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Franz Anton Reichsgraf von Sporck 9 Marz 1662 in Lissa an der Elbe oder Hermannstadtel 30 Marz 1738 in Lissa an der Elbe war ein bedeutender Kunstmazen und Verleger Kupferstich des Grafen F A Sporck aus dem Jahre 1735 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Religion 1 2 Kulturelle Interessen 1 3 St Hubertus Orden 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGeboren als erstes von vier Kindern des Reitergenerals und Reichsgrafen Johann von Sporck und dessen zweiter Frau Eleonore Maria von Fineke hatte er die denkbar besten Voraussetzungen fur ein geruhsames sorgenfreies Leben gehabt Er besuchte die Schule in Hermannstadtel und mit acht Jahren begann er Unterricht bei den Jesuiten in Kuttenberg zu nehmen unweit des Sporckschen Anwesens Maleschau 1675 besuchte er Vorlesungen in Philosophie und Recht an der Karl Ferdinands Universitat im Prager Clementinum Als sein Vater Johann von Sporck 1679 starb war er noch nicht volljahrig Erst im Jahre 1684 konnte er dann einen Teil seines Patrimoniums ubernehmen Dieses bestand aus den Herrschaften Lissa Maleschau Konojedy Okres Praha vychod und Gradlitz Auf dem letzteren Anwesen in Nordostbohmen baute er spater seine eigene Residenz Er erbte auch den Familienpalast in Prag und eine betrachtliche Geldsumme Zuvor in den Jahren 1680 und 1681 hatte er eine Kavalierstour durch Europa unternommen wie es fur junge Adlige damals Brauch war Er reiste nach Italien und blieb langere Zeit in Rom Uber Turin und Sudfrankreich kam er nach Madrid in Spanien Er blieb eine Weile in Paris und kehrte dann via London Den Haag und Brussel nach Bohmen zuruck Im Fruhjahr 1682 ging er noch ein zweites Mal nach Paris Im Jahre 1687 heiratete Sporck die zwanzigjahrige Franziska Apollonia Reichsfreiin von Sweerts Reist Tochter des Freiherrn Franz Johann von Sweerts Reist 1613 1700 mit der er fast vierzig Jahre lang in glucklicher Ehe lebte wahrend sein Schwager Franz Karl Freiherr von Sweerts Reist die jungere Schwester des Grafen Maria Sabina ehelichte Sporcks altere Tochter Maria Eleonora 13 Juli 1687 29 Januar 1717 trat nach einer Affare mit dem Grafen Kinsky dem Klarissenorden bei ihr Vater richtete zu diesem Zweck ein Kloster in der Burg Gradlitz ein wo sie 1717 dreissigjahrig verstarb Die jungere Tochter Anna Katharina 1689 1754 heiratete 1712 Franz Karl Rudolph von Sweerts Sporck mit dem sie zwei Kinder hatte Seit 1690 hatte der Graf das Ehrenamt des Kammerers inne und war seit 1692 Wirklicher Geheimer Rat 1691 wurde der damals 29 Jahre alte Graf von Kaiser Leopold I zum Statthalter ernannt Die Statthalterei fuhrte als hochstes Landeskollegium die Regierung statt und im Namen des Konigs Sie unterbrach ihre Tatigkeit fur die Zeit wahrend der der Monarch im Lande weilte Auf diese Dinge legte Sporck aber keinen Wert und wandte sich lieber anderen Dingen wie der Jagd zu Im Jahre 1694 bestatigte der Prager Arzt J F Love die heilsamen Eigenschaften der Quelle die am linken Ufer der Elbe im pittoresken Tal unweit Gradlitz im Suden des Anwesens entsprang Hier liess Sporck das Bad Kuks errichten mit dem Gesamtkonzept Entwurf und Ausfuhrung beauftragte er den Architekten Giovanni Battista Alliprandi und fur die Steinmetzarbeiten engagierte er Giovanni Pietro della Torre ein typisches Beispiel fur die Beliebtheit italienischer Baumeister in der Habsburger Monarchie Das Bad und ein Schloss wurden am linken Ufer gebaut wahrend am rechten Ufer auf dem Hugel ein Hospiz mit der Kirche der Allerheiligsten Dreifaltigkeit fur Kriegsveteranen bzw alte Bedienstete errichtet wurde wofur er eine Stiftung grundete Nicht zu vergessen ist auch der grosse Bildhauer Matthias Bernhard Braun der hier einige seiner besten Werke schuf Graf von Sporck starb kurz nach seinem 76 Geburtstag Er wird als der Begrunder der Freimaurerei in Bohmen bezeichnet Dies lasst sich allerdings streng wissenschaftlich nicht belegen Religion Bearbeiten Wie nur wenige Adlige seiner Zeit gab er zur Verbreitung seiner Ansichten in seiner Privatdruckerei zahlreiche Schriften heraus moglicherweise um die 150 religiose und philosophische Traktate Teilweise waren dies Ubersetzungen franzosischer Originale die u a von seiner Tochter Anna Katharina 1689 besorgt wurden Sporck hatte ausserdem seine eigene Kupferstecherwerkstatt in dieser arbeiteten Johann