BearbeitenAdolf Brecher Baring Franz In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 2 Duncker amp Humblot Leipzig 1875 S 66 Adolf Baring Die Familie Baring insbesondere die hannoversche Linie in Deutsches Rolandbuch fur Geschlechterkunde Dresden 1918 herausg vom Verein Roland in Dresden S 7 243 Uber Franz Baring s dort S 27 ff 43 ff 186 ff 223 uber familiengeschichtliche Aufzeichnungen von 1637 1731 1754 und 1840 s S 20 ff Adolf Baring Franz Baring erster Landessuperintendent von Lauenburg in Die Reformation in Lauenburg Beitrage zur Kirchengeschichte Lauenburgs Ratzeburg 1931 S 91 ff online auf pkgodzik de Joh Moller Cimbria literata 1744 erschienen mit Berichten uber Franz Baring P v Eitzen und Pouchenius 11 57 667 ff III 227 ff Hellwig Chronik der Stadt Ratzeburg 1929 Einzelnachweise Bearbeiten Pieter Lodewijk Muller Bronkhorst In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 3 Duncker amp Humblot Leipzig 1876 S 354 f Eintrag im Rostocker Matrikelportal Vermutlich Elvestorf bei Winsen an der Luhe oder Elstorf im Amt Moisburg bei Harburg Dass Baring hier bereits evangelischer Prediger war wird dadurch bestatigt dass er bereits im Ehestand lebte sein Sohn wurde hier geboren Zitiert in Die Reformation in Lauenburg 1931 S 109 f Peter von Kobbe Geschichte des Herzogtums Lauenburg III 1836 S 292 Johann Friedrich Burmester Beitrage zur Kirchengeschichte des Herzogthums Lauenburg 1832 2 Aufl besorgt von P em Amann 1882 S 14 F Bertheau Die Vorgeschichte der Lauenburgischen Kirchenordnung in Vaterlandisches Archiv bzw Archiv des Vereins fur die Geschichte des Hzgt Lauenburg Bd 7 Heft 2 S 11 Baring Die Familie S 158 D Feddersen Philippismus und Luthertum in Danemark und Schleswig Holstein in Archiv fur Reformationsgeschichte Erg Bd V S 92 ff 1929 S 93 96 Hellwig S 21 Moller II 57 Auszug aus der Lauenburgischen Kirchenordnung von 1585 online auf pkgodzik de Zitiert in Die Reformation in Lauenburg 1931 S 130VorgangerAmtNachfolgerSuperintendent im Herzogtum Sachsen Lauenburg 1564 1582Gerhard SagittariusNormdaten Person GND 135839092 lobid OGND AKS VIAF 80288519 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Baring FranzALTERNATIVNAMEN Baringius FranciscusKURZBESCHREIBUNG erster lutherischer Superintendent von Sachsen Lauenburg 1565 1582 GEBURTSDATUM 1 Februar 1522GEBURTSORT VenloSTERBEDATUM 1589STERBEORT Lutau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Baring amp oldid 205840851