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Eurodexis ist ein heute ausgestorbener Vertreter der Paarhufer der im Unteren und Mittleren Eozan vor 51 bis 41 Millionen Jahren in Europa lebte Er ist uber mehrere Funde aus Frankreich und Deutschland bekannt so unter anderem aus der Grube Messel und dem Geiseltal Allgemein war Eurodexis sehr klein und wies eine lange Schnauze auf Moglicherweise ernahrten sich die Tiere von Insekten und Mollusken oder aber von Fruchten EurodexisSkelett von EurodexisZeitliches AuftretenUnteres bis Mittleres Eozan50 7 bis 41 1 Mio JahreFundorteDeutschland Geiseltal Grube Messel Frankreich Premontre SystematikHohere Saugetiere Eutheria LaurasiatheriaPaarhufer Artiodactyla DichobunidaeEurodexeinaeEurodexisWissenschaftlicher NameEurodexisErfurt amp Sudre 1996 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fossiluberlieferung 3 Palaobiologie 4 Systematik 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksMerkmale BearbeitenEurodexis war ein Vertreter der fruhen Paarhufer und wie diese ausserst klein gestaltet mit einem charakteristisch nach oben gewolbten Rucken und kurzen Vorder und langen Hinterbeinen und einem sehr langen Schwanz der mindestens 22 cm lang wurde Die Gattung ist uber ein nahezu vollstandiges Skelett und einen Schadelfund bekannt Das Skelett verweist auf ein Tier mit einer Gesamtlange von rund 50 cm Der Schadelfund ist stark zerdruckt und noch 7 5 cm lang mass aber im Originalzustand wohl rund 10 cm An ihm sind aber aufgrund des Erhaltungszustandes nur wenige diagnostische Merkmale erkennbar Das Gaumenbein endete etwas verdickt oberhalb des letzten Molaren Die Orbita besass einen Durchmesser von rund 1 cm und sass oberhalb des ersten und zweiten Molaren Sie war zudem nicht vollstandig vom Jochbeinbogen umschlossen Der Unterkiefer hatte einen sehr schlanken und langgestreckten Bau und erreichte etwa 8 cm Lange wobei er hinter dem letzten Backenzahn etwa 1 2 cm hoch war Die Zahnformel entsprach der der anderen fruhen Hoheren Saugetiere und lautete 3 1 4 3 3 1 4 3 displaystyle frac 3 1 4 3 3 1 4 3 nbsp Charakteristisch waren dabei die stiftformigen Schneidezahne die nur rund 1 mm Hohe erreichten Sie bildeten keine geschlossene Zahnreihe sondern standen jeweils gut 2 mm auseinander Der untere Eckzahn ahnelte den Schneidezahnen der obere den vorderen Pramolaren Das hintere Gebiss war durch ein Diastema von 4 mm vom vorderen getrennt Allerdings bestanden auch zwischen den ersten drei Pramolaren grossere Zahnabstande Die Molaren waren dreieckig gestaltet und in ihrer Grosse recht ahnlich so dass die Lange der einzelnen Zahne zwischen 5 3 und 5 6 mm variierte Insgesamt wiesen sie niedrige Zahnkronen auf brachyodont und eine hockerig gestaltete Kauoberflache wobei die Hocker die aus Zahnschmelz bestanden relativ spitz waren 1 2 3 Das Korperskelett ist durch einen weitgehend vollstandigen Fund bekannt dessen Knochen aber stark beschadigt und teils verlagert waren Die Wirbelsaule ist unvollstandig uberliefert zeigt aber einen deutlich nach oben gebogenen Verlauf des Ruckens an Der Schwanz umfasste insgesamt 23 Wirbel wobei die mittleren sehr lang ausgepragt waren Charakteristisch sind die kurzen Vorder und langen Hinterbeine die insgesamt sehr schlank aufgebaut waren So wurde der Oberarmknochen etwa 6 8 cm lang die Speiche rund 6 cm Die Masse der Knochen der Hinterbeine lauten dementsprechend fur den Oberschenkelknochen 7 6 cm und fur das Schienbein 9 cm Auffallig am Femur war das Vorhandensein eines Dritten Trochanter Rollhugel etwas oberhalb der Knochenmitte als Muskelansatzstelle der bei heutigen Paarhufern generell fehlt und nur bei den fruhesten Vertretern ausgebildet war ebenso wie er typisch ist fur die meisten Unpaarhufer Uber die Anzahl der Strahlen der Vorder und Hinterfusse ist nichts bekannt da diese nicht vollstandig uberliefert sind Die Endglieder der Vorderfusse waren aber lang und klauenartig und ahnelten dadurch denen der heutigen Hirsche 2 3 Fossiluberlieferung Bearbeiten nbsp zwei Unterkiefer von Eurodexis aus dem GeiseltalFunde von Eurodexis sind relativ selten und datieren in das ausgehende Untere und in das Mittlere Eozan vor 51 bis 41 Millionen Jahren lokalstratigraphisch Lutetium Die altesten Funde stammen aus Premontre aus dem Departement Aisne in Frankreich und umfassen einzelne Zahne ein Oberkieferfragment und einige postcraniale Elemente wie das Sprungbein Ahnlich alte Funde sind auch aus der Region Champagne Ardenne bekannt stellen aber weitgehend isolierte Zahne dar 4 Etwas junger ist ein nahezu vollstandiges Skelett aus der Grube Messel bei Darmstadt dass aber deutlich verlagert ist und dadurch teils stark beschadigte Knochen besitzt