Daniel der Sohn des Nurnberger Kupferstechers Joseph a Montalegre und der fruhere Lehrling und zweite Ehemann der Witwe Montalegre Michael Heinrich Rentz Zu Sporcks reichhaltigem Gesellschaftsleben gehorte auch der Besuch mehrerer prominenter Gelehrter aus Deutschland Sein reges Interesse an Theologie und Religion sollte dem Grafen die dunkelsten Stunden seines Lebens bescheren verursacht durch Zensur Unterdruckung und rigorose Gewaltanwendung Diese lagen im fruhen 18 Jahrhundert in den Handen der Jesuiten was im Jahre 1715 durch eine Regierungsanordnung zur Verdammung sowohl der Veroffentlichung als auch der Verbreitung jeglicher satirischer Bucher Traktate und Bilder bestatigt wurde So veroffentlichte der Jesuit Antonin Konias 1729 einen bibliographischen Index von haretischen Buchern der als Richtlinie bei der Durchsuchung privater Bibliotheken diente Diese haretischen Bucher wurden konfisziert und teils durch katholische Titel ersetzt Nicht genehmigte Offizinen mussten geschlossen werden Druckerpressen durften nur in Universitatsstadten und in Orten mit hoherer Verwaltung betrieben werden Trotzdem wurden grosse Mengen nicht genehmigter Titel in tschechischer und deutscher Sprache nach Bohmen geschmuggelt Es handelte sich zumeist um religiose Publikationen die in den deutschen Grenzstadten Zittau und Pirna gedruckt wurden Graf von Sporck war sehr am Jansenismus und an den Lehren nicht katholischer Theologen interessiert Neben den schon genannten theologischen Arbeiten finanzierte er auch den Druck von Abhandlungen aus Medizin und Physik Sporcks Offizin in Lissa war 1712 von den Jesuiten geschlossen worden daher liess er die meisten Titel ausserhalb Bohmens drucken Diese wurden dann auf verschiedene raffinierte Weise ins Land geschmuggelt 1725 liess er sogar eine ganze nicht katholische Bibliothek aus Schlesien holen obwohl die Einfuhr dieser Literatur mit dem Tode bestraft wurde Am 26 Juli 1729 wurde Kuks von einer Abteilung des Regiments Carafa besetzt und Sporck erhielt ein kaiserliches Schreiben das zur Beschlagnahmung aller seiner Bucher ermachtigte Sporck wurde verhaftet und zum Verhor nach Prag gebracht Die Beschlagnahmung und Uberprufung seiner 30 000 Bande umfassenden Bibliothek war nur der Anfang eines langen Gerichtsprozesses in dem Sporck schliesslich der Ketzerei und ihrer Verbreitung angeklagt wurde Als Strafe war der Verlust seiner Besitzrechte und Anwesen eine Geldstrafe von 100 000 Goldstucken der Verlust seiner Bucher und lebenslange Haft unter strenger Bewachung vorgesehen Dies blieb ihm allerdings erspart Am 13 Marz 1733 wurde Sporck wegen Nichtachtung des kaiserlichen Verbotes des Druckens unter Umgehung der Zensur zu einer Geldstrafe von 6000 Goldstucken und der Ubernahme der Gerichtskosten verurteilt Kulturelle Interessen Bearbeiten Auch musikalisch war Sporck interessiert Im Fruhjahr 1682 lernte er am Hof in Versailles das Waldhorn Cor de Chasse kennen und liess zwei seiner Musiker dieses Instrument lernen Wieder in Bohmen verbreiteten sie ihre Kenntnisse und ihre Instrumente wurden bald von Nurnberger Instrumentenbauern kopiert Als nach der mit Enthusiasmus aufgenommenen Urauffuhrung der Festa teatrale Costanza e fortezza von Johann Joseph Fux als Kronungsoper fur Kaiser Karl VI zum Konig von Bohmen 28 August 1723 bei den dortigen Adeligen eine so grosse Begeisterung fur die italienische Oper entstand dass sie diese Werke in ihren Privattheatern aufzufuhren begannen unterhielt auch Sporck viele Jahre lang eine permanente Opernbuhne die sowohl in Kuks als auch in seinem Prager Palast auftrat Dieses Ensemble das vorwiegend aus italienischen Musikern bestand fuhrte z B mehrere Opern von Antonio Vivaldi auf Neben anderen ist ihm die Grundung des ersten offentlichen Opernhauses in Bohmen im Jahr 1724 in Prag zu verdanken Die Einengung seines liberalen Geistes durch den Prozess mag der Grund gewesen sein warum er sich in seinen spateren Jahren nach Leipzig wandte einem Hort der Freiheit und vor allem der Literatur mit beispielhaftem offentlichen Musikleben Der grosse Picander hatte seine erste Gedichtsammlung 1725 mit einer Ode an den Grafen eingeleitet Bei den freundschaftlichen Beziehungen die sich hier entwickelten ist es durchaus wahrscheinlich dass Sporck auch ein Gast des Bachschen Hauses war und dass die gegenseitige Bewunderung den Komponisten zur Schaffung einer der Situation des Grafen angepassten Komposition anregte So enthalt die autographe Partitur des Sanctus der h Moll Messe Bachs Hinweis die Stimmen seien in Bohmen bey Graff Sporck Auch die Kyrie Gloria Messen werden mit diesen Besuchen in Zusammenhang gebracht fur die Bach Satze existierender Kantaten zusammenstellte und auf den lateinischen Text parodierte St Hubertus Orden Bearbeiten 1695 grundete Sporck einen Jagdorden den St Hubertus Orden Die Ordensdekoration bestand aus einem freischwebenden Jagdhorn zu dem eine Hubertus Medaille getragen wurde Das Ordenszeichen war bei der Jagd zu tragen ausserdem sollte am Hubertustag eine Parforcejagd abgehalten werden 1723 lud er Karls VI zur Jagd in sein Revier Brandeis ein bei der uber tausend Schutzen beteiligt gewesen sein sollen Im Anschluss bestatigte der Kaiser den Jagdorden und wurde selbst Ordensritter Auf dem Revers der zu diesem Anlass gepragten Medaille wurde die Umschrift CESARE SUBSCRIBENTE DIE III NOV MDCCXXIII Durch den Kaiser bestatigt am 3 November 1723 um das Ordenszeichen eingefugt In Erinnerung an die Jagd liess Sporck durch Matthias Bernhard Braun ein Jagddenkmal mit einer Statue Karls VI unter einem Baldachin mit dem Ordenszeichen und einer plastischen Darstellung der Hirschlegende errichten 1 In Folge wurden unter anderem Mitglieder des Jagdordens 2 Infant Emmanuel von Portugal Sohn Peters II Anton Ulrich von Sachsen Meiningen Moritz Adolf Karl von Sachsen Zeitz Neustadt Elisabeth von Russland Friedrich Wilhelm I von Preussen August der Starke und dessen Frau Maria Josepha von Osterreich Eugen von Savoyen Franz Stephan von Lothringen Johann Adam von Liechtenstein Aleksander Jozef Sulkowski Franz Joseph Czernin von ChudenitzNach dem Tod Sporcks erlosch der Orden 3 1950 wurde der Internationale St Hubertus Orden in dieser Tradition gegrundet 4 nbsp Avers der Medaille nbsp Revers der Medaille nbsp Jagddenkmal Karls VI bei HlavenecLiteratur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Constantin von Wurzbach Spork Franz Anton Graf In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 36 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1878 S 219 232 Digitalisat Gustav Edmund Pazaurek Franz Anton Reichsgraf von Sporck ein Macen der barockzeit und seine lieblingsschopfung Kukus Leipzig 1901 Heinrich Benedikt Franz Anton Graf von Sporck 1662 1738 Zur Kultur der Barockzeit in Bohmen Manz Verlag Wien 1923 Hanus Jelinek Histoire de la Litterature Tcheque Editions du Sagittaire Paris 1930 Eugen Lennhoff Oskar Posner Internationales Freimaurer Lexikon 1491 f Amalthea Verlag 1932 unveranderter Nachdruck 1973 Hubert Rosel Johann Graf Sporck und Franz Anton Sporck In Robert Stupperich Hrsg Westfalische Lebensbilder Band 11 Aschendorff Verlag Munster 1975 ISBN 3 402 05950 9 S 203 226 Daniel E Freeman The Opera Theater of Count Franz Anton von Sporck in Prague Stuyvesant New York 1992 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Frantisek Antonin Spork Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschichte des St Hubertus Orden Sporcks Bedeutung in der Barockmusik englisch Internationales Bibliotheksverzeichnis Kuks Franz Anton von Sporck im Bayerischen Musiker Lexikon Online BMLO Hildegard Schulte 09 03 1662 Geburtstag Graf Franz Anton von Sporck WDR ZeitZeichen vom 9 Marz 2017 Podcast Einzelnachweise Bearbeiten Franz Anton Graf Sporck als Grossmeister des Hubertusordens 1735 Abgerufen am 24 September 2023 Lutz Kruger Franz Anton Reichsgraf von Sporck Rechtsucher aus Leidenschaft Kunstmazen Jager und Ordensstifter In Internationaler St Hubertus Orden Abgerufen am 25 September 2023 Uber Jagdorden In Albert Hugo Hrsg Jagd Zeitung Band 1 Wallishausser Wien 1858 S 21 22 google at abgerufen am 24 September 2023 Restitution In Internationaler St Hubertus Orden Abgerufen am 25 September 2023 Normdaten Person GND 118616382 lobid OGND AKS LCCN n82126574 VIAF 57407689 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sporck Franz Anton vonALTERNATIVNAMEN Spork Frantisek Antonin Sporck Franz Anton Reichsgraf von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG bohmischer Kunstmazen und VerlegerGEBURTSDATUM 9 Marz 1662GEBURTSORT Lissa an der Elbe oder HermannstadtelSTERBEDATUM 30 Marz 1738STERBEORT Lissa an der Elbe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Anton von Sporck amp oldid 238945854