Dieses wurde zuerst mit der Gattung Messelobunodon assoziiert 2 Zeitlich schliesst sic h dem ein Unterkieferfragment aus Aumelas in der franzosischen Region Okzitanien an 5 Aus dem Geiseltal bei Halle in Sachsen Anhalt sind die bisher jungsten Funde uberliefert Diese umfassen einen verdruckten Schadel einige Unterkieferfragmente und Reste des Korperskelettes wie ein Langknochenbruchstuck und Teile der Rippen Gefunden wurden diese in der Oberen Mittelkohle in den Tagebauen Cecilie und Leo 1 6 Palaobiologie BearbeitenAuffallend ist vor allem der langschmale Unterkiefer und die verlangerte Schnauze die von etwa gleich alten urtumlichen Paarhufern nicht bekannt ist Diese sprechen ebenso wie einzelne Zahnmerkmale etwa der verlangerte vierte Pramolar und die spitzen Kauflachenhocker eher fur tierische Kost Moglicherweise ernahrte sich Eurodexis von Insekten und Weichtieren die es im Oberboden wuhlend aufsuchte Zur Bestatigung dieser Annahme fehlen aber bisher die Unterkiefergelenke zur Rekonstruktion der Kaumuskulatur 1 Im Gegensatz zu diesen anatomischen Annahmen verweisen Reste aus dem Magen Darm Bereich des Messeler Skeletts auf eine uberwiegend fruchthaltige Ernahrung 3 Am Bewegungsapparat sind vor allem die verlangerten unteren Abschnitte der Vorder und Hinterbeine auffallig In diesem Merkmal entspricht Eurodexis in etwa den heutigen Rehen oder dem Steinbock Dies lasst auf eine flinke laufend bis springende Fortbewegung schliessen 3 Systematik BearbeitenEurodexis ist eine Gattung aus der ausgestorbenen Familie der Dichobunidae innerhalb der Ordnung der Paarhufer Zusammen mit den Diacodexeidae stellen die Dichobunidae die urtumlichsten Formen der Paarhufer dar Sie waren allgemein sehr klein und mit einem nach oben gebogenen Verlauf des Ruckens ausgestattet und wiesen sehr lange Schwanze auf wahrend die Vorderbeine stets kurzer als die Hinterbeine waren Innerhalb der Dichobunidae gehort Eurodexis zur Unterfamilie Eurodexeinae mit naher Verwandtschaft zu Eygalayodon und Herbertlutzius Ein Merkmal der Eurodexeinae ist eine verlangerte Schnauze die durch die Streckung der Pramolaren und die Einschaltung mehrerer Diastemata entstand Als Vorganger der Eurodexeinae durfte Diacodexis anzunehmen sein 7 Es werden zwei Arten von Eurodexis unterschieden 1 4 E ceciliensis Franzen amp Krumbiegel 1980 E russelli Sudre amp Erfurt 1996Dabei stellt E russelli die altere Art dar Erstbeschrieben wurde Eurodexis im Jahr 1996 durch Jean Sudre und Jorg Erfurt anhand des Fundmaterials aus dem Geiseltal Der Holotyp Inventarnummer GMH Ce IV 305 umfasst einen zerdruckten Schadel der bereits 1980 als zur Gattung Messelobunodon gehorig beschrieben worden war 6 Der Name Eurodexis leitet sich von der Fundlage in Europa und der nahen Verwandtschaft zu Diacodexis her 1 Literatur BearbeitenThomas Lehmann und Irina Ruf Das Aufkommen der Paarhufer In Stephan F K Schaal Krister T Smith und Jorg Habersetzer Hrsg Messel ein fossiles Tropenokosystem Senckenberg Buch 79 Stuttgart 2018 S 285 291Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Jorg Erfurt und Jean Sudre Eurodexeinae eine neue Unterfamilie der Artiodactyla Mammalia aus dem Unter und Mitteleozan Europas Palaeovertebrata 25 2 4 1996 S 371 390 a b c Jens Lorenz Franzen Ein zweites Skelett von Messelobunodon Mammalia Artiodactyla Dichobunidae aus der Grube Messel bei Darmstadt Deutschland S Hessen Senckenbergiana lethaea 64 5 6 1983 403 445 a b c d Thomas Lehmann und Irina Ruf Das Aufkommen der Paarhufer In Stephan F K Schaal Krister T Smith und Jorg Habersetzer Hrsg Messel ein fossiles Tropenokosystem Senckenberg Buch 79 Stuttgart 2018 S 285 291 a b Jean Sudre und Jorg Erfurt Les Artiodactyles du gisement Ypresien Terminal de Premontre Aisne France Palaeovertebrata 25 2 4 1996 S 391 414 Vincent Luccisano Jean Sudre und Fabrice Lihoreau Revision of the Eocene artiodactyls Mammalia Placentalia from Aumelas and Saint Martin de Londres Montpellier limestones Herault France questions the early European artiodactyl radiation Journal of Systematic Palaeontology 18 19 2020 S 1631 1656 doi 10 1080 14772019 2020 1799253 a b Jens Lorenz Franzen und Gunter Krumbiegel Messelobunodon ceciliensis n sp Mammalia Artiodactyla ein neuer Dichobunidae aus der mitteleozanen Fauna des Geiseltals bei Halle Saale Zeitschrift fur Geologische Wissenschaften 8 12 1980 S 1553 1560 Jessica M Theodor Jorg Erfurt und Gregoire Metais The earliest Artiodactyls In Donald R Prothero und Scott E Foss Hrsg The Evolution of Artiodactyls Johns Hopkins University Baltimore 2007 S 32 58Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Eurodexis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eurodexis amp oldid 224043902